THEMA: Dis al…..oder…..am Rande der Unendlichkeit
02 Jul 2019 16:52 #560645
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  • busko am 02 Jul 2019 16:52
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Einführung…..

Ich möchte in diesem Reisebericht einen etwas anderen Ansatz als üblich wagen. Es werden nur im absoluten Ausnahmefall Essen, Menüs, Innenansichten von Lodges usw. beschrieben, weiterhin werde ich auch keine Tag-für-Tag Beschreibung der Reise vornehmen, sondern eher den freien Fluss folgend, die Bilder sprechen lassen. Hierbei sind alle im Bericht dargestellten Bilder lediglich von RAW in jpg konvertiert, ansonsten absolut unbearbeitet und in diesem Urlaub von uns aufgenommen worden. Die meisten Bilder sind um 1/3 bis 2/3 Einheiten (AEB) unterbelichtet, daher bei gedämpftem Licht am besten zu genießen! „Last, but not least“ möchte ich ein wenig „Lokal-Couleur“, hier und dort durchaus auch etwas Literarisches und geologisches aus der Gegend einstreuen.
Ich habe die folgende Sprachkonvention gewählt; mit „Afrikaner“ ist generell ein Einwohner Afrikas gemeint, mit „Afrikaaner“ in Anlehnung an „Afrikaans“ hingegen ein afrikaans-sprachiger, in der Regel von den Buren (deutsche Version von „boere“=Bauern) abstammender Einwohner hauptsächlich des südlichen Afrikas bezeichnet wird.
Im Forum waren vor einiger Zeit des Öfteren (oft negative: „Wagenburg, unwirsch, laut“ usw.) Bemerkungen zu Südafrikaner zu lesen. Diese werden sicherlich in jedem Einzelfall stimmen, aber aus meiner Erfahrung ist die „Seele“ des Afrikaaners (sofern man überhaupt Eigenschaften einer Gruppe Menschen zuordnen (zudichten!) kann) eher schwermütg, einfach, treu und tiefschürfend zugleich. Als gutes Beispiel hierfür nun zum Titel des Berichtes: „Dis al“ – ein wunderbares Kurzgedicht von Jan F.E. Celliers (aus groot Verseboek, Herausgeber: D. J. Opperman).

Dis die blond,
dis die blou:
dis die veld,
dis die lug;
en ´n voel draai bowe in eensame vlug –
dis al.

Dis ´n balling gekom
oor die oseaan,
dis ´n graf in die gras,
dis ´n fallende traan –
dis al.


(Kurzerklärung: dis = dit is = das(es) ist; ´n = ein; voel = Vogel; draai = dreht; bowe = oben; balling = Verbannter; dis al = das ist alles, oder, das war‘s – weitere Erklärungen bei Bedarf; bitte melden)
Für mich beschreibt die erste Hälfte des Gedichtes in einer wunderbar minimalistischen Weise die Landschaft zu der wir uns als „Namibia begeisterte“ hingezogen fühlen und mit der ich mich vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, in diesem Bericht befassen möchte. Zur zweiten Hälfte des Gedichtes komme ich noch im weiteren Verlauf.

Allgemein…..

Wir waren in den 6 Wochen von Mitte Juli bis Ende August 2018 mit einem Hilux (2.4 – Manuell) mit Doppelkabine und Dachzelt von Bushtracker (Mietstation Centurion (zwischen JHB und Pretoria)) unterwegs und haben hierbei über 7000 Km zurückgelegt. In der Regel haben wir gezeltet, fast jeden Abend ein „braai“ mit hauptsächlich Wild (frei nach dem Motto; die big five und die little five kennen wir bereits, jetzt geht es an die „tasty five“! – Eland, Impala, Springbok, Kudu, Oryx, et al), Boerewors und Salat veranstaltet. Hierbei ist Springbokfilet unser klarer Favorit, muss allerdings sehr sorgfältig zubereitet werden, da wegen des geringen Fettgehaltes schon 1-2 Minuten zusätzliche Grillzeit den Unterschied zwischen super-lecker-saftig und ausgetrocknet ausmachen kann. Außer Wasser gab es Savanna und Windhoek draught gegen Durst, G&T zum Sonnenuntergang (natürlich nur wegen Malariaprophylaxe!) und einen guten südafrikanischen Weiß- oder Rotwein am Lagerfeuer. Auch Amarula kam gelegentlich „zum Einsatz“, allerdings nicht das mit Sahne versetzte Amarula cream, sondern das goldgelbe, deutlich geschmacksintensivere, aber nur sehr limitiert erhältliche Amarula Gold.

