TAG 11 - Swakopmund
Wieder zurück im Fischreiher Guesthouse unterhalten wir uns mit Consti. Wir fragen nach dem Waschservice. Ob das wohl bis morgen früh noch geht. Wenn wir die zu waschenden Sachen direkt abgeben, dürfte das noch möglich sein. Sie gibt uns einen Wäschekorb und wir alle suchen schnell die Klamotten zusammen, die wir gerne gewaschen hätten. Socken, Unterwäsche, ein paar T-Shirts und Hosen wandern in die Wäschewanne. Als wir diese bei Consti abgeben möchten, steht dort schon eine junge schwarze Frau und erklärt uns, dass sie unsere Wäsche gerne mit nimmt und diese spätestens morgen vor 8.00 Uhr wieder zurück bringt.
Ich frage Consti, ob sie die Besitzerin vom Gästehaus sein. Sie schaut mich vollkommen verständnislos an und fängt dann an zu lachen. Sie glaubt, dass ich einen Witz mache. Ich erkläre ihr, dass die Frage tatsächlich ernst gemeint sein. Schließlich war sie gestern Abend als wir vom Essen zurück kamen och hier an der "Rezeption" beschäftigt und heute morgen schon sehr früh zu hören gewesen. Da nehme ich an, dass sie hier wohnt und warum sollte sie nicht die Besitzerin sein. Sie erzählt uns, dass die weißen Besitzer in Urlaub seien und sie die Managerin des Gästehauses sei. Sie wohne mit ihrem Mann und ihren 2 Kinder in der Nähe von Swakopmund in einer schwarzen Siedlung. Hier wohnen nur Weiße. Ihr Mann uns sie arbeiten viel, um den Mädchen eine gute Ausbildung zu ermöglichen und damit sie sich vielleicht ein kleines Häuschen in einem anderen Teil von Swakop irgendwann leisten können. Von so einem Haus wie diesem könnten sie nur träumen.
Ich finde es erschreckend, dass es für Consti nicht vorstellbar scheint, dass sie mit ihrer Familie in diesem Viertel wohnt. Sie erzählt auch, dass die Junge Frau, die unsere Wäsche geholt hat eine Nachbarin und Freundin ist, die damit ihre Familie unterhält, da ihr Mann nur selten Arbeit findet. Ich bereue schon, dass ich nicht alle Dreckwäsche mitgegeben habe. Die Preise für den Wäscheservice liegen umgerechnet zwischen 15 und 50 Cent, je nachdem was gewaschen werden soll.
Consti erzählt stolz von ihren beiden Mädchen, die ungefähr im Alter unserer Tochter sind. Wenn Mama arbeitet und wie heute über Nacht wegbleibt, dann machen sie den Haushalt. Sie sind beide gut in der Schule und sollen genauso erfolgreich werden, wie die Mama. Man hört sehr gut heraus, dass Consti auch stolz auf ihren Job ist. Managerin eines Gästehauses ist eine erfolgreiche Kariere. Man sollte denken, dass man sich damit dann doch ein Häuschen leisten könnten, aber erfolgreich und gut verdienen scheint nicht unbedingt das gleiche zu sein - zumindest nicht für eine schwarze Frau.
Nachdem wir uns noch eine ganze Zeit über Verschiedenes unterhalten haben, wobei Consti betont, dass es nicht so oft vorkommt, dass sich Gäste für sie und ihr Leben interessieren, bitten wir Consti für uns einen Tisch für das Abendessen zu reservieren. Gerne etwas in der Nähe, so dass wir nicht mehr in die Innenstadt fahren müssen.
Sie schlägt eine Pizzeria ein paar Straßen weiter vor - die "Wurstbude". Consti sagt: Wurrrschtbude. Wir müssen uns das Lachen sehr verkneifen und fragen nochmal nach, ob das wirklich Wurstbude heißt. Ja, bestätigt und Consti. Das wäre auch früher mal eine Wurstbude gewesen, aber die neuen Besitzer haben daraus eine Pizzeria gemacht. Das klingt so kurios, da müssen wir einfach hin. Das jetzt folgende Telefonat von Consti mit der Wurstbude ist aber noch viel kurioser. Wir lachen jetzt noch oft Tränen, ob dieses von uns nur einseitig zu verfolgenden Dialogs. Jeder Geheimdienst dieser Welt, wird schier verzweifeln über diesen schlichtweg nicht zu knackenden Code.
Es spielte sich ungefähr so ab:
Consti nimmt ihr Notizbuch und sucht die Nummer der Pizzaria raus. Dann nimmt sie das Telefon.
Consti: "Wurrrrschtbude? Wurrrschtbude, here Consti from Fischreiher, I want to book 5 at 8. Okay." Dann legt sie das Telefon zur Seite. Mein Mann und ich gucken uns an und grinsen einmal rundum.
