21. August 2015 - Der Sossusvlei-Fluch (Teil 1)
Keine Sorge – es wird heute nicht das 2534. Foto der toten Bäume im Dead Vlei geben, auch keine scharfen Dünenkämme mit Licht/Schatten-Effekt zum 5476. Mal – das Wetter hat andere Pläne mit uns
– wobei wir immerhin durch die Anwesenheit eines Sonnenscheins der etwas anderen Art versöhnt werden
!
Für heute haben wir geplant, die frühmorgendliche Ralley nach hinten ins Sossusvlei zum Sonnenaufgang nicht mit zu machen, sondern uns in Ruhe den bestellten Picknick-Korb abzuholen und dann bis zur Elimdüne zu fahren und dort beim Frühstück die Morgensonne zu genießen.
Der Plan geht fast auf – nur das mit der Sonne ist so eine Sache.....! Schon beim Aufstehen sehe ich keine Sterne (ich bin ja meistens schon vor 6 Uhr wach und geh dann erst mal raus zum Kucken!). Mist.... was soll das? Aber noch bin ich optimistisch, dass das Ganze bei Tageslicht besser aussieht.
Weit gefehlt – es ist großräumig bedeckt und recht frisch. Und es sieht auch nicht so aus, als ob sich das bald ändert. Man freut sich schon, wenn sich ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke quälen – so richtig geschafft haben sie es aber den ganzen Tag über nicht! Arrgghhh, das kenn ich doch schon irgendwo her
! 2011 hatten wir auf der Fahrt nach Sesriem den großen Regen und am nächsten Tag war das Wetter auch nur durchwachsen. Ich hätte ja schon gerne mal die Dünen morgens im Sonnenlicht gesehen...
Aber wenn wir es positiv sehen wollen: wir haben immerhin den Sonnenaufgang wegen unseres gemütlichen Starts nicht verpasst – grad so als ob wir das gewusst hätten!
Also suchen und finden wir die Elim-Düne (das Hinweisschild sieht man erst, wenn man schon die richtige Abfahrt, nämlich erste Möglichkeit nach Einfahrt in den Park - mal abgesehen von der Zahlstelle - rechts genommen hat) und genießen es, dass wir ganz alleine dort sind. Zuerst wird das Frühstücksbüffet im Audole gerichtet – jetzt haben wir doch ganz schön Kohldampf.
Nein, die beiden haben keinen Krach, sondern nur sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem gemütlichen Frühstücksplätzchen
.
Wir lassen uns viel Zeit - wann wir losmarschieren ist eh wurscht - Licht und Temperatur scheinen sich heute nicht wesentlich ändern zu wollen. Kein Stress mit aufkommender Hitze, hartem Licht – hey, uns geht es echt gut!
Ja, und bevor wir in tiefe Depressionen verfallen, schickt uns die Natur unseren heutigen Sonnenschein in Form eines Oryx (mit zwei verschieden langen Hörnern) vorbei!
Er schaut uns prüfend an und quert dann hinter unserem Auto in aller Seelenruhe den Weg. Oryxe, die namibischen Wappentiere, haben mir schon immer sehr gut gefallen – und Irmela und Renate scheint es nicht anders zu gehen. Dünen im Sonnenschein, pffff.....
wer braucht das schon, wenn er einen Oryx hat!
Leider hat Sonnenscheinchen wohl vor, sich aus dem Staub, oder sagen wir mal besser ab in den Sand zu machen – er fängt an, die Düne hoch zu klettern. Tschüss hübscher Kerl – war nett mit dir!
Eigentlich haben wir ja einen ähnlichen Plan – also raffen wir uns endlich auf, die Elim-Düne, die recht klein und flach erscheint, zu erklimmen – allerdings an einer wesentlich seniorenfreundlicheren Stelle (rechts im Bild).
Was soll ich sagen - dieses Ding ist ziemlich tückisch: immer wenn man meint, oben zu sein, kommt eine kleine Kuhle und dann geht es dahinter noch weiter hoch. Meistens ist es aber gut zu gehen, da die Düne ja bewachsen ist. Wir sind noch gar nicht lange unterwegs, da – welch Freude - entdecken wir ihn wieder:
Es sieht aus, als ob er auf uns gewartet hat. Tatsächlich marschiert er dann auch grob in unsere geplante Richtung und wir folgen ihm mit etwas Abstand – scheu ist er allerdings nicht sonderlich.
Irgendwann heißt es dann aber tatsächlich tschüss zu sagen – denn bis nach oben wie wir will er wohl nicht, Fressen ist wichtiger als Aussicht!
Unterwegs bleiben wir immer wieder stehen und genießen dir wunderschönen verschiedenen Grüntöne des Bewuchses, die Ausblicke und manchmal sogar die Andeutung eines Sonnenstrahls, der auf Dünen trifft.
Und dann sind wir ganz oben und blicken fasziniert über die weite Ebene da unter uns.
