THEMA: Unfall in Namibia. Nix mehr Elefanten!
02 Sep 2016 12:19 #443329
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@ wolfgang: es gibt freundliche Neugier und Anteilnahme. Darüber freue ich mich eher. Der Marke "Gaffer" bin ich nicht begegnet. Solche Menschen verstehe ich nicht.

@ Ingrid: mir wird ganz schlecht wenn ich Deine Erzählung lese. Bis auf die 2 Tage Unsicherheit was werden soll, war ich, glaube ich, besser dran. Mit Melonen :ohmy: kann ich dank des kühlen Pools zum Glück z.B. nicht punkten. Leider stehen mir die schlimmsten Schmerzen erst aber noch bevor. Mein Mann ist ein Engel :kiss: :kiss: und meine übrige Familie auch. Ohne ginge das einfach nicht.

@ petra: vielen lieben Dank." Großartig" fühle ich mich jetzt wirklich nicht. Im Gegeteilt, mit einer Lungenentzündung bist Du in Lebensgefahr gewesen, und das JWD. Hilfe! Das finde ich noch viel beängstigender. Hast Du denn auch einen Bericht , oh stop! :evil: , ein Tagebuch dazu verfasst?

Ja, gute Vorbereitung auf was wäre wenn ist ja fast immer überflüssig, aber wenn was passiert ist man einfach nur froh :cheer:
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02 Sep 2016 16:26 #443353
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Sonntag, 28.August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Meine langweile Bettnachbarin wurde entlassen, dafür ist gestern noch Miss Angola bei mir eingezogen. Sie ist mit Papi und Geschwistern extra aus Angola angereist (Privatsphäre is ja nicht groß geschrieben und besteht nur aus einem Vorhang um jedes Bett. ) um ihre schlimmen Bauchschmerzen in diversen Lebenslagen abzuklären und es wird über OP 's und alles Mögliche gesprochen. Klingt alles sehr diffus und unangenehm. Würde nicht tauschen wollen. No way!

In der Nacht dann der RiesenTrubel und viel Lärm. Die schwerverletzte Südafrikanerin kommt in unser Zimmer (siehe Einschub
am 28. August). Die Nacht bleibt unruhig, trotzdem kommen die Wächterinnen des Blutdrucks gnadenlos um 5.oo Uhr, wie jeden Tag. Licht an, ein schallendes "Good morning" und dann Gerappel und Geklimper mit den Geräten. Um 6.oo Uhr kommen die Teeladies und um 7.00 Uhr Frühstück. Ein Krankenhausmorgen is nix für Weicheier!

Am Vormittag wechsle ich ein paar Worte mit der Südafrikanerin, die froh ist, nicht allein zu sein. Am Vortag hat sich ihr Auto überschlagen und ihr Mann ist dabei gestorben. Soviel Tragik ist kaum zu begreifen. Meine Sorgen und Nöte scheinen mir plötzlich sehr klein.

Miss Angola spricht nur mit zartem Stimmchen und seufzt oft. Sie hat eine dreistöckige Frisur. Der oberste Stock steckt in einer Frau Holle Haube :lol: Ihre Familie ist recht nett und wir reden ein wenig. Falls Miss Angola nicht zu krank und zu teuer werden sollte, möchte Papi noch einen Herz- TÜV für sich. Geht alles klar, denn nach viel (mitgehörten) Gesprächen um die Vorgänge südlich des Bauchnabels wurde klar, Miss A hatte einfach nur eine gräußliche Verstopfung, die sich nun in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Sie wurde heute noch entlassen und ich bin nu allein im Zimmer.

So nah lagen hier absolute Tragik und auch Momente zum Schmunzeln.

