17. Juni 2019 // Kamanjab -
Fahrt nach Farm Robyn
Es ist noch stocke duster, da wache ich auf, weil Petra wieder am Räumen ist, wo es eigentlich gar nichts mehr zu räumen gibt. Dafür nutze ich aber die Gunst der Stunde und mache noch eine Aufnahme vom Fast-Vollmond in einer anderen Perspektive.
Schnell ist das Auto beladen und wir trennen uns nur ungern von dieser Unterkunft. Aber heute geht es endlich wieder nach Robyn! Beim Frühstück treffen wir noch Desmond und unterhalten uns noch ein wenig bei einem Kaffee. Er hat heute wieder eine ordentliche Tour vor sich und fährt in eine andere Richtung, um Elefanten zu finden. Wir drücken ihm die Daumen und schießen natürlich noch ein Abschieds-Selfie.
Auch Birgit und Andreas treffen wir noch kurz vor unserer Abfahrt und da ihre nächste Station Oppi Koppi ist, würden wir uns bestimmt dort noch einmal treffen. Also los gehts nach Robyn - aber Moment, erst noch die Diskussion, dass ich auch diese Strecke noch fahren möchte.
Petra: "Ääähhmm...wie?"
Ich: "Ja, du musst danach Etosha sowieso die ganze Zeit fahren."
Petra: "Ich fahre ja auch gerne!"
Ich: "Ja siehste, ich auch, also."
Petra: "Aber..."
Ich: "MAMA!!!"
Petra: "Na gut, dann fahr ich aber von Kamanjab bis Robyn."
Ich: "Von mir aus..."
Als alles geklärt ist, fahren wir zunächst zurück zur C35 Richtung Khorixas. Kurz hatten wir im Vorfeld auch überlegt, über Outjo nach Kamanjab zu fahren, da wir dort sonst dieses Jahr gar nicht vorbei kommen würden. Noch ist allerdings nicht ausdiskutiert, ob wir in drei Tagen (so wie ich es mir wünsche) übers Galton Gate nach Okaukuejo fahren oder (so wie Petra es lieber hätte, weil sie sich schon verunsichern ließ, was die Straßenverhältnisse angeht) über Outjo. Da es jetzt aber über Outjo doch ein großer Umweg wäre, entscheiden wir uns heute für den direkten Weg nach Kamanjab weiterhin auf der C35, die in einem super Zustand ist. Die Diskussion übers Galton Gate ist aber noch nicht abgeschlossen, Mama!
Ein paar Mal mehr strecke ich meinen Arm nach links, um Petra zurück in den Sitz zu drücken, da sie mich mit ihrer nervösen Haltung kirre macht. Heute kommt uns die Strecke auch gar nicht so lange vor wie im vergangenen Jahr und wir erreichen recht flott und nach ungefähr 17 "langsam"s und 13 mal "Vorsicht Kurve" von Petra Kamanjab. Hach, es ist einfach wieder wie Heimkommen. Natürlich ist unser erstes Ziel Oppi Koppi für erfrischende Malawi Shandys und einen Plausch mit der Besitzerin Marianne.
Nach dem Schwatz mit Marianne läuft eine Frau an uns vorbei, die uns beiden sehr bekannt vorkommt und wir sind uns schnell einig, dass das nur Debbie vom Filmhouse sein kann! Als sie nochmal an uns vorbei läuft, sprechen wir sie an und tatsächlich, wir begrüßen uns herzlich und freuen uns sehr, sie wieder zu sehen. Wir erinnern uns immer wieder gerne an den tollen Abend vor zwei Jahren im Filmhouse. Leider hat sie wenig Zeit und Petra muss jetzt durchhalten und einige Zeit auf mich verzichten, da ich auf Vogel-Jagd gehe, was in Oppi Koppi einfach klasse ist! Mittlerweile habe ich riesigen Spaß dabei, die Kamera manuell einzustellen und die Ergebnisse können sich tatsächlich sehen lassen.
Stolz zeige ich ihr meine Ausbeute und wir bezahlen unsere Rechnung, da spaziert Birgit durch die Tür und Andreas folgt kurz danach. Natürlich setzen wir uns mit ihnen nochmal hin und zwingen Birgit endlich einen Malawi Shandy auf - Ergebnis: "Sau gut!". Wir tauschen noch Nummern aus, da wir uns so gut verstanden haben in den letzten zwei Tagen und auf jeden Fall in Kontakt bleiben möchten.
An dieser Stelle gaaanz liebe Grüße an euch beide - ich weiß ja, ihr lest mit
Der Sentra wurde mittlerweile umgebaut und hat einen größeren Eingang auf der anderen Seite als gewohnt. Ich schnappe mir einen Einkaufswagen, um ein paar Mitbringsel für die Angestellten Enginie, Immanuel und Beatrice einzukaufen. Außerdem hat Jutta eine ganze Kiste mit Getränken und Lebensmitteln geordert, die wir noch mitbringen sollen. Ich muss sagen, der Sentra macht jetzt viel mehr her als vorher und Sachen wie Maismehl, Milch, Zucker und Honig landen im Einkaufswagen. So etwas hilft den Menschen vor Ort viel mehr als Süßigkeiten aus Deutschland.
