TAG 17 – Part 2: Adlerauge bleib WACHsam!!!
Auf leisen Sohlen, fast ohne jedes Geräusch schleicht das Tier durch das dichte Unterholz. Es ist auf der Pirsch, der Hunger treibt es an, aber die Hitze treibt es zurück an ein schattiges Plätzchen. Es ist unterwegs, tief an den Boden gedrückt mit seinen weichen Tatzen….. äähheeemmm, ich meine natürlich weiche Reifen, von denen wir deutlich Luft abgelassen haben auf dem Tiefsand.
Ich schleiche also mit unserem Hilux durch den Busch und schaffe es, aufgrund meiner fast schon todesverachtenden Minimalgeschwindigkeit tatsächlich in jeden einzelnen Baum zu gucken und trotz der rumpelnden Piste das schlafende Mara neben mir nicht zu wecken.
Der Aufwand zahlt sich tatsächlich bald schon auf. Ich fotografiere irgendeinen Greif, der weit weg sitzt und
ERST JETZT, gute 1,5 Jahre später merke ich, dass es, wenn ich mich nicht virtue, um eine Erstsichtung gehandelt hat. Ein juveniler Gaukler.
Bateleur juvenile | Junger Gaukler
Und es entwickelt sich zu einer kleinen Vogeltour. Während ich daher fahre drängelt plötzlich von hinten ein Strauss und überholt mich Off-Road auf der linken Seite…
“Off-Road fahren darf man nicht du Rowdy!”
…und dann zieht er auch noch nach rechts und schneidet mich.
“Guck’ mal in den Rückspiegel!, du VOGEL!”
Und dann typisches Vollspacken-Verhalten an der nächsten Ampel. Rumstehen und schön unbeteiligt in eine andere Richtung gucken, wo es sowieso nix zu sehen gibt.
Weiter geht es mit einer Menage-à-Trois aus Libellen, die etwas vowitzig um einen Dark-capped Bülbül rumtanzten. Ich bin mir gar nicht sicher… was frisst der Kollege denn?
Sind die einfach lebensmüde oder ist das sowieso kein Fressfeind. Man weiß es nicht, oder zumindest ich nicht, aber der Bülbül hat sich davon auf jeden Fall nicht irritieren lassen.
Dark-capped Bulbul | Pycnonotus tricolor
Es ist ja aber nun mal so, dass ja ein kleines Stückchen Wahrheit in dem Satz steckt: >Kleine Sünden bestraft der Libelle Gott sofort!< und es gibt in der Gegend halt genug Federvieh, dass ganz anders drauf ist als unser, ruhiger, gelassener Freund der Bülbül… so isses dann manchmal.
Southern Carmine Bee-eater | Karminspint
Wir hatten damals einen Kater, Ragnar. Das Biest ist über 18 Jahre alt geworden, mehrmals für Tage weg, hatte ein halbes Ohr, war andauernd beim Tierarzt nach Prügeleien, aber er konnte Vögel fangen wie kein Zweiter.
(Libellen übrigens auch, das am Rande)
Ich bin mir da jetzt nicht sicher, aber irgendwie glaube ich, dass Leoparden sich nicht damit aufhalten irgendwelche Vögel, geschweige den Libellen zu jagen. Ich brauche also größere Beutetiere, damit so ein Leo auch nen Grund hat auf so einem Baum zu liegen.
Da freue ich mich, auch wenn es gemein ist, über die Sichtung von Madame Kudu, die etwas verhärmt aus einem Gebüsch schaut. Immer dieser Schönheitswahn…
Und dann sehe ich einen Baum… große Äste, schöne Astgabeln und ein perfekter Schattenspender, direkt am Wasser gelegen. Ich habe es tatsächlich geschafft, 50% meiner Aufgabe mit Bravour erledigt.
Es ist der Baum unserer Campsite und Mara schläft noch.
Sorry für den langen Cliffhanger, aber ich verstehen das Prinzip Leopard einfach nicht. 15 Tage lang haben wir in und unter jeden Baum geguckt. Wir waren in Gebieten, in denen Leute nur Stunden zuvor Leoparden gesehen haben und das mehrmals. Aber dieser Vertreter der Big5 will uns einfach nicht gelingen.
Und ja, mir ist natürlich bewusst, dass viele jahrelang auf Safari sind und als Selbstfahrer nie einen Leoparden sehen… aber dennoch, die Hoffnung hat man ja trotzdem immer.
