Gemütlicher Nachmittag im Camp
Wir haben unser Auto kaum geparkt und schon erscheint der Rostsperling.
Er hat anscheinend schon Entzugserscheinungen und beginnt gleich wieder wie wild sein Spiegelbild zu attackieren.
Eine Lösung muss her, bevor der Vogel komplett verrückt wird.
Wir haben noch Einkaufstüten vom Spar und befestigen diese an beide Außenspiegel.
Der Sperling wundert sich nun, wohin wohl sein lieb gewonnener Spiegel-Partner verschwunden. ist.
Für heute herrscht jetzt Ruhe und morgen fahren wir schon wieder weiter nach Opuwo.
Bleibt zu hoffen, dass er nicht so schnell wieder einen neuen Spiegelpartner findet.
Diese Aktion ist auch Ryan nicht entgangen und er merkt, dass wir an der Vogelwelt interessiert sind.
Er berichtet uns, dass vor ein paar Tagen die Madagaskarspinte eingetroffen seien und zeigt auf einen Sandhügel außerhalb unseres Bungalows.
Tatsächlich; die Vögel graben im Sand eine Nisthöhle.
Der Madakaskarspint (Olive Bee-Eater)kommt in Namibia nur im äußersten Nordwesten vor und ist ein Sommergast.
Für uns ist diese Art der Bienenfresser eine Erstsichtung.
So angestachelt begeben wir uns jetzt auf weitere Vogelsuche.
Sarah hat rund um den Zaun von Camp Syncro Chili-Pflanzen gesetzt.
So viele verschiedene Sorten haben wir noch nie auf einem Fleck gesehen.
Wenn wir möchten, könnten wir uns Chilis pflücken und mitnehmen.
Wir sammeln von den verschiedenen Sträuchern je ein paar Schoten und trocknen diese während unserer gesamten Tour.
Einige davon sind wirklich „very hot“.
Aber anscheinend haben nicht nur wir Interesse an den roten Schoten. Ein Rotstirn-Bartvogel
pflückt einen Chili nach dem anderen und lässt es sich schmecken.
Auf dem Pfad in Richtung Campsite finden wir noch einen Maskenbülbül, ein Kaptäubchen und einen weiteren Rotstirn-Bartvogel.
Von der Campsite machen wir noch einige Fotos.
Alle Gäste sind bereits abgereist.
Schon gestern haben wir vom Fluss gesehen, wie schön die Lage der Campingplätze ist.
Nur eine gut getarnte Heuschrecke ist noch nicht weiter gewandert.
Wanderheuschrecke
Beim weiteren Rundgang fliegen uns zwei Bergschmätzer, ein Bergstar und ein relaxter Rostsperling (m) vor die Linse.
Bergschmätzer (m)
Bergschmätzer ( f)
Bergstar
Rostsperling (m)
Am Futterplatz, den Sarah und Ryan hier eingerichtet haben, sitzt ein Kapsperling (m)
und an der Tränke befinden sich mehrere Bergstare in der Warteschleife,
während zwei andere schon auf einem Schilfdach den weiteren Tagesablauf planen.
Nicht weit von unserem Bungalow entfernt sitzt ein Rostsperling-Weibchen auf einem Ast.
Vielleicht wartet sie auf ihren selbstverliebten Partner, der jetzt wohl mehr Zeit für sie haben dürfte.
Pfeifend verabschiedet sich ein Maskenbülbül von unserer kleinen Vogeltour und schaut uns neugierig hinterher.
Später treffen wir Sarah und Ryan.
Wir unterhalten uns über ihr Leben hier. Sie haben in der Zeit von gut drei Jahren viel bewirkt.
Für den Bau der beiden Bungalows haben sie möglichst nur Naturmaterialien aus der Umgebung genommen. Die Mauern sind mit Steinen aus der Umgebung gebaut, die Dächer mit Schilf gedeckt, das am Fluss wächst. Sarah gefiel der Verputz der Himbahütten, wie sie hier im Mariental zu finden sind, sehr gut. Sie kamen auf die Idee, die Innenräume der Bungalows auch so zu verputzen. So können diese für die zukünftigen Gäste eine authentische Atmosphäre schaffen und damit ein Stück von der Himbakultur vermitteln.
