Tag 37 – 19. August 2018 – Ein würdiger Abschluss
Mirabib – Blutkuppe
Der Morgen bei Mirabib war sehr entspannt. Wir schliefen aus und freuten uns über die angenehmen Temperaturen. Als Uwe kurz vor Sonnenaufgang den Schlafsack verließ, waren es gut 12 Grad. Bis die Sonne über den Berg war und auch unser Stellplatz beleuchtet und gewärmt wurde, dauerte es aber noch etwas. So lange tranken wir Kaffee und Tee und entdeckten die ersten Vögel.
Nonnenlerche
Von den Südafrikanern auf dem Stellplatz nebenan bekamen wir kaum etwas mit. Allerdings musste das Auto heute Morgen aus einem für uns unerklärlichen Grund wiederholt gestartet und mehrfach umgeparkt werden. Auch als schon alles eingepackt und man im Begriff war loszufahren, lief der Diesel bestimmt zehn Minuten im Stand, bevor die Herrschaften endlich abfuhren. Irgendwo in Südafrika muss eine Regel existieren, die fordert, dass Motoren vor dem Aufbruch unbedingt warmlaufen müssen.
Wir ließen es langsam angehen, frühstückten gemütlich und packten anschließend unseren Kram zusammen. Dann brachen wir Richtung Norden auf.
Entlang der Straße flogen ein paar Nonnenlerchen auf, und in weiter Entfernung grasten Springböcke und Oryx. Die C14 überquerten wir nur und fuhren weiter durch den Namib-Naukluft-Park. Die Pad war teilweise sehr ruppig mit tiefem Wellblech. Als wir anhielten, um einen Baum zu fotografieren, überholte uns ein großer Reisebus, der eine lange Staubwolke hinter sich herzog.
Wir entdeckten mehrere Erdmännchen-Kolonien. Aber leider nahmen die Tiere sofort Reißaus, sobald wir anhielten.
Doppelbandrennvogel
Wir wählten nicht den kürzesten Weg zur Blutkuppe, sondern eine Route am Ostrand des Parks, die wir noch nie gefahren waren.
Etwas später entdeckten wir knapp 10 Geier auf der Ebene, hielten an und stiegen aus. Aber als wir uns vorsichtig zu Fuß näherten, stiegen die großen Vögel nacheinander auf. Einer wurde von einem Schildraben attackiert, der es auf den Knochen im Schnabel des Geiers abgesehen hatte. Wir suchten mit dem Fernglas die Stelle ab, an der die Geier gesessen hatten, konnten aber keine Überreste eines Festmahls finden.
Ohrengeier
Rüppelltrappe
Beim Abstecher zu Gemsbok-Water machten wir Pause. An dieser Wasserstelle wird Grundwasser für die Tiere an die Oberfläche gepumpt und läuft aus einem großen Tank in ein Betonbecken. Auch hier standen ein paar Geier und viele Strauße. Unter einem Schattendach machten wir ein Picknick mit Salamibroten und Käse. Dabei sahen wir zu, wie sich die Strauße vorsichtig dem Wasser näherten, um auf halber Strecke wieder umzudrehen.
Zumindest wir waren nun frisch gestärkt und fuhren an der östlichen Grenze des Parks entlang des Zauns die letzten Kilometer zur Blutkuppe.
Zunächst schauten wir uns die Campsites auf der Südseite an, dann auf der Nordseite des Berges. Nirgendwo standen andere Camper. Wir entschieden uns wieder für den Stellplatz Nummer 10, wo wir auch vor zwei Jahren übernachtet hatten. Unmittelbar davor hatten wir uns in unserem zweiten Urlaub vor 13 Jahren mit einem Toyota Condor im Sand festgefahren und uns nur mit fremder Hilfe wieder befreien können. Diese Stelle ist für uns immer noch etwas Besonderes. Aus der brenzligen Situation gerettet hatten wir damals genau hier den Entschluss gefasst, die nächste Reise als Camper mit Allradfahrzeug, besserer Ausstattung und einem etwas größeren Wasservorrat zu unternehmen. Dass diese Entscheidung genau die richtige war, wird uns jedes Jahr wieder aufs Neue klar.
Wir parkten und spazierten ein wenig herum.
Bergstar
Langschnabellerche?
Nachdem keine anderen Autos vorbeikamen, duschten wir und bestiegen am späten Nachmittag die Blutkuppe.
Der Hang war auf dieser Seite nur mäßig steil, und wir gelangten mit kleineren Verschnaufpausen zum höhlenartigen Überhang, von wo aus wir einen sensationellen Ausblick hatten. Im späten Licht erglühten die Felsen in einem warmen Orange, und die Pastelltöne in der Ebene wechselten ständig.
Ruth packte der Ehrgeiz, und sie musste danach noch ein wenig höher krabbeln.
Während der Aufstieg noch recht sportlich gelang, sah der Rückweg plötzlich viel steiler aus. Mehr auf dem Hintern rutschend als kletternd gelang es ihr aber dann doch, sowohl sich als auch die Kamera wieder heil ein Stockwerk tiefer in die Höhle zu schaffen.
Nach Sonnenuntergang machten wir uns dann rasch wieder an den restlichen Abstieg. Zurück am Auto entzündete Uwe ein letztes Mal für diesen Urlaub ein Feuer, und Ruth legte das Fleisch ein und machte Rote-Beete-Salat. Die Folienkartoffeln kamen in die Glut, die wir mit dem letzten Holz und den Kohlen üppig befeuerten. Das Fleisch aus Swakopmund schmeckte sehr gut und war ein würdiger Abschluss für die vielen leckeren Grill-Abendessen der letzten Wochen.
Nach dem Spülen freuten wir uns über den Besuch eines Kapfuchses. Es ist uns bisher noch nie gelungen, ein solches Tier am Tag zu entdecken.
Ruth spielte noch ein wenig mit der Taschenlampe herum.
Wir saßen anschließend noch lange am Feuer. Die Glut wärmte uns, wir genossen die Ruhe und Einsamkeit und riefen uns die letzten fünf Wochen ins Gedächtnis. Unsere Freunde Karin und Peter sitzen bereits im Flugzeug nach Wien, und wir dürfen Namibia nochmal in vollen Zügen genießen. Wegen uns müsste die Reise noch nicht zu Ende sein.
Als der Vollmond von der einen Seite und die Nebelschwaden langsam von der anderen Seite über den Berg krochen, lagen wir aber schon längst träumend von neuen Afrika-Geschichten auf unserer Matratze.
Kilometer: 129