Wir platzieren uns im Lager und machen eine mehr als ungewöhnliche Siesta für uns. Der Hinweg war rumplig genug, damit die Waschmaschine ihren Dienst tun konnte und unsere Wäsche wieder mal den trügerischen Anschein von sauber machte. Also flugs auf die Leine damit… Camplife #1
Beim Wäschewaschen treffen wir die neuen Nachbarn von Campsite Nr. 3. Ein sehr nettes, älteres, französisches Ehepaar. Bernard und Jose. Die beiden erzählen uns, dass sie ganz schön Probleme hatten auf dem Weg durch den Park und sich öfter fast festgefahren haben.
Wir besprechen mit Ihnen, ob sie den auch genug Luft abgelassen haben und borgen unseren Druckmesser aus, damit sie den senken können.
Auch haben die beiden nur noch eine Kopie der Karte in schwarz-weiß bekommen, die aussieht, wie aus einem Faxgerät der frühen 70er. Völlig unbrauchbar. Sie bestaunen unsere tolle Karte und auf die Frage wo es den für einen abendlichen Sundowner-Drive schön sein könnte zeigen wir ihnen den groben Weg zum Horseshoe. Da zumindest wollen wir heute Abend noch einmal hin.
Die beiden begeben sich hoch in die Lodge, sie haben hier ein paar Nächte und wollen auch versuchen, eine ordentliche Karte zu bekommen.
Wir machen es uns derweil gemütlich. Mara chillt auf dem Deck und schreibt unser Tagebuch weiter, ich vertreibe mir etwas die Zeit mit ein paar kleineren Vogelsichtungen, die sich auf der anderen Flußseite und im Schilf an unserem Ufer ergeben. Das ergibt sogar wieder eine echte Erstsichtung. Einen Black Crake.
White-fronted Bee-eater | Wei
Black Crake | Negerralle
Und dann lege auch ich die Füße hoch… die Dreckspfoten sind der Nachteil meiner dünnen Schwimmschuhe Camplife #2
Auf der anderen Seite brennt es wieder. So weit weg, dass wir uns nicht sicher sind ob wir einen Buschbrand sehen oder ob es dort Dörfer gibt in denen irgendwas verbrannt wird… während wir so da sitzen kommen Bernhard und Jose noch mal vorbei…
Die beiden hatten keinen Erfolg. Die letzte freie Karte haben wir wohl bekommen. Jetzt wollten sie noch mal fragen ob wir ihnen denn vielleicht noch mal den Weg genau erklären können, sie haben nicht so die Orientierung und kennen ja auch das Gebiet noch gar nicht.
Natürlich machen wir das, wir erklären ihnen die wichtigsten Wegmarken, aber irgendwie wird schnell klar, dass da keine Sicherheit aufkommt… was macht man in so einer Situation, als so geübte Freizeit-Guides die wir mittlerweile sind?!
(immerhin sind Petra & Andreas schon mal nen Tag hinter uns hergefahren, den praktischen Teil können wir also)
Wir bieten uns spontan als Führungsfahrzeug für die beiden an. Das freut die beiden sehr und sie nehmen das sehr gerne an. Also einmal Horseshoe und zurück im Service-Paket. Nach dem gestrigen full-service Abend und dem heutigen Wohlfühl-Frühstücksangebot komplettieren wir unser Angebot halt mit neuen Gästen.
Wir rumpeln also voraus durch die Sandpisten Nambwas, entlang am Kwando. Wir sehen erstmal nix und können den beiden nicht viel bieten. Erst an der Lagune sehen wir eine große Impala-Herde im schönen Licht stehen.
Auf dem weiteren Weg sehen wir hier und dort mal einen Vogel sitzen und hier und da ein Impala stehen, aber kann man dafür anhalten als Guide?? Wir wissen ja nicht was die beiden interessiert oder ob es die nicht nervt, wenn wir für jeden Vogel halten, den wir schon 30x abgelichtet haben.
Also sparen wir uns das und schauen eher mal in den Rückspiegel, wenn die beiden für etwas anhalten und stehen bleiben, denn wir wollen sie ja nicht verlieren.
Und so schieben wir uns langsam in Richtung unseres Sundowner-Platzes im Lookout am Horseshoe…
“Halt an!!!”
Na hören sie mal junge Dame, nicht in diesem Ton!
Was bitte ist denn hier los?
So energisch kenne ich Mara gar nicht auf Safari???
Normalerweise kommt eher so ein: “Mhh, vielleicht war da was, aber eher nicht. Ach fahr ruhig weiter…
… bestimmt nur ein Ast oder Stein.”
Und Jetzt?
Da werde ich plötzlich einfach so von den billigen Plätzen links im Auto angeschnauzt…
Ich bin empört.
