THEMA: The Heat is on – Namibia & Botswana November 2018
21 Aug 2019 13:11 #565330
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Hallo, Offbeat!
Der gute alte Persilstock hat ausgedient.... :(
Angesichts dieses Fotos:



kommt mir die Idee, daß man durchaus einen eigenen Thread aufmachen könnte über variablen Einsatz von Hilfsmitteln....vielleicht braucht man so eine Menge Zeugs weniger mitzuschleppen...... :laugh: :laugh:
Über die Baumsafari habe ich herzlich gelacht! Das war Deine gute Tat des Tages! Danke und Gruß von
Friederike
Letzte Änderung: 21 Aug 2019 13:11 von CuF.
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21 Aug 2019 14:18 #565338
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Ich wäre ganz vorne mit dabei, bei deinem variable-Hilfsmittel-Thread! Es sind doch die kleinen Dinge im Leben... :laugh:
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
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02 Sep 2019 14:54 #566427
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Ich klinke mich ein- unglaublich tolle Berichte und sehr unterhaltsam!
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12 Sep 2019 20:43 #567524
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Danke dir Franziska, das freut mich :-)
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
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12 Sep 2019 20:46 #567525
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Tag 15, Teil 1: Auf nach Botswana

Nachdem wir uns auf der Campsite gut ausgebreitet haben, brauchen wir an diesem Morgen etwas länger, unser Hab und Gut wieder im Auto zu verstauen, insbesondere, da es für Botswana nun auch wirklich sandpistensicher sein sollte. Bei der Abfahrt aus dem Camp fragen wir uns noch, ob wohl die Deutsche und der Schotte gestern wirklich abgereist sind – und wundern uns fast ein bisschen, dass wir aus der Sache so einfach rausgekommen sind. :whistle:

Bis wir auf die Hauptstraße abbiegen. Ein Auto lädt gerade zwei Menschen mit Rucksäcken ab… und, was für eine Überraschung: Es handelt sich ganz zufällig um zwei besagte Menschen, die vom Camp-Manager hier hoch gefahren wurden, offenbar tatsächlich in der Absicht, nach Katima zu trampen. Freudestrahlend überrascht rennt die junge Deutsche uns entgegen und fragt uns wo wir hinwollen. Ich bemühe mich, möglichst ebenso überrascht und erfreut zu wirken, obwohl ich innerlich eher einen „I told you so“-Momente erlebe. Versteht mich nicht falsch: Wir sind keine Unmenschen und haben auch absolut nichts dagegen, auf Reisen neue Bekanntschaften zu schließen und mal mit anderen zu quatschen, ganz im Gegenteil. Aber: Irgendwie fühlen wir uns hier ein bisschen so, als wären wir in eine kalkulierte Falle getappt. Und nach den merkwürdigen Geschichten, wie die zwei in diesem Camp hier gelandet sind und sich als Reisepartner zusammengeschlossen haben, kombiniert mit der etwas naiven Art der Deutschen, haben wir ein wenig Sorgen, dass wir sie irgendwann nicht mehr loswerden, wenn sie sich erstmal an uns geheftet haben.

Aber nun kommen wir da eben doch auch nicht mehr raus und so schlimm wird es schon nicht werden, also steigen wir wieder aus dem Auto, um unsere gerade noch so sorgsam verstauten Gegenstände hinten im Auto für das Gepäck wieder umzuschichten…
Aber es wird tatsächlich eine ganz lustige Fahrt: Der Schotte ist Berater für den Aufbau von Krankenhäusern in verschiedenen afrikanischen Ländern und hat, inklusive Bürgerkriegsszenarien, so ziemlich alles schon gesehen. Er reist mit einem winzigen Rucksack, hat eigentlich nur ein Set Klamotten dabei, und weiß, sich im Zweifel immer irgendwie durchzuschlagen. Die Geschichten, die er erzählt, sind spannend und wir haben eine lustige Zeit, während wir eine nicht gerade ereignisreiche Asphaltstraße entlangfahren. Die weibliche Begleitung trägt mit ihren, auf eine völlig andere Art verrückten, Geschichten dazu bei. Unter anderem fragt sie irgendwann, wie das denn eigentlich genau mit der Tollwut-Impfung sei, wenn man von einer Ratte gebissen wurde. Muss man dann sofort ins Krankenhaus um sich nochmal nachzuimpfen, wenn man schon vorher geimpft war, oder reicht es, wenn man zu Hause geht?

