Donnerstag, 02. Juni 2016 – Durchs Ovamboland
Heute müssen wir diese Idylle leider verlassen
. Hier am Kunene hätten wir es durchaus noch ein paar Tage ausgehalten. Aber es geht weiter und auch heute wissen wir nicht so wirklich, was da auf uns zukommt – wir fahren durchs Ovamboland
. Im Forum findet man dazu recht wenig und so waren wir bei der Planung etwas auf uns alleine gestellt.
Doch zuerst einmal geht es nochmals etwa 90 km am Kunene entlang auf der D3700 nach Ruacana. Nach Aussage der Südafrikaner die schlimmste Piste, die sie je gefahren sind !?!
Wir geniessen die Fahrt. Doch zuvor müssen wir dieses Hindernis überwinden – eine Wasserdurchfahrt. Schluck! (
Da überlegen wir uns, ob wir es alleine ins Kaokoveld schaffen und wollen nächsten Sommer nach Botswana fahren und hier an dieser kleinen Wasserdurchfahrt werden wir schon unsicher – da müssen wir glaube ich noch an uns arbeiten ).
Aber wir schaffen es. Zum Glück kam kurz nach uns ein vollbeladenes Auto vorbei und hat uns sozusagen den Weg gezeigt.
Die Landschaft ist einfach toll, die Pad gut zu fahren.
Aber hier rennen uns wirklich alle paar Meter bettelnde Kids entgegen. Aber da geben wir nichts. Das finden wir nicht gut.
Lieber halten wir unterwegs wieder spontan an und verteilen unsere letzten Lebensmittel. Diese Familie hat sich auf jeden Fall riesig gefreut
.
Und dann sind wir auch schon fast in Ruacana. Wir haben etwa 1,5 Stunden für diese Strecke gebraucht.
Und ab hier ist alles asphalltiert. Also erst einmal Luft in die Reifen pumpen. Da haben wir – nein Hansi – inzwischen schon Routine.
Florian hat uns geraten nicht in Oshakati und auch nicht in Ondangwa einkaufen zu gehen – zu gefährlich, zu viel Kriminalität. Wenn wir nicht viel brauchen sollen wir stattdessen nach Ruacana hineinfahren. An der dortigen Tankstelle gäbe es einen guten kleinen Minimarket, der alles hätte, was man so braucht. Und das haben wir dann auch gemacht. Und der Tipp war super – Wir mussten eh nur Wasser, Coke und Savanna nachfüllen. Sogar einen Wein haben wir mitgenommen und ganz frisches Brot gab es auch. Fleisch gab es nicht wirklich, aber wir hatten noch etwas übrig und morgen geht es ja eh durch den Veterinärzaun. Aber ansonsten hätten die wirklich alles gehabt, was man so benötigt.
Und nun fahren wir etwa 250 km auf bester asphaltierter Strasse – der C46 – gen Süden. Und man merkt, dass man sich in einer der am dichtesten besiedelten Regionen Namibias befindet – hier leben etwa 800 000 Menschen fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Man fährt nun durch eine flache, fast baumlose und monoton erscheinende Landschaft. Am Strassenrand hat es viele kleine Dörfer – man hat den Eindruck, dass dort eine Bar neben der anderen - ein Shebeen am anderen steht.
Und hier muss man aufpassen: Überall laufen Menschen, Ziegen, Esel und Kühe an der Strasse entlang und überqueren diese auch öfter mal.
Um die Mittagszeit haben wir Hunger und wir halten an einem Rastplatz an, um eine Kleinigkeit zu essen. Das war dann wirklich wieder so ein „Erlebnis“ der besonderen Art. Viele Autos, die vorbeigefahren sind, haben uns zugewinkt, Fussgänger, die vorbeikamen haben uns mit einem fröhlichen Hello begrüsst und auch die Dorfbewohner von gegenüber hatten ihren Spass daran, dass wir hier unsere Mittagspause machen. Wir sind uns ein bisschen wie im Zoo vorgekommen
.
Dann ging es weiter durch die vielen Ortschaften mit „O“
Und wir haben den Eindruck, dass es hier jede Menge Schulen und jede Menge Schulkinder gibt.