Beide waren größtenteils selbst am Bau beteiligt. Außerdem beschäftigten sie noch einige lokal ansässige Arbeiter.
Mit Unterstützung der Frauen aus dem nahe gelegten Himbadorf wurde der Innenputz traditionell hergestellt. Diese waren Meisterinnen in ihrem Handwerk. Sarah und Ryan hatte es Spaß gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten. So konnten sie gegenseitig voneinander lernen.
Ganz stolz sind sie auf die Kennzeichnung des kalten und warmen Wassers in der Dusche.
Sarah hatte irgendwo in der Umgebung einen schönen blauen Stein für das kalte Wasser gefunden. Daneben platzierten sie noch einen rötlichen Stein für das warme Wasser, wobei sie hier allerdings mit etwas Farbe noch nachhelfen mussten.
Ryan erzählt, dass sie völlig ohne Uhr leben. Wie bei den hier ansässigen Menschen beginnt der Tag bei Sonnenaufgang und endet mit Sonnenuntergang.
Sie haben sich ein kleines Paradies erschaffen.
Leider haben sie aber auch mit den Widrigkeiten der Natur zu kämpfen und so standen dieses Frühjahr beide Bungalows völlig unter Wasser.
Selbst ein großer Baum wurde schon einmal von der Flut des Kunene umgerissen. Nur ihr Wohnhaus und die Campsite liegen etwas höher und blieben verschont.
Die großen Wassermassen treten immer dann auf, wenn in regenreichen Monaten die Schleusen des unterirdischen Kraftwerks bei den Ruacana-Falls geöffnet werden. Sie erhalten dann einen Funkanruf von Freunden, die in der Nähe der Schleuse leben und haben anschließend nur wenige Stunden Zeit, sich darauf vorzubereiten.
Im Frühjahr wurden große Teile der Inneneinrichtung der Bungalows durch die Überschwemmung zerstört und so haben sie sich überlegt, wie man das immer wieder vorkommende Problem etwas abmildern könnte.
Wie man auf dem Foto sieht, haben sie nun dicke Stämme unter den Betten angebracht und einen im Notfall schwimmenden Schrank aus einer Tonne gebaut.
Gute Ideen haben die Beiden.
Ein weiteres Problem ist auch die Lagerung von Lebensmitteln in ihrem eigenen Haus.
Alles muss Mäuse sicher verpackt und gelagert werden. Dazu eignen sich die großen Plastik-Wasserflaschen besonders gut. Mehl, Zucker, Nudeln und andere Lebensmittel sind darin bestens aufgehoben. Ryan fragt auch gleich, ob wir eventuell leere Wasserflaschen haben; wir geben sie gerne, so werden sie wenigstens sinnvoll recycelt.
Behälter, die sie nicht benötigen, gibt er an die Bewohner des nahegelegenen Dorfs weiter.
Wie wir später sehen können, finden sie auch dort eine sinnvolle Verwendung.
Für heute verabschieden wir uns und sind froh darüber, dass sie uns ein wenig an ihrem Leben teilhaben lassen.
Wie jeden Tag laufen die Kinder und Jugendlichen mit den gerade erwähnten Wasserbehältern zum
Fluss.
Sie holen Wasser und schleppen dieses dann zum Dorf.
Wir winken ihnen zu und haben gar nicht das Gefühl, dass ihnen die Arbeit des Wasserholens lästig ist.
So langsam geht der Tag zu Ende. Langweilig war es uns nicht.
Morgen heißt es Abschied nehmen und wir stehen vor dem gleichen Problem wie in Etaambura.
Die Tage sind viel zu schnell vorbeigegangen und auch hier würden wir gerne noch länger bleiben.