Zurück zu mir:
Das kleine Abitur habe ich nicht bestanden. Zum Frühstück kommen Cornflakes UND, Rice Crispies UND Bircher Müsli mit Joghurt. Allein der Gedanke an die mitgelieferte warme Milch rückt in meinem Magen den Rückwärtsgang ins Rampenlicht. :sick: Eine kleine Portion Joghurtmüsli ist alles worauf er sich gerade mal eben so einlässt. Mittags kommt Lasagne mit Reis und..... :huh: und so geht es weiter. Was hab ich nur für Zeugs bestellt. Aber dieses Problem begleitet mich von Anfang des Unfalls bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus. Ich kann fast nichts essen.

Ich wurschtel mich so durch, mal besser mal schlechter. "Schwester hab Kopfweh. Die Infusion läuft rückwärts. Tropf ist leer. Die Decke zu warm. Immer werde ich geholfen :lol: . Auch das Bettpfannenballett geht weiter. Ich höre ja auch gleich wieder auf damit :dry: , aber kurz: einer Schwester würde ich gerne den "Florence Nightingale" - Preis verleihen. Sie schlug vor, ich müsse nicht die "Mondsichel", ich könnte mich auch einfach hinsetzen. Ich war überwältigt von so viel Menschenverstand. Das war super.... also, warum hat das vorher niemand gesagt? Ich thronte, von einem Ohr zum anderen lächelnd, und die Schwester war verunsichert von so viel Fröhlichkeit. :laugh: :silly: :P

Mein allerliebster Mann ist nun selber krank. Er eierte schon seit Otjiwarongo und nun hat er richtig Magen-Darm. Da es mir gerade eher gut ging, hatte er endlich Gelegenheit auch mal ein paar Stunden auszuruhen.

Noch eine letzte Neuigkeit des Tages: ich soll morgen Krücken bekommen. Ist das cool? :cheer: :cheer: Das wird ja immer schöner.
Ts' Nächtle allseits
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:57 von babsi.
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02 Sep 2016 18:05 #443379
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Hey Babsi,

klar :"großartig" fühlst Du Dich sicher noch nicht aber - Du bist es.

Nein, ich habe keinen Reisebericht geschrieben nur eine etwas ausführlichere Rückmeldung im Forum nach dem Urlaub. Die finde ich aber hier nicht mehr. Aber dafür in Kurzfassung etwas zum Thema "Honigdachs".
Habe ich kopiert und speziell für Dich hier noch mal reinkopiert:

Nach 3 Tagen Mabua-Sektion und tollen Löwen-Erfahrungen (u.a. am Frühstückstisch) kam gen Abend ein niedlicher Honig-Dachs. Ich habe sofort die Kamera gezückt und wie wild geknipst. Zuerst hat er die Bierdose meinen Manns geknackt, dann kam er jedoch immer näher und wollte irgendwas von meinen Füßen, was ich aber nicht wollte. Alle Drehungen und Wendungen und Abwehr mit meinem großen Objektiv, dass ich ihm immer wieder an den Kopf gedonnert habe, brachten keinen Erfolg. Er ließ sich einfach nicht abschütteln. Es blieb nur ein rettender Sprung ins Auto und auch dahin wollte er noch mit. Also Tür zu - direkt an seinen Kopf - und... ich kriege keine Luft mehr.

Was ist das - ich hab doch gar kein Asthma. 15 Minuten Kampf mit der Luft, dann geht es einiger Maßen. Mein Holder beschließt, dass er so mit mir auf keinem Fall weiterfährt. Wir wollen morgen früh abwarten und dann entscheiden. Ich schaffe es kaum ins Dachzelt zu krabbeln. Am nächsten Morgen ist es keinesfalls besser - eher schlechter. Somit steht fest, wir fahren die ca. 110Km Tiefsandstrecke zurück ins "Irgendwo im Nirgendwo" nach Tsabong ins städtische Krankenhaus. Da habe ich per Zufall das Krankenhaus im Vorbeifahren registriert.