Dann verstehe ich aber was los ist... es ist die “goldene Regel”, das “ungeschriebene Gesetz” aller Safari-Guides dieses Planeten.
Es ist nur ein guter Drive, wenn man den Gästen auch etwas bieten konnte!
”HALT AN!!!”
”Da liegt ein Leopard im Baum…”
Maras Leopard
Unfassbar. Das gibt es doch gar nicht. Liegt der da und schaut uns seelenruhig an. Etwas schläfrig manchmal, aber er ist wirklich da.
Wir positionieren uns so, dass auch unsere Gäste einen Blick haben und geben ihnen per Zeichensprache Anweisungen in welche Richtung sie gucken müssen. Irgendwann realisieren sie, was wir ihnen zeigen wollen und dann sehen wir nur zwei blitzende, grinsende Zahnreihen hinter uns und die Kamera aus dem Fenster ragen.
Da fahren wir jeden Tag von früh bis spät durch die Weltgeschichte und die Lösung ist so naheliegend…
… man braucht einfach ein gut ausgeschlafendes Mara mit wachen Augen im Auto!
Wir verbringen hier natürlich etwas Zeit, ist ja klar. Er liegt da aber nur faul in seinem Baum. Mal guckt er nach links, mal zu uns. Mal die Augen zu, aber das alles schafft er nur mit minimalen Bewegungen seines Kopfes. Der Rest hängt wie ein schlafer Sack vom Baum.
Wir fahren ein paar Meter weiter um mal zu schauen ob wir ihn noch etwas besser zu sehen bekommen und den Franzosen den “Platz an der Sonne” zu lassen für ein paar Fotos.
Wirklich besser wird es nicht, aber hey… fast vergessen:
Erstsichtung!
Ist aber alles egal. Wir freuen uns einfach wie Bollo und sind glückseelig. Einmal fahren wir noch ein ganzes Stück, aber auch von der anderen Seite sieht man ihn nicht besser, also drehen wir und fahren wieder zurück, diesmal mit Seitenwechsel, so das ich auf der richtigen Seite bin und Mara auf die Rückbank kann. Für solche Sichtungen ist ein Double-Cab einfach perfekt.
Viel bewegt sich weiterhin nicht, aber wenn man dann gerade mal nur schaut, nicht damit rechnet und keiner die Kamera auf dem Objekt hat, dann steht er auf, dreht auf dem Stamm und springt vom Baum. Mara hatte noch einen verwackelten Leo-Hintern drauf. Dann sehen wir ihn noch kurz die PAD hinter uns kreuzen und in Richtung Lagune im dichten Buschwerk verschwinden.
Wir fahren zu unserem Wendeplatz. Die beiden Franzosen bleiben neben uns stehen und bedanken sich überschwänglich für den Leo. Sie fahren weiter zum Horseshoe, also geben wir ihnen unsere Karte, wir selber wollen noch mal in Richtung Lagune und schauen ob wir Glück haben und ihn noch mal zu Gesicht bekommen.
Wir sollen das Glück dann auch wieder nicht haben, aber wir sehen ein paar Büffel am Fluss, wegen denen die Walks nicht stattfinden.
Und jetzt schaut noch mal genau hin bei dem Foto oben. Wem ist der Giant Kingfisher aufgefallen?
Unsere Safari-Augen sind mittlerweile, das sage ich nicht ganz ohne Stolz doch schon etwas trainierter als zum Anfang der Reise. Wir haben sogar das Glück, dass er dann ins Wasser stößt, ohne Erfolg, aber sich dann in ein Gebüsch neben uns setzt. Wenn auch mitten im Schatten und ich das Bild stark hochziehen musste in der Belichtung. Es ist schon wieder eine
Erstsichtung.
Nambwa verwöhnt uns wirklich mit tollen Sichtungen.
Giant Kingfisher | Riesenfischer
Am Horseshoe angekommen ist von den Franzosen nichts zu sehen. Vielleicht sind sie auch schon unterwegs zum Camp, es ist ja schon was später.
Die Stimmung hier ist aber einfach ganz wunderbar und wenn man dann mal später unterwegs ist, dann sieht man auch mal wie das Licht die Landschaft und Bilder verändern kann. Zum Vergleich mal den Horseshoe im Abendlicht.
Und auch eine kleinere Elefantenherde mit 20 Tieren lässt sich Abends noch blicken und steht dort am anderen Ende des Horseshoe. Schön, die Elis runden einen solchen Tag noch perfekt ab. Wir sitzen im Hide und uns geht es einfach nur gut.