Die haben auf jeden Fall alle einen langen Schulweg – bis zu 45 Minuten einfach. Wenn ich da an all die „Helikoptereltern“ denke, die ihre Kids auch kurze Strecken zur Schule fahren……
Und dann müssen wir aufpassen: 8 km hinter Ondangwa sollen wir links in die D3625 abbiegen und bis zum Ende des geteerten Streckenabschnitts fahren. Hm? Wie weit geht das denn noch? Wir sind jetzt fast schon in Eenhana und die Strecke ist immer noch geteert. Kann es sein, dass das hier neu ist? Lass uns doch besser wieder zurückfahren. Das tun wir dann auch. Und dann finden wir auch die Abfahrt nach Ongula – ein verblasstes Schild am Strassenrand. Nun sollen wir der Schotterpiste weitere 6 km folgen und dann am Ongula Schild links abbiegen. Wir fahren und fahren und waren wieder zu weit. Also wieder zurück und da ist das Schild – na ja.
Wir sind angekommen. Unser Ziel ist die
Ongula Village Homestead Lodge, die von einigen Ovambo-Frauen betrieben wird, die den Gästen hier ihre Kultur und Traditionen näherbringen wollen. So wohnt man hier in sogenannten Rondavels, die sehr einfach aber liebevoll eingerichtet sind. Man kann hier verschiedene Touren buchen. So kann man etwa den Bewohnern hier beim Ausüben traditioneller Handwerkskunst, wie die Herstellung von Tontöpfen und Weben von Körben zuschauen. Oder man kann den Abend bei einem Besuch einer traditionellen Bar im benachbarten Dorf – einem shebeen – ausklingen lassen, man kann sich durch den benachbarten Kral führen oder sich ein traditionelles afrikanisches Essen zubereiten lassen. Die Frauen sind wirklich sehr bemüht, dass man sich hier wohlfühlt und etwas von ihrer Kultur miterleben darf. Im Prinzip sollte man diese
Unterkunft nicht nur für eine Zwischenübernachtung auf dem Weg in den Caprivi oder den Etosha einplanen, sondern lieber eine Nacht mehr und dann das ein oder andere Angebot hier wahrnehmen. Gebucht werden kann diese Lodge kann bequem und einfach online. Die haben wirklich eine ganz moderne Homepage mit einem funktionierenden Online-Bezahlsystem. Da können sich einige grössere Lodges wirklich etwas abschauen. So macht man das
Und seit ein paar Jahren gibt es hier auch einen Campingplatz. Der Platz ist zweckmässig, das Sanitärhäuschen sauber aber ohne warmes Wasser. Das gesamte Gelände ist eingezäunt und somit sicher.
Wir geniessen aber erst einmal einen Ankommensdrink unter der überdachten und schattigen Veranda.
Dann müssen wir die zwei Eidechsen retten, die es nicht mehr schaffen, aus der rutschigen Spüle herauszukommen...
.... und für eine kleine Campgroundrunde reicht es auch noch. Hier, in diesem Häuschen, wird die Handwerkskunst vorgeführt....
.... dieses Spiel kennen wir ja schon von dem LivingMuseum der Damara - das wird hier also auch gespielt.
Und hier wird versucht, eigenes Gemüse anzubauen.
Ja und hier werden die vielen Flaschen wiederverwertet.
Der Campingplatz war eher kahl bis auf diese paar interessante Bäume.
Zum Sundowner sind wir dann in die Bar gegangen und kamen gerade richtig (oder auch nicht): Eine Gruppe von Kindern aus dem Dorf hat traditionelle Tänze und Gesänge dargeboten. Irgendwie war das für beide Seiten etwas „peinlich“, aber natürlich auch interessant.
Den Abend lassen wir dann mit einem schönen grossen Lagerfeuer und unserem letzten Steak ausklingen.
Mit dieser Übernachtung endet dann auch unser „Abenteuer“ Afrika. Für uns war der Reise-Abschnitt ab Sesfontein schon ein bisschen abenteuerlich – hier hat für uns das „richtige“ Afrika begonnen. Und ich glaube, man hat es bemerkt, es hat uns sehr sehr gut gefallen und wir haben uns eigentlich auch in keiner Situation unwohl oder bedroht gefühlt. Die Fahrt hier durchs Ovamboland fanden wir sehr sehr interessant und im Nachhinein haben wir es auch bereut, nicht unterwegs mal ausgestiegen zu sein.
Morgen geht es weiter in den Etosha-Nationalpark.