Im Hospital warten ca. 30 Menschen aber irgendjemand erkennt meine Notlage und schiebt mich in ein Behandlungszimmer. Der Arzt kommt - Atemmaske und Cortison. Urteil: Asthma-Anfall (ich habe aber gar kein Asthma) - egal, sagt der Arzt-es ist Asthma!!! Nach ca. 15 Min. geht es wieder und ich kann wieder gehen. Nehmen für diese Nacht das beste Hotel am Ort (na ja, es kostet zumindest so viel wie das Beste) und wollen morgen in die "Mabua" zurück . Ich lege mich hin. Bin total erledigt. Wache nach ca. 3 Std. wieder auf und... kriege keine Luft.
Also zurück ins Krankenhaus. Diesmal geht gar nicht mehr. Mein Mann muss einen Rollstuhl besorgen. Ich habe tatsächlich - Todesangst - . Der Arzt ist schon nicht mehr im Dienst. Er wird zurück geholt. Diesmal bricht etwas Panik bei ihm aus, da ich hohes Fieber und Schüttelfrost habe. Ab zum Röntgen. Zugang für die Spritzen in den Handrücken legen. Rechts gelingt es nicht, trotz mehrfachem Gepiekse. Nun gut, da gibt es ja noch links. Antibiotika intravenös - tut sau weh, Cortison intravenös, Fiebersenkende Mittel intravenös , Atemmaske, und noch einen Haufen Tabletten. Das Röntgenbild sagt - "Lungenentzündung" wahrscheinlich getoppt von einem Asthma Anfall. Wahrscheinlich eine bakterielle Lungenentzündung. Wahrscheinlich im Flugzeug übertragen oder auch schon mitgebracht. Blutabnahme - Blut ins Labor. Ergebnis kommt erst morgen. Somit ist klar - ich verbringe die Nacht in diesen heiligen Hallen. Ich friere - mein Mann besorgt Decken- aber ich bin doch kein Pferd. Die Decken sehen so aus und riechen auch nach irgendwas, nur nicht nach sauber! Aber egel- Hauptsache warm!
Mir ist jedoch alles recht - Hauptsache ich bekomme Luft. Am nächsten Morgen sehe ich meine Hände - beide blau angelaufen und auch die Armbeuge weist erhebliche blaue und rote Flecken auf. Mir geht es aber erstaunlich besser. Der Arzt hofft, dass ich nicht resistent gegen Antibiotika bin. Ich auch.

Auch die nächsten 2 Nächte verbringe ich noch dort - mit Hühnern und Katzen auf dem Flur, Esel und Schwein direkt davor. Kein Licht im Klo, kein Schlüssel im Klo (pinkeln also nur, wenn mein Mann Wache steht). 4 Bettzimmer mit 3 belegten Betten - in der Mitte ca. 3 qm Platz. Der ist gen Mittag mit ca. 20 Besuchern vollgestellt. Im Nachbarzimmer - 5 belegte Kinder-Gitterbetten. Die Mütter schlafen davor - auf dem nackten Boden. Alles ist nicht neu, angeschlagen und auch nicht so ganz sauber. Mir auch egal. Hautsache die Spritzen sind steril - und das sind sie. Das Essen kommt in kleinen Blechschüsseln- es ist für mich nicht genießbar. Mein Mann besorgt immer etwas im Supermarkt.
Inzwischen waren an die 15 Personen in meinem Zimmer und haben sich nach meinem Befinden erkundigt. Komisch - es gibt nur 1 Arzt. Ich antworte immer sehr ernsthaft und ausführlich über meinen Zustand. Erst am nächsten Tag stelle ich fest, dass dies die Köchinnen und auch alle Putzfrauen waren. Auch mein Mann wird im Ort angesprochen und befragt, wie es mir geht. Ich war scheinbar eine Sensation !!! Eine weiße Frau in einem schwarzen Krankenhaus.

