THEMA: Dolce far niente – Tour 2023
13 Jul 2023 14:56 #669764
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Tag 21

Unverhofft kommt oft

Der Verlauf des gestrigen Tages präsentierte sich uns ja nicht gerade von einer brillanten Seite, sondern ehr matt und angelaufen, wie ein altes Erbsilberbesteck einer berühmten Bremer Silberschmiede, das man zwar schätzt, die mit sich bringenden Zwänge, wie das laufende Putzen mit milchiger Reinigungscreme, jedoch verabscheut. Der heutige Tag konnte also nur besser werden.

Wir wachten ohne Wecker gestellt zu haben sehr früh auf und krabbelten aus unserer Karre. Einen Kaffee hatte ich mir am Vorabend aufgrund der Ereignisse vergessen vorzubereiten und so mußte ich mit einem warmen Koffeinmilchtrunk Vorlieb nehmen; ok, es gibt Schlimmeres.



Als wir so unsere Tassen in den Händen hielten, die Morgendämmung und ihre Geräusche genossen, beschlossen wir kurzerhand, nicht noch die zweite Nacht hier verbringen zu wollen. Zu kleinräumig war uns das Gelände zum Game Driven, too much Elefantenaufkommen auf unserer Campsite und dementsprechend auch keine garantierte Ruhe und Gelassenheit und dann wurde als stichhaltigstes Argument auch noch die Tatsache in den Ring geworfen, daß wir von Mogotho in einem Aufwasch bis zu Kalahari Bush Break hätten am nächsten Tag abrutschen müssen. Diese Gemengelage an unwiderlegbaren Fakten brachte uns zur Einsicht, die gezahlten 700 Pula für die zweite Nacht in den Wind zu schlagen, unser Zelt auf Mogotho vorzeitig abzubrechen und westwärts zu tingeln.

Als Stopp-Over-Nacht nahmen wir El-Fari oder irgendein Campground in Ghanzi ins Visier. So packten wir unsere wenigen außerhalb des Fahrzeuges befindliche Sachen, verstauten diese gemeinsam mit unserem Müll in letzteres und brachen auf.
Unseren Rubbish noch schnell am Main-Tent Mogothos in einem der großen Käfige entsorgt, trafen wir auf einen der Bediensteten des Camps. Selbstredend fragten wir diesen nach der alten Campsite Number One, doch damit wußte der Gute so gar nichts anzufangen, zählte die einzelnen Campsites numerisch auf und deutet jedes Mal mit Arm und Hand in die Richtung, in der diese geographisch gelegen waren. Anschließend rief er andere seiner in der Nähe befindlichen Kollegen zu uns und fragte diese nach besagtem Stellplatz old 1. Alle schüttelten kräftig die Köpfe und es bedurfte keiner weiteren mündlichen Aussage zur Klärung der Angelegenheit. Es gab schlicht keine alte Campsite Nummer 1. Wußten wir es doch.
Dies wird auch der Grund gewesen sein, warum wir heute Morgen in aller Herrgottsfrühe die weiße Franzosenkarre nicht mehr sahen. Vermutlich hat sich die Baggage zechprellend bei Nacht und Nebel aus dem Staub gemacht.

Die Bedienstetenschar schickte uns dann zu einer Stelle, an der sich ein Leopard an diesem Morgen aufhielt. Wir bedankten uns für diesen Hinweis und fuhren in Richtung der genannten Location. Zu unserem Bedauern sahen wir dort weder die gepunktete Großkatze noch irgendwelche anderen Fahrzeuge; lediglich ein paar Zebras und Impalas hüpften durchs Gras. Dann ging es über sandige Pisten das Trust-Gelände hoch zur Gravel Road, die uns nach Maun bringen sollte.

Noch immer schwirrten mir die Franzosen mit dem 68er-Autokennzeichen durch den Kopf und ich meinte salopp scherzend, daß man zur Strafe derer das Elsaß und, damit es Schule macht gleich auch noch Lothringen mit dazu, unter fremdes Protektorat stellen sollte. Sogleich wurde mir dann aber von meinem Italiener mit dem Doppelpaß mitgeteilt, daß, Gerechtigkeit und Fairness sollten ja sein, bei flegelhaftem Auftritt deutscher Touristen im Ausland doch dann bitteschön auch das Saarland und Vorpommern unter die Fittiche anderer gestellt werden müßten. Dem stimmte ich jedoch nur unter dem Vorbehalt zu, daß bei ungebührlichem Benehmen seitens italienischer Reisenden in fremden Ländern dann aber ohne viel Federlesen in Südtirol die Fahne ausgetauscht werden müßte. Nach Meinung meines Etruskers könnte das so behandelt werden, fügte aber noch hinzu, daß Italien Südtirol eh nicht verdient hätte. Wir lachten über unser reaktionäres Geopolitikgeplänkel herzhaft und hißten in Phantasterie, damit die Strafmaßnahmen auch erkennbar wären, nicht nur neue Flaggen, sondern ließen in unserer frühmorgendlichen Konversation sogar alte Schlagbäume wieder zum Leben erwecken. Fertig gelacht über unseren Unsinn, ließen wir diesen durch die offenen Autofensterscheiben raus und gleichzeitig den aufgewirbelten Staub des vor uns zuckelnden Eselkarrens rein in unser Fahrzeug. Der weiße Puder war die Strafe für unseren witzelnden Ideenausflug in eine rückwärtsgewandte, gestrige Zeit, die Gott sei Dank vorüber war und auch nicht mehr kommen möge.
Auf unserer Road to Maun wurden wir immer wieder zu unserer Freude von großen Giraffenfamilienverbänden abgelenkt und so brauchten wir knappe drei Stunden, bis wir in Maun einrollten.










Unser kurzfristig einberufener Reiseplanwechsel brachte auch, und darüber waren mehr als erfreut, die Möglichkeit, bei Hilary aufzutauchen, was wir auch liebend gerne als unsere erste Tat in Maun umsetzten. In ihrem kleinen Lokal ließen wir unsere Gaumen verzücken und führten mit der weit über die Grenzen des Okavangobeckens hinaus bekannten Restaurantbetreiberin einen ausgiebigen Plausch, wobei wir, wie immer mit Hilary, lokale und überlokale Gossip-Themen selbstverständlich nicht unter Gebühr berücksichtigten.
Während eines Ganges zu einem Kleinen Geschäft auf der mehr oder weniger im Hinterhof der Gaststätte befindlichen Toilette, warfen wir einen Blick ins Headquarter von Botswana Footprints. Die dort drei Beschäftigten waren, mit gelangweilten Gesichtern ausgestattet und sich im Chillmodus befindend, mehr mit Instagram und Whatapp als mit den Buchungsanfragen und Reservierungsabwicklungen der Kundschaft beschäftigt. Deshalb konnten wir uns lebhaft ausmalen, warum der Service der Reiseagentur im Vergleich zur Anfangszeit seines Geschäftsbetriebes in den letzten Jahren von flott und zeitnah auf lahm, langsamer und biblisch-epochal-schleppend abdriftete. Vermutlich litt Botswana Footprints ebenfalls an Fachkräftemangel, denn unsere letzten Erfahrungen mit der Bookingagentur mußten von uns leider in der Kategorie „Grottenschlecht“ verbucht werden; unsere Anfragen wurden in der kürzeren Vergangenheit nie aufmerksam und noch weniger sinnentnehmend gelesen und fanden dementsprechend mit Buchungsvorschlägen Beantwortung, die bei uns nur kräftiges Kopfschütteln generierten. Ach ja, früher war alles eben besser, auch bei Botswana Footprints.