Die Route:

Pretoria – Rustenburg – Zeerust – Lobatse –
Kang (Ü: Kalahari rest lodge) – Buitepos –
Gobabis (Ü: Goba lodge) – Windhoek – Okahandja – Usakos –
Spitzkoppe (3Ü: Community camp; 11a, 11b, Arch) – Henties Bay –
Swakopmund (2Ü: Meikes guesthouse) – Walvis Bay – Gobabeb –
Mirabib (Ü: Camp an der südwest Seite) – Kuiseb – Solitaire –
Sesriem (2Ü: NWR campsite; Äußerer Ring, südöst Seite) – d707 –
Kanaan (Ü: CS 2) –
Koiimasis (3Ü: !Haris) –
Tiras (3Ü: oberes CS) – Aus –
Lüderitz (2Ü: Alte Loge) – Aus – Seeheim –
Hobas (Ü: NWR Camp) – Klein Karas –
Ai-Ais (Ü: NWR Camp) –
Aussenkehr (2Ü: Norotshama CS) – Sendelingsdrif –
Oranjemund (Ü: Op my stoep) Rosh Pinah – Sendelingsdrif (Pont drift) –
Potjiespram (Ü: CS2) –
Tatasberg (3Ü: Hütte 2) –
Kokerboomkloof (Ü: CS 3) – Helskloof – Khuboes –
Tierhoek (Ü: Ostseite des Kloof) – Lekkersing –
Port Nolloth (2Ü: Ferienhaus) – Steinkopf – Nababeep – Springbok –
Brandrivier (Ü: Zelt 2) – Springbok – Pofadder –
Augrabies (Ü: Hütte) –
Keimoes (2Ü: African vineyards) – Groblershoop – Griekwastad – Douglas – Ritchie –
Mokala (2Ü: Hütte) – Kimberley – Klerksdorp – JHB – Pretoria.

Für uns stellen der Südwesten Namibias (zwischen Swakopmund und Oranje) sowie die Nordwestkap die absoluten „Sehnsuchts-Landschaften“ dar, uralt, in sich ruhend, unglaublich farbig; ja, fast unerträglich schön. Wenn man z.B. abends, kurz vor Sonnenuntergang vom Westrand der Farm Tiras über die Neisipebene blickt, wo die Farben nach Südwesten feinabgetönt bis zum Horizont in einer Palette die nicht von dieser Welt scheint in den Purpur-Blautönen des Himmels verschwinden, oder vom Rand der Tirasberge Richtung Westen die tiefroten Dünen, von ephemeren, prekären, goldgelben „Grasadern“ durchzogen sieht, gibt es Momente in dem man sich nahe der Unendlichkeit (oder des Wahns?!) wähnt. Man möchte die Zeit regelrecht anhalten, wenn man nicht wüsste, dass unsere Wahrnehmung und die Verarbeitung des wahrgenommenen (Gedanken) lediglich bei „laufender Kamera“ möglich ist!





Die Reise beginnt…..

