Freitag 26.August, Lady Pohamba Krankenhaus Windhuk
Endlich sind wir da. Die Tür geht auf und ich bin im Himmel der Verletzten. Kühl, Hell, nagelneue, riesig, schöne Farben, aber das wichtigste, so viele nette Leute kümmern sich sofort um mich. Nette Krankenschwestern und fröhliche hilfsbereite Pleger wuseln um mich rum.
Ein Arzt guckt nur kurz vorbei. Meine Papiere sind schon fertig und ich werde unverzüglich durchgewunken und auf Station gebracht. Großes Vierbettzimmer mit Aussicht und nur einer Bettnachbarin. Alles bestens.
Einschub: ich wollte noch erwähnen, wieviel freundliche und hilfsbereite Menschen wir hier kennen lernen, denen wir sonst nie begegnet wären. In Otjiwarongo war mein Mann einigermaßen verzweifelt , weil das Internet dort kaum brauchbar war und er so viel kommunizieren musste. Der Apotheker des Krankenhauses bekam das mit und nahm ihn kurzerhand mit zu sich nach Hause. Er stellte seinen PC zur Verfügung, machte Abendessen und brachte ihn wieder zurück. Die Dame der Reiseagentur kümmerte sich unermüdliche um alles mögliche. Auch bei kurzen Begegnungen sind alle freundlich und fragen ob sie helfen können.
Und weiter: Auf dem Zimmer wird von einem gut gelaunten Pfleger das Infusionsset erneuert und die Schmerzmittel Behandlung fortgesetzt. Endlich kann ich nach drei Tagen endlich aufatmen und fühle mich in guten Händen.
Der Nachmittag vergeht mit Ausruhen und dösen. Um 18.00 Uhr taucht der Orthopädie-Spezialist auf und entschuldigt sich für die Verspätung. Dennoch will er mich noch drannehmen. Um 20.00 Uhr soll es losgehen. Ein kleiner Tiefpunkt ereilt mich noch, als er mein Bein auswickelt und ich es nach einigen Tagen auch erstmals wiedersehe. Kein stöckelschuhfähiger Zustand sag ich Euch. Farbe: lilablassblau. Das Gesicht des Arztes ist auch nicht happy. Er wusste nicht, dass noch gar nichts gerichtet worden war und befand die Schwellung für eine Komplettsanierung für zu stark. Erst mal einrichten und ein loses Knochenstück anschrauben, dann abwarten. So war der Plan. Jetzt ging es tatsächlich los. Mir war sehr mulmig aber ich war natürlich auch froh. Die Vorbereitungen begannen unverzüglich. Formulare, Spritzen, und, krönender Abschluss, das Einkleiden. OP Haube Frau Holle, Sterntalerhemdchen und ein Höschen von Schneewittchens böser Schwiegermutter. "One Size fits" all, von 20 bis 200kg. So fertig. Ich werde in den Vorraum gebracht. Es ist kühl, still und einsam da. Ich warte eine dreiviertel Stunde und dann bin ich dran. Der Anästhesist sieht, dass die Prinzessin etwas kümmerlich dreinschaut und ich muss nicht auf die Liege mit den Gurten und Schnallen wechseln. Das machen wir dann, meint er großzügig. Er setzt mir die Narkose noch im Bett. Die Luft aus der Maske riecht blöd und ich wackel mit dem Finger, damit er sieht, dass ich noch da bin. Zwei, drei Atemzüge, noch da, wackeln, vier, wackeln, das Zeug nützt ja gar nix, viereinhalb... und weg.
Dann bin ich genauso zack wieder da. Mein Mund fühlt sich an wie zwei Pfund Straßenstaub. Ich glaube keine Luft zu bekommen vor Trockenheit. Ich ächze nach Wasser. Sobald wir auf Station sind, verspricht mir die Schwester. Hat sie mich nicht verstanden? Ich vergehen, ich ersticke... nein. ..aber ich kann nichts sagen. Sie kennt das wohl und bleibt ganz cool. Eine Minute später sind wir da. Neben meinem Bett steht ein Becher mit Eiswürfeln bereit. Ich stürtze mich drauf und bin gerettet. Das war knapp. ACh ja mein Bein: es drückt und pocht ein wenig aber nicht besorgniserregend. Es ist 22.30 Uhr, die OP hat 45 Minuten gedauert. Ich schreibe noch ein whatsapp, krächze meinem Mann ins Telefon, dass ich noch lebe und ein paar Eiswürfel später bin ich eingeschlafen.