Mit gut gefüllten Mägen machten wir uns auf zu Rileys Garage, um unseren Bock aufzutanken und um uns danach auf die monotone Strecke Richtung Ghanzi zu machen.


Auch auf der Countryside ist man cool

Unterwegs entschieden wir uns dann für eine Campsite auf der Palm Afrique Lodge, doch bevor wir dort aufschlugen, tankten wir in Ghanzi nochmal nach und zogen uns Pula aus dem Geldautomaten. Dies war nötig, denn wenn wir in Botswana sind, nehmen wir immer Pula in cash mit nach Hause, damit wir beim nächsten Mal die ersten Gebühren, wie zum Beispiel die BURS-Fee begleichen, können, sollte sich, wie dieses Mal geschehn, das POS-Maschinchen im Streik befinden. Ruckzuck waren die Erledigungen erledigt und wir bretterten die breite, sandige Piste zu Palm Afrique. Unsere Ankunft hatten wir auf unserer Fahrt telefonisch avisiert und uns wurde bestätigt, daß noch plenty of space auf dem Campground für uns wäre. So checkten wir ein, beglichen die 420 BWP Campkosten und suchten uns ein schnuckeliges Plätzchen. Der Campground war bei unserer Ankunft zunächst wenig belegt, und auch später gesellten sich nur noch wenige neue Übernachtungsgäste hinzu.

Nachdem wir unseren Wagen abend- und schlafgerecht aufgebaut hatten, unterhielten wir uns mit einem netten holländischen Ehepaar, welches die 70iger schon erreicht hatte. Die beiden, mit einem Tick Hippie-Attitüde ausgestattet, waren was weiß ich wie viele Wochen im südlichen Afrika unterwegs und so hatten wir viel Gesprächsstoff. Später lernten wir noch einen adretten Winzer vom Kap mit weiblichem Anhang kennen, der, wie sich im Laufe des Geplauders herausstellte, stolzer Eigentümer eines kleinen Häuschens in den piemontesischen Langhe war.

Wir steckten dann unsere restlichen Akazienstämme von Mogotho in Brand; dabei wurden wir vom stattlichen Weinbauern mit dem kurzen grauen Vollbart unterstützt. Eigentlich benötigten wir keine diesbezügliche Hilfe, doch der Rebenzüchter wollte uns unbedingt seine neueste Errungenschaft vorstellen: einen Gummischlauch mit Edelstahlaufsatz. Das Teil schloss er dann an eine handelsübliche Campinggasflasche an, drehte den Verschluß auf, zückte ein Feuerzeug und entfachte das austretende Gas zu einer langen, schmalen Stichflamme, die er dann unter unser Gehölz hielt. In Windes Eile brannten die Akazienstämme wie Zunder und wir guckten, wie als wenn wir auf einem fernen Planeten fremdaussehende Kreaturen gegenübergestanden hätten. Das Ding war klasse und wir fragten uns, warum wir solch ein Zubehörteil noch nie entdeckt hatten. Man lernt ja nie aus und immer noch etwas dazu. Sorgsam trugen wir es umgehend in unsere Liste mit dem etwas sperrigen Namen „Für-Afrikareisen-notwendig-durchzuführende-Kleinanschaffungen“.

Nachdem die mächtigen Holzscheite endlich runtergebrannt waren, legten wir unser restliches botswanisches Grillgut auf den Rost, nippten an einem gut gekühlten Weißwein und transformierten die restlichen Avocados in ein cremiges Etwas, welches mit viel Knoblauch auf Geschmack gepeppt wurde.
Dieser Abend, einer der wenigen, an dem wir bis in die Puppen uns draußen aufhalten konnten, wurde von uns genossen und wir suchten die Dusche erst dann auf, als alle anderen Camper diese schon sauber verlassen hatten.
Zufrieden mit unserer Entscheidung, vorzeitig Mogotho verlassen zu haben, kullerten wir in den Schlaf.
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Tag 22

Schreibutensilienmangel und seine Konsequenzen

Dadurch, daß wir am Vortag ordentlich Strecke machten, würde sich die Zeit, die heute sitzend im Auto verbracht werden mußte, im Rahmen halten. Dementsprechend ließen wir den Tag nach dem Aufstehen langsam angehen, verquatschten uns mit den Althippieniederländern und fuhren erst gegen kurz vor elf durch das Tor der Palm Afrique Lodge.






