Ich stelle fest, die Reise noch mal Revue passieren zu lassen mit ein wenig Abstand dazwischen, ist gar keine so schlechte Sache. Man erlebt die ganzen Momente vorm geistigen Auge noch mal, kann fast die afrikanische Luft schnuppern und muss nur mit ein klitzebisschen Wehmut klarkommen.
16. März 2018:
Unser zweiter Flug mit der Cessna, von Steffi fortan liebevoll „Bumsschachtel“ genannt, bringt uns nach Swakopmund. Aufgrund des dichten Nebels können wir nicht direkt auf dem städtischen Flughafen landen und werden kurzerhand auf einen ca. 40km entfernen airstrip umgeroutet. Aber auf die Planung im Hintergrund ist Verlass, unser guide Martin erhält die Info halbwegs rechtzeitig und so müssen wir nur ca. 30 Minuten warten, bis wir von ihm aufgesammelt werden. Wir machen eine kleine Tour durch die Walvis Bay, essen lecker zu Mittag und werden dann im Strand Hotel abgesetzt.
Steffi fragt mich, wie lange wir hier bleiben. Auf meine Aussage hin, dass es morgen gleich wieder woanders hingeht, guckt sie zufrieden. Sie freut sich, nach vielen Jahren endlich mal wieder Meer zu sehen, aber gibt auch zu, dass sie hofft, bald wieder ein wenig mehr Wildnis zu sehen kriegen. Die leichte Sorge, ihr so gar nichts über die Reiseplanung verraten zu haben und am Ende evtl. feststellen zu müssen, dass wir in unseren Vorstellungen vielleicht nicht kompatibel sind, scheint soweit unbegründet. In meiner Planung hatte ich den Aufenthalt hier auch als eher strategisch bemessen, um Geld abzuheben und mal alle technischen Geräte gleichzeitig aufzuladen. Wir haben den restlichen Tag für uns und nehmen uns auch genau null vor. Erledigen die Finanzangelegenheiten, schlendern ein wenig durch die Stadt und schauen den Verrückten zu, die sich ins kalte Nass wagen.
Ich nutze die Zeit am Strand, um noch ein wenig mit der Kamera herumzuhantieren. Ein schönes Foto von der Gischt wäre noch was, aber die Brandung war eher träge. Steffi erkannte mein Dilemma und sprang "hilfreich" zur Seite. Sie kommentierte jede anrollende Welle im Stil eines Sportkommentators und gab mehr oder minder kompetente Prognosen zur Gischtentwicklung zum Besten. Die Ausbeute landeten in der Kategorie okay, dafür gabs dann deutlich schickere Ergebnisse mit einem anderen Motiv ^^^.
17. März 2018:
Ist ganz hübsch hier und Meer vor der Nase ist auch nett, aber wir sind doch froh, dass es jetzt wieder raus aus der Stadt geht. Pünktlich um 10.45 Uhr werden wir am Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht. Bumsschachtel, die Dritte. Nach einer Flugzeit von 1 Stunde (gar nicht bumpy) landen wir auf dem airstrip "Doro Nawas" im Damaraland. Von dort ist es noch knapp 1 Stunde Fahrzeit zu unserer nächsten Lodge, unser guide Willi erwartet uns schon. Endlich wieder Jeep, endlich wieder Schotterpiste.
Gegen 13.00 Uhr erreichen wir Mowani. Laut meinen Eltern, die hier schon in 2009 waren, sahen sie hier die schönsten Sonnenuntergänge auf ihrer ganzen Reise. Eine gewisse Spannung war also da.
Unser erster Gedanke: Krass! Wie sind aus Versehen auf dem Mars gelandet.
Die Felsformationen bieten eine tolle Kulisse, und die kleinen Hüttchen der Lodge sieht man auch fast erst auf den zweiten Blick.