Wie bitte? Von einer Ratte gebissen? :blink:

Ja, erzählt sie ganz fröhlich, sie habe im Camp in so einem Safari-Zelt schlafen können – das aber leider schon von einer Rattenfamilie bewohnt wurde. Und da habe sie dann eben versucht, klar, was man halt so tut, wenn man Ratten im Zelt hat, sie mit der Hand einzufangen. Dabei sei sie dann gebissen worden.

Alle, inklusive dem Afrika-und-Krankheits-erprobten Schotten, fallen bei dieser so locker-nebenbei erzählten Geschichte aus allen Wolken und sind erstmal kurz etwas sprachlos. So sorglos von einem Rattenbiss zu erzählen, ist das jetzt bewundernswert lässig oder erschreckend naiv? So richtig traue ich mich nicht, nachzufragen, ob sich Rattenbisse nicht auch unabhängig von Tollwut in tropischen Gegenden vielleicht ganz leicht negativ auswirken könnten, ob sie ihn wenigstens desinfiziert hat? Wir diskutieren eine Weile, ob denn nun eine unmittelbare Nachimpfung nötig sei oder nicht – ich meine, es reicht, wenn man es zu Hause nachholt, der Schotte scheint eher anderer Meinung, was mich verunsichert, da er sich theoretisch besser auskennen müsste. Nebenbei erzählt er, dass er bei seiner Arbeit im Gesundheitsbereich auch schon ein oder zweimal jemanden an Tollwut hat draufgehen sehen und kommentiert mit den Worten „it’s not pretty“... Das Ganze scheint die Gebissene aber nach wie vor nicht so recht aus der Ruhe zu bringen. :woohoo:

So erleben wir eine unterhaltsame Fahrt und starten kurz vor Katima schonmal vorsichtig die Frage, wo genau sie denn abgesetzt werden wollen. Irgendeine Werkstatt war in der Diskussion, die noch vorm Stadtzentrum sein solle, da wären sie ja neulich schonmal bei irgendwem gewesen. Scheint mir nun nicht der ideale Punkt, um zu Fuß irgendwie klarzukommen, aber die Werkstatt soll es sein. Also springen die beiden auf einer staubigen Zufahrtsstraße aus dem Auto und waren nie wieder gesehen.

Noch leicht amüsiert über diese interessante Begegnung steuern wir unsere letzten Ziele in Namibia an, ein paar Besorgungen gibt es hier noch zu erledigen. Einerseits müssen wir zu unserem Lieblings-Baumarkt Build It, diesmal aber nicht motiviert durch unseren Campingkocher, den Lukas während unserer Zeit im Livingstone’s Camp glücklicherweise reparieren konnte (irgendetwas war locker, oder so) – sondern um einen weiteren Diesel-Kanister zu kaufen. Dann folgt die Post, um die letzten Postkarten mit namibischen Briefmarken loszuwerden, und zuletzt der Abstecher zum Craft Center beim Markt, wo es jetzt endlich auch Körbe in allen Farben und Formen zu kaufen gibt sowie weitere kleine Figürchen und andere Souvenirs. Übrigens deutlich günstiger als in der Schnitzerei und wir sind froh, dass wir bisher noch nicht allzu viel gekauft haben und noch etwas Platz haben. Dafür ist die Auswahl an Produkt-Typen etwas kleiner.

