Tag 11
In aller Herrgottsfrühe machte ich meine morgendliche Runde. Die Stadt schlief noch. Mein Weg führte mich zum Polariamuseum. Zunächst kam ich jedoch bei Mack vorbei. Der nördlichsten Brauerei Europas. Ob es auch die nördlichste der Welt ist, da sind sich die Gelehrten nicht ganz einig. Es folgte die Helmer Hanssen (Polarforscher) Statue. Diese steht vor einem Glasbau, worin die MS Polstjerna ausgestellt ist. Ein Robbenfängerschiff aus dem Jahre 1949. Daneben liegt das Polariamuseum. Zuletzt ging ich im großen Bogen durch die Stadt zurück zum Hotel.
Am Frühstückstisch fragte keiner mehr, ob ich schon unterwegs gewesen wäre. Man fragte nur noch wann ich losgestiefelt bin.
Das Frühstück war hervorragend. Schätzungsweise gegen 9 Uhr standen alle Teilnehmer mit ihren Taschen und Koffern vor dem Bus.
Das heutige Tagesprogramm beschränkte sich vormittags auf die Sehenswürdigkeiten in Tromsø. Nachmittags hieß es ‚Strecke machen‘.
Zunächst stand der Besuch einer Kirche auf dem Plan. Über die Tromsøbrua (Tromsø-Brücke) fuhren wir zur Eismeerkathedrale (Ishavskatedralen). Sie ist das Wahrzeichen von Tromsø. Von der Seite ist sie nicht unbedingt sofort als Kirche erkennbar. Die Architektur fällt schon ein wenig aus dem Rahmen. Eigentlich besteht die Kirche nur aus mehreren, ineinander verschachtelten und verschieden hohen Spitzdächern.
Die Front der Kirche besteht komplett aus Glas. Die Wand hinter dem Altar schmückt eines der größten Glasmosaike Europas.
Wir hatten gut 30 Minuten Zeit, um die Kirche innen und außen zu bewundern. Von der Plattform vor der Kirche hat man auch einen schönen Panoramablick auf Tromsø.
Anschließend fuhren wir dahin, wo ich bereits heute Morgen schon fußläufig unterwegs gewesen war. Zum Polariamuseum. Das Äußere des Gebäudes ist recht eigenwillig und soll, wie schon bei der Eismeerkathedrale, fünf übereinander geschobene Eisschollen zeigen. Die Ausstellungsstücke im Museum sind eher dürftig. Wer wollte, konnte hier aber unter anderem an einer Filmvorführung teilnehmen. Gezeigt wurden ein Film über Spitzbergen sowie ein zweiter Film über Polarlichter. Beide Filme waren äußerst interessant und boten überwältigende Aufnahmen.
Als Abschluss bestand noch die Möglichkeit im hauseigenen Aquarium eine Robbenfütterung zu sehen. Wer’s braucht? Mein Fall war das nicht. Und so habe ich verzichtet.
Wir fuhren noch fünf Minuten in die Stadt zurück bis zum ‚Roald Amundsens Platz‘.
Rund 90 Minuten standen uns nun an Freizeit zur Verfügung. Vieles von dem, was wir gestern Abend schon abgelaufen hatten, sahen wir heute nochmals. Interessant war es auf jeden Fall. Tromsø hat einen wunderschönen historischen Stadtkern. Die Holzhäuser boten eine farbenprächtige Kulisse.
Später stand ein Seilbahnbesuch an. Von der Seilbahnstation ging es auf den über 400 m hohen Storsteinen, von wo aus man einen herrlichen Blick über Tromsø hat. Sechs Leute kannten die Seilbahn bereits. Sie waren letzte Nacht ja schon für die Mitternachtssonne hochgefahren. Mich verließ beim Anblick der Gondeln der Mut und so verzichtete auf diese Tour. Zusammen mit Manuela, die genau wie ich Höhenangst hat, wartete ich auf die Rückkehr der anderen.
Zum Tagesausklang folgten noch gute 4,5 Stunden Fahrt nach Harstad. Gegen 17 Uhr machten wir eine längere Raucherpause. Während der letzten Etappe eröffnete uns Sören, dass wir statt des ursprünglich geplanten Hotels heute in einem anderen Hotel übernachten werden.
Das war für uns nicht dramatsich. Hier hatten wir volles Vertrauen in unseren Veranstalter, denn die bisherige Hotelauswahl war wirklich gut.
Es gab noch mal einen Stopp für eine halbe Stunde. Das Wetter änderte sich und zeigte sich langsam von seiner schlechten Seite.
Es wurde sehr windig, aber es blieb trocken. Heute gingen wird zuerst zum Abendessen. Und zwar nicht im Hotel, sondern kurz vor unserem Ziel auf einer Farm. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Poststation. Das Bauernhaus stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und befindet sich seit Generationen in Familienbesitz. Vor etlichen Jahren hat man die Landwirtschaft aufgegeben und das Haupthaus umgebaut. Es bietet heute ein Gästehaus und ein Restaurant. In einem großen, rustikalen Raum mit geschnitzten Möbeln gab es ein sehr gutes Abendessen für die Gruppe.
Gesättigt fuhren wir danach zum Hotel, um einzuchecken. Nichts und niemand konnte heute Abend irgendwen dazu zu bewegen, noch einige Meter durch Harstad zu laufen. Die Meisten bleiben auf ihren Zimmern. Einige sahen sich in der Lobby das heutige WM Spiel an. Oder genehmigten sich in kleiner Runde noch einen Schlummertrunk.