25.03.17 Vom „Wildcamp“ nach Omungunda
Schlafen Esel eigentlich nie?
Immer wieder werden wir in der Nacht durch das Rufen der Esel geweckt. Dann als der Morgen dämmert stimmen auch noch die Vögel lautstark eine Unterhaltung an. Also stehen wir auf und fahren auch gleich ohne gemütliches Frühstück los.
Wir sind gespannt, ob der abgegangene Rivier passierbar ist oder nicht.
Als wir dort ankommen trauen wir unseren Augen kaum. Dort wo gestern noch 30 cm Wasser flossen, ist heute bis auf ein paar Pfützen so gut wie nichts mehr zu sehen. Wir gehen das fast trockene Flussbett erst zu Fuß ab, um sicher zu sein, dass der Untergrund fest ist.
Dann fahren wir durch und können unsere Route wie geplant fortsetzen.
Auf unserem weiteren Weg fahren wir an Etanga vorbei und passieren noch einige Trockenflussbette, die aber alle wie der Name schon sagt „trocken“ sind.
Wir kommen an einem Himba-Friedhof vorbei. Ich mache zwar ein paar Bilder von den Gräbern, da ich mir aber nicht sicher bin, ob wir damit die Gefühle der Himba verletzen, fahren wir sofort weiter.
Aus einem weiteren fast trockenen Flussbett holen Kinder „frisches“ Wasser. Es stimmt schon nachdenklich, unter welchen Umständen die Kinder hier aufwachsen, auch wenn keines der Kinder einen unglücklichen Eindruck machte. Die beiden Jungs waren vielleicht so 5-6 Jahre alt.
Die älteren Kinder sprechen ein paar Sätze englisch. Wir schenken Ihnen einen Kanister frisches Wasser, dann ziehen die 6 zufrieden weiter. An der unterschiedlichen Kleidung der Kinder ist der Wandel der Zeit, der Spagat zwischen Tradition und Moderne, deutlich zu sehen. Während die einen noch in ihrer Tradition verharren, kleiden sich die anderen schon modern.
So schön es hier auch wieder ist, solche Begegnungen lösen in mir immer wieder die Frage aus: Was ist richtig und was ist falsch?
Tragen die Touristen (dazu gehören selbstverständlich auch wir) durch ihren Besuch in diesen Regionen zum Zerfall der Kultur bei?
Ein kritisches Zwischenwort:
Ich hatte im Vorfeld lange überlegt, ob ich den Reisebericht dieses Jahr ins Forum einstellen sollte.
Der Grund dafür waren und sind die sensiblen Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung. Doch auch wir können den Lauf der Zeit nicht aufhalten. Derjenige, der diesen Menschen mit Neugierde und Respekt begegnet, kann in meinen Augen nicht so viel falsch machen.
Angst macht mir allerdings der Massentourismus, der Teile dieser Region regelrecht überflutet. Da werden ganze Busladungen von Menschen zu Himbadörfern gefahren, damit jeder ein schönes Foto mit nach Hause nehmen kann, ohne sich im Geringsten mit der Kultur und den Gefühlen dieses Volkes beschäftigt zu haben.
Auf mich/auf uns haben diese Menschen eine faszinierende Wirkung und wir alle können von ihnen in Puncto Gastfreundlichkeit und Offenheit noch vieles lernen. Nicht wir, die sie besuchen sind die Helden, sondern sie, die Menschen die in dieser abgelegenen Landschaft leben, sind es. Wir sind nur Gäste und ich möchte als solcher in guter Erinnerung bleiben.
Mit diesen Gedanken im Kopf setzen wir unsere Fahrt Richtung Opuwo fort.
Mittlerweile ist die Pad einfach zu befahren und wir können uns voll und ganz den Eindrücken dieser Landschaft hingeben.
Nun ist es nicht mehr weit bis Opuwo und wir sind glücklich und froh, dass diese Passage in der Regenzeit so gut geklappt hat.
Doch was ist das denn nun schon wieder?
Wir wähnten uns schon fast in Opuwo, hatten allerdings die Rechnung ohne den Hoarusib gemacht, der bekanntlich ja noch immer fließt.
Die Brücke, die über den Hoarusib führt, ist weggespült. Hier ist definitiv kein Durchkommen. Doch jetzt noch mal zurück? Nein – das kann nicht sein.
Wir fahren etwas über Stock und Stein und finden eine steinige Passage, in der das Wasser nur noch als Rinnsal läuft.
Und während Jürgen trockenen Fußes auf die andere Seite fährt, muss ich mir meinen Weg erst noch bahnen.
Nun haben wir es aber endgültig geschafft und Opuwo ist nicht mehr weit. Unterwegs nehmen wir noch 2 Schüler/Studenten mit, die nach Opuwo wollen, da die Ferien rund um den Nationalfeiertag zu Ende gehen.
