„Du wolltest doch immer Mal nach Afrika, wann denn?“ fragte mich meine Freundin Oktober 2012. „Naja, so in 2-3 Jahren“. „Vergiss es! Entweder gleich, oder nimmer mehr. Du bist mit deinen 70 Jahren fast zu alt dafür“ Hm, so unrecht hatte sie ja nicht. Ne Woche später stand für mich fest: „Mitte bis Ende April 13 fahre ich nach Namibia!“ Ein paar Tage später kam eine Frage: “Sag mal du hast doch wohl nichts dagegen, wenn ich mitkomme?“ Eine Frage die keine Widerrede erwartete. Gott sei Dank hatten wir dann Ende Dezember die Flüge gebucht.
Meine Vorbereitungen bestanden erst Mal darin alles Erhältliche zu erlesen, Foren zu besuchen, Gefahren zu eruieren. Hörte sich alles nicht so gut an: Wilde Schießereien in Swakopmund, Überfälle auf den Straßen und nachts in den Städten. Schusswaffen kann man nur bedingt mitnehmen und wenn, dann nur Gewehre und die auch nur verpackt. Also kaufte ich mir ne lange spitze Machete, die ich rasiermesserscharf anschliff, zudem zwei Pfefferpistolen à 35€. Ich wollte auf keinen Fall für jedes arme Schwein, als willkommener Touriselbstbedienungsladen herumlaufen. Meine Freundin fing schon an zu paniken ob meiner Reisevorbereitungen und den Stories über Hyänen, Löwen, Schlangen, Skorpionen, Räubern und was sonst noch.
Gott sei Dank war der Flug schon bezahlt. Die wäre doch glatt abgesprungen. Als gebürtige „Ossi“ vom Prenzlauer Berg (Berlin) war sie nur „organisierte“ Reisen in Hotels gewöhnt. Jetzt fährt sie mit so nem verrückten Alaskaner (ist seit 30 Jahren meine zweite Heimat) nach Namibia auf eigenes Risiko.
Nun die Hauptenttäuschung am Ende der Reise: Keine Hyänen, keine Löwen, keine Räuber in 16 Tagen. Nur gleich am ersten Tag wollte mir so ‘n Schwarzen meine Kamera von der Hüfte klauen. Habe das erst nicht mitbekommen, bis eine kleine Schwarze mich aufgeregt darauf aufmerksam machte. Hab dann einfach mein Buschhemd über der Hose getragen und die Pfefferpistole griffbereit in der Hosentasche. So war meine Gürtelausrüstung nicht mehr sichtbar. Das einzige Highlight war in Purros, wo nachts eine kleine Elefantenherde weidend an unserem Hiluxzelt vorbeizog. Hatten wir aber auch nur durch das „Harley Davidson“ Bauchgrummeln mitbekommen.
Unsere grobe Tour einfach nach dem Motto „der Weg sei das Ziel“: Windhoek, Swakopmund, Hentjes Bay, Rhino Camp durch den Ugab River, Seesfontain, Purros. In Purros war der Sprit alle, also wieder nach kurzem Schnuppern in den Hoarusib Canyon mit seinem Tiefsand, nach Sessfontain dann Epuwo, Epupa, Ruacana, Etoschapark Ost. Im Park Elefanten zählen und dann ab nach Windhoek zurück. 15 Tage und 2990km haben wir gebraucht.
OK hier nun meine Empfehlungen als Afrikaneuling:
Sprit, Sprit, Sprit. In Purros und Epuwo waren die Tankstellen leer. Gott sei Dank hatte Sessfontain Diesel. In kleinen Orten wie Purros wird aus Fässern getankt. Mindestens 2x20l Reservetanks zu den 140 Litern im Wagentank sollten noch dabei sein. Mir wurde gesagt mein Motor 2,5l Diesel des Hilux würde auf 100km 10 Liter schlucken. Weit gefehlt, wir fahren ja nicht Teerstraßen sondern Schotter und Sandpisten, da kann man getrost 14/15 Liter rechnen. Mein 140 Liter Wagentank reichte jedenfalls nur für maximal 800km. Und wenn man im Tiefsand fährt, dann ist der Verbrauch nicht mehr in Liter/Kilometer gefragt sondern die Betriebsstunde. Da können mal schnell umgerechnet 25/30 Liter und mehr auf 100 km zusammen kommen. Der Hoarusib Canyon hatte jedenfalls sehr schönen weichen tiefen spritfressenden Sand, desgleichen der Ugab River. Auch langsam fahren im 1. Gang auf Geröllpisten ist sehr spritintensiv. Um auf der sicheren Seite im Damaraland/Kaokoveld und ähnlichen Gegenden im Offroad „Modus“ zu sein, sollte man gut das 2,5-3x an Sprit dabei haben, berechnet auf Teerstraßenverbrauch. Auch wenn wir ein Satphone dabei hatten, es hätte mit Sicherheit keinen Spaß gemacht, für teuer Geld und Zeit, Sprit im Nowhere anliefern zulassen.
