Hallo liebe FoMis,
hier nun der von euch gewünschte Bericht:
Unsere Tour: 1 Woche Drakensberge, 1 Woche Hluhluwe-Umfolozi Game Reserve, 1 Woche Krüger Nationalpark im März 2006 (liegt also schon etwas weiter zurück) Die Überfallsituation im Osten Südafrikas ist aber nicht rückläufig, da vor kurzem selbst eine Leihwagenstation am Flughafen in Joburg überfallen wurde.
Für den Krüger Nationalpark hatte ich die Unterkunft außerhalb des Parks gebucht, weil ich starke Probleme mit Malerone Malaria Prophylaxe habe. Mein Wahlort war Sabie, es lag 2000 m hoch, also kein Malariagebiet. Nach Internetrecherchen zur Überfallstatistik auf dem Weg zum Park, kam mir die Route Sabie - Hazyview zum Phabeni Gate auch am sichersten vor. Eine Passstraße von ca. 50 km, ohne Abzweigungen.
In unserer Unterkunft in Sabie erkundigte ich mich am Ankunftstag nach der Überfallsituation und fragte, wann wir sicher morgens in der Frühe aufbrechen können. Es wurde uns von den Hotelbetreibern gesagt, dass es überhaupt keine Überfälle auf der Strecke gäbe und wir, wie die anderen Touristen auch, so früh losfahren könnten, dass wir zur Öffnung des Parks dort sind. Wir sollten nicht denken, bloß weil wir in Afrika wären, werden wir gleich überfallen. Das beruhigte uns. Wir waren schließlich schon dreimal in diesem Land und es gab keine brenzlige Situation.
Die ersten beiden Tage fuhren wir trotzdem erst nach Sonnenaufgang los, also kurz nach 6 Uhr. An beiden Tagen wurden Löwen gleich in der Nähe des Einfahrtsgates gesehen. Wir kamen zu spät, die Löwen waren längst über alle Berge.
Am dritten Tag starteten wir daher bereits kurz nach 5 Uhr - noch etwas schlaftrunken ging es los. Es war völlig ruhig auf der Pass-Stichstraße. Nach etwa 20 km kam uns ein LKW entgegen und im Moment des Aneinandervorbeifahrens knallte uns ein PKW hinten auf unseren Wagen. Wir waren erschrocken, aber es war uns weiter nichts passiert.
Weibliche Intuition: Gib Gas, wer weiß, was der von uns will.
Männliche Überlegtheit: Musst du immer gleich negativ denken, der hat den entgegenkommenden LKW nicht gesehen, ich muss mir erst mal den Schaden ansehen, ist schließlich ein Leihwagen.
Jens hielt an und stieg aus, um den Schaden zu besichtigen, der Aufgefahrene stand ca. 7 Meter dahinter. Ich stieg auch aus, falls es Kommunikationsschwierigkeiten geben sollte. In dem Moment als ich nach hinten kam, sprangen 4 Farbige mit Pistolen in der Hand aus dem Wagen, etwa 20-30 Jahre alt. Ich sah noch, wie zwei von ihnen mit der Pistole vor Jensens Gesicht rumfuchtelten und irgendetwas durcheinanderschrien, die anderen zwei kamen auf mich zu. Ich hockte mich abgewandt auf den Seitenstreifen und zog mir die Jacke über den Kopf. Dachte, die sollen mich von hinten abknallen. (Ich wurde schon einmal in Berlin überfallen und hatte das ganz plötzlich im Kopf - damals haben wir uns auch so hinter Kisten so verschanzt).
Plötzlich kam ein Pickup, beladen mit Arbeitern, aus unserer Richtung um die Kurve. Der Fahrer erkannte die Situation und fuhr direkt auf die Typen zu. Jens rannte über die Straße zu mir und schrie \"schnell den Hang runter\". Der Pickup fuhr weiter und wir rannten, was das Zeug hielt, stoppten dann aber und versteckten uns unter Brombeersträuchern. Viel weiter hätten wir auch nicht rennen können, es ging über 1000 m steil bergab.
Dort lagen wir nun von Brombeersträuchern zugedeckt ungefähr 20 Minuten - die Zeit kam uns endlos vor. Dann kletterten wir langsam wieder den Hang rauf. Das Auto war weg (neuer Nissan X-Trail, erst 15.000 km runter).