Wir verlassen unsere Freunde (die uns ab Hobas begleiten werden) in Pretoria, fahren früh los, Richtung West-Nordwest über Rustenburg, wo wir riesige Abraumhalden des Platinabbaus sehen, weiter über Zeerust zum Grenzübergang bei Lobatse. Hier erleben wir unseren ersten „Afrikamoment“ als alle 3 Wechselstuben, trotz der schicken Namen wie „Bureau de Change“, es nicht schaffen die wenigen Pula die man für den Übergang braucht gegen ZAR zu tauschen! Nach einiger Zeit, erheblichem Nervenverschleiß und Prüfung aller Möglichkeiten, treiben wir dann doch das erforderliche Geld auf. Weiter auf der Kalahari highway, vorbei an Jwaneng, die am Wert gemessen größte Diamantenmine der Welt, bis nach Kang und der Kalahari rest lodge. Die (wenigen) Hütten [nicht abwertend zu sehen; „Chalets“ sind für mich schicke Unterkünfte, hauptsächlich in den schweitzer Alpen, die so gar nicht ins südliche Afrika passen!] sind von außen sehr einfach, von innen aber sehr schön, gemütlich und rustikal gehalten. Die Lodge sowie das Restaurant sind sehr zu empfehlen, das Personal ist engagiert, trotzdem aber afrikanisch gelassen und sehr freundlich.
Über Buitepos erreichen wir dann Gobabis, wo wir einkaufen (keine vet fences auf unserem gesamten Weg nach Westen und Süden) und die Goba lodge aufsuchen. Man merkt, dass diese schon bessere Zeiten erlebt hat; alles wirkt ein wenig heruntergekommen und ungepflegt wobei das Abendessen sowie Frühstück im Restaurant durchaus gut war. Auch wirkt sich die Nähe der Lodge zum Ort Gobabis negativ aus. Die Lodge scheint bei durch reisende Geschäftsleute sehr beliebt zu sein. Fazit: nicht uneingeschränkt zu empfehlen.
Wir fahren früh los, durchqueren Windhoek und fahren über Okahandja, wo wir extrem gutes Biltong, droe Wors und Trockenobst kaufen (bei der Einfahrt auf der linken Seite, neben der ersten Tankstelle), zur Spitzkoppe. Da wir bereits am frühen Nachmittag ankommen haben wir freie Platzwahl. Unser Lieblingsplatz, CS-11a, wird belegt und wir verbringen den Nachmittag mit der Einrichtung des Camps und Erkundung der Umgebung. Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir auf die „Koppie“ in dem das CS eingeschmiegt ist und genießen die Sicht in allen Richtungen bei einem kalten G&T. Es ist extrem windig und wir gehen am zweiten Abend auf die CS-11b um dem Wind zu entkommen, welches Unterfangen miserabel scheitert und wir verbringen daher eine zweite, sehr unruhige Nacht. Am dritten Tag legt sich der Wind und wir ziehen zum Arch um, wo wir den Platz direkt am Aufgang an der Nordseite belegen. Die Spitzkoppe ist für uns ein absolutes „Muß“, mit den klaren, riesigen Granitwänden und –kuppeln, den hellen, grobkörnigen Quarz & Feldspat Sand – so klar, sauber und Kupferrot im späten Schein der untergehenden Sonne. Die CS sind einfach aber sauber, sehr großzügig bemessen und, vor allem, in dieser wirklich einmaligen Kulisse verteilt so, dass wir diese Empfehlen können.
























Da wir diese Strecke noch nicht kennen, fahren wir über Henties bay nach Swakopmund. Wir sind vom Umfang und „Modernität“ des Ortes Henties bay erstaunt, der sich gerade vom verschlafenen Fischerdorf in Richtung „Zweitwohnsitz“ offensichtlich sehr gut betuchter Windhoeker zu wandeln scheint. Auch das obligatorische Schiffswrack sehen wir, ansonsten ist die Strecke von Henties nach Swakop eher eintönig. In Swakop suchen wir Meikes Guesthouse auf, ein trotz Einsatz von T4A nicht ganz einfaches Unterfangen. Meike und Klaus sind uns sofort sehr sympathisch, die Unterkunft lässt nichts zu wünschen übrig und dank Meikes super Vorarbeit sind „Living dessert tour“ und Tug bereits vorgebucht. Die LDT ist einfach Spitze und wir werden nie wieder ein kleines Häufchen Gras und Samen an eine Sanddüne geschmiegt sehen können ohne an „Müsli“ denken zu müssen! Der Kingklip am Tisch 2 im Tug bei blutrotem Sonnenuntergang über die Seebrücke war einfach nicht mehr zu übertreffen. Dieses opti-kulinarische Erlebnis können wir uneingeschränkt empfehlen, vor allem wenn man den richtigen Tisch bekommt (danke Meike!)! Bei der Swakopmund Leder Manufaktur tätigen wir noch ein Großeinkauf (4 Paar (Bruder, Sohn, Schwager & ich) Kudu Leder „Vellies“ und einen sehr schicken Kudu Leder Hut, der anderswo in diesem Bericht „gemoddelt“ wird!) und verabschieden uns von Meike & Klaus, nicht ohne uns fest vorzunehmen beim nächsten Mal auf mindestens 3 Nächte „aufzustocken“! Fazit: Meikes ist für uns gesetzt und sehr zu empfehlen.