An der Kasse weiß erstmal niemand etwas mit Juttas Bestellung anzufangen und ich muss warten. Derweil beobachte ich draußen Petra, die zuerst von Bennie, dem Nüsschenschnitzer angesprochen wird, aber natürlich kein Nüsschen kaufen will. Danach eilen zwei andere Verkäufer zu ihr und schwatzen ihr ein Armband auf. Grinsend schüttel ich den Kopf. Endlich kann ich bezahlen und Juttas Bestellung ist auch aufgetaucht. Ein netter junger Mann hilft mir noch, alles zum Auto zu bringen, wo ich Petra erstmal zurufe: "na, haste wieder Geld ausgegeben? Dich kann man nicht alleine lassen!"
wir müssen beide lachen. Es passt alles noch gerade so ins Auto und nun darf Petra auch endlich wieder ans Steuer. Ich glaube, ihr fällt in dem diesem Moment ein kleiner Stein vom Herzen... Wir verlassen Kamanjab und müssen schmunzeln - wen man hier immer so alles trifft, einfach toll!
Auf dem Weg nach Robyn sieht man deutlich, dass die Dürre hier besonders zugeschlagen hat. Wo in den letzten Jahren noch etwas Gras stand, ist nun der nackte Boden zu sehen und nur vereinzelte Mopane Sträucher tragen noch grüne Blätter. Ein trauriger Anblick, den man sonst von Bildern aus den Monaten September oder Oktober kennt.
Beim elektrischen Tor merken wir, dass uns ein Auto folgt. Komisch, Jutta hatte nicht erwähnt, dass sie außer uns heute noch Gäste erwartet. Petra fragt nach und das junge Paar hat sich tatsächlich auf Google Maps verlassen und ist auf dem Weg nach Olifantsrus. Puuuhhh, schlechte Nachrichten, bitte einmal wenden. Wir haben mittlerweile 14 Uhr, da müssen sie sich sputen.
Unser Begrüßungskomitee besteht dieses Jahr mal nicht aus Giraffen, sondern einer Herde Zebras. Leider fällt uns dabei ein Tier mit gebrochenem Vorderbein auf und wir fahren umgehend weiter, damit sie nicht weiter flüchten müssen.
Auf Robyn begrüßen wir uns alle erstmal ganz herzlich und wir freuen uns sehr, wieder hier zu sein. Die Freude wird allerdings etwas getrübt als uns bewusst wird, dass ein kleiner Vierbeiner fehlt, nämlich der Dackel Waltraud. Die Kleine Kämpferin musste sich vor ein paar Monaten dem Krebs geschlagen geben. Auch ist dies unser letzter Besuch auf Robyn, was verschiedene Gründe hat. Somit wollen wir aber versuchen, die nächsten Tage noch besonders intensiv zu erleben.
Enginie, Immanuel und Beatrice dürfen nun erstmal unseren mitgebrachten Koffer auspacken und die Freude ist riesig als sie all die Klamotten erblicken. Leider haben wir nur Frauenklamotten übrig, freuen uns aber umso mehr, als wir feststellen, dass Immanuel die Jacke passt, die uns eine Freundin mitgegeben hat. Er strahlt übers ganze Gesicht und Enginie greift sich direkt alle Schuhe ab
Später zum Sundowner fahren wir eine Runde bis zum Westposten. Jutta hat ihr Gewehr eingepackt, falls wir das verletzte Zebra wieder sehen sollten. Trotz der Dürre entdecken wir einige Giraffen, Oryx, Kudus und ein Steinböckchen.
Als wir unser Ziel für den Sundowner erreicht haben, kann ich nicht anders und knipse noch ein Bild, was, wie ich finde, die nackte Wahrheit widerspiegelt und der Dürre ein Gesicht verleiht
Trotzdem versuchen wir, das Elend für den Moment auszublenden und den Sonnenuntergang bei ein paar Snacks, einem Gläschen Sekt und dem neuesten Tratsch zu genießen.
Zum Dinner gibt es heute in wunderschöner Atmosphäre mit Fackeln und Lagerfeuer auf der Ostterrasse:
-Wurstsalat
-Eland Roulade mit Semmellknödeln nach Rezept der Germania Gretel aus unserem Nachbarort und karamelisierte Karotten
-Heiße Kirschen mit Vanilleeis und Tonkagewürz
Ein Gaumenschmaus!
Wir verbringen noch einen tollen Abend zusammen und heute ist auch endlich Vollmond! Man sagt zwar, bei Vollmond schläft es sich nicht gut, aber das ist heute Nebensache. In gewohnter Umgebung schläft es sich einfach am besten.
Gefahrene Kilometer: 212