der heutige Tag ist den Reptilien gewidmet
Türchen Nummer 21
Seite 86 Zeitpunkt: November
Es ist früher Morgen. Wir sind mit dem kleinen Boot auf dem Chobe unterwegs. Ein Tierkadaver im Wasser hat die Aufmerksamkeit der Crocs auf sich gezogen. Natürlich lässt Freund Phil das Boot immer wieder in deren Nähe treiben, auch wenn es wegen des intensiven Aasgeruchs eher grenzwertig ist. Man kann im relativ trüben Wasser auch nicht immer erkennen, wo die Reptilien sich gerade befinden. Aber egal, da muss ich jetzt durch! Ich beuge mich etwas aus dem Boot hinaus, nähere mich so der Wasseroberfläche und werde ich mit einer netten Perspektive und der Spiegelung dafür belohnt.
Seite 87 Zeitpunkt: April
Manchmal ist es mir zwar lästig, immer konzentriert die Umgebung zu scannen und bereit für ein hoffentlich schönes Foto zu sein, aber dafür freue ich mich, wenn ich – zumindest meiner Meinung nach - bei der Sichtung der Bilder nette Bildkompositionen „herausfischen“ kann. Das war in diesem Fall auch Glück, denn das Croc fühlt sich durch unser Boot gestört und will schnell ins Wasser. Mir gelingen noch zwei, drei Bilder bevor es mit einem großen Platscher abtaucht. Zu diesem Foto habe ich eine besondere Beziehung. Mit einem Jahreskalender sollte den Kunden einer Druckerei die vielen Druckmöglichkeiten gezeigt werden. Ich beschreibe es mal laienhaft: Das Croc erscheint als „3D-Druck“, man kann die Haut also tatsächlich fühlen. Irgendwie war ich schon stolz, dass es dieses Foto auf eine so besondere Art in diesen speziellen Kalender geschafft hat.
Seite 88 Zeitpunkt: Juni
Hier sind wir wieder bei einem meiner Favoritenthemen: Spiegelungen. Mehr gibt es zu diesem Foto eigentlich nicht zu sagen.
Seite 89 Zeitpunkt: Oktober
Es ist immer ein Geduldspiel, wenn man den Nilwaran mit herausgestreckter Zunge ablichten will. Aber wie das bei der Tierfotografie so ist: Dranbleiben ist die halbe Miete. Wir befinden uns gerade mit dem Boot am Rand einer der Inseln im Chobe: Der Wasserstand ist niedrig, ich beuge mich aus dem Boot und lege mich mit dem Oberkörper halb ins Gras, dadurch kommt das Reptil tatsächlich in Augenhöhe auf mich zu.
Seite 90 Zeitpunkt: April
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Vom Sedudu Gate kommend cruisen wir gemütlich durch den Park in Richtung Serondela. Guide John erhält einen Anruf. „Da vorne gibt es eine ungewöhnliche Sichtung, nämlich eine Python“ sagt er. Ok, auf geht´s, dann wollen wir mal schauen, was diese Schlange so treibt. An einer Stelle – da wo sich zwei Pisten kreuzen – steht ein Fahrzeug. Dort muss wohl die Python sein. Was wir jetzt sehen, ist absolut ungewöhnlich. So etwas haben wir beide noch nie erlebt. Die Würgeschlange hat einen Impalabock getötet. Das Reptil hat den Antilopenkörper komplett umschlungen, der – im Vergleich zum Impala – relativ schmale Kopf bewegt sich hin und her und die Schlange züngelt unentwegt. John vermutet, sie lag in den Ästen des Baumes und hat sich auf den Bock fallen lassen, als er hier ein schattiges Plätzchen suchte. Eine Python kann sich blitzschnell um ihr Opfer wickeln, schafft sie das, dann gibt es kein Entrinnen mehr. Sobald sich die Beute bewegt, zieht sich die „Schlinge“ immer weiter zu, bis das Tier erstickt. Aber wie bitte will sie den Bock fressen? Ist es für sie möglich den Unterkiefer wirklich so weit aushängen, dass sie die Antilope komplett verschlingen kann? Was für die Schlange ziemlich ungünstig ist: Mit ihrer Beute liegt sie – wie bereits geschrieben - direkt am Pistenrand. Während wir warten, halten hin und wieder Fahrzeuge und die Gäste wollen Fotos machen. Unter solchen Umständen haben wir natürlich überhaupt keine Chance zu beobachten, was sie jetzt mit ihrer Beute anstellt. Die Python fühlt sich gestört und bleibt lieber mal in Lauerstellung. Wir verlassen die Stelle und stoppen bei Serondela für eine kurze Pause. Auf dem Rückweg besuchen wir natürlich noch einmal die Schlange, aber es hat sich nichts verändert. Uns ist klar, dass erst einmal nichts mehr passieren wird, also steuern wir in Richtung Parkausgang.
Am nächsten Morgen besuchen wir noch einmal den Platz, an dem wir gestern die Python mit ihrer Beute angetroffen haben. Schlange und Beute sind verschwunden. Wir können allerdings noch eine Schleifspur sehen. Während der Nacht hat sie es anscheinend geschafft, das Impala an eine versteckte Stelle zu ziehen. Schade, ich hätte natürlich nur allzu gerne miterlebt, ob und wie die Python es geschafft hat, die Beute zu verschlingen.
… Fortsetzung folgt …