Nach 3 Tagen überrede ich den Arzt, dass ich das Krankenhaus verlassen darf. Ich muss mich jedoch morgens und abends zur intravenösen Antibiotika-Spritze (der Zugang wird nicht entfernt und ich bleibe ständig daran hängen) wieder dort einfinden. Mach ich gerne, wenn ich nur wieder in einem einigermaßen ordentlichem Bett schlafen darf. Wir verbringen dann noch weitere 3 Tage im Ort im (besten) Hotel, bis endlich die Entwarnung kommt, ich darf fahren ( aber nicht wieder in die Wüste, sagt der Arzt - möglichst immer in der Nähe eines Spitals, sagt der Arzt- ich soll nicht rauchen, sagt der Arzt (das Verlangen ist mir eh vergangen)- ich soll mich ausruhen, sagt der Arzt). Die restlichen Tage muss ich Antibiotika in Tablettenform zu mir nehmen. Das Antibiotika schlägt an und die größte Gefahr ist gebannt. Nun denn !!!
So ist es also in einem botswanischen, städtischen Krankenhaus. Gekostet hat mich das ganze ca. 5.- Euro pro Nacht plus ein paar Cent für die Medikamente.

Trotz aller Kritik an den Gegebenheiten : der Arzt war wunderbar !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

...und ... der Honigdachs hat mir vielleicht das Leben gerettet. Wäre er nicht gewesen, wären wir am nächsten Tag weiter in die Mabu reingefahren. Dann hätte es erheblich länger gedauert, mich ins Krankenhaus zu schaffen.
Mit großem Respekt liebe ich seitdem Honigdachse, solange er mir nicht zu nahe kommt.

Ja, Babsi- so war das bei mir.
Wir sind dann trotz aller Warnungen des Arztes wieder in die Wüste und haben versucht Anschluss an unsere gebuchten und bezahlten Chalets im KTP zu finden. Mit kleinen Umbuchungen in der Mabu und Verlängerungen in Gharagab sind wir dann über Kaa wieder nach Botswana zurück und konnten dann den Urlaub wie geplant gebucht duchziehen.

Liebe Grüße
Petra
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03 Sep 2016 12:45 #443449
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Montag, 29. August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Ich hatte, allein im Zimmer, eine ruhige Nacht. Dennoch wird dieser Tag noch richtig turbulent. Mein Wunderhubbi :kiss: (husband= hubbi) ist krank, soll ausschlafen und sich später selber in der Ambulanz melden, um seinen Magen zu sortieren.

Ich komme gut zurecht denn, Goldsternchen Nr.1 :woohoo: Ich krieg die Haare schön. Erstmals seit acht Tagen wieder Haare waschen. 2 Damen kommen und machen mir das, im Bett, liegend.

Goldsternchen Nr.2: :woohoo: Die Krücken werden gebracht

Goldsternchen Nr. 3: :woohoo: Eine Physiotherapeutin rauscht herein und zeigt mir den Gebrauch der Krücken und danach heißt es Leibesertüchtigung. Die taffe Dame hat gerade mal geschätzte 45 kg Lebendgewicht, aber sie weiß, was ich wollen soll. :silly: Nach ein paar Übungen bin ich geplättet, aber guter Dinge.

Goldsternchen Nr.4 :woohoo: eine Miarbeiterin des Krankenhauses, deren Job einzig und allein in Kommunikation und Liaison zu den Versicherungen besteht, stellt sich bei mir vor und erkundigt sich nach meinem Befinden. Gut, dass es sie gibt, da weniger Bürokratie für uns.

Goldsternchen Nr 5 :woohoo: : die Dame der Reiseagentur, die uns unermüdlich zur Seite stand, kommt nachmittags zu Besuch und mein Mann auch. Wir reden viel und angeregt.
Die Achterbahn hat nun ihren höchtsten Punkt für den Tag erreicht, ab jetzt.... :blink: ......

Als dann unerwartet Dr. S auftaucht, bin ich schon recht erschöpft. Er begutachtet mein Fußende und verkündet, dass er noch heute Abend die zweite OP durchführen wollen würde. Ansonsten müsste ich aufgrund von Notfällen auf Mittwoch oder sogar Donnerstag verschoben werden. Ich zieh mir die Bettdecke bis zur Nase. Allso nö, heute schon? Aber heute war doch Tag "schön und sorglos" ?! :S . Es ist kurz nach drei um sechs geht' los.

