Liebe Babsi,
ich wünsche Dir, dass von jetzt an alles gut verläuft!
Wir sind gestern morgen aus einem dreiwöchigen Namibia/Botswana Urlaub zurückgekommen und ich lese mit Schrecken Deinen Bericht. Das was Dir passiert ist, ist genau das, wovor ich vor und in jedem Urlaub einen riesen Horror habe.
Ich habe mir vor einigen Jahren am Baggersee in Deutschland das Bein gebrochen (Spiralbruch vom Schienbein, Trümmerbruch Wadenbein...). Trotz massiver Schmerzmittelgabe war allein der Weg bis ins nächste Krankenhaus im Krankenwagen echt schlimm. Wenn ich daran denke, dann kann ich mich nur noch an "Schmerz" erinnern. Eine Freundin von mir, die mit mir am Baggersee war und im Sancar mitgefahren ist, meinte, dass ich bei jeder Strassenunebenheit geschrien habe, bis ich dann weggetreten bin. Deshalb mag ich mir wirklich nicht vorstellen, wie es für Dich gewesen sein muss.....
Da das Bein sofort auf Melonengrösse angeschwollen war (und ich meine hier eine rekordverdächtige Wassermelone!) musste ich einige Tage warten bis zur OP. Zunächst wurde mir ein Metallstift durch die Ferse gebohrt und mein Bein an einer Art Galgen festgemacht. Da war dann nix mir Aufstehen und zur Toilette gehen... Deshalb kann ich auch Deine Bettpfannen-Story sehr gut nachempfinden. Aber ich hatte das Glück, gut ausgebildetes und hilfsbereites Pflegepersonal um mich zu haben.
Dummerweise ist das Bein aber nicht abgeschwollen und die Ärzte haben dann irgendwann entschieden, dass sie jetzt trotzdem operieren würden. Ich weiss noch wie froh und erleichtert ich war, als ich diese OP hinter mir hatte und mir gesagt wurde, dass alles soweit OK sei.
Ich drück Dir ganz fest die Daumen, dass die weitere Behandlung gut verläuft und Du bald auf dem Weg nach Hause bist und zwar in wirklich reisefähigem Zustand.
Ich bin mir sicher, dass es für Deine Familie und Freunde beruhigend ist, dass Du sie auf diesem Weg auf dem Laufenden hältst.
Es ist total schön zu lesen, wie sehr Dein Mann sich kümmert und Dich unterstützt. Finde ich toll und es freut mich für Dich, dass Du in der ganzen schlimmen Lage so eine Hilfe hast.
Damit Du auch ein bisschen was zur Unterhaltung hast:
Ich sass da also mit dieser Freundin am Baggersee auf der Wiese mit verdrehtem Unterschenkel und wartete auf den Krankenwagen, den besagte Freundin alarmiert hatte (das alles war noch zu "Vor-Handy-Zeiten"). Solange ich mein Bein/meinen Fuss nicht bewegt habe, war der Schmerz erträglich... Die meisten Leute, die vorbei kamen, trauten sich nur verschämt, kurz hinzuschauen und dann war ihnen ihr Voyeurismus wohl so peinlich, dass sie rasch wieder wegschauten. Nur eine Frau blieb stehen und glotzte und glotzte... und rief dann zu einem kleinen Jungen in einiger Entfernung "kum emol her un guck. die frä do hot sisch es bää gebroche". (<-das war kurzpfälzisch und heisst übersetzt "Komm einmal her und schau dir das an. Die Frau hat sich ein Bein gebrochen".) Der kleine Junge hatte aber keine Chance dazu, denn sie hatte ihren Satz kaum beendet, da hab ich sie angeschrien, ob sie keinen Funken Anstand im Leib habe. Dass es schon extrem unhöflich sei, dass sie selbst so gaffen würde und dass sie als Erwachsene einem Kind eigentlich beibringen solle, dass man einem Menschen, dem etwas passiert sei, nicht angaffen solle, sondern, wenn man sehen würde, dass ihm bereits geholfen wird, denjenigen in Ruhe lassen und ihn nicht noch durch Gaffen belästigen solle. Und das alles natürlich auch in breitestem Pfälzisch, damit sie es auch versteht. Ich glaube die gute Frau hat sich in ihrem Leben nicht mehr getraut zu gaffen
)
Und als ich dann später mit Schmerzmitteln vollgepumpt auf einer Pritsche in einem Raum in der Notaufnahme im Krankenhaus lag, kam eine Pflegekraft und fragte mich, ob ich an dem Tag schon etwas gegessen habe. Nach meiner eigenen Wahrnehmung habe ich ihr ganz klar und deutlich und in Hochdeutsch gesagt, dass ich etwas Brot und einen Apfel gegessen habe. Aber meine eigene Wahrnehmung war wohl etwas getrübt, denn sie hat sich an ihre Kollegin gewandt und gesagt: "Ich kann da jetzt keine verlässliche Auskunft bekommen. Die Patientin ist immer noch völlig high von den Schmerzmitteln und gibt nur unverständliches Gebrabbel von sich."
Also nochmal: Ich wünsch Dir, dass alles Weitere positiv verläuft.
Herzliche Grüsse
Ingrid