THEMA: Tierischer Adventskalender 2023
24 Dez 2023 09:13 #679267
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  • leofant am 24 Dez 2023 09:13
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So, hier kommt das letzte Türchen. Eigentlich ist es ganz schön schwierig für mich, denn dieses Türchen ist im Kalender eigentlich immer das grösste. Keine Ahnung, ob ich die Erwartungen erfüllen kann :blink:

Vorher noch ein kurzer Kommentar zu Beles Frage:
und was um alles in der Welt hat denn der Giant Kingfisher gefangen
Soweit ich mich erinnern kann, gibt es im Chobe eine Art kleine Süsswasser-Krabben (keine Ahnung, ob die Beschreibung richtig ist).
In einer anderen Situation habe ich dieses Tier schon einmal als Beute eines Kingfishers gesehen.

Türchen Nummer 24



Seite 44 Zeitpunkt: April
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch. Es ist früher Morgen und wir sind im Timbavati Reservat unterwegs. Wir fahren in die Richtung, in der wir gestern die Leoparden verlassen haben. Nach ein paar Minuten müssen wir anhalten, denn eine Hyäne liegt quer über der Piste und blinzelt uns mit verschlafenen Augen an. Sie macht auch keine Anstalten, den Weg freizugeben. Sie reckt und streckt sich, rollt sich hin und her, dann legt sie sich wieder lang und schließt die Augen. Wir sind gezwungen, die Piste zu verlassen und außen herum zu fahren. Guide Remember ist etwas beunruhigt, denn der Baum, neben dem wir gestern den kleinen Leo gefunden haben, ist nur zwei Autominuten entfernt. Dort treffen wir auf die Leopardenmama. Sie hat wieder oben in den Ästen Position bezogen. Wir erkennen ein Stück blutiges Fleisch, sie war also in der Nacht erfolgreich. Wir schauen uns in der näheren Umgebung um, können das Kleine aber nicht entdecken. Die Mama wird langsam unruhig, läuft im Baum hin und her, schnuppert an verschiedenen Stellen, dann lässt sie sich – mit den Hinterbeinen voran – am Stamm hinunterrutschen. Wie eine verspielte Katze legt sie sich auf den Rücken und räkelt sich mit ausgetreckten Beinen. Dann steht sie auf und gibt leise Töne von sich. Für uns ist es klar, sie sucht ihr Kind. Sie läuft im Halbkreis herum, erhält aber keine Antwort. Dann macht sie sich auf den Weg zur Piste. Immer wieder schaut sie herum und maunzt leise, aber nichts passiert. Wir starten den Motor und folgen ihr – natürlich mit einem gewissen Respektabstand. Sie läuft immer weiter weg vom Baum und sucht und sucht. Langsam werden wir unruhig. Sollten vielleicht doch die Hyänen das Kleine aufgespürt haben? Die Mutter sucht und maunzt weiter, wir folgen ihr. Jetzt sind wir bereits 10 Minuten unterwegs und sie findet ihren Nachwuchs nicht – was ist da passiert?
Die Spannung im Fahrzeug – auch bei unserem Guide – steigt immer weiter an. Dann plötzlich hören wir eine zarte Antwort. Wir umkurven einen Busch und finden die kleine Familie wieder glücklich vereint. Zufrieden seufzen wir. Alles ist noch mal gut gegangen. Das Kleine wird von der Mama gründlich abgeleckt, dann ziehen sich beide in dichtes Buschwerk zurück. Also fahren wir weiter. Zum Glück war ich vorbereitet und konnte meine Fotos in den entscheidenden Momenten machen.


Seite 58 Zeitpunkt: Dezember
Sobald gegen Jahresende die Regenzeit einsetzt, explodiert die Natur auch in der sonst relativ trockenen Gegend an der Chobe Riverfront. Es braucht nur ein oder zwei Regengüsse, schon findet man überall blühende Wiesen. Das ist immer ein schönes Bild. Wenn dann auch noch die Neugeborenen Impalas das dichte Gras mit all den gelben Blumen als „Bett“ benutzen, ist die Bildkomposition eigentlich perfekt.