(Operiert zu werden wird hier als "going to the theater" :blink: bezeichnet. Sobald dieser Begriff fällt weichen alle ein Stück zurück und schrumpfen vor Ehrfurcht. Nicht vor etwaig betroffenen Prinzessinen :kiss: , versteht sich, sondern vor dem Vorgang selbst. Điese Redewendung läuft dann ganz schnell von Mund zu Mund. Meine klassisch germanische Vorstellung von" ins Theater gehen" verbindet sich nun ganz und gar nicht mit "Operationssaal" und " an sich schnitzen und schrauben lassen, während man selbst eigentlich gar nicht dabei ist". So, wie es immer betont wird, ist meine Assoziation eher, im Circus Maximus ein paar hungrigen Löwen als Häppchen vorgesetzt zu werden. :( )

Die Vorbereitungen werden getroffen, die Pret-a-Porter-Mode angezogen. Diesmal gibt's im OP keine Sonderbehandlung. Erst muss ich aus meinem flauschigen Bett in ein härteres TransportBett, dann auf die noch härtere Liege "in the Theater " wechseln. Die mit den Gurten und Schnallen und Fußstützen. Es ist eiskalt da drin (damit die Bazillen es ungemütlich haben, wurde mir erklärt). Mir wird schon wieder kümmerlich, als der Anästhesist mich aufmunternd warnt, dass die Injektion brennen könnte. Bevor ich noch zum Finger wackeln komme, bin ich schon weg.

Von der Auszeit bekommt man null und nichts mit. Es ist nicht wie Schlaf. Die Existenz ist einfach ausgeknipst. Die Rückkehr ist auch digital: erst " aus", dann wieder "an". Als ich wieder "an" bin registriere ich drei Dinge: mein Mund ist trocken, geht aber (nur 1 Pfund Wüstensand diesmal ). Meine Nase ist verstopft, ich kann kaum atmen. Und Schmerz, mit jedem Atemzug mehr glühender, roher Schmerz. Ich werde auf auf meinen Station gebracht, Schmerzmittel werden infundiert. Es wird aber nicht besser. Mein glühender Knöchel wird mit groben Raspeln bearbeitet. Es geht wieder in Wellen sonst hätte ich nur geschrien. Die Schwestern bestehen darauf, dass ich in mein Bett wechsele. Ich möchte mich keinen Mikrometer bewegen, aber ich muss. Die Schmerzen sind unerträglich, kein Vergleich zu allem, was vorher war. Die Schwestern reden auf mich ein, ich kann nicht zuhören, und versuchen zu trösten, es hilft mir nicht. Dann bin ich allein. Ich atme und versuche stillhalten. Jede kleinste Bewegung erzeugt glühende Messer. ICh möchte eigentlich dringend schlafen, ich warte auf die erlösende Wirkung der Schmerzmittel, aber es tut sich nichts. Irgendwann (nach 10 bis 20 Minuten) kommen die Schwestern wieder und infundieren erneut. Nach und nach zieht sich der Schmerz in sein Schneckenhaus zurück. Ich kann trinken, mich um die verstopfte Nase kümmern und endlich einschlafen, wenn auch völlig unbequem, denn der Schmerz lauert auf jede kleinste Zuckungen. Ich schlafe und kann mich gegen morgen sogar mal umdrehen und zurechtrücken. What a Day! !!
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03 Sep 2016 13:48 #443455
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Dienstag, 30. August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Ich bin wieder da und ganz guter Dinge, obwohl mir schlecht ist. Alles ist gut, so lange der Schmerz nur gelegentlich aus seinem Schneckenhaus hervorlugt. Zum Frühstück gibt es mehr Schmerzmittel, Antibiotika, etwas gegen die Übelkeit und eine Erklärung : mein Arzt war nach der OP telefonisch nicht erreichbar gewesen, der Notfallarzt war mit einer Wiederbelebung beschäftigt und so konnten die Schwestern in der Nacht bei der unerwarteten Schmerzattacke zunächst keine Autorisierung für stärkere Schmerzmittel als Paracetamol für mich erhalten. Hauptsache, jetzt ist alles wieder unter Kontrolle.