Kurze Zeit später lachen wir uns in unserem Zimmer scheckig und wir spekulieren darüber, was man aus diesem Telefonat als Geheimagent so raus hören könnte. Wer ist dieser ominöse Wurrrschtbude und wer ist Consti und was hat er oder sie mit diesem Vogel zu tun und warum will er 5 buchen und welche 5? Fragen über Fragen.
Handelt es sich um illegale Wettgeschäfte oder Artenschmuggel, man weiß es nicht.....
Anschließend fahren wir noch einmal in die Stadt. Da es Sonntag ist, sind die Läden dicht, aber auch so ist Swakopmund einen Bummel wert.
Das ist übrigens die Buchhandlung:
Wir gehen runter zur Jetti. Es weht eine steife Brise und die Wellen schlagen hoch bis über den Steg.
Als mein Mann den vorderen Teil, der in der Mitte offen ist überschreitet, schlägt von unten eine Welle so hoch, dass er klatschnass geduscht ist. Wer den Schaden hat, spottet keiner Beschreibung oder so ähnlich. Jedenfalls wird er obendrein auch noch herzhaft ausgelacht von uns vier. Wir beschließen im Restaurant zu fragen, ob wir dort einen Kaffee trinken können. Der nette junge Kellner, der uns an der Türe empfängt, sagt uns, dass sie "fully booked" sind. Wir erklären, dass wir gar nicht zu Abend essen wollen, sondern nur einen Kaffee oder oder etwas anderes trinken möchten und in spätestens einer Stunde wieder weg sein werden. Er fragt seinen Chef und dieser meint, dass wir entweder gerne draußen sitzen können oder höchstens eine dreiviertel Stunde bleiben können. Weil ab 18.00 Uhr alles gebucht sei. Es ist jetzt 17.oo Uhr und mein Mann sehr froh im Warmen zu sein, um ein wenig zu trocknen.
Wir bestellen Tee, Kaffee oder warmen Kakao. Der überaus freundliche Kellner sagt: Hot Chocolate und er hat Recht damit. Der Kakao ist in heißer Milch geschmolzene Schokostücke oder eben noch nicht ganz geschmolzen und deshalb zu erkennen. Die Schokolade ist extrem lecker und der Kakao erst Recht. Allerdings reicht die Schokoportion auch ohne Problem für 2 oder 3 Glaser heiße Milch. Alle Getränke sind sehr schön angerichtet und die Bedienung ist wirklich sehr professionell. Zu den Getränken genießen wir den Sonnenuntergang über dem Meer. Was will man noch mehr? Das nennt man Urlaub, oder?
Wir sind uns einige, dass es eine hervorragende Idee war am Nachmittag hierher zu kommen. Zu Abendessen hätten wir nur noch in die schwarze Nacht geschaut. Das Meer ist dann nicht mehr zu sehen. Im Sommer ist das natürlich was ganz anderes, da muss es traumhaft schön sein hier zu sitzen, ein gutes Abendessen und einen guten Wein mit Blick auf der Meer zu genießen.
Mein Mann ist mittlerweile auch wieder etwas trockener und wir machen uns auf Richtung Auto. Dabei fallen uns die hohen Mauern mit Natodraht oben drauf und die Videoüberwachung und die großen Hunde an den Wohnhäusern auf. Scheusslich. Da überkommen einen Schauer. Ob das wirklich nötig ist? Uns kommt die Stadt sehr friedlich und sicher vor, auch jetzt in der Dunkelheit. Der Eindruck ändert sich auch nicht bei uns.
Wir fahren zum Gästehaus urück, stellen fast dass Constis Nachbarin schon die Wäsche gebracht hat. Alle Achtung, das ging schnell. Ich habe noch nie in meinem Leben so akribisch und fest zusammengefaltetet Unterhosen gesehen. Die T-Shirts und Hosen sind nicht nur gewaschen, sondern auch gebügelt und akurat zusammengelegt. Ich bereue noch einmal nicht alle Wäsche abgegeben zu haben. Wir müssen für uns alle keine 5 Euro bezahlen und haben die Hälfte unserer Kleidung gewaschen und auch noch gebügelt bekommen.
Ich nehme mir fest vor, bei der letten Unterkunft alles waschen zu lassen und mit einem Koffer sauberer Kleidung nach Hause kommen.
Nachdem mein Mann sich trocken angezogen hat, brechen wir zur Wurstbude auf. Der Laden ist nur ein paar Strassen weiter und macht von draussen schon einen sehr gemütlichen Eindruck. Draussen gibt es einen Pizza to go Schalter an dem einen lange Schlange Menschen, weisse und schwarze, steht. Drinnen gibt es nur drei Tische, wovon zwei bereits besetzt sind. Die Wurstbude ist auch drinnen gemütlich und urig. Fünf schwarze junge Frauen sieht man hinter der Theke springen und hantieren. Wir bestellen bei einer Pizza für uns alle und Salat.
Als die Speisen kommen, sind wir alle begeistert die Pizzen sehen toll aus und schmecken auch noch richtig gut und sehr preiswert ist das auch noch hier.
Wir können die Wurrrschtbude nur wärmstens empfehlen.
Ende TAG 10