Man muss ich vorstellen, dass auf unserer Rückbank ja die große Kühl/Gefriereinheit steht und dort eigentlich kein Platz mehr ist. Aber irgendwie haben sich die zwei dort dazwischen gequetscht.
Schlecht gefahren ist immer besser als gut gelaufen!
Wir setzen sie an der Tankstelle in Opuwo ab, tanken wieder voll und statten dem neuen Spar einen Besuch ab. Die Vorräte, insbesondere die Wasser und auch Sundowner Vorräte werden aufgefüllt.
Wir parken unser Auto auf dem großen Parkplatz. Sofort kommen 2 Jungs, die unser Auto bewachen wollen.
Alles klar Jungs – passt gut auf.
Dann gehen wir ins Kaokoland Restaurant. Dieses Restaurant ist sehr schön. Uns gefällt wie der Eigentümer mit seinen Gästen aber und das ist viel wichtiger, mit seinem Personal umgeht.
Wir essen eine Kleinigkeit und besuchen dann das kleine „Händlerviertel“.
Hier erwerben wir durch lebhaftes Handeln und viel Spaß einige kleine Souvenirs. Wir achten darauf, dass jede der Händlerinnen mit uns ein Geschäft machen kann. Die Stimmung ist ausgelassen und wir alle haben Spaß. Natürlich frage ich noch, ob ich nun noch ein Foto von ihnen machen darf.
Dann fahren wir zu unserer angedachten Campsite. Da wir die Campsite der Opuwo Country Lodge auf Grund der Größe, bzw. nicht vorhanden Größe der einzelnen Stellplätze in nicht so guter Erinnerung hatten, fahren wir auf die 40 km nördlich von Opuwo liegenden Community Campsite Omungunda.
Wir sind die einzigen Gäste und können uns einen Platz aussuchen. Feuerholz wird uns gebracht und der Donkie angeheizt.
Die Campsite ist sehr gepflegt und liegt auch sehr schön. Die Ablutions sind einfach, jedoch sauber und vollkommen ausreichend.
Der Campsite angegliedert ist das Living Museum der Ovahimba.
Wir gehören im Normalfall nicht zu den Menschen, die gerne in Living Museum gehen, da wir die Menschen lieber in ihrem alltäglichen Leben, wie es jetzt ist, kennen lernen möchten. In diesem Fall machen wir aber eine Ausnahme, da uns die Kultur dieser Menschen sehr interessiert.
Veii, die Managerin erzählt und erklärt viel.
Hier erklärt sie, was die unterschiedliche Farbe der Halsreifen und die Frisur über den Status der Frau aussagen.
Was ich noch nicht wusste ist, dass man anhand des Beinschmuckes sehen kann, wieviele Kinder eine Frau geboren hat.
Hat der Beinschmuck nur einen "Streifen" in vertikaler Richtung, bedeuted dies, dass die Frau ein Kind hat.
Hat der Beinschmuck 2 Streifen, wie bei der Frau rechts, bedeuted es dass diese Frau 2 oder mehr Kinder geboren hat.
Doch springt anfangs der Funke nicht über.
Ich blicke in leere, nichts sagende Augen - es sind immer die Augen, die verraten, ob man mit Freude dabei ist.
Nur die Kleine – der Sonnenschein des Village strahlt mit der Sonne um die Wette. Irgendwie hat Jürgen es ihr angetan.
Ganz langsam und wohl dadurch, dass wir durch Fragen unser Interesse an ihrer Kultur zeigen, werden die Menschen offener und sie haben sichtlich Spaß an ihren Gesängen und Tänzen.
Gesamturteil des Museums: Okuhepa – uns hat es nach der anfänglich etwas reservierten Phase dennoch gefallen.
Danach kehren wir zurück zu unserer Campsite.
In den letzten Tagen, hatte ich mir irgendwo einen fiesen Biss eines „was auch immer – Insekts“ zugezogen. Die Stelle nässte und war rundum sehr stark gerötet und entzündet. Die desinfizierende Salbe zeigte keine Wirkung und ich begann mir langsam schon etwas Sorge zu machen.
Während der Führung durch das Museum erzählte Veii, dass die Ovahimba aus den Blättern des Mopane Baumes eine Paste zubereiteten und damit schlecht heilende Wunden behandelten. Außerdem kann man einen Sud dieser Blätter auch bei Durchfall trinken.
Also war das erste was wir nach der Rückkehr zur Campsite taten, Mopane-Blätter sammeln!
Jürgen zermahlte sie mit einem Stein zu einem feinen Pulver. Dann mischten wir etwas Wasser darunter, damit eine Paste entstand und ich trug es auf die entzündete Stelle, die in der Mitte schon einen eitrigen Krater hatte, auf. Das Ganze deckte ich mit Mopane Blättern ab.
Mal sehen, was daraus wird.
Veii kam abends noch kurz auf einen kleinen Plausch vorbei und wir beendeten einen langen, ereignisreichen Tag mit einem wunderschön rot gefärbten Himmel.
Gefahrene Km: 160