So kam es dann auch, daß wir uns in sengender Mittagshitze am Grenzübergang Mamuno den demarkationslinienadministrativen Maßnahmen zu unterziehen hatten.
Der botswanische Teil aller Vorgänge lief gewohnt reibungslos und ohne großen Zeitverlust ab; die aus dem Staatssäckel Gaborones besoldeten Beamten verrichteten Ihren Job allesamt mit freundlicher Professionalität.
Jetzt ging es auf die namibische Seite rüber und das Drama begann zunächst mit einer Art mobilen Posten zur Vorfeststellung und Preregistrierung der Fahrzeugdaten. Die hiermit beauftragte Dame saß vor der Version eines heruntergewirtschafteten Miliärgroßzeltes, an dessen Ecken und Enden der Wind schon kräftig genagt hatte, und hinter einem Tisch, dessen vier Beine unterschiedliche Längen aufwies und deshalb von einem auf das andere Bein hin und her wackelte. Das händische Eintragen der Autodaten mußte in das auf dem tanzenden Tisch ausgelegten verschmierte Buch erfolgen und wäre schon hierbei zu einem unschönen Unterfangen entglitten, bei dem nämlich alles in einem Rumgekritzel geendet hätte. Ja, Konjungtiv hätte, wäre da nämlich nicht die Tatsache von nicht vorhandenen Stiften auf Seiten der Kfz-Datenerhebungsvorpostenstellenbediensteten gewesen. Keine Ursache, Madam. Wir trabten also zu unserem Wagen zurück in der Absicht, einen Kugelschreiber zu holen. Jetzt hatten wir derer insgesamt vier Stück mit auf die Reise genommen, doch nach langem Suchen fanden wir weder den einen noch den vierten und die dazwischen schon gar nicht. Kein Stift also – naja, ein bißchen Schwund ist immer. Wir trotteten sodann zurück zur Lady, die derweil mit einem sambischen LKW-Fahrer wegen des nicht zur Verfügung stehenden Schreibmaterials im Clinch lag. Die beiden keiften sich aufs Derbste an; vermutlich in unterschiedlichen Sprachen. Deshalb gelang ihnen auch nicht, ihre Konversation mit Verständnis füreinander und Benimm zu führen. Als wir wieder bei der Beamtin vorstellig wurden, drehte sich der Sambier auf seinen Absätzen und brüllte etwas in den Hitzehimmel, und wir setzten die Frau über unsere kleine Unpässlichkeit bezüglich unseres Stiftproblems in Kenntnis. Zu unserem Leidwesen hatte die Gute so gar keine Idee, was zu tun wäre, denn sie zuckte nur mit den Schultern und warf dem aufgebrachten Lenker des hinter dem Sambesi-Fluß zugelassenen Trucks ein paar unsanfte Ausdrücke an den Kopf. In der Zwischenzeit gesellten sich unter anderem zwei junge, tätowierte Spanier, die wir zuvor im botswanischen Grenzhäuschen sahen, zu uns und mit Ihnen andere Führer von Fahrzeugen mit gelbem Namibiakennzeichen. Wir drehten uns um und gaben das offensichtliche, nicht negierbare Stiftproblem zum Besten. Weder die beiden Endzwanzigiberer verfügten über einen Kugelschreiber in ihrem unmittelbaren Besitz, noch das Ehepaar oder der Kleintransporterfahrer, die mit senfgelbem Nummernschildern ihre abgehalfterten Fahrzeuge geschmückt sahen. Aus dritter, vierter Reihe rief es dann, daß man ein Schreibgerät in der Handtasche hätte und dieses wurde dann bis zu uns vorgereicht. Die zur Vorerhebung verdammte Staatsdienerin verzog keine Miene und schickte sich auch nicht an, das Tischbeinproblem überhaupt wahrzunehmen. So kritzelten wir, so gut oder schlecht es ging, die von Amts wegen geforderten Fahrzeugdetails auf das staubige, mit Eselsohren verunzierte Blatt Papier und reichten dankend den billigen, vermutlich chinesischer Produktion entstammenden Kugelschreiber nach hinten. Jetzt in den Wagen und ein Stück vorgefahren, dann waren wir am offiziellen namibischen Grenzposten Buitepos.
Weil wir in dessen Einreisebürotrakt keine Einreiseformulare vorfanden, erfragten wir diese bei der Dame hinter dem Schalter mit gleichzeitiger Bitte um Überlassung eines Stiftes. Wortlos schob die Tussi mit langen Krallen zwei, gut abgezählte Stücke von diesem Wisch circa achtzehn Zentimeter vor Richtung unserer Wenigkeit und machte mit Ihrem Kopf einen Wink rüber zum Tresen, auf dem hätten eigentlich die Einreisezettel liegen sollen. Wir guckten erst uns und dann die Tussi an, um anschließend nochmals den Tresen zu inspizieren. Vielleicht hatten wir zuvor zwar die dort nichtvorhanden Formulare erblickt, doch uns gegebenenfalls betreffend des vorgehaltenen Schreibgerätematerials verguckt. Aber nein, da waren weder ein Kuli noch zwei dieser Sorte. Dort baumelten lediglich zwei Kordelstücke vom Tresen, an denen vor ganz vielen Jahren, vermutlich zu der Zeit, zu der es an diesem Ort noch gar keinen Grenzübergang gab, Stifte angebunden waren. Wir klärten die scheinbar spracheingeschränkte Grenzerin über diese Tatscahe auf. Diese gab uns aber als Replik, jetzt verbal, zurück, daß sie über keinen Griffel verfüge, den sie uns hötte überlassen können.
Nun traten wieder die jungen Katalanen ins Spiel und wurden von uns stehenden Fußes über das sich wiederholende Problemchen informiert. Die junge Madrilenin schickte sich dann sichtlich genervt an, der Grenztussi zu verklickern, daß sie den Stift, der vor ihr lag und den wir zuvor nicht gesehen hatten, umgehend der einreisewilligen Kundschaft auszuhändigen hätte. Nur mit großer Verzögerung und mehr als widerwillig überlies die Buntbekrallte ihr Schreibwerkzeug der Spanierin, welche daraufhin dieses an uns übergab. Wir füllten so unsere Formulare aus, als der sambische Schwerlastwagenfahrer mit einem Stapel Papieren in der einen Hand den stickigen Raum betrat, flammte den Haufen Papiere auf den Schalter und rief einer Frau zu, die auf der anderen Seite ihren Dienst schob, also auf der Seite, die für die Kundschaft bereitgehalten wurde, die beabsichtigte, Namibia zu verlassen. Da die angesprochene Dame sich offensichtlich nicht angesprochen fühlte und deshalb nicht reagierte, wiederholte der Brummifahrer sein Anliegen; dieses Mal aber mit vernehmbarem Ärger in Stimm- und Tonlage. Dabei tippelte er mit den Fingern zunächst auf des Schalters Tresen, um dann anzufangen, seine zehn Finger als Trommelstäbe zu benutzen, so daß das ganze Teil leicht zu vibrieren anfing. Derweil hatten wir unsere beiden Einreisescheine ausgefüllt, diese der Tussi zurückgeschoben und den Stift den Spaniern zum Ausfüllen ihrer Zettel überreicht. Diese Reihenfolge der Abläufe erwies sich jedoch als nicht zielführend für uns, um eine Einreise nach Namibia zu erreichen, denn das Grenzweib verblieb so ohne notwendiges Schreibutensil. Und ohne Werkzeug zum Eintragen von was weiß ich auch immer, gäbe es auch keinen Stempel in Reisepässe, so ihr schlagendes Argument. Jetzt war der Spanier aber gerade dabei, seinen Einreisewisch gewissenhaft auszufüllen und demzufolge war der Stift besetzt. Das interessierte die Fingernagelfetischistin aber nicht die Bohne und raunzte den armen Kerl an, ihr umgehend den Kugelschreiber auszuhändigen. Der junge, bizeps- und wandennadelstich bunt gefärbte Mann, etwas eingeschüchtert ob des rüden Tonfalls, war folgsam und reichte das Ding an sie weiter. Jetzt stand also unserer erneuten Einreise nach Namibia nichts mehr im Wege, vorausgesetzt es würde sich kein Mangel an Stempelfarbe manifestieren. Dieser erwies sich nicht und somit hatten wir Glück und unsere staatsangehörigkeitsausweisende Reisedokumente ihren notwendigen Einreisestempel.
Schon rutschen wir, am immer noch mit den Fingern trommelnden Sambier, vorbei zur fahrzeugadministrativen Zollanmeldung. Scheinbar hatte die dort verantwortliche Amtsfrau das nebenan sich abspielende Schreibgerätemangeldrama mitbekommen und Sorge dafür getragen, nicht gleiches Trauerspiel auch in ihrem Department aufkommen zu lassen. Denn als wir bei ihr vorstellig wurden, lag bereits ein Kugelschreiber zum Dateneintragungsakt parat. Abermals brachten wir die bereits an der mobilen Kfz-Datenvorerhebungsstelle hinterlegten Informationen über unsere Kutsche zur Eintragung. Nach dieser Erledigung marschierten wir am Sambier, den noch mit ihren zu erringenden Einreisestempeln beschäftigten Hauptstadtspaniern und den mittlerweile aufgelaufenen weiteren fünf einreisewilligen Personen vorbei in das nächste Bürokabuff, welches grenzabwicklungstechnisch zwar die letzte Hürde zum Betreten Namibias darstellte, sich einem jedoch, von Botswana ankommend, als erstes Officeräumchen des unzweifelhaft unschmucken Gebäudes präsentierte. In dieser, einem Zimmerchen ähnlichen Amtsstube hatte eine korpulente Angestellte das Sagen. Vor uns wurden gerade die Modalitäten eines anderen einreisenden Herrn abgewickelt und nachdem auf dem Bildschirm des Computers der Amtstubenherrin der Hinweis zum Ausdrucken eines Dokumentes aufploppte, haute die Gute in die Tasten und der Printer spuckte unter Krächzen ein grünlich farbiges Dokument aus.
Wir sahen von Weitem, obwohl dies jetzt aufgrund der kleindimensionierten Büroraumabmessungen mehr als übertrieben ausgedrückt ist, daß es sich bei dem Wisch um die Zettelart handelte, die wir vor Tagen in Divundu der dort örtlichen Verkehrskontrollautorität nur in kopierter Form vorlegen konnten. Schon freuten wir uns über eine bevorstehende superrasche Abhandlung des letzten Verwaltungsaktes in unserem Fall, denn das notwendige Papier hatten wir ja bereits, wenn auch nur als Farbkopie, in unserer Tasche. Als wir dann endlich an der Reihe waren durften wir aber feststellen, diese Rechnung ohne die Amtswirtin der Road Fund Administration gemacht zu haben. Denn jene machte uns kurz und bündig darauf aufmerksam, daß unsere Cross Border Charge-Bescheinigung, trotz sich noch im Haltbarkeitszeitraum befindlich, wegen unserer Ausreise aus Namibia automatisch erloschen war und wir nun für schlappe 337 namibische Dollar ein neues CBC-Permit für unser, nicht in Namibia zugelassenes Fahrzeuges erwerben mußten. Wir waren zwar sprachlos, weil unwissend, weil unseren grünen Kopieschein nur überflogen und nicht ausführlich gelesen, doch gleichzeitig heilfroh, als uns die Bürooberin einen Vordruck inklusive Stift zum Ausfüllen reichte. Froh also, daß dieses Amtskabuff nicht an einem Schreibgerätemangel litt. Rasch hatten wir den Schrieb mit den geforderten Daten, die die gleichen waren, die wir bereits schon kurze Zeit vorher zwei Mal zum Besten auf Papier gaben, ausgefüllt, diesen samt des Kugelschreibers an die Permitverantwortliche rückübergeben und den anschließenden Zahlakt mit Erfolg durchgeführt. Mit einem taufrischen, moosgrünen Dokument belohnt, verließen wir den Amtsschimmel, schwangen uns in unsere Kutsche und auf unseren restlichen Weg zu Kalahari Bush Breaks.

