15. Juni 2019 // Bye Bye Handyempfang und Zivilisation -
Hallo Damaraland!
Heute fühle ich mich klasse und der Hustensaft hat seine Wirkung nicht verfehlt. Zeitig wird gefrühstückt, denn wir möchten so früh wie möglich im Madisa Camp sein ohne zu hetzen. Während wir das Auto beladen, höre ich Petra nur wieder stöhnen, dass man hier so schlecht ausparken kann und es so eng wäre. Die darauf folgende Konversation läuft in etwa so ab:
Ich: "Schlüssel her, heute fahre ich."
Petra: Bloß ein ängstlicher Blick...
Ich: "Ja hopp!"
Petra: "öööööhhh... Muss das sein?"
Ich: "Ja."
Petra: "Aber.."
Ich: "Nein."
Petra: "Wenigstens durch die Stadt?!"
Ich: "Her jetzt damit!"
Petra: "Na dann guck mal, wie du hier raus kommst, ich helfe dir nicht."
Suverän bugsiere ich uns nach Check Out aus dem Hof heraus und Petra sagt jetzt erstmal nichts mehr. Außer an gefühlt jeder Kreuzung, dass dort Autos kommen. In einer großen Stadt durchaus mit zu rechnen. Nach einem kurzen Halt bei der Prima Schlachterei und um gefühlt ein Kilo Salami reicher geht es nun Richtung Henties Bay. Zuerst gilt es allerdings, die Kreisel und Kreuzungen aus Swakopmund heraus zu bewältigen, die für Petra als Beifahrerin ein größeres Problem darstellen als für mich.
Naja, bis Henties Bay höre ich auch nur ungefähr 15 Mal, dass sie vollends entspannt ist - klar, ich kann hier ja auch niemandem "dicht auffahren". Nach dem Tanken fahren wir Richtung Osten und wundern uns über die gute und glatte Pad. Momentan ist man dabei, diese zu befestigen, allerdings nicht zu asphaltieren. So kommen wir ein gutes Stück zügig voran und haben natürlich in weiter Ferne bereits den Brandberg in Sicht, der auch dieses Jahr nur gaaaanz langsam näher kommt. Selbst als die Pad wieder in Gravel übergeht lässt sie sich klasse fahren bis kurz vor Uis. Hier beginnen langsam die Verkaufsstände von Himbas und Herero Frauen und Petra würde zu gerne mal anhalten. Ich persönlich habe wenig Lust auf diese unangenehm penetrante Verkaufsmasche. Also fahren wir zunächst nach Uis, wo wir den Cactus Garden für eine kleine Mittagspause besuchen möchten. Wow, wir hätten nicht damit gerechnet, in Uis so ein schönes Fleckchen zu finden! Hier lohnt sich ein Stopp definitiv, auch wenn es nur für eine Toilettenpause und ein kühles Getränk ist. WLAN gibt es hier ebenfalls. Wir bestellen uns einen leichten Lunch und der Salat ist frisch, knackig und sehr lecker.
Nun sind es noch etwa 80 Kilometer bis nach Madisa und Petra würde mir wahrscheinlich am liebsten die Autoschlüssel aus der Hand reißen. Hier beginnt nun endlich die wunderschöne Strecke, die wir von letztem Jahr noch kennen. Nach wiederholt gefühlten 50 "langsam's" von ihr stehen wir jetzt vor einem kleinen Roadblock, denn die Bokkie Hunde liegen mitten auf der Straße, wo letztes Jahr vermehrt Menschen versucht haben, uns anzuhalten. Petra rutscht trocken heraus: "Ja schicken die jetzt schon die Hunde?!" - und ich muss herzlich lachen. Immerhin nervt mich Petra jetzt nicht mehr ständig, dass ich bitte Fahrsequenzen filmen soll, sondern kann dies nun selbst tun.
Die Verkaufsstände am Straßenrand werden immer mehr und als wir an einem der Himbas einen anderen Duster stehen sehen, gebe ich nach und wir halten. Freundlich werden wir begrüßt und geben allen den namibischen Handschlag. Sehr überrascht stellen wir fest, dass wir uns ganz in Ruhe umsehen können ohne bedrängt zu werden - das gefällt uns. Petra interessiert sich für ein Armband und fragt, wie viel es kosten soll. 300 N$. Als sie es ausziehen will, weil es ihr zu groß ist und um ein anderes auszuwählen, kostet es plötzlich nur noch 150 N$
Ich nehme auch noch eins und die Frauen haben Spaß, dass sie etwas verkaufen können. Sie tanzen noch für uns und Petra gibt ihr Bestes, um Schritt zu halten. Wir haben eine Menge Spaß und geben ihnen gerne noch etwas Geld in den Teller, den sie beim Tanzen in die Mitte gestellt haben.
