Tag 30 – 13. August 2017 – Birding am Sambesi
Nambwa Campsite, Kwando – Caprivi Houseboat Safari Lodge, Katima Mulilo
An unserem zweiten Morgen in Nambwa standen wir noch ein bisschen früher auf. Bele kochte Wasser für Kaffee und Tee, und wir packten recht schnell unsere Sachen zusammen. Beim Heißgetränk sahen wir den Sonnenaufgang.
Dann fuhren wir los nach Norden. Während uns gestern Frau Buschbock begrüßte, verabschiedete uns heute Morgen ihr Gemahl.
Auf dem Weg zur Hauptstraße nahmen wir jeden Loop am Wasser. Wir kamen an einem weiteren Hide vorbei, der seit letztem Jahr gebaut worden war. Die Aussicht auf den Fluss war toll, auch wenn sich am frühen Morgen noch kaum Tiere blicken ließen.
Wir sahen viele Ohren- und Weißrückengeier und Marabus auf den Bäumen sitzen. Von einem Riss war jedoch weit und breit nichts zu sehen.
Matthias erklärte uns geduldig, dass wir hiernach auch lange Ausschau halten könnten. Es handele sich um die Schlafbäume der Geier. Sie warteten lediglich auf die Thermik, um mit weniger Energieaufwand starten zu können. So ein Spielverderber! Ein halbes Zebra mit Löwenrudel hätte uns als Grund für das Geiertreffen deutlich besser gefallen als ein langweiliges Baumbett.
Immer wieder sahen wir flinke Buschhörnchen auf den Bäumen und im Gehölz herumspringen, und einige Letschwes und Impalas standen auf den Inseln und Sumpfflächen.
Im Wald entdeckten wir auf den letzten Kilometern noch ein paar interessante Vögel. Zunächst verfolgten wir eine Schar Brillenwürger auf Nahrungssuche durchs Unterholz. Mit ihren gelben Hautlappen sehen ihre Augen gleich wesentlich größer und auffälliger aus.
Etwas später ließ uns ein lautes Krächzen in einem Baum aufmerksam werden. Wir konnten unseren Augen kaum trauen: Fünf Spatelracken saßen relativ eng beieinander und veranstalteten ein Mordsgezeter. Leider flogen sie sofort auf, sobald wir unser Auto stoppten. Schnell funkten wir Bele und Matthias zurück, die vorausgefahren waren und sprangen aus dem Auto, um die Vögel zu suchen.
Vögel zu fotografieren, hat für uns mittlerweile einen ganz besonderen Reiz. Man läuft wie Hans-Guck-in-die-Luft herum und scannt die Umgebung. Achtet dabei auf jedes Flattern und jede kleinste Bewegung im Geäst, versucht dann, leise und ohne hastige Bewegungen, gleichzeitig aber möglichst rasch vorwärts zu kommen, verheddert sich dabei in verschiedenstem Dornengeranke und schrammt sich die Beine auf oder verfängt sich mit den Haaren in herabhängenden Ästen. Meist reicht es dann für ein Bestimmungsbild aus weiter Entfernung, bevor sich der Vogel überlegt hat, seinen Standort zu wechseln und das gleiche Spiel von vorne beginnt.
Ohne das Federvieh aus den Augen zu lassen, versucht man dann zuerst, flott hinterher zu sein und ein wenig Strecke zu machen, bevor man sich dann im Zeitlupentempo, ohne zu atmen, wieder näher heranpirscht. Für einen unbeteiligten Zuschauer muss unsere Ornitruppe im besten Fall einfach nur merkwürdig, im schlimmsten aber völlig gaga ausgesehen haben. Zum Glück waren Bele und Matte ja keine Zuschauer, sondern genau so verrückt wie wir. Oft gehen die Gefiederten in solchen Verfolgungsspielchen als glückliche Sieger hervor. Umso mehr freuen wir uns, wenn uns doch der ein oder andere glückliche Treffer gelingt.
Diese Spatelracke ist sogar beringt.
Ruth hat sich schon öfter mal überlegt, ob es wohl passieren könnte, dass sie schnurstracks in eine Schlange, einen Leoparden oder eine Herde Büffel marschieren würde, wenn sie mit hoch erhobenem Blick einen Vogel fixierend durch die Gegend stolpert. Aber Uwe ist sich sicher, dass Lehrer alles wahrnehmen. Da wollen wir hoffen, dass er Recht behält.