Wir genehmigten uns ein paar Sandwiches als Lunch, bezogen unsere Hütte und genossen einfach nur die malerische Landschaft. Ich zog los zu einem kleinen Fotoausflug rund um die Lodge, während Steffi die Seele baumeln ließ und den Ausblick von unserer kleinen Veranda aus ins Tagebuch skizzierte.
So viele tolle Motive, da musste ich schon aufpassen, dass der Auslöser nicht mit mir durchgeht *g. Die endlos niedlichen Hörnchen, die dort überall rumwuselten mussten aber auf jeden Fall dran glauben.
Ich bin ein totaler Vogel-Noob und musste mir bei der Bestimmung immer helfen lassen. Das müsste ein pale-winged starling sein. Da der Kerl sich recht aufdringlich benahm und anscheinend unbedingt ins Rampenlicht wollte, folgte er mir eine ganze Weile. Ich nannte ihn schließlich "Earnie", was dazu führte, dass wir alle Vögel dieser Art von da an kurzerhand "Earnies" nannten. Später stellte sich heraus, dass alle Earnies offenbar nur eins im Sinn haben: dein Essen zu klauen.
Am Nachmittag unternahmen wir mit anderen Gästen der Lodge noch eine tour nach Twyfelfontein. Dort muss man sich ja einer geführten Runde anschließen, die durchaus interessant war, aber am Ende auch ein wenig was von "Durchschleusen" hatte.
Der wahrscheinlich schon totfotografierte "Knickschwanzpfotenlöwe".
Doch dann war´s endlich soweit: sundowner in Mowani. Wir liefen den schmalen Pfad zur Aussichtsplattform rauf, machten es uns auf den Sitzgelegenheiten bequem und erwarteten mit einem leckeren Getränk in der Hand den Sonnenuntergang. Und dann begann das Schauspiel und wir waren wirklich sprachlos.
Steffi war ganz hingerissen und ich hatte auch irgendwas im Auge. So lange fiebert man dieser Reise entgegen, und dann sitzt man da an diesem atemberaubend schönen Plätzchen Erde, ist umgeben von Weite und einem Gefühl von Freiheit und darf sowas angucken. Ohne Worte...
Nach dem Abendessen in wunderbarer Atmosphäre zogen wir uns in unsere Hütte zurück, ließen den Tag ein wenig Revue passieren und machten uns langsam bettfertig. Dazu gehörte auch, den Moskitoschutz runterzurollen, was ein bißchen frickelig war an manchen Stellen. Die Lodge ist wirklich schön und auch die Hütten sind sehr hübsch abgestimmt eingerichtet. Und als ich so ins Bett krabbelte bewunderte ich noch die Lampe mit der aufwändigen Vogeldekoration... man man man, die haben sich hier echt Mühe gegeben mit den ganzen netten Details....
Licht aus...
... nach etwa 5 Minuten in der Dunkelheit ist ein leichtes Kratzen zu hören. Ich kann das nicht richtig zuordnen und dann ist das Geräusch auch wieder verstummt. Kurz darauf wieder ein Kratzen und Scharren. Jetzt fragt auch Steffi, ob ich das höre. Ja schon... sicher lungert irgendwas um die Hütte rum. Egal.. müde! Dann gesellt sich zu dem Kratzen noch ein leises Zwitschern - und das können wir jetzt eindeutig als direkt über uns befindlich orten...
Licht an...
Ach guck... von wegen aufwändige Deko auf der Lampe. Da haben sich einfach zwei Earnies niedergelassen. Und ich schwöre, die haben sich keinen Millimeter bewegt, während ich vorhin die Lampe angestarrt habe. Steffi erfasst die Situation recht schnell: "Ich mach Mücken - du Vögel!" Damit ist es also an mir, die ganzen Moskitonetze wieder mühsam aufzurollen und die Earnies unter freundlichem Bitten der Räumlichkeiten zu verweisen. Einer hat ein bißchen gemault, aber am Ende hatten wir dann noch die Hütte für uns ^^^. Damit ging Tag 1 in Mowani zu Ende und wir schliefen friedlich den Ereignissen des nächsten Tages entgegen.