Zum Glück waren etwas weniger Lastwagen unterwegs als vergangenen Sonntag. Ein Waran lag quer auf der Fahrbahn, und wir versuchten, ihm auszuweichen. Doch im letzten Moment probierte er dasselbe, und wir vermuteten, dass wir ihn erwischt hatten. Der Arme! Das hatten wir nicht gewollt.
Wir kamen gut voran und erreichten am Vormittag noch Karoi, wo wir tankten und im tm-Supermarkt versuchten einzukaufen. Das war nicht so einfach. Den benötigten Zucker gab es nur im Zwei-Kilo-Paket, und als wir uns an der Schlange an der Kasse anstellten, fiel der Strom aus. Nun hieß es warten. Niemand schien es eilig zu haben. Niemanden störte es, eine halbe Stunde mit seinem Dollar-Schein in der Hand und ein oder zwei Waren im Supermarkt anzustehen. Obwohl wir zwar noch einen weiten Weg vor uns hatten, schlossen wir uns der allgemeinen Gelassenheit an und ergaben uns in unser Schicksal. Zum Glück kam der Strom nach einiger Zeit wieder, und es ging weiter. So dachten wir zumindest. Der Praktikant an der Kasse benötigte jedoch noch ein wenig Unterstützung von seinem Chef, um den Computer wieder zu starten. Irgendwann hatten wir unseren Einkauf bezahlt und holten unser Auto vom belebten Parkplatz, auf dem es wie auf einem Rummelplatz zuging. Dieses aus unserer Sicht typische afrikanische Durcheinander in einigen Supermärkten macht das Einkaufen jedes Mal zu etwas Besonderem.
Die ersten Kilometer auf der Straße Richtung Binga waren geteert, und anschließend ging es zunächst auf guter Schotterpiste weiter. Das machte uns Mut, die Tagesetappe schaffen zu können. An der nächsten Tse-Tse-Fliegenkontrolle hielten wir vor dem Schlagbaum an und warteten auf das Prozedere. Wir hatten das letztes Jahr in Sambia zum ersten Mal erlebt und uns die ganze Zeit darauf gefreut. Der Mann mit dem Schmetterlingsnetz kontrollierte tatsächlich, dass wir keine Tse-Tse-Fliegen im Wagen hatten. Anschließend sprühte er aus einer kleinen, rostigen Sprühdose eine Flüssigkeit auf unser Armaturenbrett, die ein wenig nach Zitrus-WC-Reiniger roch. Nun konnte nichts mehr passieren, unser Auto war clean.
Schon bald wurde die Piste schlechter, steinig, mit großen Löchern. Die 350 Kilometer bis zum Ziel wurden zur Tortur für Wagen und Fahrer.
Ganz im Gegensatz zur schlechten Straße veränderte sich die Landschaft und wurde immer schöner. Durch die Hügel ergaben sich immer wieder spektakuläre Ausblicke auf baumreiche Ebenen. Das Gras stand sehr hoch, viele Dörfer folgten ohne erkennbare Grenze aufeinander. Ordentliche Hütten, teilweise mit Fenstern, standen am Wegesrand, und unzählige freundliche Menschen grüßten uns. Manchmal war ein Stück Boden verbrannt, dann standen viele Baobabs und reckten ihre Äste in den Himmel.
Als wir an einer T-Kreuzung anhielten um abzubiegen, winkte uns ein Mann stehen zu bleiben. Er wollte ein Stück mitgenommen werden. Als wir noch unschlüssig überlegten, kam ein zweiter Mann, um uns zu erklären, dass es wirklich wichtig sei. Ein Verwandter sei gestorben, und der Mann müsse nun zur Trauerfeier kommen. Von dieser Geschichte war wahrscheinlich nichts wahr, aber wir entschlossen uns trotzdem, ihm den Gefallen zu tun. Ruth setzte sich nach hinten zu den Taschen, und Padmo nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Sehr gesprächig war er nicht auf der etwa halbstündigen Fahrt, bis er wieder ausstieg, aber ein paar Informationen konnten wir ihm dennoch entlocken. Er baut Häuser und farmt. Er ist genauso alt wie wir und hat drei Kinder. Für deren Schule bezahlt er 15 Dollar pro Kind und Halbjahr. Das ist viel Geld, so dass er sich gut überlegen muss, wie viele Jahre er seine Kinder zur Schule schicken kann. Padmo spricht fünf Sprachen, darunter Tonga, Schona und Englisch.
Zum Sonnenuntergang erreichten wir Binga am Kariba-See. Bei der Kalizwe-Lodge bekamen wir einen Campingplatz und machten Wurstsalat. Leider wartete im Kühlschrank noch eine nette Überraschung: Fünf der sechs Eier hatten auf der Holperstraße ihren Karton verlassen und entschlossen, sich im Kühlschrank zu verteilen. Diese klebrige Eierpampe beseitigten wir auch noch. Tipp: Es geht wesentlich schneller, wenn man den matschigen Gitterkorb NICHT auf die Wiese stellt. Gras und Sand bilden eine erstklassige Panade.
Mit Blick auf den Kariba-See beendeten wir diesen Abend.
Tageskilometer: 538
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