Dort kamen wir dann kurz nach halb drei nachmittags an. Da wir die Campsite dort schon gezahlt hatten, brauchten wir dem Pförtner lediglich unsere Reservierungsbestätigung vorlegen und uns dann ein Plätzchen aussuchen.
Unsere Wahl fiel auf den Stellplatz genau vis-à-vis des Wasserloches und dort richteten wir es uns gemütlich ein.
Wie sich später herausstellte, sollten wir die einzigen Campinggäste am heutigen Tag bleiben.
Unter dem Schatten des einzigen Baumes unseres Kampierplatzes sitzend, gönnten wir uns erst einmal ein pinkfarbenes Tonic Water, löffelten einen Joghurt, der zuvor unbeanstandet unseren Gang durch verschiedene Grenzkontrollinstitutionen überlebte und sinnierten nochmals über den grünen Wisch. Dabei stellten wir fest, daß es bei unserem Divundu-grünen-Zettel-Problem nicht um die Versicherung ging, wie von uns angenommen, sondern um das Cross Border Charge Permit als Geldeinsammelmittel, um den namibischen Straßenbau und dessen Unterhaltung von ausländischen Straßennutzern mitzufinanzieren. Aber es war uns komplett schnuppe, was der Hintergrund des moosgrünen Scheins war, ob BURS, CBCP oder, oder. Irgendwas ist ja immer zu bezahlen, wenn mit ausländischen Fahrzeugen in fremde Länder einreist. Und da es sich bei diesen Notwendigkeiten eher um finanzielle Nichtigkeiten handelt, lassen wir diesen immer auch nur wenig Aufmerksamkeit zuteilwerden.




Jetzt wollten wir aber mal zur Kalahari Bush Breaks Lodge fahren, um uns dort umzuschauen. Der kurze Weg von ca. 2 km führte uns durch nettes Kalahari-Ambiente. Dort angekommen, fanden wir die Gebäude verlassen vor. Trotz unserer Rufe antwortete uns lediglich der Wind mit einem sanften Zischen. So spazierten wir über die Anlage durch den Garten, als wir einen Wagen bremsen hörten. Zurück zu unserem geparkten Auto stand zwischen dem unsrigen und ihrigen die Eigentümerin des Etablissements, von der wir erfuhren, daß die Lodge in diesen Tagen ohne Gäste blieb und deshalb auch die Angestellten nicht immer anwesend wären. Auch der Campground war außer uns nicht anderweitig gebucht. Wir ließen uns zwei Chalets zeigen und überreichten anschließend unsere Komplimente für die adrette, sehr gepflegte Anlage und die nett eingerichteten Chalets. Anläßlich der halben Stunde Unterhaltung wurden wir auch über die aktuellen Spottpreise für Gnus, die Anzahl an auf der Anlage lebenden Giraffen sowie die große Elandherde in Kenntnis gesetzt, welche sich abends am Wasserloch vor unserer Campsite gerne den Durst stillen würden.
Auf unserer Rückfahrt lief uns eine Schar an niedlichen Waterbocks über den Weg; einige hielten an und wurden so zu Fotomotiven, die wir selbstredend gerne ablichteten.



