16. Lapa Lange und die Begegnung der Nummer 1 auf meiner persönlichen Biester-Rangliste
Am nächsten Morgen zeigte uns Peter noch die drei Chalets, die vermietet werden. Diese sind sehr schön und Mariannes ganzer Stolz. Niemand darf dort arbeiten, ausser sie selbst ! Nicht mal die Wäsche darf jemand anders waschen (apropos Chalets: diese hat Peter eigenhändig gebaut, genauso wie den Shelter). Leider habe ich keine Aufnahme von den Chalets gemacht, ich „borge“ mir ein Foto von deren offiziellen Webpage (ich glaube, das darf ich in diesem Fall)
Wir hatten eine lustige Zeit zusammen, Peter und ich kamen drauf, dass unsere Länder (also Österreich und Namibia) im Fussball gleich gut sind wie Italien: keiner geht nach Russland zur WM, Thomas als Deutscher war draussen aus diesem Spiel
Dieser Absatz ist jetzt nicht mehr gaaanz soooo lustig, wie er letzten Dezember war. Aber 2022 wird alles ganz anders
Peter nahm uns dann noch mit zur Garage, wo er auch die eigenen Auto’s repariert, um bei unserem Schneckenhäuschen wieder den Reifendruck für die Strasse mit einem professionellen Kompressor zu geben. So konnten wir unser kleines Dingelchen von Kompressor stehen lassen. Langsam sind wir echt beeindruckt von Peter: er ist nicht nur Farmer, Jäger, Metzger, Maurer sondern kann auch noch Auto’s reparieren. Wir waren schwer beeindruckt von so breit gestreuten Kenntnissen und Fähigkeiten.
Das waren 3 sehr schöne Tage mit zwei Übernachtungen und wir verliessen die Dune Song Breathers. Leider, ich weiss nicht warum, haben wir nicht danach gefragt, ob wir bei ihnen Fleisch oder auch Wurst kaufen können, sie hätten uns sicher welches gegeben. Aber wir haben einfach nicht danach gefragt. Schade, um diese Gelegenheit, besser hätten wir es kaum haben können.
Wir folgten nun weiter der D617 Richtung Mariental. Wir hatten die Lapa Lange Game Lodge für die kommenden 2 Nächte telefonisch vorgebucht, mussten vorher aber noch tanken und einige Lebensmittel auffüllen, also fuhren wir erst nach Mariental und dann wieder zur Lodge zurück. In Mariental fanden wir uns mittlerweile gut zurecht, es gefiel uns dort. Ein kleines Städchen mit lebhaften Geschäften und kleinen Märkten auf der Strasse. Leider habe ich Hemmungen, Menschen zu fotografieren, die ich nicht kenne, daher gibt es diese Aufnahmen nur in meinem Kopf (und in jedem anderen, der auch schon mal dort war).
Die Einkäufe im Supermarkt waren erledigt und wir suchten noch den Metzger, um ein namibisches T-Bone Steak zu kaufen. Noch auf dem Parkplatz des Supermarkts fragten wir nach dem Weg. Nach den erhaltenen Angaben fuhren wir in eine Parallel-Strasse, fanden jedoch keinen Metzger, zumindest kein Geschäft, das nach unserer Annahme wie ein Metzger aussah. Doch dann sahen wir ein graues Industriegebäude mit der Überschrift „Slagter“. Also wenn das kein Schlachthof ist ! Es war tatsächlich einer inklusive einer Frischtheke, einer sehr schönen Frischtheke. Wir bestellten das T-Bone und der Metzger fand dies sehr lustig, 2 Personen und 1 Stück Fleisch. Die sind wohl andere Mengen gewohnt.
Aber für uns reicht ein 900 g grosses Steak für mindestens eine Mahlzeit.
Wir fuhren den Weg, ca. 35 km, wieder zurück zur Lapa Lange Lodge. So viel sieht man (nicht), wenn man überholt wird
Es war niemand am geschlossenen Tor beim Hotel, also drückten wir auf die Klingel und das Tor öffnete sich. Wir checkten ein und bezogen, als einzige Gäste, die Camp Site. Diese lag hinter dem Gebäude und wir konnten sehen, dass diese gerade erweitert wurde.
Dann gingen wir ins Restaurant. Die Hotelanlage war recht hübsch, so Art Reihenbungalows auf beiden Seiten, ein grosses Wasserloch und dahinter eine Herde Gnus
Im Restaurant bestellte ich einen Toast in der Hoffnung, nochmals zu so einem tollen Erlebnis zu kommen. Der Toast war 4eckig, aussen schwarz, innen gefroren und weit weg von dem, was ich bei Frieda kennen lernen durfte.
Voila, es war nur ein Toast. Glücklich machte er nicht
Den Nachmittag vertrieben wir uns am Wasserloch und sahen dann sogar noch 2 Rhino’s. Aber wir hatten eher den Eindruck, einen Zoo anzuschauen.
Es wurde Abend, wir assen eine Kleinigkeit von unseren frisch gekauften Nahrungsmittel und hatten einen Wein für den Sonnenuntergang. Die Landschaft und die Umgebung waren hier jedoch nicht der Hammer ! Die Landschaft dort hatte wenig mit der Kalahari zu tun, keine roten Dünen jedoch dasselbe graue Buschland wie an der B1 zwischen Mariental und Keetmanshoop.
Nun war es ca. 22.00, ich war bereit zum Zähne putzen und anschliessendem ins-Bett-gehen. Mit Flipflops an den Füssen (es war ja Rasen und nicht sandig!), ging ich zum Schneckenhäuschen, um meine Zahnbürste zu holen. Beim letzten Schritt auf dem Rasen stach mich etwas seitlich in den linken Fuss.