Juhu, ich habe meine zweite Aufgabe gelöst – Feenkreise finden! Marina (Butterblume) und Claudia (Clax) und vielleicht noch mal jemand, den ich vergessen habe (sorry, falls es so sein sollte....) haben mir Hoffnung gemacht, dass man sie von dort aus sieht, und daher war die Elim-Düne auch so fest in meine Planung einzementiert. Denn sowohl Irmela als auch Renate hatten diesen Wunsch für die Reise – und ehrlich gesagt hatte ich bisher auch keine gesehen, zumindest nicht bewusst.
Huch – sind das viele!! Das haut meine Beiden dann doch um!
Irmela hisst die weiße Flagge – da es schon warm ist, hat sie ihre LU (Lange Unterhose im Gegensatz zu meiner altbekannten und bewährten TU, die allerdings nicht mit nach Namibia durfte), die sie in letzter Minute zuhause aus der eigenen Altkleidertüte gerettet hatte, ausgezogen und versucht nun, den roten Sand auszuschütteln. Prompt fliegt das Leichtgewicht (die LU, nicht Irmela) davon und kann gerade noch von einem Dünenkamm etwas weiter unten gerettet werden.
Renate, unsere Bergführerin (sie ist eine echte Allgäuer Bergziege, geboren in Wangen) entscheidet, dass wir direkt den steilen Abstieg runter zu den Feenkreisen nehmen, da wir uns nicht darauf einigen können, wie groß sie tatsächlich sind und dies also vor Ort nachgeprüft werden muss..... Sie düst schon mal los....
...und Irmela und ich mit wehenden Fahnen hinterher!
Die Fee und ihr Kreis
Als wir zurück zu unserem Parkplatz gehen, sehen wir von Weitem schon unseren Sonnenschein, der geduldig auf uns wartet:
Was für eine nette Überraschung!
Insgesamt waren wir nun mehr als 3 Stunden hier an und auf der Elim-Düne – ich fand es wunderschön. Danke noch mal an Marina und Claudia für den Tipp!
Wir hatten in unserer ursprünglichen Planung vorgesehen, die Mittagshitze und das grelle Licht in unserem Camp gemütlich in der Sonne am Pool zu verbringen und erst nachmittags nach hinten ins Sossusvlei zu fahren.
Soviel zur Theorie – natürlich sind wir bei gleichbleibend trübem Himmel gleich nach hinten gefahren
An der Düne 45 hat es dann dermaßen gestürmt, dass ich bockig war und nicht mal ausgestiegen bin
.
Am Parkplatz sind wir gleich in ein Shuttle umgestiegen – wir waren mit dem Fahrer und seiner kleinen Tochter (oder Nichte oder so...) alleine – unterwegs hat er dann schnell zwei festgefahrenen Autos geholfen – kurzerhand hat er sich selbst ans Steuer gesetzt und hat die Familie schieben lassen.
Am Vlei angekommen die nächste Überraschung : wieder wartet ein Oryx auf uns.
Da wir ein kleines Stück die Big Mama hoch möchten, müssen wir an ihm vorbei. Renate – leichtfüßig wie ein Reh
(*autsch*
) versucht sich an ihm vorbei zu schleichen, aber er fühlt sich dennoch gestört und macht sich vom Acker.
Wir knipsen noch ein bisschen rum und wollen dann eigentlich wieder mit dem Shuttle zurück fahren - allerdings müssen wir ewig auf den nächsten warten.
Unterwegs hält der Fahrer sogar wegen dieses attraktiven Oryx an – später beim Fotosichten muss ich allerdings erkennen, dass er sehr mager ist, der Arme!
Zurück im Desert Camp nutzen wir die Zeit für Duschen, Chillen, Wäschewaschen, Lesen und Im-Internet-Surfen. Außerdem haben wir ja noch den Picknickkorb und können so in Ruhe die Reste wegfuttern (Renate steht vorallem auf die roten Reiscrispies - siehe Foto oben - vermutlich sind die verwandt mit ihren Sternchen und Goldstücken und was weiß ich
).
Am Abend fahren wir dann zur Sossusvlei Lodge, wo wir uns wie geplant mit Jutta, Hans-Robert (JuRo aus dem Forum) und ihren Söhnen zum Essen treffen. Es wird ein sehr netter Abend – jeder erzählt von seinen bisherigen Erlebnissen und wir schauen fasziniert zu, welch große Fleischportionen die Jungs verdrücken! Nebenher sind wir fast gerührt davon, wie begeistert vor allem der jüngere der beiden Brüder von den Tieren am Wasserloch ist – es hält ihn kaum auf seinem Platz und ständig berichtet er, welche Antilope gerade gekommen und welcher Schakal gerade gegangen ist....!
Als wir uns verabschieden, wissen wir nicht, ob wir uns noch einmal treffen werden!
Fazit des heutigen Tages: trotz der Enttäuschung über das Wetter war es ein erlebnisreicher und schöner Tag – wenn auch anders als ein „normaler“ Tag im Sossusvlei NP - und ich muss ganz ehrlich sagen: mir gefällt die bewachsene Elim-Düne zehnmal besser als ihre nackten Schwestern!