Nachdem wir ein Weilchen schon wieder auf unserem Lagerplatz verweilten, hörten wir zuerst und sahen dann eine kleine Gruppe bestehend aus vier jungen Männern aus Richtung Lodge kommen; dies war scheinbar ein Teil der Lodge-Staff, die sich auf Samstagsabendtour begab und der sich vorhin bei unserer Ankunft an der Lodge vermutlich mundtot stellte oder einfach nur maulfaul war. Der älteste des Grüppchens grüßte uns lautstark und schon waren sie auch schon am Pförtnerhäuschen angekommen, um mit dem dort diensthabenden Ein- und Auslasser eine beseelte Diskussion zu führen, so zumindest nahmen wir aufgrund der wild gestikulierenden Personen an.




Wir machten eine Chipstüte und Feierabendegetränke auf und lasen ein wenig in der untergehenden Sonne und schossen unspektakuläre Fotos.














Danach ging es ans Zubereiten der abendlichen Speise und ans Feuermachen. So gegen 18 Uhr zog sich der Himmel hinter uns zu; irgendwo noch in Botswana könnte durchaus ein Gewitter runtergehen, so unsere Einschätzung. Die schwere Wolkenmasse kam näher und wir begannen, unseren Tisch, den wir auf das mit länglichen Bordsteinen eingefriedete, leicht erhobene und mit Kieselsteinchen ausgelegtes, vor der Feuerstelle befindliche Plätzchen aufzubauen. Da tauchte die Lodgemitarbeitergruppe wieder auf, dieses Mal mit einer jungen Frau im Schlepptau. Der, der uns zuvor laut gegrüßt hatte, hatte sichtlich mehr als drei im Tee und wankte mächtig, kam mit unsicheren Knien zu uns gelatscht und fragte laut lallend, ob wir auch noch ein Savanna für ihn hätten. Da wir aus der Tasche der mitgebrachten jungen Lady Flaschen mit eindeutig alkoholischen Getränken ausmachen konnten, beschieden wir den hackedichten Kerl mit einem ausgeprägten Nein, wobei wir aber nachschoben, daß wir mit Chips aushelfen hätten können. Unser Angebot wurde vom Trunkenbold nicht realisiert, doch das, die Schnaps- oder was weiß ich für Flaschen unter seinen Fittichen haltendes Frauenzimmer reagierte zackig mit zustimmenden Worten. So holten wir drei Chipstüten aus unserem Wagen und überreichten diese in Frauenhände.
Wir dachten, wenn die Clique sich schon Hochprozentigem hingibt, dann mögen ihre Mägen aber zumindest etwas ausgepolstert sein. Den berauschten Gruppenrädelsführer in ihrer Mitte eingeschlossen, verabschiedeten sich die Jungspunde und das Mädel vielmals dankend und zogen Richtung Lodge.
Derweil war das Feuer soweit runtergebrannt, daß wir noch weitere Scheite auflegten und uns unserem vegetarischen Abendessen widmeten.
Noch ein paar wenige Brocken auf unseren Tellern, vernahm ich ein leichtes Rascheln unter unserem Campingtisch. Um dessen Ursache festzustellen, drehte ich meinen Oberkörper inklusive Kopf leicht nach rechtsvorn und lugte unter den Tisch. Da krabbelte doch tatsächlich ein, vom himmlischen Schöpfer mit grauer Hartschalenhaut ausgestattetes, großes Skorpion über den Kies. Jetzt flogen aber unsere Beine fluchs in die Höhe und mit unserem Kochlöffel komplementierten wir das Tier sanft aus unserem Fußbereich. Nach kurzem Flug im Sand gelandet, machte das graue Ding keine Anstalten, irgendwo das Weite zu suchen und krabbelte erneut auf unser Kiespodest zu. Erst bei unserem dritten Anlauf und unter Einsatz unseres Spatens auf ordentliche Distanz gehalten, platzierten wir das Stachelmonster in ausreichendem Abstand zu uns.
Während unseres Geschirrabwasches machte uns dann die Elandherde ihre Aufwartung. Es ist immer wieder interessant für uns zu sehen, wie scheu sich diese große Antilopenart verhält.
Mit sorgsamen Blicken immer wieder den Boden nach dem, vielleicht unseres vorzeitigen Ablebens bringenden Skorpions abscannend, lasen wir an unseren Lektüren mit wenig dementsprechend Aufmerksamkeit weiter.
Die dicken Wolken hatten sich entweder aufgelöst oder eine andere Richtung eingeschlagen, denn es blieb trocken an diesem Abend, zelebrierten wir noch den obligatorischen Vor-zu-Bett-gehenden-Duschgang, verzogen uns anschließend in unser Bett und gedachten dort nochmals gebührend den heutigen Grenzformalitätsvorgängen. Den Sinn der Fahrzeugdatenvorerhebungsstelle konnten wir wirklich nicht ausmachen und waren uns einig darüber, daß die ganze Autodatenprefeststellungszettelwirtschaft vermutlich umgehend am nächsten Kalendertag in den Flammen eines lichterloh brennenden Ölfasses archiviert werden würde.
Ab und an erreichten uns noch die Geräusche, der auf dem nahen Asphaltband durch die Nacht bretternden Fahrzeuge, bevor wir in den Schlaf sanken.
Letzte Änderung: 20 Jul 2023 18:21 von ALM.
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Tag 23

Auch der vorletzte Tag unserer diesjährigen Afrika-Tour stand im Zeichen der Erholung und Entspannung. Gegen sieben Uhr entstiegen wir aus unserem Schlafgemach, becherten langsamen Gemütes den ersten Kaffee und stellten dabei fest, daß wir die auf dem Transkalahari-Bitumenband nachts vorbeirollenden Fahrzeuge akustisch nicht vernommen hatten. Entweder gab es kein Verkehrsaufkommen oder wir waren einfach nur knallmüde gewesen. Egal.

Währenddessen wir unsere Karre wieder abfahrbereit trimmten, sprudelte unser zweiter Morgentrunk durch die Mokkasiebkännchen, anschließend in unsere Tassen und brachte uns in den gewünschten Wachzustand, um die letzten Kilometer nach Windhoek zu fahren.