Danach unterhalten wir uns noch mit ihnen und nun geht die Fragerei nach Essen los. Ich erkläre ihnen, dass wir in Lodges übernachten und dort unser Essen bekommen, also nichts dabei haben. Aber eine große Flasche Wasser können wir getrost abgeben, doch diese ist rasch leer. Ich komme auf die Idee, diese mit dem Wasser aus dem Kanister von Farm Heimat aufzufüllen, den uns Rainer mitgegeben hat. Alle bedanken sich glücklich und wir fahren weiter. Beate hat uns erklärt, dass es hier genug Brunnen gibt und wir bei Leuten, die um Wasser betteln nicht anhalten sollen. Solche sind uns allerdings diesmal nicht begegnet.
Die letzten 14 Kilometer nach Madisa fahren wir über ganz schönes Wellblech, aber sind umso begeisterter als wir endlich ankommen. Das nennen wir mal originell und wir fühlen uns direkt wohl. Madisa bedeutet ein Ort der Fröhligkeit und alles hier ist einmalig.
Das bedeutet "besetzt" auf dem stillen Örtchen
Leider hat unser Zelt einige Mängel und die Reißverschlüsse schließen nicht richtig. Dies scheint ein allgemeines Problem in Unterkünften zu sein, wo die Zelte nicht sehr gepflegt werden.
Omatozu zeigte letztes Jahr, dass es auch anders geht! Das offene Badezimmer ist allerdings der Knaller! Alles ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr schön.
Als ich auf der Terrasse sitze und Bericht schreibe, zieht auf einmal Wind auf und wird von jetzt auf gleich so heftig, dass ich das iPad an mich drücke und Mühe habe, nicht wegzufliegen! Das war eine Windhose vom Feinsten! Erst im Zelt wird uns das ganze Ausmaß bewusst, da wir die Fenster geöffnet hatten und nun das ganze Zelt voller Sand ist. Aber auf Mama Petra ist Verlass und die Putzfee geht ans Werk.
Zum Sundowner genehmigen wir uns einen nicht ganz kalten Gin Tonic und ein Ehepaar stößt zu uns, die ebenfalls heute angereist sind. Birgit und Andreas aus dem Schwabenländle, mit denen wir uns auf Anhieb verstehen. Während die Sonne langsam untergeht tauschen wir uns über die bisherigen Erlebnisse aus und freuen uns, morgen zusammen das Elephant Tracking erleben zu dürfen. Natürlich erzähle ich voller Eifer die Geschichte aus dem letzten Jahr über die Begegnung mit Voortrekker. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die klitzekleine Hoffnung, ihn vielleicht wieder zu sehen, da er momentan in der Gegend ist.
Ach Großer, wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon geahnt hätte, was knapp zwei Wochen später passieren sollte....
Das Abendessen wird hier an einem großen dreieckigen Tisch gemeinsam mit den anderen Gästen eingenommen und die Töpfe werden auf der Glut warmgehalten. Leider ist die Atmosphäre beim Essen sehr kalt und die anderen Gäste sind nicht so gesprächig wie Birgit und Andreas. Es gibt Oryx Spieße, Boerewurst, Maiskolben, Butternut, Rote Beete Salat, Nudelsalat und Reis mit Soße. Das Fleisch ist sehr durch, aber gut gewürzt und Petra schmeckt besonders die Wurst. Der Nachtisch ist ein Boeren-Dessert, das einfach nur genial schmeckt!
Nach dem Essen schwatzen wir mit Birgit und Andreas noch ein wenig, die sich leider nicht rechtzeitig zum Essen angemeldet hatten, und freuen uns alle vier auf den morgigen Tag.
An unserem Zelt fällt mir der strahlende Mond auf und ich krame die Einstellungen, die ich mir zuhause notiert hatte hervor, nehme den Polfilter ab und knipse aus der Hand drauf los. Vom Ergebnis bin ich dermaßen begeistert, auch wenn der Mond noch nicht ganz voll ist.
220 mm / F4.0 / ISO 800 / 1/800sek
Wir krabbeln in die Betten und schlafen diesmal nicht direkt ein. Uns wird bewusst, wie weit ab vom Schuss wir hier sind und man uns einfach überfallen könnte.... Nein, an sowas darf man in diesem Moment nicht denken, Augen zu und durch! Der nächtliche Toilettengang ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber der Mond spendet ein angenehmes Licht und so ein Blick in die Sterne auf dem stillen Örtchen hat doch auch was.
Gefahrene Kilometer: 292