Wir kaufen für die nächste Etappe ein (Fleisch, Biltong, Getränke, Salatbestandteile, Gemüse) und fahren über Walvisbaai, den Kuiseb hoch, über Gobabeb nach Mirabib, wo wir einen Platz unter einem riesigen Felsvorsprung an der Südwestseite des Massivs finden. Der Sonnenuntergang vom Plateau ist gigantisch, vor allen die zarten, sich ständig ändernden Farbnuancen über die Ebene in Richtung Süden haben es uns angetan. Wir sehen viele Pflanzen die hier ein prekäres Dasein („Close to the edge“ – Yes) zu fristen scheinen. Auch ist, zu meiner großen Zufriedenheit, die Geologie des Massivs sehr interessant. Es gibt große Pegmatitadern in den Graniten (teilweise möglicherweise Gneissen), in denen die Feldspäte, Hornblenden, Turmaline (Schorl) und Glimmer (Muskovit) zu großen Kristallen ausgebildet sind; „Glimmerbücher“ in der Größe einer Handfläche sind nicht selten. Fazit: sehr einfach, abgelegen, aber für diejenigen die, wie wir, die absolute Einsamkeit lieben und ihre eigenen „life support systems“ (ich meine hiermit natürlich in erster Linie G&T, Fleisch, Holz und ein Streichholz!) dabei haben, sehr zu empfehlen.
















Wir fahren Richtung Sesriem, erleiden und beheben einen Reifenplatzer (5 cm Riß!), wobei wir es schaffen in den Metern die wir zum Stoppen brauchen den Reifen komplett zu „schreddern“. Nach Mirabib erscheint uns Sesriem wie eine Großstadt und es reizt mich, wie beim vergangenen Besuch auch, einfach weiter zu fahren. Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass die Ziele in und um das Sossusvlei sehr weitläufig sind und es tatsächlich meistens gelingt ein Großteil der Menschenmasse „abzuschütteln“. Insbesondere gilt dies für das etwas weiter von der Straße entfernte und daher von den meisten gemiedene Hidden Vlei. Wir besuchen Elim-Düne, Hidden Vlei und Dead Vlei, ersparen uns aber den Sesriem-Canyon und die Düne 45 erst recht! Fazit: obwohl uns der Trubel gar nicht gefällt, muss man dies „über sich ergehen lassen“, denn ein Großteil der schönsten Plätze dieser Welt sind nun mal entdeckt – leider auch von anderen (Pauschal)Touristen!








































Der Weg nach Kanaan ist kurz aber landschaftlich sehr schön, mit den Tirasbergen links, die wunderbare Dünenlandschaft rechts der Straße. Wenn Landschaften „wegfotografiert“ werden könnten, wären diese schon längst nicht mehr da! Der Sonnenuntergangs-Drive auf Kanaan war sehr schön, das Abendessen in der Lodge durchschnittlich – bei der Location könnte man da mehr draus machen! Wir belegen den 2. Campingplatz, bleiben nur eine Nacht und versprechen uns beim nächsten Besuch 2 Nächte zu buchen um weitere Ausflüge in dieser tollen Umgebung zu unternehmen. Da Gunsbewys nun keine Besucher mehr aufnimmt, bietet Kanaan wohl einer der besten Möglichkeiten die Dünenwelt westlich der d707 zu erkunden. Fazit: Empfehlenswert.






