Ursprünglich hatten wir geplant, unsere letzte Nacht in einer naturnahen Location zu verbringen, die nicht weiter als ca. eine Stunde von der Bushlore-Basis in Windhoek entfernt zu liegen hatte. Auf Nachfrage hier im Forum bezüglich einer entsprechenden Unterkunft erreichten uns so einige diesbezügliche Tipps. Schlußendlich hatten wir uns dann für Düsternbrook entschieden, doch diese unsere Entscheidung stand nach einem Hinweis eines Forumsmitgliedes hier auf brüchigen Beinen. Und so entschieden wir, uns die letzte Nacht wieder auf dem Urban Camp einzuquartieren. Die notwendige Buchung war rasch über das Smartphone erledigt und schon befanden wir uns auf unserem Weg.
Die vor uns liegende Strecke war anfangs sehr unspektakulär, entwickelt sich dann, je weiter wir nach Windhoek vorrückten, als landschaftlich ziemlich nett.
Am internationalen Flughafen vorbei war es dann nur noch eine Dreiviertelstunde und wir füllten unseren Wagen um die Ecke des Urban Camps auf, checkten dann in diesem ein und bewegten uns zu dem uns zugewiesenen Stellplatz Nr. 9.
Dieser sagte uns nicht ganz so zu, sodaß wir an der Reception nachfragten, ob wir uns auf die leere Nummer 10 stellen dürften. Durften wir und so räumten wir unsere Campingstühle aus dem Fahrzeug und platzierten diese dort. Es war ungefähr so, wie die Badetouristen, die die Liegen der hoteleigenen Strände in Mittelmeeranrainerstaaten mit ihren bunten Badetüchern noch vor dem offiziellen Startschuß zum Frühstücksbuffet verzieren und somit zum Ausdruck bringen, daß die Sonnenpritschen bereits okkupiert sind. Ob dieser Mallorca-Attitüde schmunzelten und feixten wir lebhaft; dann ging es ab in den Superspar der Maerua Mall, um zwei Angelegenheiten zu erledigen.

Die erste war der Erwerb von Grillgut und den Zutaten zu einem kleinen Beilagensalat für den heutigen Abend. Die zweite die, den roten Handeinkaufskorb wieder dem Superspar zurück zu übereignen. Dieser schlich sich nämlich am Tag unseres ersten Großeinkaufes dort zu Beginn unseres Roadtrips auf wundersame Weise in unser mobiles Reisefahrzeug und war zurück zu seinen Superspareinkaufskörbchenbrüdern zu bringen.
Zugegebenermaßen… Der rote, blinde Passagier erwies sich als sehr praktisch auf unserer Reise, diente er doch als Sammelbehältnis für Zwiebel, Kartoffeln, Knoblauch und Tomaten.
Dies soll jetzt aber die Forumsleserschaft hier nicht dazu animieren, mit Vorsatz die roten Einkaufskörbe aus den Supermärkten zu entwenden; auch nicht zeitlich befristet.

Nach erfolgtem Mikroeinkauf und offiziellem Rückgabeakt unseres erdbeerroten Kunststoffreisebegleiters rutschten wir abermals über die Robert-Mugabe-Avenue zurück zum Urban Camp. Dabei überlegten wir, ob wir uns nicht dazu hergeben sollten, beim Stadtparlarment Windhoek eine Petition einzureichen, um die Umbenennung dieser Straße zu fordern.
Denn dieser liederliche Diktatorhaderlump hatte es nun wirklich nicht verdient, daß weder Straßen noch auch nur der kleinste Viehweg namentlich mit solch einer verabscheuungswürdigen Wenigkeit geschmückt würden.
Aus welchem driftigem Grund diese große Straße Windhoeks zu ihrer bedauerlichen Bezeichnung gelangt war, das hätte uns schon sehr interessiert.

Zurück am Urban Camp parkten wir auf unserer Nummer 10, marschierten zum Swimming Pool und relaxten den Nachmittag über dort im Schatten.




Früh am Abend zogen wir uns auf unseren Stellplatz zurück, brachten zunächst unsere Kutsche auf einen ordentlichen Fahrzeugrückgabezustand, zelebrierten im Anschluß unsere Feierabendgenußzeit und brachten gleichzeitig hierbei Feuer unter die Hintern unserer letzten Holzscheite.
Das schmackhafte half rare, half medium gebrutzelte Rinderfilet wurde anschließend während eines heranziehenden Gewitters in vier Scheiben geschnitten und, brüderlich aufgeteilt, mit vegetarischem Krimskrams verzehrt.
Mittlerweile regnete es sehr heftig, als auch der letzten Flasche eines leckeren, schweren Roten vom Kap der Hals umgedreht wurde. Was jetzt nicht heißen soll, die Weinflasche hätte einen Schraubverschluß gehabt. Nein. So etwas kam und kommt uns nicht ins Haus. Denn wir empfinden es als schlicht pietätslos, mittels einer metallenen Verschraubung edle Rebentropfen im Inneren ihres gläsernen Aufbewahrungsbehältnisses in Schach zu halten.

Kleiner Exkurs: Nach Durchsicht unserer diesjährigen Fotos mußten wir jedoch mit Schrecken feststellen, daß bei einem unserer Einkäufe offensichtlich eine Rotweinflasche mit Gewindeverschlußmechanismus fälschlicherweise den Weg in unseren Einkaufswagen gefunden hatte. Dies würde uns nicht mehr passieren, so unsere Sentenz, und wir waren sogar versucht, das Foto aus Scham zu löschen, trotz daß dieser Rebentrunk durchaus gemundet hatte.

Die dicken, Regen ausspuckenden, dunklen Wolken verzogen sich nur zaghaft und mit Widerwillen, um einer zweiten, kleineren Gewitterfront Platz zu machen.
Mittlerweile, trotz unter unserem großen Nummer-10-Holzschattendach sitzend, von durch den starken Wind in alle Richtungen getragenen Regentropfen naß geworden, schickten wir uns ohne viel Lust zu haben an, den Abwasch zu erledigen, schwangen uns dann unter die Dusche und anschließend in die Federn, wo wir das letzte Mal unserer diesjährigen Campreise in den Schlaf katapultiert wurden.
Letzte Änderung: 18 Jul 2023 22:21 von ALM.
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18 Jul 2023 18:52 #670042
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Oh weh, Andreas,
hoffentlich redest Du noch mit jemand, der Wein in 2-und/oder 3-Literkartons kauft und sogar trinkt??? Allerdings nur in Nam/Bots…. :whistle:
Geniert grüßt
Friederike
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19 Jul 2023 14:51 #670102
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CuF schrieb:
Oh weh, Andreas,
hoffentlich redest Du noch mit jemand, der Wein in 2-und/oder 3-Literkartons kauft und sogar trinkt??? Allerdings nur in Nam/Bots…. :whistle:
Geniert grüßt
Friederike



Räusper, räusper....

Lieber F-Teil der lieben CuFs,

Du weißt schon, daß der hintangeschobene, halbe, einschränkende Hinweis die dramatische Quintessenz des von Dir zuvor Genannten nur sehr zaghaft, um nicht sagen zu wollen, goar nädd abmildern kann....?!?!?!....Nicht wahr...???