Seite 81 Zeitpunkt: November
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Der High Tea ist getrunken, es wird Zeit, endlich wieder auf die Pirsch zu gehen! Statt wie meistens, vor der Stahlbrücke über den Savuti Channel nach Süden abzubiegen, überqueren wir sie heute und fahren nordwärts. Der Boden ist sandig, aber mit frischen Gräsern bewachsen. Ein gutes Gebiet für den Kori Bustard, der neben unserem Weg entlang stolziert. Am Rand einer Pfanne suchen einige Abdim´s Storks nach Fressbarem. In den Büschen dahinter ragen ein paar Giraffenhälse empor. Die Langhälse starren allesamt gebannt in eine Richtung. Warum nur?
Der Grund ist schnell gefunden, eine Löwin betritt das Terrain. Unser Guide Obed wird plötzlich euphorisch. „Wir kommen genau richtig zur ersten Vorstellung der Familie!“ ruft er. Wie meint er das? Nur wenige Sekunden später erscheint aus einer anderen Richtung noch eine Löwin, die allerdings ist nicht alleine unterwegs, sondern führt ihren Nachwuchs mit sich. Wir sind natürlich absolut begeistert. Knapp hinter der Mama laufen drei kleine Löwenjunge, „verfolgt“ von einem etwas Älteren. Ich zücke die Kamera und knipse drauf los. Wir stehen in der Mitte einer Senke. Die Löwen laufen etwas oberhalb, das gibt mir eine schöne Perspektive, denn ich bin fast auf Augenhöhe mit ihnen. Ich finde, diese Bilder sind interessanter, als Fotos aus einer höheren Warte, wenn man also eher von oben nach unten fotografieren muss. Auf Augenhöhe wirken alle Tiere etwas eindrucksvoller. Während die Mutter würdevoll entlangschreitet, wuseln die Jungen herum. Man hört auch ihre Stimmen – oder sollte ich sagen Stimmchen? Sie klingen tatsächlich so hell, wie die von junge Hauskatzen. Besonders die Frauen in unserem Fahrzeug – einschließlich Ruth – sind hingerissen von diesem Auftritt. Immer näher kommt die muntere Truppe. Die Mama schaut nach links und rechts, aber da ist nichts, was sie beunruhigen müsste. Safarifahrzeuge kennt sie ja zur Genüge, sie weiß, dass diese zwar laut, aber harmlos sind.
Ich konzentriere mich auf die Kleinen und bin fasziniert, wie groß ihre Pranken im Verhältnis zum Körper sind. Natürlich wird sich das in den nächsten Wochen noch ändern, aber zurzeit sieht es witzig aus. Es erinnert mich an Kinder, die in zu groß geratenen Schuhen herumlaufen. Ein Kleines rennt los, das weckt den Jagdtrieb des etwas Älteren. Zack, fegt er mit seiner Pranke den Hinterlauf des Löwenkindes beiseite. Sofort wird er von der Mama zurechtgewiesen. „Das ist nicht ganz ungefährlich für die Kleinsten“ sagt Obed. „Wenn die Älteren zu heftig auf den Rücken hauen, kann das schlimme Folgen haben. Die Kleinen können sich das Rückgrat brechen!“ Was er sagt macht Sinn, denn der zarte Körper muss ja erst noch stabiler werden. Inzwischen sind noch mehr Jungtiere aufgetaucht. Nachdem Obed uns das Risiko für die ganz Kleinen erklärt hat, halten wir jedes Mal die Luft an, wenn ein Älteres wieder „auf Beutejagd“ geht.
Die Giraffen sind inzwischen aus den Büschen herausgekommen und beobachten scheinbar fasziniert die Löwenfamilie. Die erste Löwin hat sich unserem Fahrzeug genähert. Das ist aber nett, denn jetzt kann ich ein paar Aufnahmen von Kopf und Maul einstreuen, das mache ich doch gerne! Eines der Jungtiere ist der ersten Löwin gefolgt. Jetzt haben die Giraffen genug gesehen. Sie drehen ab und rennen im typischen Giraffengalopp davon. Der kleine Löwe schaut ihnen hinterher. Vermutlich ist er gerade sehr stolz, er wird den Geschwistern erzählen, dass er drei Giraffen in die Flucht geschlagen hat :whistle: .
Die Löwin hat das Ufer erreicht und beginnt, zu trinken. Natürlich denke ich sofort an die Spiegelung, aber ihre Position ist dafür nicht geeignet. Jetzt nähert sich der Junglöwe, also der „Giraffenjäger“. Er drängt sich ganz nah an die Mutter und trinkt ebenfalls. Dabei schaut er immer wieder etwas ängstlich in unsere Richtung. Vielleicht fühlt er sich im offenen Gelände und am Wasser nicht wirklich wohl. Meine Aufgabe besteht darin, dann ein Foto zu machen, wenn die rosa Zungen das Wasser berühren und aufschlabbern. Leider hat sich eine Wolke vor die untergehende Sonne geschoben, deshalb werden die Bilder nicht so knackscharf, wie ich es gerne hätte. Naja, da muss ich jetzt durch.
Eine halbe Stunde später zieht sich die Familie zurück und verschwindet im Busch. Obed schaut in die Runde. Alle Gäste sind hochzufrieden mit diesem Nachmittag, so hat er es gerne.