Der Katzensprung nach Koiimasis erfolgt nach Genuss des Sonnenaufgangs und „Foto-Orgie“ entlang der d707, wo der Morgennebel in den Dünen wabert und surrealistische „Inseln“ in das Nebelmeer zaubert, wieder untergehen und erneut an anderer Stelle entstehen lässt. Der Platz ist leer, wir haben freie Wahl und suchen uns das erste CS (!Haris) aus, weil es sich unweit des Waschraums befindet und für 2 Personen angemessen erscheint; insbesondere, da wir wissen, dass am nächsten Tag größere Gruppen ankommen und wir diesen nicht die größeren Plätze wegnehmen möchten. Die Plätze und Waschräume sind unglaublich genial gestaltet – sie schmiegen sich in die naturbelassene Felslandschaft ein, in die sie perfekt integriert sind. Wir erkunden die Farm, die Lodge (Fest im Fels) und die weitere Umgebung, hauptsächlich zu Fuß. Die Sicht vom „Sonnenuntergangsfelsen“ über die Ebene Richtung Westen werden wir nie vergessen, vor allen aber auch die in Richtung Osten während der blauen Stunde. Die Bergrücken und Ebenen erscheinen dann in Farben die man nicht unbedingt mit Natur in Verbindung bringen würde, ein Farbenspiel das uns noch lange beschäftigen wird! Anke, die Farmerin und Managerin des Gästebetriebs war sehr freundlich, hilfsbereit und sachkundig, aber immer sachlich und vor allem unaufgesetzt, was uns sehr gefällt. Fazit: das schönste CS der gesamten Reise, sehr liebevoll gestaltet in einem kleinen Tal gelegen, von großen Granitfelsen umgeben und durchzogen.
































Mit Jojoba-Öl (von Anke auf Koiimasis hergestellt) für Anita Koch im Gepäck ziehen wir Richtung Tiras weiter. Das untere der 2 CS, die sich an einem kleinen Bergrücken befinden ist bereits von einem sehr sympathischen Afrikaaner belegt, wir nehmen also das obere, welches uns auch deutlich besser gefällt. Wir unternehmen eine von Frau Koch geführte Farmrundfahrt, staunen über ihre Landschafts-, Fauna-, Flora- sowie Sprachkenntnisse (Nama) und werfen dabei auch einen ersten, atemstockenden Blick vom Rand der Farm auf die Neisipebene – hier müssen wir unbedingt zum Sonnenuntergang zurück kehren! Es weht wieder ein frischer Wind und die Temperatur ist, auch wegen der exponierten Lage und der Meereshöhe, abends durchaus im Bereich des Gefrierpunkts. Wir erkunden die gesamte Farm, machen einen Abstecher nach Helmeringhausen und verbringen am späteren Nachmittag einige Stunden optischer Reizüberflutung am Rande der Neisipebene. Wir kommen uns ein wenig vor wie auf der Aussichtsplattform des „Restaurant at the end of the Universe“ – Douglas Adams! Fazit: CS sind sehr gepflegt, liebevoll gestaltet und Frau Koch ergänzt das Ganze zu einer uneingeschränkten Empfehlung.






