Wir machen zurück auf den Weg zur Campsite, natürlich geht das nicht ohne eine weitere
Erstsichtung
Hinged Terrapin | Klappschildkröte
Wir genießen noch die Abendstimmung auf dem Weg zurück und beobachten die Sonne, die langsam versinkt und damit einen unserer schönsten Safari-Tage beendet.
Zurück im Camp sind alle Plätze plötzlich besetzt. Die Franzosen sind auch schon wieder da. Wo kommen die denn alle her. Anscheinend ist es normal, dass man hier einfach immer erst sehr spät anreist. Gehört entweder einfach dazu oder es liegt daran, dass die meisten sich ob der schwierigen Strecke in der Zeitplanung verschätzen.
Das kann dieser Truppe allerdings nicht passiert sein. Mitten durch das Geäst, wir haben unseren Wagen noch nicht aufgestellt im Dämmerlicht kommen 5 Leute durch’s Gebüsch gebrochen. Einer voran, ich denke der Leithengst. Es wird mal direkt losgepoltert: “Wo geht’s denn hier zur Lodge, bei euch sind wir bestimmt nicht richtig!!” -hahaha
“Ne seid ihr nicht. Wollt ihr euch anmelden?”
“Quatsch, wir sind da zum essen.”
Aha… also mal schnell den Weg erklären, wir kochen selber heute. Wie sich rausstellt handelt es sich um eine 20 köpfige Reisegruppe mit 6 oder 7 Fahrzeuge. Die Reise-Orga konnte wohl Nambwa nicht mehr mit Zimmern für alle organisieren, daher übernachten 3 Fahrzeuge heute auf dem Campingplatz. So, so. Na dann viel Spaß beim Abenteuer Camping und guten Hunger.
Wer weiß, vielleicht kommen sie ja auch auf den Geschmack.
Zeitsprung, denn ich habe keinerlei Ahnung wo genau wir eigentlich diesen Abend die ganze Zeit verbasselt haben. Ich glaube wir waren noch mal duschen etc. pp. und waren auf jeden Fall noch mal bei den Franzosen und dort etwas Zeit verbracht um die tollen Erlebnisse zu teilen. Auf jeden Fall haben wir es geschafft noch nicht einmal zu kochen, da ist unsere Zeltplatztruppe wieder zurück und richtet sich häuslich ein.
Das bedeutet in erster Linie, dass die beim Zeltaufbau wohl ziemlich aus der Puste kommen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass die sich immer gegenseitig zurufen, dass sie
“ATEMLOS, durch die Nacht” sind. Unterstützt von lauten Beats aus einer Boombox hören wir diverse Schlagerklassiker und Deutschpop-Hits. Schön, haben wir schon wieder eine nette Abwechslung heute Abend.
Bei uns gibt es Nudelm mit…….. Tomatensoße und Hackfleisch. (heißt es Gehacktes-Soße oder Gehacktem-Soße?)
Plötzlich ist es still von Campsite 1. Kurzer Tumult, danach ist es komplett ruhig, nix mehr zu hören. Suspekt und Perfekt.
Mara rührt im Soßentopf rum, ich versuche Sterne zu fotografieren, aber irgendwie will mir das nicht gelingen in diesem Urlaub. 5 Minuten später gehen die Taschenlampen bei den Franzosen an und wir hören das Klicken von Bernhards Kamera. Ein lautes Platsch, und dann ist es auch dort wieder ruhig.
Irgendwas geht hier ab, wir checken nur nicht so genau was.
Wieder ein Platsch und dann steht ein Hippo auf unserer Campsite.
Na sowas sieht man auch nicht jeden Tag. Steht der da am Wasser und mampft seelenruhig das Schilfgras in sich rein. Ich erinnere mich an eine Regel die uns Uwe und Ruth mal erzählt haben.
Wasser – Hippo – Du ist gut, aber Wasser – Du – Hippo sollte man vermeiden. Hippos mögen es nicht wenn man ihnen den Weg zum Wasser versperrt. Also stehen wir erstmal richtig, Mara rührt den Topf dennoch lieber hinter dem Feuer weiter, wenn so ein Hippo 6-7m neben einem steht.
Ich positioniere mich hinter dem Baum und versuche ein Bild zu machen. Die Ergebnisse sind aber so schlecht, die braucht man nicht zu teilen.
Egon bleibt so ca. 10 Minuten bei uns, bis ihm das Gras in Richtung Lodge noch grüner erscheint und mit einem großen Platsch
“gleitet” er ins Wasser und dann hören wir ihn noch eine zeitlang schmatzen.
Was ein irrer Tag. Und jetzt ist er dann wirklich zu Ende.
Gute Nacht und danke für’s Zulesen.
Gruß,
Robin