Was doch aber sehr mein Interesse geweckt hat, ist Deine Nennung des Modaladverials in 2-und/oder 3-Literkartons. Du wirst den Wein, der in 2- oder 3-Liter-Tetrapaks als käuflich angepriesen wird, doch nicht an der Tanke besorgt haben?
Denn Du weißt doch sicherlich, sollte ein Liter Wein weinger kosten als ein Liter Diesel oder Superbleifreisprit, dieser Rebensaft höchstens dazu taugt, Dir am nächsten Morgen eine heftige Migräne zu bescheren.
Aber es gibt ja genügend Masochisten jeglicher Art auf dieser Welt :P :silly:

Dir aufrichtig besorgte Grüße von einem Dir sowohl Alka-Seltzer als auch Ibuprofen-800mg-Drops empfehlenden

Alm
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19 Jul 2023 15:39 #670105
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Tag 24

Alles hat ein Ende, aber nicht nur die Wurst hat zwei, sondern auch eine Reise

Als die Vögel anfingen ihr morgendliches Gezwitscher auf einen akustischen Höhepunkt zu bringen, hielt uns nichts mehr unter der Decke und wir pellten uns aus dieser. Der Himmel war wieder blau und es roch angenehm nach feuchter Erde.
Mit Kaffeetassen unter den Nasen observierten wir die hinter des Urban Camps Grundstückszaun wuselnden Kleintiere, deren Gattung wir aber aufgrund unserer noch morgendlich kleinen Augen nicht definieren konnten.
Obwohl am Vorabend unser Reisegepäck auf rückflugkonforme Bestückung gebracht, sortierten wir während des zweiten Milchkaffees nochmals sowohl unsere Siebensachen in unserer großen, giftgrünen Reisetasche als auch die Gegenstände in unserer beider Handgepäcksstücke um.
Und so kam es zu dem Moment, den ich schon vor unserer Abreise nach Windhoek als vermutlich passierendes Event im Urin spürte und welches auch dieses Mal Wirklichkeit werden sollte.
Unsere schmutzige Wäsche, wie immer, während des Reiseverlaufes sorgsam in von Deutschland mitgebrachten gelben Mülltüten untergebracht, sollte nach Erachtens meines Reisepartners ordentlich zusammengelegt und somit Platz sparend Eintritt in unser schillernd grünes Gepäcktransportbehältnis erhalten. Kurzerhand wurden der Inhalt der, mit verschwitzten T-Shirts, staubigen kurzen Hosen, gebrauchten Unterwäschestücken und Co. gut gefüllten, eigentlich zur Hausunratsentsorgung vorgesehenen gelben Plastiksäcke auf den großen Holztisch unserer 10er-Campsite gekippt und waren dann akribisch zusammen zu falten. Mit sichtbarem Widerwillen machte ich mich an dieses unilateral einberufene, meiner Meinung nach, völlig überflüssige Werk. Schon nach wenigen Augenblicken des gemeinsamen Schmutzwäschezusammenfaltens schallte es in meine Ohren „Das ist jetzt nicht Dein Ernst – oder? Das Ding bleibt hier!“. Der Stein des Anstoßes meiner Zurechtweisung war ein, anläßlich meiner Australien-Querfeldeintour 1988 in Melbourne von mir käuflich erworbenes, hellgraues Langarmleinenhemd. Jetzt kann man ja über Mode lebhaft diskutieren. Ohne Zweifel, das soeben uncharmant als Ding titulierte mausfarbene Flachsoberbekleidungsstück verfügte über einen Schnitt, der in der Zeit en vogue war, als Tom Selleck alias Magnum auf den TV-Bildschirmen sein Bestes gab und entsprach seit Ewigkeiten mitnichten mehr aller verschiedenen, seit damals hippen Kleidungstrends . Ich muß zugeben, das in die Kategorie Loose Fit einzuordnende Hemd war nicht nur seit Jahrzehnten völlig out, sondern bereits seit seiner Anschaffung auf dem Fünften Kontinent mir, dem es gemäß Body Mass Index schon seit Teenagerzeiten an mindestens 15 kg Körpergewicht fehlt, völlig zu groß. Daß der Zahn der Zeit ebenfalls seit Ewigkeiten daran ordentlich nagte, war auch nicht zu leugnen. Doch den Labberleinenfetzen in der namibischen Hauptstadt zu Grabe zu tragen, indem er dort in einer anonymen Rubbish Bin seine letzte Stätte finden würde, dem konnte ich nicht ohne zu mosern zustimmen. Doch aller Protest meinerseits nutzte nichts und an mir vorbei wurde seine finale Entsorgung entschieden. Basta.
Schon 2018 erlitt eine, in meinem Besitz befindliche Hose in Dreiviertelbeinlänge einen jähen Tod, als diese auf einer Senyati-Campsite mit Schwung unsanft in den Flammen des entfachten Lagerfeuers aufging. An diesem Knickerbockerbeinkleid, welches ich mir 2003 zulegte, hing ich mit ganzem Herzen. Doch seit dessen Erwerbs wurde mir immer wieder vorgeworfen, mich mit diesen Pinocchiohosen der Lächerlichkeit preiszugeben und es nun Schluß wäre, sich in der Öffentlichkeit mit derartiger baumwollener Modeschnittentgleisung zu präsentieren. Zack bewegte sich die Kniebundhose auf direkter Flugbahn hin zu der lodernden Glut. Amen.
Ein gemeinsam mit dieser, sich nun seit fünf Jahren im Beinkleiderhimmel befindlichen Hose gekauftes, orangefarbenes T-Shirt, dessen V-Ausschnitt mittlerweile ordentlich ausgefranzt ist, stand auch schon seit geraumen Jahren auf der Kleidungsstücktodesliste. Jetzt konnte ich dieses Jahr in Windhoek aber gerade so mit Mühe und Not verhindern, daß auch dieses verschlissene Teil, welches zu meiner Lieblingskleidungsausstattung gehörte, zum Leidgenossen des australischen Over-Sized-Hemdes wurde, indem ich mich kompromißbereit zeigte und anbot, seine Entsorgung am Ende unseres nächsten Afrikatrips nochmals zur Disposition zu stellen. Mein Entgegenkommen wurde mit dem Einwand akzeptiert, daß ich mir ja nicht einbilden sollte, die Angelegenheit würde in Vergessenheit geraten und daß nächstes Jahr ebenfalls Schluß wäre mit dem Fetzen. Ich nickte ohne weitere verbale Erwiderung nur stumm und beschloß in Gedanken umgehend, das V-Ausschnittteil 2024 nicht mit auf Reisen zu nehmen, um so dessen brüskem Ende vorzubeugen.