Die Fahrt nach Lüderitz ist kurzweilig, nicht zuletzt wegen der wunderbaren Landschaft, vor allem zwischen Aus und Kollmannskuppe. Natürlich wird ein Stop bei den Pferden und auch am Bahnhof von Garub eingelegt, letztere eine Erfahrung die mich immer nachdenklich stimmt. Zwischen Kollmannskuppe und Lüderitz sieht man links und rechts der Straße deutlich die Zeichen des Diamantenabbaus. Der Sand der die Mulden im Gestein gefüllt hat ist komplett verarbeitet worden, da die Diamanten, wegen ihrer deutlich höheren Dichte im Vergleich mit Quarz und Feldspat, sich bevorzugt unten in diesen Mulden anreichern. So ist eine Mondlandschaft entstanden, die wirklich nicht zum Verweilen einlädt. [Die Diamanten sind alle sekondär und sind über Jahrmillionen vom Oranje (und Nebenflüsse) aus den primären Quellen in Südafrika und Botswana erodiert und in den Atlantik transportiert worden. Der Benguelastrom, der an der Westküste des südlichen Afrikas in Richtung Norden fließt, hat diese dann hauptsächlich an der namibischen Küste abgelagert, wobei sich der Verlauf der Küstenlinie im Laufe der Zeit immer wieder verändert hat so, dass die Diamanten zurzeit schwerpunktmäßig auch im heutigen Inland sowie im Meer abgebaut werden. Der Grund für die außerordentlich hohe Qualität der namibischen Diamanten ist auch im Werdegang dieser zu suchen, denn die minderwertigen (und daher abriebsanfälligeren) Steine sind im Laufe der langen „Reise“ zwischen Primärvorkommen und Fundstätte aufgerieben worden.] Wir suchen die Alte Loge auf und bekommen das neu ausgebaute Dachgeschoß, besuchen Kollmannskuppe, Dias Point, große Bucht, Felsenkirche, Hafen, Shark Island und Achatstrand. Zwei Abendessen im Dias Cafe (Kingklip und Hummer natürlich!) haben uns davon überzeugt, dass dieses unscheinbar wirkende und hauptsächlich von „Locals“ frequentierte (meist ein gutes Zeichen!) Etablissement an Sache Preis-Leistung nicht zu überbieten ist. Fazit: Alte Loge (vor allem Dachgeschoß) sehr zu empfehlen; Dias Cafe, ein Muss!
















Auf der langen Fahrt nach Hobas kommen wir wieder an Garub vorbei und dies setzt bei mir unausweichlich, wie auch beim Betrachten verlassener Farmen, Kollmannskuppe und die mit diesen Orten assoziierten, hinterlassenen Gegenstände und Gräber, das Kopfkino in Gang. Hier haben Menschen (ja, aus Fleisch und Blut) mit glänzenden, hoffnungsvollen Augen die Heimat verlassen, alles aufgegeben, die lange (Tor)tour aus dem fernen Europa auf sich genommen, haben gehofft, geliebt, hart gearbeitet, alles gegeben…..und…..am Ende sind ihre Hoffnungen mit dem Herzblut im Sande der Namib versickert….. Der Gedanke ist fast unerträglich schmerzhaft und ruft unweigerlich die 2. Hälfte des Gedichtes bei mir auf, die dies so prägnant, präzise und absolut minimalistisch beschreibt. Ich habe mir vorgenommen solche Orte in Zukunft nur aufzusuchen, wenn jede Form von Voyeurismus auszuschließen ist! [Beim Besuch solcher Orte kommt bei mir immer ein wenig das Bild von „Gaffern“ mit heiß gelaufenem Mobiltelefon an Unfallstellen an unseren BABs auf!] Wir fahren weiter, über Aus und Seeheim nach Hobas, besichtigen den Canyon und feiern ein feucht-fröhliches Wiedersehen mit unseren Freunden aus Pretoria, die mit eigenem Hilux und Jeep (leider nicht Wrangler, sondern Grand Cherokee!) unterwegs sind. Fazit: das Camp ist nicht besonders attraktiv, bietet aber logistische Vorteile, wie Nähe zum Canyon-Rand, die es dann aber doch empfehlenswert machen.














Die Fahrt nach Ai-Ais wird für das Geologenherz durch dicke, weiße Quartzadern, teilweise Hausgroße Rosenquarz-Blöcke und eine auch ansonsten sehr interessante Geologie versüßt. Wir suchen uns einen Platz ganz am oberen Rand (stromaufwärts) des Camping Areals aus, erkunden die Gegend ein wenig und gehen sowohl spät abends als auch früh morgens in das wirklich empfehlenswerte Thermalbad, wo wir, ganz allein, ein-zwei Stunden verweilen. Fazit: nur wegen Thermalbad empfehlenswert.
Wir fahren von Ai-Ais nach Norotshama, verpassen dabei den Anfang der 4X4 Strecke und fahren also den „Normalweg“ runter zum Oranje, vorbei an unbeschreiblich schöne, pastellfarbene Landschaften die uns mal wieder einige GB Speicherkapazität rauben. Der Umfang der Traubenzucht am Oranje überrascht uns und wir erfahren, dass diese, bereits im Dezember reife Trauben hauptsächlich für den Export in den europäischen Markt gezogen werden. Die CS in Norotshama gefällt uns nicht besonders, da sie zwischen der durchaus schönen Uferpromenade und einer Baustelle, inklusive Baulärm, eingepfercht ist. Die Sicht in das Richtersveld südlich des Oranje kann dies fast wieder kompensieren, auch das Restaurant ist nicht schlecht so, dass man Norotshama bedingt empfehlen kann. Die Nähe der sehr deprimierenden Siedlung Aussenkehr dämpft allerdings die Stimmung deutlich.


















Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 02 Jul 2019 17:42 von busko.
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02 Jul 2019 19:35 #560662
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  • sphinx am 02 Jul 2019 19:35
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Hallo Ulli
wenn ich 10 mal den Dankebutton drücken könnte, würde ich das jetzt machen. Was für ein toller Bericht und mein „kleines Geologenherz“ lacht auch. Nicht nur ich fotografiere also Steine.
Bei Deinen Bildern schnürt es mir vor Sehnsucht fast die Kehle zu und wenn ich hitzeresistenter wäre, würde ich sofort anfangen unsere Januar Reise nach Südnamibia/Nord-Südafrika zu verlegen.
Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung.
Herzliche Grüße Elisabeth
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02 Jul 2019 20:23 #560663
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  • chamäleon2011 am 02 Jul 2019 20:23
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Lieber Uli,

das schon benannte "kleine Geologenherz" würde bei meinem Mann jetzt auch hüpfen vor Freude, denn so arg viele Menschen haben die Steine bei einer Afrikareise nicht im Fokus.

Die Fotos sind sehr, sehr schön, mein Liebling ist der Baum, der sich an den Fels schmiegt (und natürlich alle Bilder, auf denen Deine bezaubernde Gattin zu sehen ist :) ).

Ich freue mich schon doll, Euch am Samstag zu sehen. Mit Euch würde ich auch jederzeit in Urlaub fahren. :woohoo:

Herzliche Grüße und vielen Dank für den schönen Bericht
Karin
Würde sollte niemals ein Konjunktiv sein.

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02 Jul 2019 22:36 #560672
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  • leo1962 am 02 Jul 2019 22:36
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Wow! Das ist ein Feuerwerk wirklich toller Bilder.
Das macht einfach nur Freude diese zu betrachten und sich an seine eigenen Urlaube an diesen wunderschönen Orten zu erinnern.
Wir haben dieses Jahr im April eine Reise durch Namibias Süden gemacht und waren unter anderem auch in Aus, Lüderitz, Kanaan und sind die wunderschöne Strecke am Oranje entlang bis Außenkehr gefahren. Ich habe es noch gar nicht geschafft alle meine Fotos (RAWs) zu bearbeiten.
Vielen Dank für deinen kurzweiligen Bericht - wirklich mal etwas Anderes. Die pointierte Erzählung der Höhepunkte ist sehr kurzweilig. Freue mich sehr auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße
Birgit
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02 Jul 2019 23:50 #560678
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  • Old Women am 02 Jul 2019 23:50
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Hallo Busko,
spätabends sprang mir der doch etwas ungewöhnlich gewählte Titel eures Reiseberichts ins Auge. Mal schauen, was sich dahinter verbirgt, so dachte ich, und siehe da, ich konnte gar nicht genug bekommen. Sehr interessant geschrieben und dann die Fotos, die die Landschaft so einfangen wie sie ist: einsam, wild, überraschend, von einer Schönheit, über die man gar nicht viel reden muss, die man einfach nur genießen sollte.

Herzliche Grüße
Beate
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03 Jul 2019 00:12 #560681
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Hi busko
und vielen Dank für den "etwas anderen" Bericht.
Hier hat jemand Namibia mit dem Herzen gefunden, abseits der Klodeckel- und Kätzchen-Manie.
Chapeau und Bewunderung! Wie viele andere Foristen bin ich begeistert von deinem Ansatz.
Nicht die persönlichen Befindlichkeiten stehen im Vordergrund, sondern das atemberaubende Land.
Dass es sowas noch gibt, macht Hoffnung!

Liebe Grüßle
Randfontein
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