Wollen wir Freunde sein?
Nach der, unfreiwillig kurzen, Verweildauer auf unserem kleinen Flecken Endlosigkeit, stehen für Heute
„Tiefsand, Tiere und Abenteuer“ auf dem Programm. Ich habe im Vorfeld durchaus Gutes über den
Boteti-River gelesen, wenn auch eher wenig. Ziel ist das ehemalige Tiaans Camp, das nun unter der Verwaltung von BushWays steht und mittlerweile Boteti River Camp heißt. Also nicht durch die Karte verwirren lassen, auch Google zeigt es immer noch als Tiaans an.
Noch aber können wir das wunderbare Licht des Morgens auf unserem Platz genießen, zusammenpacken und
>Schlau wie wir sind< die Morgentoilette & Frühstück erledigen, bevor die Bienen wieder auftauchen.
Baobab der Campsite #2 in bestem Licht
Beerensträucher !?
Es geht wieder los…
… zurück auf die Pfanne.
Unser Weg führt uns wieder an den Baines Baobabs vorbei. So können wir diese mächtigen Bäume noch ein letztes Mal bestaunen, bevor es an den Rückweg zum Gate geht. Von den Bäumen aus ist es dann auch recht einfach die möglichen Routenoptionen zu finden und so entscheiden wir uns heute für den direkten Weg. Der ist etwas kürzer, aber wie wir schnell feststellen, er ist auch deutlich länger.
Kürzere Strecke, längere Dauer. Teilweise rumpelt es schon bedenklich auf der Strecke und zum ersten, aber nicht letzten Mal, stellen wir in diesem Urlaub fest, warum unser Auto bei der Übernahme voller Kratzer war. Der Wagen kannte Botswana schon, oftmals stehen einfach die Sträucher auf dieser Strecke so nah beieinander, dass man gar nicht anders kann als das fiese Quietschen, wenn die Äste am Lack schrammen, in Kauf zu nehmen.
Ein letzter Blick auf die Baines
Kori-Bustard | Riesentrappe
Northern Black Korhaan | Weißfluegeltrappe
Endlos erscheinende Wege…
Entweder der direkte Weg oder der frühe Morgen entpuppt sich als ein Glücksgriff bzgl. unserer ersten Wildtier-Sichtungen dieser Reise. Es sind vielleicht an der Zahl nicht viele, aber uns freut jeder neue Gast in unserem diesjährigen Sichtungsbuch. Wir bremsen für eine kleine Flughuhn-Familie und öfter mal für ein Steinböckchen das wir meist erst immer sehr spät im hohen Gras entdecken.
Diese Gesellen machen es uns Anfangs auch wirklich nicht einfach. Eine typische Szene sah praktisch immer wie folgt aus:
# Steinböckchen aufgeschreckt und uns selber erschreckt
# Seinböckchen läuft ein paar Meter, bleibt stehen und guckt uns an, wir gucken zurück
# Kamerageraffel wird hervorgeholt, eingestellt und bereit gemacht… Steinböckchen schaut uns in aller Ruhe zu
# das Fenster fährt runter
(wahlweise auch bei schon offenem Fenster), ich hebe die Kamera zum Auge
# Steinböckchen dreht sich um und trottet davon, Millisekunden bevor ich die Kamera im Anschlag habe
Es ist frustrierend.
Wir gehen also dazu über, immer mit den Steinböckchen vorher zu reden und zu fragen ob wir nicht befreundet sein wollen -
FREUNDE? – was soll ich sagen, irgendwann hat es dann geklappt.
Wir bremsen auch für dumme Hühner… Burchell´s Sandgrouse | Fleckenflughuhn
…die waren natürlich als kleine Familie Unterwegs
FREUNDE! - Steenbok | Steinboekchen
Ein Vogel… Flycatcher?
Im Laufe des Pfades passiert nicht viel, aber wir ruckeln durch eine schöne Landschaft und bekanntlich ist ja der Weg das Ziel. Mitten auf dem Weg steht noch mal ein Steinböckchen und wir sollen die einzigen vier Oryx-Antilopen der kompletten Reise sehen. Zwischendurch zahlt sich mein Raubvogel-Suchen-Training des letzten Jahres aus. Nicht weil ich einen Raubvogel sehe, aber mein geschärfter Blick nimmt ein fliegendes Objekt wahr, dass ein paar Meter voraus die Straße kreuzt. Ich denke zwar es ist ein Vogel, aber nahe der Landezone entdecken wir eine Heuschrecke im Busch. Von dieser Spotting-Leistung bin ich selber überrascht.
Steenbok | Steinboekchen
Oryx | Gemsbock
Bei so einer Heuschrecke macht sich das 300er bezahlt
Kurz bevor wir den Park verlassen sehen wir in einiger Entfernung unter einem Baum noch unsere erste Giraffe stehen. Der aufmerksame Leser denkt sich jetzt
„NAaaa GUT, eure erste Giraffe diesen Urlaub.“ – das stimmt, aber nur zur Hälfte. Wir haben uns ja vorgenommen, dieses Jahr eine neue Regel aufzunehmen und die banne ich dann doch, ausnahmsweise, in einen Merkzettel.
Soll heißen? – Wir haben uns vorgenommen, dass wir jeden Tag als unseren ersten Safari-Tag beginnen. Sehen wir etwas, dann freuen wir uns und behandeln die Begegnung wie eine Erstsichtung, weil es auch bei jedem Impala oder Zebra wieder ein Privileg ist, dass wir diese Tiere und diese Natur erleben dürfen. Klingt geschrieben irgendwie zu poetisch…
Ich versuche es mal anders. Es macht einfach so viel mehr Spaß, wenn man sich jeden Tag über all die eher unspektakulären Sichtungen freut wie Bolle. Und dieser Vorsatz hat bestens funktioniert. Jeder Tag war spannend und es wurde so nie zu einer Hatz nach DER Sichtung. War ja alles, irgendwie immer eine „Erstsichtung“.
Warum bringe ich das ausgerechner jetzt, bei der ersten Giraffe? – Zum einen, weil mir grad danach war und zum anderen, das erklärt ein wenig im Voraus, wie es überhaupt
dazu kommen konnte… aber
dazu schreibe ich morgen Abend mehr.
Giraffe weit weg…
… und dann mal mit dem dicken Brummer näher rangeholt.
Fortsetzung folgt…
Gruß,
Robin