Die Camps waren soweit afrikanisch, d.h. simpel, einfach aber sauber. Paviane für die ich ein Katschi mit hatte, haben wir nur irgendwo in den Weiten gesehen, nie da wo Camps waren.
Aber man muss „zwischen den Zeilen“ lesen:
In allen Supermärkten waren Securityguards z.T. bewaffnet. Häuser und Hotels haben hohe Mauern mit Stacheldrahtzäunen drauf, der unter Strom steht. Wir waren nur 5-7 min von Joe’s Bierhaus entfernt, aber man empfahl uns nach 23°° ein Taxi für die kurze Strecke zu nehmen. Gut wir hatten auch wild gecampt, aber das war im Nirgendwo im Damaraland. Da hatten wir 48 Stunden lang keine Leute gesehen, dann erst wieder in Sessfontain. Ich fragte in Swakopmund eine Südafrikanerin warum sie nach Namibia kommt, SA ist doch auch genauso schön. Antwort:“ Namibia ist das einzige afrikanische Land was noch funktioniert“, Ende der Durchsage.
Mein Eindruck als Neuling in Afrika: Namibia ist fast, aber nur fast, genauso sicher wie Deutschland, Frankreich, Italien etc. solange man die Menschen meidet, bzw. beobachtend aufpasst. Das soll heißen campt auf Campingplätzen, auch wenn der Wächter nur ne Frau ist. Zahlt 1-2 Nam$ für die schwarzen Autoaufpasser in den Städten, meidet die Dunkelheit in der Nähe von Siedlungen, achtet auf Leute die euch „unauffällig“ folgen. Zeigt nie Angst oder Unsicherheit. Im Gegenteil signalisiert eine gewisse Aggression und dadurch Trouble egal wie, wenn da jemand dumme Gedanken haben sollten. Macht immer einen 360° Scan. Ich war immer wieder überrascht, wo mit einem Mal so ein Schwarzer da war, wo vorher weit und breit niemand zu sehen war.
Ach ja und bloß nicht das Sattelitentelefon vergessen. DAS ist die Lebensversicherung, nicht das GPS. Bin ohne GPS nur mit Kompass und Karte gefahren und immer da angekommen, wo ich hin wollte.
Namibia steht voll auf Tourismus. Alles ist gut „durchorganisiert“ besonders wenn es ums Bezahlen geht. Nun gut alles hat seinen Preis. Die super billigen Zeiten und die sorgenlose Freiheit von vor 20 Jahren sind vorbei. Namibia driftet jedenfalls langsam in Richtung anderer Afrikastaaten ab. 100 Nam$ im Schnitt für einen primitiven Campplatz, teilweise nur für eine Person, ist etwas, wenn für uns auch nicht viel, für die Leute Afrikas aber sehr viel. Betteln und Anmachen ist überall drin. Die Schwarzen haben da schon ein gutes Gespür entwickelt. Ich hatte immer ne Handvoll 1 Dollarstücke in der Tasche um irgendeinem armen Schwein eine Freude mit 1-2 Dollar = 10-20€ Cent zu machen. Dafür sind die Lodges überraschend billig. Vielleicht auch weil wir im April da waren.
Für mich mit meinen Jahrzehnten langen nordamerikanischen Buscherfahrungen in der puren Wildnis, war es eine „nette andere“ bequeme Abwechslung. Für meine Begleiterin DAS Abenteuer ihres Lebens. Am Ende und zu Hause sagte sie „nie wieder Namibia!“, obwohl sie über sich hinausgewachsen war. Aus klein „Angie“ wurde „Safari Angie“: Pragmatisch, Ideenreich, Hüterin des Wassers (man vergisst zu schnell genug zu trinken= Dehydration) vor allem war sie mein Gummiflumi, der wie ein kleiner Gummiball auf und von der Pritsche des Wagens sprang. Ich hatte da massive Probleme mit meinen Knien.
Nach einer Weile zu Hause langsam im September: “Na Schatzemaus? Namibia, Kalahari, Khaudom, Marientalfluss, Hartmannvalley, eventuerll Botswana was is?“ Da grinste sie schon wieder. Jetzt haben wir schon wieder zwei Flüge gebucht, für 4 Wochen im April/Mai und sie ist diesmal Feuer und Flamme.
So das war mein kleiner Beitrag hier im Forum, das mir für meine erste Tour nach Afrika sehr geholfen hat und so auch diesmal. Ich hatte mich bisher nicht zu Wort gemeldet und dieser Bericht soll nur ein kleiner Beitrag zu den vielen anderen sein um Neulingen wie wir etwas weiter zu helfen.