Und dann geht’s weiter zu Grenze. Auf der Strecke passiert nicht wirklich etwas, außer dass unsere Spannung doch leicht steigt, die sich dann an der Grenze in die übliche Verwirrung steigert, was man denn hier nun genau tun muss. Alle Parkplätze vor dem Gebäude sind belegt und wir müssen ein bisschen suchen, bis wir unser Auto vernünftig abstellen können. Dann rein und die Logik der verschiedenen Schalter verstehen. Mal wieder eine Grenzkarte ausfüllen, achso, und dann noch irgendwas für’s Auto und irgendein Register – wie auch immer, wir schauen einfach verwirrt drein und machen alles, was man uns sagt, das hat ja bisher immer geklappt. :laugh: Dann fahren wir mit unsrem Auto vor zum (namibischen) Grenzhäuschen und müssen anscheinend auch hier noch einmal aussteigen und uns mit allem irgendwo eintragen. Dafür benötigen wir auch eine komische Nummer vom Auto, die wiederum nur im Mietvertrag steht, denn wir zum Glück halbwegs griffbereit ins Handschuhfach geworf- *hust* verstaut haben. :whistle: Und dann werden wir durchgelassen, kurze Fahrt durchs Niemandsland, leere Desinfektions-Wannen, die wir einfach so durchfahren. Dann Botswana, ein kleineres Häuschen, die Leute sind irgendwie netter, und es gibt weniger Bücher zum Eintragen. Hier zahlen wir einen kleinen Betrag, ich weiß nicht mehr, ob wir mit Namibia-Dollar oder mit Karte bezahlt haben, aber Pula nicht nötig. Es gibt einen Spender für kostenlose Kondome, der aber leer ist. Dann sind wir, viel schneller als gedacht, offiziell eingereist und es geht los.
Ngoma Bridge ist tatsächlich nur dieser Grenzübergang, nichts weiter, kein Ort, und hätten wir nicht die eine Nacht in Kasane eingeplant, wäre es jetzt direkt weiter Richtung Savuti gegangen, ohne Einkaufsmöglichkeiten. Da wir hier, völlig unerwartet, gar nicht auf Lebensmittel kontrolliert wurden (ich erinnere mich aber, dass ich mich damit ausführlichst beschäftigt hatte, da die Einfuhr von so einigen Lebensmitteln nach BOTS, auch von diversen Sorten Gemüse, ja offenbar teilweise illegal ist), wäre das mit dem Einkaufen in Katima rückblickend doch gegangen. Aber zeitlich hätten wir es jetzt wahrscheinlich nicht mehr so richtig entspannt nach Savuti geschafft, insbesondere um die Mittagszeit im aufgeheizten, weichen Sand.

Also biegen wir Richtung Kasane ab auf die Transitstraße durch den Chobe, wo wir allerdings keine Elefanten zu Gesicht bekommen. Bis Kasane zieht es sich noch mal ein ganzes Stück, und es ist schon später Mittag, als wir ankommen. Jetzt müssen wir noch einkaufen, puh, irgendwie stressig. Kasane ist jetzt auch nicht gerade ein Traum, irgendwie staubig, klein aber chaotisch und wenig einladend. Im Supermarkt ist die Auswahl schlechter als in Namibia, insbesondere beim Gemüse, und wir kaufen vor allem ein paar Dosen nach, Joghurt, und so dies und das. Ein größeres Problem ist, dass unser Peaceful Sleep alle ist, und wir eigentlich selbstverständlich davon ausgegangen sind, dass wir es hier bekommen, aber im Supermarkt und auch an der Sondertheke hinter den Kassen ist nichts zu haben. Immerhin können wir mit Karte zahlen und sparen unsere soeben gezogenen Pula auf. Dann geht’s noch nach nebenan in den Alkohol-Shop, etwas Bier nachkaufen, ist hier erstaunlich teuer. Danach noch zur Apotheke (oder war es eine Drogerie) um das blöde Mückenzeug zu besorgen, hätten wir das bloß mal früher nachgekauft. Botswana kommt mir kompliziert vor. Ich fahre aus Versehen falschrum auf den Parkplatz und verursache ein kleines Verkehrschaos, das hilft jetzt auch nicht. Gestresst und peinlich berührt weigere ich mich danach, weiterzufahren. :laugh:

Jetzt ist es 13:45 Uhr, das Senyati Camp, wo wir gebucht haben, ist aber nicht hier sondern in Kazungula, also nochmal 20 Minuten weiter. Es ist heiß. Lukas muss fahren, da ich keine Lust mehr habe. Wir sind froh endlich bald anzukommen. Unser Tagesziel: Eine entspannte Bootsfahrt auf dem Chobe! Da haben wir uns allerdings etwas verkalkuliert ...
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 12 Sep 2019 20:48 von offbeat.
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17 Sep 2019 21:56 #568019
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Tag 15, Teil 2 - Irrfahrten

Aber leider dürfen wir uns noch nicht entspannen: Die Zufahrt zum Camp ist ziemlich sandig, die 2x4-Umleitung aber deutlich weiter, und so fahren wir ohne abgelassenen Reifendruck durch den heißen, weichen Sand – etwas riskant, aber irgendwie haben wir Glück und bleiben wider Erwarten nicht stecken. :laugh:

