26.03.2017 - Wir sagen einfach „Hello again“
Auf diesen Teilabschnitt unserer Reise habe ich mich besonders gefreut und war gespannt, wie er denn verlaufen würde.
Aber erst der Reihe nach:
Wir haben wunderbar geschlafen und noch bevor wir so richtig mit allem fertig sind kommt Veii nochmals vorbei. Zum einen will sie uns eine nahegelegene Höhle mit Bushmann-Zeichnungen zeigen, zum anderen sich aber auch mit uns über den gestrigen Besuch im Living Museum unterhalten.
Bei einer Tasse Tee besprechen wir die Vorführung. Wir sagen ihr, dass anfangs die Stimmung sehr reserviert war und wir uns nicht so richtig wohlgefühlt hatten, dies sich aber im Laufe der Zeit geändert hatte und es sowohl den Akteuren als dann auch uns sicht- und spürbar Spaß gemacht hat.
Veii hört es sich an und sagt, dass sie es mit den Leuten besprechen will. Im Living Museum ist es der Job der dort arbeitenden Himba. Das Museum ist noch relativ neu und die Leute müssen es erst noch lernen.
Sie erzählt uns aber auch von einer Begegnung mit Gästen, die ein paar Tage vor uns das Living Museum besucht hatten und vielleicht die „Darsteller“ etwas verunsichert hatten.
Diese Leute kamen in das Living Museum und verließen es nach nur 10 Minuten – ohne zu zahlen – da sie ja schon woanders Bilder von Himba gesehen hätten und dies nun nichts Besonderes wäre.
Puuh .. das sind genau die Menschen, die NIE in dieses Land reisen sollten!
Alles soll billig sein, am Besten umsonst und natürlich sollen noch tolle Bilder für die Freunde zu Hause geschossen werden. Für uns unfassbar.
Das Gespräch mit Veii ist vollkommen entspannt und bei einer Tasse Tee erzählt sie uns auch, dass sie das „Geheimnis“ der Deutschen (wie sie es nennt) kenne?!
Wir schauen etwas ratlos.
Dann erklärt sie uns: Wenn ein deutscher Gast sagt, er komme um 8:00 Uhr dann kommt er auch um 8:00 Uhr! Nicht 10 Minuten vorher und nicht 10 Minuten nachher.
Wir lachen alle herzlich. Denn gestern waren auch wir typische Deutsche.
Veii wollte uns gestern eine Stunde nach unserer Ankunft auf der Campsite dort abholen und gemeinsam mit uns zum Museum gehen. Da wir aber schon fertig waren und die Stunde vorüber war, sind wir selbständig zum Living Museum gegangen. Ihr Schmunzeln darüber hatten wir gestern nicht verstanden. Heute mussten wir selbst darüber lachen.
Die Atmosphäre ist sehr entspannt und wir gehen mit ihr zu der kleinen Höhle mit den Bushman-Zeichnungen. Diese ist nun wirklich nicht sehenswert und die Zeichnungen kann man nur noch erahnen.
Sie fragt uns, ob wir einer Darstellerin aus dem Living Museum einen Lift nach Okangwati geben könnten, da die Schule ja wieder 27.03.17 beginnt. Wir sagen gerne zu, geben aber zu bedenken, dass in unserem Auto nur wenig Platz sei.
Eine halbe Stunde später sind wir wieder im Living Museum um die Teenagerin abzuholen. Die Menschen winken uns freundlich zu und dann setzen wir zu dritt unsere Reise fort.
Das junge Mädchen ist nicht sehr gesprächig während der Fahrt und wir setzen sie vor der Schule ab.
Die Brücke über den Ombuko River ist wieder befahrbar.
Unterwegs treffen wir auf eine Gruppe von Kindern und ein paar Spiegel für die Mädchen und warme Strümpfe für den großen Bruder wechseln den Besitzer.
Und dann steigt unsere Spannung und Freude.
Wir wollen wieder ein Himbadorf besuchen, in dem wir vor 2 Jahren waren.
Und tatsächlich finden wir es wieder.
Langsam fahren wir vor, nehmen die mitgebrachten Bilder und fragen, ob wir das Dorf betreten dürfen.
Wir dürfen. Wir betreten das Dorf und auf den ersten Blick kommt es mir „unaufgeräumter“ vor als vor 2 Jahren. Es leben auch mehr Personen darin als vor 2 Jahren.
Und dann sehe ich
SIE. Sie sitzt gleich unter dem ersten Schattendach neben dem Eingang.
SIE war es, die vor 2 Jahren mich nicht mehr gehen ließ, als ich ihr die Bilder in der Kamera zeigte und
SIE war es, die uns inspiriert hat, ihr die Bilder zu bringen.
Die „ die Ingrid Bergmann vom Koakoveld“, wie Jürgen sie auf Grund ihrer ausdrucksvollen Lippen liebevoll nannte. Mein Herz hüpft etwas vor Freude, dass sie noch lebt.
Schnurstracks gehe ich auf sie zu und knie mich neben ihr nieder. Sie schaut mich etwas verwundert und fragend an.
Na klar – wie soll sie sich denn auch noch an mich erinnern.
Dann gebe ich ihr das Bild.
Was jetzt folgt ist für mich sehr emotional.