AAAAAAAAAAAAAUUUUUUUUUUUUUUUUUUTSSSSSSSSSSCCCCCCCCCCCHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
Es tat höllisch weh !
wie 10 Hornissenstiche auf einmal
wie 20 Bienenstiche auf einmal
Ich schlug mit der offenen Hand mehrmals gegen die Wand des Schneckenhäuschens. AUTSCH, AUTSCH, AUTSCH !
Thomas war total erschrocken, schaute erst zu mir, dann leuchtete er auf den Boden. Ein grüner Skorpion, mitten auf dem Rasen ! Und wieder war ich nicht cool genug, zum Fotoapparat zu greifen, daher habe ich dieses Bild aus dem Internet genommen.
Obwohl wir die letzten Tage so viele Skorpione gesehen hatten, hatten wir uns nie überlegt, was zu tun wäre, wenn einer wirklich sticht. Thomas packte mich und wollte Hilfe an der Rezeption holen. Dort war es finster.
Thomas rief „HELP“ und schlug an die Tür der Rezeption. Niemand antwortete, niemand kam.
Dann kam ein Deutsches Paar (Irene und Maurizio, wie wir später erfuhren) von ihrem Bungalow zu uns zur Rezeption. Er sagte „… das klingt ernst“
Ich erzählte was passiert war, Thomas lief zurück, um unsere Telefone zu holen. Als er wieder zu uns kam hatte er auch den Reiseführer mit den Telefonnummern der Spitäler Namibias mitgebracht. Jedoch, keines unserer Telefone hatte Empfang ! Wirklich null.
Maurizio hatte sein Telefon mit einer Namibischen SIM-Karte ausgerüstet und er wählte für mich sogar die Nummer vom Spital in Mariental. Ich sprach mit der Krankenschwester und fragte, was nun zu tun sei. Sie meinte, ich solle so schnell wie möglich zu ihnen kommen.
Thomas machte das Schneckenhäuschen wieder Strassen-fertig. Das Tor des Hotelareals konnten wir durch Drücken eines Knopfs von innen selber öffnen. Voila, wieder die 35 km bis nach Mariental. Wir waren wirklich unsicher, ob es richtig war, ins Spital zu fahren. Aber da wir nicht wussten, wie giftig dieser Skorpion war entschieden wir, dass wir nun einfach professionelle Hilfe in Anspruch nehmen müssen.
Wir fanden das Spital in Mariental nicht und stoppten vor der Polizei, um nach dem Weg zu fragen. Nachdem er uns erst einen Strafzettel wegen Falschparkens geben wollte, erhielten wir die Auskunft, es wäre das blaue Gebäude. Sehr lustig, in der Nacht waren alle Häuser dunkel ! Aber nach nochmaligen Fragen anderer Personen erhielten wir eine bessere Beschreibung des Wegs und fanden dann auch das Spital. Neben mir war noch eine ältere Frau inklusive deren ganzer Familie und 2 Frauen mit einem lethargischen Baby im Spital. Die Krankenschwester managte uns alle mehr oder weniger gleichzeitig. Sie sagte, sie hätte nach unserem Telefonat die Therapie mit dem Arzt besprochen.
Das erste was sie bei mir machte, war die Hose hinten runter ziehen und eine Cortisonspritze in den Po. Ganz kleines Autsch ! Die Krankenschwester war um die 30 Jahre alt, gross, kräftig, schwarz, nett und fröhlich. Ich wäre ihr erster Skorpion Stich - diese Prämiere hätte ich uns beiden gerne erspart
Und eigentlich würde sie ja lieber mit Schafen machen, aber nun ist sie mal hier. Sie wollte mir noch eine Tetanus-Spritze geben, das war aber nicht notwendig, wir hatten diese vor dem Urlaub auffrischen lassen. Das war ungewöhnlich für sie, dass jemand pro-aktiv eine Tetanus-Impfung machen lässt. Sie arbeitete sauber, alles wurde sterilisiert, bzw. steril aus der Verpackung geholt und sie informierte mich über jede Aktion bevor sie diese durchführte.
Sie nahm noch ein paar Messungen vor und gab mir Antibiotika und ein Anti-Allergikum mit, nach ca. 40 Minuten konnten wir wieder gehen. Die ganze Behandlung kostete 150 Namibia $ (also gleich viel, wie die Hilfeleistung vom strange Ranger). Wir gaben 200 und sagten, der Rest soll bitte für das Baby genommen werden. Wir hatten ein schlechtes Gewissen, dass wir die medizinischen Ressourcen benutzen mussten. Nachträglich haben wir über Skorpione gelesen, es gibt knapp über 2.000 verschiedene Skorpione auf der Welt, giftig sind alle, aber nur zwischen 20 und 30 haben ein tödliches Gift. Ich hatte wohl einen der weniger giftigen erwischt.
Recht zuversichtlich fuhren wir wieder zurück zur Lapa Lange Lodge.
Wir kamen dort an und das Tor war wieder geschlossen. Wir drücken, wie bereits Stunden davor, auf den Klingelknopf. Niemand öffnete. Nochmal klingeln. Nichts !
Thomas kletterte über das Eingangstor, drückte den Knopf, mit dem man das Tor von innen öffnen kann, rannte zum Auto zurück und fuhr durch das Tor. Geschafft ! (so viel zum Thema Sicherheit in dieser Lodge
)
Wir tranken noch ein Glas Wein zum Runterkommen und gingen zu Bett. Der Fuss war geschwollen, tat aber kaum noch weh. Es war zwischen 2 und 3 Uhr morgens.
Fortsetzung folgt ....
Liebe Grüsse - Claudia