Jetzt ist das ja so eine Emotionssache… Klamotten werden sich, für gewisse Anlässe, aber nicht nur, zugelegt und irgendwie und irgendwann bringt man die Kleidungstücke dann mit größeren oder auch nur kleineren Ereignissen in Verbindung, die einem selbst im Gedächtnis einimprägniert zu bleiben scheinen. Ein Dritter kann das in der Regel nicht nachvollziehen, nicht die persönlich definierte Wertigkeit der Textilgewänder anderer verstehen. Umso mehr schmerzt es dann, wenn die Lieblingsanziehsachen des einen in niederträchtiger Art und Weise von einem anderen verunglimpft und…den Gipfel der traurigen Geschmacklosigkeit erreichend…zur endlichen Entsorgung verdammt werden.
Zustimmen kann ich, wenn es sich um Herrenslips handelt, deren Gummibänder an den Beinen derart ausgeleiert sind, daß die Gefahr besteht, daß des Trägers Mannsgehänge darin die Contenance verliert und aus der Unterwäsche rutscht. Ok. Da gibt es keine vernünftigen, plausibel nachvollziehbaren Gründe einer Konservation.
Bei Badehosen sieht das meines Dafürhaltens, und ich bin mir sicher, diesbezüglich eine sehr individuelle Meinung zu haben, schon wieder ganz anders aus. Ich verfüge noch über eine Badehose, deren Gummizusätze im Stoff schon seit Langem den Geist aufgegeben haben. Dieses Teil, ebenfalls 1988 in Australien, aber in Bayron Bay, zeitgleich im gleichen Shop erworben, in dem sich unsere damalige Reisepartnerin einen knappen Bikini zulegte. Der dritte Reisegenosse seinerzeit im Bund wählte eine bunte Surferhose und stolz mit unseren neuen Beachklamotten machten wir uns auf den Weg zum Pazifikstrand und sprangen in die Wellen. Diese jedoch wurden im Laufe des Nachmittags immer größer und höher und auch die Strömung legte einen ordentlichen Zahn zu, als der armen Regina, so der Name unserer Mitreisenden, das obere Stück ihres neuen zweiteiligen Badekostüms von einer Riesenwasserwoge entwendet wurde und sie so barbußig und verdutzt am Strand zurückblieb. Wir lachten uns alle schief und krumm und den Rest des Urlaubes suchte die Gute die Strände Australiens eben ganz ungeniert topless auf. Eine kleine Episode, an die ich mich immer wieder, trotz all der Jahre, lebhaft erinnere und zeitgleich mit ihr kommt mir meine damals gekaufte Badehose in den Sinn, die ich um nix in der Welt in die Tonne stopfen würde. Nach fünf Umzügen, auch transnationaler Art, befindet das Teil sich noch immer in unserem Kleiderschrank und die Entsorgung der ramponierten Badebuxe überlasse ich liebend gerne meinen Erben.

Die Wäscheum- und aussortieraktion sowie deren penibles Zusammenlegen hinter uns gebracht, war es an der Zeit, unseren Hunger zu stillen. Mittlerweile war es kurz vor zwölf, wir checkten im Urban Camp aus und fuhren um die Ecke zu Joe’s Beerhouse. Dort wollten wir kräftig zulangen, denn das gastronomische Angebot im Flughafen Windhoeks hielt sich ja ziemlich in Grenzen und versprach nicht viel bis gar nix. Auch war uns klar, daß an Eurowings Discover mengenmäßig keine großen Ansprüche an die auf dem Rückflug zu servierende Mahlzeit gestellt werden konnte, und so wollten wir wenigstens mittags ordentlich etwas zu uns nehmen. Das Essen war zwar gut, doch wir hatten bei Joe schon besser gegessen.




Die dort fällige Zeche beglichen, fuhren wir, selbstredend unter Vermeidung der Robert-Mugabe-Avenue, in Richtung Bushlore, wobei wir zuvor nochmals unseren Tank auffüllten. Wir wollten in der Bachstraße ja keine unnötigen Diskussionen wegen fehlender zwei Liter Diesel haben.
Die Rückgabe unseres Wagens verlief zackig und wir warteten dann noch auf ein Paar, welches ebenfalls sein gemietetes Fahrzeug zurückgab. Gemeinsam wurden wir anschließend mit diesem dann zum Flughafen gefahren. Gaben dort unsere große Reisetasche mit drinnen die perfekt gefalteten, benutzten Klamotten auf und tranken mit den beiden noch etwas außen vor dem Flughafengebäude.
Dann den Sicherheitscheck und die Passkontrolle überwunden, warteten wir noch knapp eineinhalb Stunden auf unseren Rückflug, bevor wir in der hereinbrechenden Dämmerung über des Flughafengebäudes Vorfeld zu unserem Airbus 330 schlenderten. Wir nahmen im Flugzeug unsere Plätze ein und als es losging, drückten wir uns am Fensterchen die Nasen platt und sagten Afrika leise arrivederci.

Der Rückflug nach Frankfurt war Gott sei Dank unspektakulär, so, wie das gereichte Essen sich als unspektakulär erwies.
Wie immer, wenn auf dem Rückflug von Afrika nach Hause, philosophierten wir über unsere nächste Reise auf dem Schwarzen Kontinent. Da sich auf unserer diesbezüglichen Must-do-Landkarte nach wie vor so einige weiße Flecken auftaten, die wir in der vergangenen Covid-19-Zeit hätten eigentlich farbig werden lassen wollten, schnappten wir uns im ersten Schritt die Mana Pools in Zimbabwe als Highlight der Überlegungen hinsichtlich unserer 2024er-Reise, und garnierten diese sowohl mit so einigen uns bereits gut bekannten Stationen als auch mit sekundären neuen Locations zu einem möglichen Reiseschmaus.
Da es die Flugzeit von WDH nach FRA zuließ, bastelten wir auch an zwei alternativen Trips herum. Beim ersten erkoren wir den Nordwesten und Westen Sambias als zu erkundende Destination. Wohingegen wir bei der zweiten Alternative mal wieder den KTP als Hauptprotagonist definierten und darum die für uns noch unbekannten Flecken Südnamibias als schmückendes Beiwerk setzten.
Für welche dieser drei Möglichkeiten wir uns entschließen, wird selbstverständlich auch von der uns 2024 zur Verfügung stehenden Zeit beeinflußt werden. Obwohl wir hier zuversichtlich sind, zeitlich 4 ½ Wochen zur Disposition haben zu können.



Tag 25

Pünktlich in FRA gelandet, begaben wir uns auf unseren ebenfalls pünktlich startenden Anschlußflug.

Da war sie nun zu Ende, unsere diesjährige Tour durch Namibia und Botswana.
Ein zusammenfassendes Fazit unter anderem bezüglich der Übernachtungsstätten wird noch folgen.

Ich hoffe, die eine oder der andere Leser*in “““mein erster, in meinem Leben gesetzter Genderasterisk“““ meines Reiseberichtes wurde kurzweilig mit diesem unterhalten.
Letzte Änderung: 19 Jul 2023 16:01 von ALM.
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