Sie schaut auf das Bild. Dann schaut sie mich an. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, gefolgt von einem Aufschrei der Freude. Sie lässt den Blick von dem Bild gar nicht mehr los und strahlt eine unsagbare Würde und auch Stolz aus.
Nun kommen alle zusammen und wollen sich die Bilder anschauen. Es wird nicht gezerrt oder geschubst, fast andachtsvoll betrachten sie die Bilder, fast wie einen Schatz.
Wir sind überwältigt.
Erst jetzt bemerke ich, dass ich einen kleinen Fauxpas gemacht habe. Denn etwas abseits des Geschehens sitzt der Chef des Krals.
Ich gehe zu ihm hin und begrüße ihn freundlich und deute mit einer Handbewegung vom Herzen zu ihm an, dass wir uns freuen, sein Dorf besuchen zu können.
Ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht. Dann frage ich ihn wie es ihm geht und somit ist mein Wortschatz beendet.
Ich traue mich nicht wirklich ihn zu fragen, ob ich ein Bild machen darf, doch er kommt mir zuvor und zeigt auf die Kamera. Ich frage nach ob ich ihn richtig verstanden habe und er antwortet:
eeeh – das heißt " JA".
Ich bedanke mich herzlich und gehe wieder zu den Frauen und Kindern.
Eigentlich wollten wir nun das Dorf verlassen. Aber kein Chance. Vivien – die uns den Eintritt in das Dorf gewährt hat, fragt ob wir nicht das Dorf sehen wollten. Und welch eine Freude – sie spricht nun auch ein recht gutes Englisch. Wir sind als Fremde willkommen!
Umringt von allen Kindern und Frauen gehen wir nun von Hütte zu Hütte. Alle möchten ein Bild haben.
Wir sollen jede Hütte betreten. Die Frauen setzen sich in Pose und ich muss ihnen erklären, dass es in der Hütte zu dunkel ist und ich kein Bild machen kann.
Vivien übersetzt und die Frau setzt sich mit ihren Kindern an den Eingang der Hütte.
Würde, Stolz und Freude spiegelt sich in den Gesichtern wieder.
Dann gibt es noch ein Gruppenfoto für alle.
Wegen der schlechten Lichtverhältnisse, es ist Mittag und die Sonne steht hoch - in S/W
Nach unserem Rundgang und als alle zufrieden sind, gehen wir noch einmal zu „Ingrid Bergmann vom Koakoveld“ und verabschieden uns.
Wir verlassen den Kral unter Begleitung aller Kinder und Frauen. Etwas Angst machen uns die Kinder, die um uns und um das Auto herumspringen, schließlich wollen wir ja keines von ihnen unter die Räder bekommen.
Doch hier herrscht Ordnung. Vivien nimmt einen Stock und zeichnet eine imaginäre Grenze in den Staub. Kein Kind übertritt diese Linie.
Sie winken und wir müssen versprechen, dass wenn wir in 1 oder 2 Jahren wiederkommen, die Bilder mitbringen.
Vollkommen beseelt von diesem Erlebnis fahren wir langsam Richtung Epupa.
Erschien es uns vor 2 Jahren noch als grüne Oase in der staubigen Landschaft, so zeigt es sich dieses Jahr komplett anders. Es ist ja überall grün.
Als erstes fahren wir auf den Viewpoint.
Doch wenn man ganz nach oben will, kostet es eine Entrance Fee von 40 Nam$/Person.
Natürlich entrichten wir diese und fahren hoch.
Von hier oben hat meine eine herrliche Aussicht auf die Wasserfälle.
Die Fälle links gehören schon zu Angola.
Wir kommen mit Owen ins Gespräch, der die Fee kassiert hat und auch dieses Foto von uns beiden macht.
Er möchte hier oben eine Campsite errichten für max. 4 Personen. Die Toiletten sind schon im Bau und fast fertig und auch eine kleine Bar ist schon fertig.
Wir könnten uns vorstellen hier gerne mal für eine Nacht zu stehen.
Er gehört zu
www.kaokolandguides.com (Owen Kataparo Muhenje)
Die Campsite soll ab Mai fertig sein. Bei Interesse hier seine Email-Adresse:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Wir vereinbaren mit ihm, dass wir am nächsten Morgen wieder zum Sonnenaufgang kommen.
Dann fahren wir nach Epupa runter. Unser Ziel ist das Epupa Camp. Doch zuerst kaufen wir noch in dem einheimischen Shop Getränke ein.
In Epupa Camp ist es kein Problem einen Stellplatz zu bekommen.
Außer uns sind nur noch 2 zusammengehörende Autos da. Wir entscheiden uns für Platz Nr. 2.
Die Campsite liegt wunderschön direkt am Kunene, etwas entfernt von den Fällen. Sie ist gepflegt und sauber und besitzt einen Pool.
Den Rest des Tages relaxen wir in der Sonne und nehmen ein erfrischendes Bad im Pool mit Blick auf den Kunene.
Abends gehen wir zur Bar und beenden den ereignisreichen Tag mit einem kühlen Windhoek Draught und einem tollen Sonnenuntergang.
Ein wunderschöner Tag mit tief emotionalen Momenten geht zu Ende. Wir sind glücklich.
Gefahrene Km: 135