Wir hielten den nächsten LKW an, der brachte uns zum nächstliegenden Haus. Sah etwas gespenstig aus in den Nebelschwaden. Kurz vor der Tür kam uns ein Hund entgegen, der mich auch noch in die Hand biss. Wir wurden von den farbigen Besitzern hereingebeten, erzählten die Ereignisse und die Polizei wurde verständigt. Anschließend fuhr uns der Hausherr, auch ein Farbiger, zur Polizei.
Der Überfall wurde aufgenommen. Das Auto wurde 2 Tage später gefunden. Mein Pass lag noch im Auto. Meine gesamte Kameraausrüstung, Ferngläser, Handys und was man noch so alles im Auto mit auf Safari hat, war weg. Wie ich aussah, könnt ihr euch denken, krabbelt mal durch Brombeersträucher, die haben äußerst spitze Dornen. Mein Gesicht war völlig zerkratzt, was ich aber in der Panik nicht wahrgenommen habe.
Am Abend klopfte es an unserer Zimmertür und John stellte sich vor. Er war es, der mit dem Pickup am Morgen unterwegs war. Er kam noch einmal, nachdem er seine Leute abgeladen hatte, an den Ort des Geschehens zurück, sah uns nicht mehr und das Auto war ebenso weg. Er ging davon aus, dass die Typen uns mitgenommen hatten, weil das eigentlich so üblich war. Die Mietwagen haben einen eingebauten Sender. Sowie ein gestohlenes Auto gemeldet wird, kann das sofort geortet werden. John erzählte, dass fast wöchentlich solche Überfälle stattfinden - die Polizei sprach von monatlich einem Überfall, allerdings mit steigender Tendenz. Es sind nicht Männer aus dem Ort, sondern organisierte Banden aus Joburg. Die Frauen werden vergewaltigt, denn weiße Frauen haben kein Aids. Anschließend werden die Personen irgendwo in der Walachei ausgesetzt, so dass sie mindestens 2 Tage benötigen, um wieder in der Zivilisation zu sein. In der Zeit kann das Auto locker nach Mosambique verschoben werden. Ich habe in Tansania ein Ehepaar getroffen, denen es so ergangen ist. Sie waren drei Tage unterwegs bis sie eine Straße erreichten.
Nach den Erzählungen von John (Ende 20, Farmer) und seiner Freundin waren wir erst richtig mit den Nerven fertig. John riet uns, nicht mehr nach Südafrika zu kommen. Für Weiße wird es, gerade im Osten immer schwieriger - er würde ohne Knarre nicht mehr aus dem Haus gehen.
Nach zwei Tagen hatten wir wieder einen neuen Wagen und fuhren für 2 Tage zum Kapama Private Game Reserve. In den Krüger wollten wir nicht mehr. Es war schon ein sch... Gefühl auf der Straße, vor allem die Strecke bis nach Hazyview. Jens schaute ständig in den Rückspiegel.
Es war Sonntag und ziemlich viel Betrieb auf der Straße, wir wurden als einzige in der Autoschlage von der Polizei angehalten und mussten eine Strafe bezahlen, weil wir angeblich 10 Std.-Kilometer zu schnell gefahren sind - das hatte sich der Beamte mal eben so gedacht - keine Radarkontrolle. 120 $ zahlen oder sofort mit auf die Wache kommen. Also haben wir die 120 $ gezahlt. Mit einem Grinsen wurden wir verabschiedet.
Was soll ich euch sagen, auf dem Flughafen in Berlin angekommen, war auch mein Koffer aufgebrochen und es lagen nur noch Kleinteile darin.
Bei diesem Urlaub ging eben alles schief.
Wichtig: Alle waren äußerst hilfsbereit, die Familie, der das Hotel gehörte war zwei Tage wegen all der Formalitäten mit uns unentgeltlich in Aktion (Botschaft, Kreditkarte, Handy, Brille usw.). Auch John und seine Frau waren sehr liebenswert, sie luden uns für den nächsten Tag zum Brunch auf die Farm ein.
Liebe Grüße
Maggy