Für mich ist das alles sehr lehrreich und interessant, wie in Zeiten von www und sogenannter social media (die den Namen nicht immer verdienen, weil sie oft a- und unsozial sind) für ein Land so weitreichende Entscheidungen abgehandelt werden und wie Ungenauigkeiten, Halb- und Unwahrheiten ständig wiedergekäut werden, um Stimmung für die „gute Sache“ zu machen. Da wird lediglich von Trophäenjagdverbot gesprochen, obwohl auch die Subsistenzjagd verboten wurde, oder von der Entwaffnung der Ranger, obwohl eigentlich die mit Militärwaffen ausgerüstete „Privatarmee“ der Khamas (für die es keine rechtliche Bedeckung gab) aufgelöst wurde usw…oder wenn im Musterstaat Botswana, überwältigte und gefangene, Straftäter gleich an Ort und Stelle exekutiert werden, wird das als "robuste" oder "drakonische" Maßnahmen kommuniziert.
Auch sogenannte Qualitätsmedien sind mit von der Partie. Der öst. DerStandard lieferte gerade ein aktuelles Beispiel in Form eines Schmarrnartikels von Johannes Dietrich, der bei mir ein paar Sterne für Qualitätsjournalismus eingebüßt hat. Warum er so klug über die Korruption in Südafrika schreibt und dann Botswana als Musterstaat bezeichnet und die Khamas glorifiziert, weiß wohl nur er selber. Derartige Artikel und Desinformationen bauen einen gewaltigen Meinungs- und Erwartungsdruck in der internationalen Welt auf. In diesem Klima wird es Botswana sehr schwer fallen einen rationalen Umgang mit dem Problem der jetzigen und zukünftigen Elefantenpopulation zu finden. Die eingangs verlinkte Presseaussendung soll dem wohl etwas entgegenwirken und das ist mM in dieser Situation schon wichtig und richtig. Ich bin aber skeptisch, dass es was helfen wird. Der shitstorm im Netz wird gewaltig sein.
Es gibt wohl kein Land der Welt, das mit einem generellen Jagd- (in Botswana eigentlich Tötungs-)Verbot von Wildtieren leben kann*), aber von einem der ärmsten Länder der Welt wird das verlangt. Und das noch dazu bei Tieren mit 5t Gewicht, Tagesverbrauch von 200 kg pflanzlicher Nahrung und 100 Liter Wasser, und Nettobevölkerungszuwachs von 5 bis 10 % pro Jahr. Wie Botswana in den nächsten Jahrzehnten mit Letzterem leben soll, sagt kein Mensch. Über dieses Thema wurde hier ja schon seitenweise diskutiert, aber darüber schweigen die „sozialen“ Medien, so sozial sind sie nämlich nicht.
Werner
*) private konzessionierte Jagdfarmen ausgenommen.