Seite 100 Zeitpunkt: April
So, hier kommen die letzten zwei Bilder im Adventskalender. Das erste Foto passt sehr gut, wie ich finde. Love and Harmony – so soll(te) es sein an Weihnachten. Klappt nicht immer, aber zumindest bei diesem Paar der Little Bee-Eater. Geteilte Freude ist doppelte Freude.


Das wirklich letzte Foto ist auf der Rückseite meines Fotobuchs zu finden und zeigt zwei verliebte Löwen. Auch ein schönes Weihnachtsmotiv, wie ich finde.
An alle Leser und Betrachter dieses Kalenders (und alle anderen natürlich auch):
HABT EIN ENTSPANNTES UND FRIEDLICHES WEIHANCHTSFEST

Liebe Grüße vom „Tau ya monna mogolo“. Das heißt auf Setswana „Alter Löwe“ - mein Spitzname in Botswana … weil ich gerne an jedem Wasserloch auf der Lauer liege :laugh:

.... ach, und einen hab ich noch:
In etwas mehr als 11 Monaten hätte ich tatsächlich Fotobuch Nummer 2 als Adventskalender 2024 zu bieten
Anhang:
Letzte Änderung: 24 Dez 2023 09:17 von leofant.
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24 Dez 2023 10:17 #679272
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  • Daxiang am 24 Dez 2023 10:17
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Hallo Walter,

vielen Dank für den tollen Adventskalender!



Liebe Grüße und frohe Weihnachten
Konni
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24 Dez 2023 14:35 #679285
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  • KTM am 24 Dez 2023 14:35
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Hallo Walter,

vielen Dank für den wunderschönen Adventkalender, der uns in diesem anstrengenden Advent immer ein wenig Entspannung geschenkt hat! Ganz, ganz tolle Fotos, mit Liebe ausgesucht und auch so nett beschrieben!

Wir wünschen von Herzen Frohe Weihnachten und auch im kommenden Jahr viel Fotoglück!

Liebe Grüße,
Dietmar
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25 Dez 2023 11:08 #679295
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  • clawi am 25 Dez 2023 11:08
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Lieber Walter,
auch ich bedanke mich sehr herzlich für deine Mühe uns diesen wunderschönen Kalender zur Vorweihnachtszeit
zu gönnen! Ich habe sehr gerne mitgeschaut und mitgelesen! Deine Fotos konnten mich immer wieder aufheitern,
weil ich familiär bedingt einiges an Stress in dieser Zeit hatte.
Danke dafür!
ich wünsche dir noch schöne Weihnachtstage!

Claudia
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25 Dez 2023 12:56 #679299
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  • chrischris am 25 Dez 2023 12:56
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Hallo Walter,

vielen Dank für diesen wunderbaren Adventkalender! Wow, so viele grandiose Fotos in Kombination mit den interessanten Geschichten dazu! :woohoo: Gratulation und danke!
Schöne Weihnachtsfeiertage noch und ich freue mich schon auf den nächsten Adventkalender!

Liebe Grüße,
Christian
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25 Dez 2023 14:59 #679301
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  • tigris am 25 Dez 2023 14:59
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Hallo Walter,

Dein tierischer Adventskalender hat mir tierisch viel Freude bereitet. :cheer:
Und Deine Fotos sind wirklich sensationell gut!

Vielen Dank fürs Teilen und Deine Mühe dafür.

Fröhliche Weihnachten und alles Gute für 2024.

Liebe Grüße
Simone
Historie meiner 15 bisherigen Reisen ins südliche/östliche Afrika => 11/2001: NAM die Erste * 12/2003 - 01/2004: NAMIBIA Südtour * 03/2005: NAMIBIA ein runder Geburtstag in Windhoek/Tour mit Witti + Landy * 12/2007 -01/2008: NAMIBIA Südtour zum 2. mit Familie * 10-11/2008: Kurztrip nach NAM/wieder ein runder Geburtstag * 03/2011: NAMIBIA ~ Hochzeit der Schwägerin in Windhoek und kleine Tour * 09-10/2013: TANZANIA ~ 4 Wochen Familienbesuch * 12/2014 - 01/2015: NAM zum ersten Mal mit Dachzelt unterwegs * 07-08/2016: SÜDAFRIKA ~ 4 Wochen Kap und Gardenroute/Familienbesuch * 05/2018: KTP und mal wieder der Süden von NAMIBIA * 01-02/2020: NAMIBIAS Norden, Caprivi und ein bißchen BOTSWANA * 08-09/2021: BOTSWANA ~ Private Campingtour mit Bushways * 09/2O22: 3 Wochen SÜDAFRIKA mit Fokus auf Familie und Drakensbergen * 08-09/2023: BOTSWANA ~ 2. Private Campingtour mit Bushways * 02-03/2024: NAMIBIA ~ KTP und Südtour *
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