Im Senyati Camp angekommen werden wir dann erstmal so mittelmäßig freundlich begrüßt. Die Bootstour? Ja, die gibt es, aber die fängt schon um 15 Uhr an, das ist in 40 Minuten, und wir müssen selbst nach Kasane fahren und danach auch selbst wieder zurück. Im Dunkeln? „Es ist dann noch nicht ganz dunkel“. Na toll. Sind Fahrten bei Dunkelheit mit dem Auto nicht verboten? Andererseits haben wir eh keinen Versicherungsschutz während wir hier sind, also perfekte Voraussetzung... :woohoo:

Aber es ist die einzige Bootstour, die ich wirklich unbedingt machen will, also machen wir uns umgehend und leider etwas unentspannt wieder auf den Weg zurück. Wir sollen irgendwie zum Private Jetty hinter Spar, sieht so aus, als hätte man sein Auto mit allem Hab und Gut einfach in die Wallachei gestellt, angeblich aber sicher.

Jetzt aber endlich entspannen auf dem Boot! Das Boot stellt sich allerdings als kleine Nussschale aus Alu raus und wir sitzen erstmal eine gefühlte halbe Stunde in der Gluthitze wie die Backkartoffeln. Einziges Entertainment: Nebenan legt ein ziemlich großes Boot an und ich sage mal so, es ist ein Wunder, dass alle sechs Beteiligten inklusive Boot das Anlegemanöver überleben. Irgendwann wird dann doch der kleine Außenbordmotor angeworfen, unser Bootsfahrer erzählt uns irgendwas. Allerdings etwas behindert davon, dass häufiger mal sein Telefon klingelt. Es stellt sich heraus: Er soll noch bei irgendeiner Lodge jemanden abholen.

Nach wenigen Minuten auf dem Wasser ist also erstmal wieder Ende mit Fahrtwind, wir legen bei irgendeiner Lodge an, die zweite im Bunde steigt am Steg aus und wickelt das „Seil“, das eher aussieht wie das aus Bettlakenstreifen zusammengeknotete Ausbruchsgerät eines Gefängnisinsassen, locker zehnmal um den Anlege-Metall-Bolzen. Irgendwie gefällt mir das intuitiv nicht so richtig, und warum genau, das erklärt sich zehn Minuten später. Denn die zusätzlichen Gäste tauchen wohl doch nicht auf und uns wird eindrucksvoll demonstriert, warum es so ganz allgemein Seile gibt und dass Bootsknoten durchaus eine Daseinsberechtigung haben: Das Ausbruchsersatzseil hat sich nun dank Strömung und Wellen ordentlich festgezurrt und steht unter Spannung, sodass es sich unter keinen Umständen wieder lösen lässt. Da bleibt nur noch: Amputation! Mister Boot geht eilig auf die Suche nach einem Messer, kehrt mit einem Steakmesser des hiesigen Lodge-Restaurants zurück und schneidet den missglückten Anlegeversuch einfach los. Irgendwer muss dann heute Abend wohl auf ein weiteres Stück seines Bettlakens verzichten… :laugh:

Aber jetzt, endlich: Auf geht’s! Aber nein: Leider doch nicht. Denn jetzt müssen wir ja noch beim Permit-Häuschen anlegen um die Erlaubnis, diesen Fluss zu „betreten“ vorzuzeigen. Unser Bootsführer springt beschwingt und voller guten Willens, die Verspätung mit Motivation wieder wettzumachen, aus dem Boot, während wir im Sand liegend weiter vor uns hinbrutzeln. Wer gerne Geld dafür zahlt, in einer Schwimmweste zu schwitzen, der fühlt sich hier wohl! :S

Kurz darauf kommt Mister Boot zurück, er sieht nicht so richtig glücklich aus, es gibt ein Problem. Die Koreaner vor uns haben die Tour von ihrer Firma gekauft bekommen, aber die Firma hat die Permits offenbar nicht bezahlt. Also muss Mister Boot erstmal wieder jemanden anrufen. Die Koreaner rufen auch jemanden an, es herrscht allgemeine Ahnungs- und Fassungslosigkeit und die Koreaner haben momentan wohl nicht so viele Fans hier in unserer Aluschüssel. Dann telefoniert wieder Mister Boot, erste Unruhen brechen aus. Irgendwann, circa 2 Hitzeschläge später, klärt sich das ganze auf wundersame Weise doch noch. Vielleicht kann es jetzt doch noch losgehen?