Kurz vor der Ausfahrt aus dem Park saßen zwei Streifenlieste direkt an der Straße. Auch für sie musste kurz gehalten werden.
An der Hauptstraße füllten wir Luft in die Reifen und machten uns auf nach Osten Richtung Katima Mulilo. Mit Bele und Matthias standen wir per Funk in Kontakt. Eigentlich wollten wir als erstes unseren Reifen reparieren lassen, aber die Werkstätten hatten am Sonntag geschlossen. Also holten wir Geld und gingen in den Supermarkt. Matthias schlug den Shoprite vor, und wir waren einverstanden. Das allerdings nur für kurze Zeit. Zwar waren die Preise – wie unmissverständlich zu erkennen war – klein, die Auswahl zumindest für die Dinge, die wir benötigten, aber auch.
Es war proppenvoll, an allen Kassen standen lange Schlangen, afrikanische Musik dudelte aus den Lautsprechern, buntes Plastikspielzeug sah uns aus allen Regalen aufdringlich an, und wir hatten nur noch einen Wunsch, diesen Laden nämlich möglichst schnell wieder zu verlassen.
Wir stellten uns mit unseren drei Waren an eine kurze und daher vermeintlich schnelle Schlange an. Aber leider ging es dort nur im Zeitlupentempo vorwärts. Die Kassiererin zog die Artikel über den Scanner und packte sie dann selbst in Plastiktüten. Die Kunden legten die Sachen anschließend aber nicht in ihren Wagen zurück, so dass sich die gescannten Teile auf der anderen Seite der Kasse stauten und die Kassiererin umständlich Türmchen stapeln musste. Die neue Ware wurde auch nur einzeln auf den Tresen gelegt. Dabei war auch noch Thekenware, deren Preisschild umständlich manuell eingetippt werden musste. Gleichzeitig unterhielt sich die Kassiererin angeregt mit ihren Kunden, vertippte sich mehrfach und musste wieder stornieren. Niemand schien das Schneckentempo zu bemerken, geschweige denn, sich daran zu stören. Wirklich niemand. Nur uns brach langsam der Schweiß aus. Wir überlegten kurz, die Aufgabe des Kassierens vollständig zu übernehmen.
Bele und Matthias hatten sich drei Kassen weiter ein paar Minuten nach uns angestellt und waren schon fast fertig. Völlig entnervt wechselten die unrelaxten Touris schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit doch die Kasse und durften schon nach fünf weiteren Minuten endlich ihren Kram bezahlen. Warum wir in einem solch rummeligen Supermarkt von Minute zu Minute an der Kasse unentspannter werden und Schnappatmung bekommen, wird Einheimischen wohl für immer ein Rätsel bleiben. Eigentlich beneidenswert.
Anschließend fuhren wir zum Pick and Pay und kauften dort für die kommende Woche in Botswana ein. Beladen mit Grillwurst, Gemüse und Leckereien verließen wir den Supermarkt und verstauten die Sachen im Auto. Dann ging es zum Tanken. Wir ließen nur gut 80 Liter einfüllen, und als es wie erwartet nur noch tröpfchenweise weiterging, brachen wir ab. Vielleicht läuft der Rest Diesel morgen schneller in den Tank.
Nun hatten wir uns auf eine Mittagspause im Tsutswa-Cafe gefreut, mussten aber leider feststellen, dass auch dieses sonntags geschlossen hatte. So fuhren wir direkt zur Caprivi Houseboat Safari Lodge. Da wir reserviert hatten, bekamen wir den letzten Stellplatz und richteten uns ein. Zuerst aßen wir ein paar Brote mit Käse, Salami und Möhren mit Frischkäse.
Dann sortierten wir den Kühlschrank neu und pirschten auf dem Lodgegelände den Vögeln hinterher. Den Schalow’s Turako konnten wir im Gebüsch ausmachen, aber er war ziemlich unkooperativ und versteckte sich gut.
Ein Waldkauz saß weit oben im Geäst und schaute auf uns herab.
Gelbbrust-Bülbüls wuschen in der Vogeltränke ihr Gefieder.