Mir ist wackelig und zittrig und ich kann , nach wie vor, kaum essen. Ich erzähle das jedem, der es hören will und bitte um entsprechende InfusIon (diese wurden nämlich heute eingestellt) aber keiner hört mir wirklich zu.

Eine neue Bettnachbarin wird eingeliefert, die von einem Sturz "Rücken" mit auch ordentlichen, tränentreibenden Schmerzen hat. Sobald auch sie mit Morphin beglückt ist, können wir uns unterhalten. Sie ist deutschstämmige Namibierin, besitzt mit ihrem Mann eine Farm und kann mir ganz viel über das Leben in Namibia erzählen. Das Morphin macht sie fast hyperaktiv und sie sprudelt nur so vor sich hin. Ich freue mich über die nette Gesellschaft und die vielen Insider-Infos. Wir können auch viel zusammen lachen :)

Mein Mann bringt mir zum Trost einen nagelneuen Schlafanzug und, trotz allem, kann ich mit Krücken ins Bad hoppeln. :P . Das hätte ich noch vor wenigen Stunden nicht für möglich gehalten.

Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für meine Entlassung, die schon für morgen angedacht ist. Wann immer ich Kraft und Zeit habe, schreib ich. Ansonsten ruhe ich mich viel aus.
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04 Sep 2016 12:49 #443530
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Mittwoch, 31. August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Die Nacht war schlimm, eigentlich die schlimmste (abgesehen natürlich von der Zeit gestern, nach der OP ) von allen, seit ich hier bin. Kaum gegessen, eimerweise Schmerzmittel, Antibiotika und die Nachwirkungen der Narkose machen sich bemerkbar. Erst bin ich unruhig und hibbelig, als hätte ich viel zu viel Kaffee getrunken und dann geht es mir einfach nur hohl, schwach, schlecht. Schon seit ich hier bin gibt es nebenan eine Baustelle wo tags und auch die ganze Nacht durch, Boden verdichtet wird. Bisher störte mich das nur gelegentlich. Heute Nacht verbinden sich die Vibrationenen, die auch fühlbar sind, mit wirren Träume und ich werde richtig seekrank. Ich kann das kaum aushalten und sehne schlaflos den Morgen herbei. Sorgen bereitet mir noch dazu, daß ich heute entlassen werden soll und ich mich dem noch nicht gewachsen fühle, so gerne ich auch raus will.

Morgens hab ich dann üble Kopfschmerzen und mein Fuß beginnt zu stechen. Auf die Frage, wie es mir geht, weiß ich gar nicht, wo ich mit jammern anfangen und wie ich aus dieser Misere von Nicht-essen und Medikamenten wieder raus kommen soll. Zu allem Überfluss muss ich mich auch noch übergeben. Ich bekomme wieder Medikamente für dies und das und, nachdem mich trotzdem mein Mittagessen auch wieder verlassen hat, endlich noch mal eine Infusion. Alle sehen ein, daß die Prinzessin unpässlich und eine Entlassung nicht realistisch ist. Ab der Infusion Nachmittags wird aber langsam alles besser und es geht bergauf. Abends gelingt es mir 2 Bananen, sogar mit Appetit, zu essen und sie bleiben auch da, wo sie hingehören.

Die Nacht wird toll.... ich werde schlafen wie ein Baby.... das fühle ich schon vorher an der einsetzenden Entspannung.

Zwischendurch wurden an diesem unschönen Tag auch noch irgendwann neue RöntgenBilder für den Abschlussbericht angefertigt. In meinem Knöchel sind nun 1 Draht, 10 Schrauben und 1 PLatte verbaut.
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