Es kann, und nach so viel Lamentieren muss ich doch sagen: Im Grunde haben wir bei einem ehrlichen Blick auf die Uhr auch nur gut 30 Minuten verloren. Und die eigentliche Bootstour macht die ganzen Strapazen auch wirklich wieder wett. Und entsprechend kommen auch endlich wieder Bilder für euch. :)

Wir sehen erst einmal Büffel, manche davon lebendig, andere nur noch so halb:



Einen Elefanten, der relativ zweifelsfrei nicht mehr lebendig ist:



Und ein Krokodil, das fröhlich an selbigem Elefanten nagt:




Ich sage doch, das mit den toten Tieren hört seit dem Caprivi einfach nicht auf. Wie man sieht ist das durchaus ein Krokodil, dem ich, angesichts der Ausmaße, ungern zu Fuß begegnen würde:



Überhaupt ist dieser Fluss so voller Krokodile – zur großen Freude meiner Begleitung – dass ich mich frage, warum überhaupt Schwimmwesten ausgeteilt wurden, denn ob man nun oben schwimmt oder untergeht, während man zerfleischt wird, ist jetzt auch nicht mehr so ganz erheblich.







Wir sehen noch diverse andere Tiere:





Die Hippos sind auch schon unterwegs:



Und dann bekommt Mister Boot einen Anruf und gibt auf einmal richtig Speed. Aha! Da wurden wohl Elefanten gesichtet, und ich habe den Eindruck, er will die Verspätung wettmachen und uns auf jeden Fall noch Elefanten vom Wasser aus bieten. Gut so! Und die bekommen wir auch:



Erst muss ich ja ganz ehrlich an verhaltensgestörte Elefanten im Zoo denken, weil die Tiere mit ihren Füßen immer so in den Sand kicken, als hätten sie einen Tick. Aber es stellt sich doch relativ schnell heraus, dass sie so an die Wurzeln der Gräser herankommen, die offenbar besonders gut schmecken. Mister Boot erklärt hier mal gar nichts, aber immerhin hat er uns hier hingefahren, und elefantenbeseelt bin ich jetzt auch wieder versöhnt.





Gegenüber spielt noch einer Fußball:



Und dann drehen wir auch wieder um, nicht ohne auf dem Weg noch diverse weitere Hippos und Krokodile zu erblicken. Mister Boot lässt sich jetzt allerdings relativ viel Zeit, und ich bin ein wenig nervös, denn wir müssen schließlich gleich im Hellen hier loskommen. Aber er ist sehr willens, die Verspätung wieder gut zu machen und uns noch einen Sonnenuntergang mit Aussicht zu bieten. Derselbige packt mich jetzt nicht so, wird aber von den Koreanern von Anfang bis Ende gefilmt – und dann fahren wir endlich mit Fullspeed zurück zum Anleger.

Unser Auto ist auch noch da, aber es ist schon sehr, sehr dämmerig jetzt, und wir hoffen, dass sich die absolute Dunkelheit noch etwas zurückhält. Also geht’s los wieder zurück Richtung Kazungula. :unsure:

Ich bin erst noch optimistisch, aber während wir uns durch den Ort, die Verbindungsstraße und vorbei an den auf den Grenzübertritt wartenden LKWs schlängeln, wird es immer und immer dunkler. Als wir auf die richtige „Landstraße“, die dann nur noch durch Wald geht, kommen, ist es finster. Sehr, sehr, sehr finster. Und auch wenn wir nicht wüssten, dass jetzt die Tiere anfangen, hier die Nachtschicht zu übernehmen, wird es uns eindrücklich klargemacht: Auf einmal fahren alle 50. :woohoo:

Und zwar gerade die EInheimischen. Während Lukas unser Schiff todesmutig und im Schneckentempo durch das Nichts steuert, starre ich hochkonzentriert in die Dunkelheit und Versuche, das Dunkelgrau im Schwarz auszumachen. Gefühlt springen mir die Augen aus dem Kopf während ich starre, aber vom Starren hängt jetzt unser Leben ab, also starre ich...

Folgendes Problem ergibt sich: In dieser absoluten Finsternis wollen wir nicht mehr die zerpflügte Sandpiste fahren – nicht auszudenken, wenn wir steckenbleiben. Also müssen wir die Umfahrung wählen, die wohl ein paar Kilometer weiter abzweigt.

