16.09.2013
Die erste Nacht im Dachzelt war nicht wirklich erholsam – die Zeltplanen raschelten im Wind („Hast du das gehört? Ist da was?“) und die Matratze ist kaum dicker als eine Gartenstuhlauflage. Um 06:00 Uhr klingelte der Wecker – leicht gerädert kletterten wir aus dem Zelt in die noch stockfinstere Nacht. Nach einem kurzen Frühstück wurden wir von unserem Guide Peter zum Morning Drive abgeholt (dieser war im Preis für die Campsite bereits inklusive). Wir waren die einzigen Teilnehmer und machten es uns im offenen Safari-Jeep „gemütlich“ – zum Glück hatten wir uns in weiser Voraussicht warm angezogen.
Gleich am Anfang erklärte uns Peter, dass das kleine rehartige Tierchen von gestern wohl kein Dik-Dik, sondern ein Steenbok war. Schwer zu unterscheiden, wenn die nicht direkt nebeneinander stehen…
Peter hält immer wieder an, um uns Tiere zu zeigen oder uns Informatives zu Pflanzen zu erzählen, wie dem Oryx-Halm, der wohl wegen seiner Ähnlichkeit zu deren Hörnern so heißt und aus dem die Buschmänner unter anderem Seile herstellen. Auch wenn man eine Blutung stillen möchte, hilft der bittere Saft der Pflanze äußerst wirksam.
Während der Fahrt steigt langsam die Sonne als roter Feuerball über der Ebene auf – ein wunderschöner Anblick!
Dann erreichen wir unser erstes Ziel, eines der Gepardengehege. Hier befinden sich aktuell drei Männchen und ein Weibchen, die demnächst wieder ausgewildert werden sollen. Es ist ein tolles Erlebnis, diesen Tieren so nahe zu kommen – theoretisch könnte man die Hand ausstrecken und sie streicheln. Haben wir dann aber doch lieber gelassen… Das Weibchen positioniert sich äußerst fotogen auf einem Termitenhügel:
Peter erklärt, dass Geparden eher scheu sind und vor Menschen weglaufen, während Leoparden durchaus imstande sind, uns mit einem Happs den Kopf abzureißen.
Außerhalb des Geheges liest Peter eine Frucht vom Boden auf und holt drei Samenkörner heraus. Wir sollen sie uns unter die Zunge legen und warten, was passiert. Misstrauisch folgen wir seinen Anweisungen – nach kurzer Zeit platzen die Körner mit einem leichten Schnalzen auf. Laut einer alten San-Legende soll das bei demjenigen Partner, dessen Liebe zum anderen größer ist, zuerst passieren. Gut, dass es bei uns fast gleichzeitig geschnalzt hat
Nun verlassen wir die Safe Zone und fahren eine Zeit lang über das Farmgelände. Wir dürfen bei der Fütterung von Wahoo, einem Senior-Leoparden – er ist bereits 15 Jahre alt – zuschauen. Dieser wurde als Baby gefunden und mit der Flasche groß gezogen. Nachdem er drei Jahre bei den Menschen gelebt hatte, gingen jedoch seine Instinkte mit ihm durch und er griff seinen Besitzer an. Da eine Auswilderung nun nicht mehr möglich war, bekam er hier sein eigenes Territorium und wird seitdem zweimal täglich mit großen Fleischbrocken gefüttert.
Zum Schluss zeigte Peter uns noch das Carnivore Care Center, in welchem sich auch die Klinik befindet. Hier erhalten alle Katzen einmal jährlich einen kompletten Check-Up. In einem kleinen Museum gibt es noch viele interessante Infos zu den Tieren und die Arbeit von AfriCat, außerdem Skelette und Felle sowie grausame Fallen, mit denen die Raubtiere von Wilderern gefangen wurden.
Gegen 09:30 Uhr sind wir zurück an unserer Campsite. Meisterkoch Marc bereitet Pfannkuchen zum zweiten Frühstück und repariert die von mir zerbrochene Kaffeekanne fachmännisch mit Panzertape. Sie hält tatsächlich noch drei Wochen durch… Den Nachmittag verbringen wir ganz allein am erfrischenden Pool. Fotos werden gesichert, Reisetagebuch geschrieben und die Klassiker für Namibia-Reisende gelesen: „Hummeldumm“ und das Buch von Henno Martin.
Abends schnüren wir dann unsere Turnschuhe, um den Sonnenuntergang vom Gipfel des Omboroko aus anzuschauen. Der Aufstieg war einfach und die Aussicht von dort oben nach allen Seiten einfach traumhaft.
In der Ferne können wir sogar Giraffen erkennen. Da ich am Folgetag Geburtstag hatte und schon immer ein neugieriger und ungeduldiger Mensch war, fragte ich Marc, wann ich denn endlich mein Geburtstagsgeschenk bekommen würde. Er wurde plötzlich ernst und meinte, er hätte dieses Jahr leider keines für mich, da wir ja schon so viel Geld in den Urlaub investiert hätten…
Ungläubig guckte ich ihn an – das konnte ja wohl nicht sein Ernst sein? Während ich noch überlegte, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte, fummelte er am Rucksack herum, brachte – tadaaaa – einen wunderschönen Ring zum Vorschein und fragte: „Möchtest du mich heiraten?“
Ist das nicht romantisch? Welche Frau könnte da schon nein sagen
Während hinter uns die Sonne am Horizont versank, flüsterte ich ein „Natürlich!“ und freute mich so sehr, dass mir die Tränen kamen. Das wurde natürlich noch gefeiert, mit einem leckeren Oryx-Steak vom Grill, Wein und einem Lagerfeuer. Gegen 22:00 Uhr fielen wir glücklich, aber erschöpft ins Dachzelt.