Und eine halbe Weltreise ist. :blink:

Und so fahren, wir, und fahren, und ich starre, und starre. Irgendwann rennt was über die Straße, wir sind nervös, fluchen ein wenig, die Stimmung ist echt verdammt angespannt in diesem Auto. Das ist das Dümmste, was wir je gemacht haben, hier in dieser Todesdunkelheit über diese Todeslandstraße. Und dann erfahre ich Schock und Belohnungsreflex gleichzeitig – dunkler, großer Schatten links. Es ist doch absurd: So eine Gefahrensituation und insgeheim fühle mich aber auch bestätigt, dass sich das Starren gelohnt hat und als Meister-Starrer auch wirklich talentiert bin :blush:

Es ist eine kuriose Situation: Alles fühlt sich an wie nachts auf einer Landstraße in Deutschland, die Art, wie das Licht auf das Tier fällt, die leicht reflektierenden Augen, die Plötzlichkeit und doch auch Banalität der Situation, nur statt Wildschwein ist da einfach so ein Riesenvieh von Elefant. Ich bin auch ein stückweit fasziniert. Immerhin: Der Elefant steht nicht auf, sondern „nur“ direkt neben der Straße, aber das senkt Stresslevel jetzt auch nur moderat.

Irgendwann, nach gefühlten Ewigkeiten verkrampften Dahinschleichens und -starrens haben wir endlich den Abzweig erreicht. Und jetzt? Auf holprigen Erdstraßen geht es gefühlt durch die hinterletzten Gassen von irgendeinem Dorf, im Dunkeln ist das ganz schön unheimlich und auch die Navigation hier hat ihre Tücken, gelinde gesagt. Wahrscheinlich stehen wir einfach gleich auf einem Hof von Privatleuten und lösen einen Eklat aus. :dry: Lukas ist jetzt doch etwas sauer, was für einen beschissenen Weg ich ihn hier langführe. Gefühlt geht es jetzt nochmal ein Stück über Land, wir sind bald schon 45 Minuten unterwegs statt eigentlich 25, es ist immer noch stockfinster. Zum Schluss nochmal ein Stück Sandpiste, nicht so tief wie der direkte Weg, aber Polo-tauglich auch nicht gerade. Und dann, endlich, endlich, im Camp.

Wir sind jetzt ehrlich gesagt echt am Ende. Und sich in der totalen Dunkelheit jetzt auch noch einzurichten, das Zelt aufzubauen und Salat zu machen, kann ich auch nicht so direkt empfehlen. Trotz schnellen Essens (die Wurst aus dem Supermarkt übrigens auch kein Highlight) ist es dann doch schon 9 Uhr. Auch wenn die Bar nun nicht mehr aufhat und der Belohnungs-Gin-Tonic somit gestrichen wurde, gehen wir noch, etwas grummelig, zum Wasserloch.

Aber ihr kennt das schon: Stresslevel 100, und dann kommen die Tiere, und alles ist gut. :laugh:

Auf dem Weg zum Wasserloch gehen wir durchs Camp, und auf einmal steht man den Elefanten gefühlt schon fast gegenüber. Das ist hier nicht Okaukuejo oder Halali, kein meterhoher Zaun, keine Mauer, kein Zoo. Da sind einfach so ein paar Elefanten und die könnten genauso gut hier sein, und das ist dann eben so.

Wir erklimmen also die Plattform und beobachten eine Weile Elefanten mit Socken :laugh:



Es scheint ein bisschen zu kriseln zwischen zwei verschiedenen Elefantengruppen und das zu beobachten ist relativ spannend. Unten laufen etwas nervös ein paar Typen rum, die zum Camp gehören, und scheinen irgendeine Interaktion mit den Elefanten vorzunehmen, sie haben auch irgendwelche elektrischen Geräte in der Hand, gefühlt Hundepfeifen? Ein bisschen angespannt scheint die Stimmung hier schon, leider. Als ob alle Angst hätten, dass jeden Moment doch die Elefanten das Camp stürmen und hier die Herrschaft übernehmen. Wie wenn man als Deutscher in anderen Ländern unterwegs ist: Die Anwesenheit von Sicherheitspersonal verdeutlicht eher das Gefahrenpotenzial. Aber vielleicht liegt es auch an mir und den Nachwirkungen des Tages, dass ich es so wahrnehme. Nach einer Stunde, ich könnte eigentlich ewig weitergucken, aber die Müdigkeit wird dann doch zu groß, schleichen wir uns mit Taschenlampe zurück zu unserer Campsite. Der Tag war echt brutal, ein absolutes Auf und Ab. Heute wäre vielleicht ein Bett doch schöner gewesen. Aber eine Nacht Schlaf wird’s wohl richten!

Utensil des Tages: Geduld :woohoo:
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 17 Sep 2019 22:11 von offbeat.
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