Fortsetzung Sonntag 01.04. über die Grenze nach Botswana:
Lorries, lorries. lorries….Mindestens 50 bis zur Grenze vorne, eher mehr. Da gehen wir mit unseren Landcruiser fast unter! Ziemlich guten Mutes gehen wir die Grenze an – sie wird dann aber doch etwas nerviger als gedacht. Immerhin hat man zwischen den beiden Länder-Abfertigungen die Fahrt mit der Fähre, was für etwas Aufmunterung sorgt!
Extrem auf den Keks gehen einem auch hier wieder die Geldwechsler und solche, die sich einem förmlich aufdrängen, die Abfertigung für einen zu erledigen. Dann würden wir “in 10 minutes through“ sein, statt den halben Tag warten zu müssen…. Blablabla…. Wir machen mehrfach klar, dass wir das gerne ohne Hilfe alleine machen würden, aber die Dreistigkeit dieser Jungs hier ist schon unübertrefflich!
Im zambischen Office, wo die Beamten sehr freundlich sind, hängen Zettel „Do not engage third parties…“. Also war es, wie meist, richtig, sich nicht darauf einzulassen. Manchmal weiß man allerdings nicht, ob das eine oder andere, was die Kerle sagen, nicht doch was Wahres dran hat – v.a. wenn man die Grenze und ihre Gepflogenheiten eben nicht kennt. Als ich mit dem Auto zur Fähre rolle (Volker und die Kinder laufen), wechselt Volker doch noch bei einem dieser schmierigen Kerle Geld, da alle behaupten, dass es auf der anderen Seite keine ATM gäbe.
Wir wissen es ja nicht, wissen aber, dass wir ziemlich sicher Pula für das Auto brauche, und deshalb lassen wir uns auf diesen sehr unwirtschaftlichen Deal ein. Volker ärgert sich noch Stunden später über den schlechten Wechselkurs, aber: es war dennoch richtig gewesen, denn auf der botswanischen Seite gibt es wirklich keinen ATM – erst in Kasane, aber da kommt man ja erst hin, wenn man durch die Grenzabfertigung durch ist….
Dann, nach insgesamt ca 45 min. Papierkram klären, befinden wir uns auf dem Zambezi, und am anderen Ufer wartet Botswana! Das hebt unsere Stimmung!
Die Fähren sind viel kleiner, als ich erwartet hatte – ich hatte gedacht, dass sie mindestens die Ausmaße der Mombasa-Fähren haben würden (drei Spuren). Aber es ist eine Spur, und demnach passen meist ein LKW und 1 oder 2 andere Autos drauf. Noch heute wundere ich darüber, wieso diese beiden Länder das nicht schon längst mal geändert haben??? Es scheinen noch die selben Fähren zu sein, die vor mehreren Jahrzenten von der südrhodesische Armee angegriffen und von denen auch eine versenkt wurde.
Für uns ist es aber eine willkommene Abwechslung, die Spaß macht, und die Kinder sind so glücklich! V.a. Joel ist ganz begeistert, auch den Brückenbau nun mit eigenen Augen sehen zu können, über den er doch ausführlich in seiner Arbeit geschrieben hat, und bittet mich unablässig, Fotos davon zu schießen!
Der „African Quadripoint“ – der einzige Ort auf der Welt, wo sich 4 Länder treffen. Besser gesagt: nachdem der Jahrzehnte lange Streit über die Grenzverhältnisse hier im Zambezi dann endlich 2014 so geregelt wurde, dass Botswana und Zambia eine gemeinsame Grenze von ca. 250 m zugestanden wurde, durch die sie ihre gemeinsame Brücke bauen könne, ist es ja streng genommen nun kein Quadripoint mehr, sondern es sind zwei getrennte „TriPoints“.
Und nun steht sie neben uns, die zukünftige Rail-and-Road bridge, ein 300 Mio-Dollar-Projekt! Ich verstehe ja einfach zu wenig von Politik, und so begreife ich auch immer noch nicht, warum Zimbabwe nicht einen kleinen Teil seines Hoheitsgebietes im Wasser an Botswana abtreten kann – dann hätte man die Brücke auch gerade bauen können. So aber führt sie in umständlichem Bogen – denn da, wo die Fähren verkehren, ist strenggenommen eigentlich Zimbabwe, und deshalb darf die Brücke dort nicht verlaufen!
Auf botswanischem Boden angekommen, müssen wir auch hier wieder durch die Grenzformalitäten. Und sie machen einfach keinen Spaß!
„Botswana – an African Success story!“ hat Joel seine Arbeit überschrieben. Und das scheint es ja auch – mit seiner unblutigen Geschichte, ohne brutaler Despoten, und dem außergewöhnlich stabilen wirtschaftlichen Aufschwung seit der Unabhängigkeit. Botswanans per capita BSP liegt inzwischen bei über 19.000 Dollar – zum Vergleich: Südafrika kommt gerade mal auf ca.13.000, Kenya und TZ ca. 3500, Malawi bietet müde1200. Deutschland liegt bei 52.000, und die Schweiz und USA bei 62.000. Spitzenreiter ist Luxemburg mit 113.000. Gleichzeitig ist das ein vergleichsweise „dünner“ Wert, der meiner Ansicht nach am Ende ja doch wenig Aussage hat über das Leben vieler Menschen in dem Land. Was also ist das für ein Land?
Mit diesen Fragen treten wir von der Fähre, gleichzeitig wissend, dass unsere kurzen und „selektiven“ 2 Wochen hierauf sicherlich keine Antwort geben werden.
Der erste Eindruck ist sehr ernüchternd: die Grenzbeamten sind äußerst unfreundlich und haben eher ein malawisches Tempo und auch eine malawische Art an sich. Ich halte alle 6 Pässe hin, und brauche eine Weile bis ich kapiere, dass sie mich fragt „Birth certificates?“. Jetzt rutscht mir kurzfristig das Herz in die Hose, denn die liegen gut verwahrt in Blantyre in einer Schublade!
Die brauchen wir nämlich nie, in all den Ländern, in denen wir sonst so unterwegs sind (Malawi, Zambia, Tanzania, Kenya). Ich habe sie nur, weil wir sie für einen Flug über Johannesburg mal brauchten. Und so ganz blass im letzten Kämmerchen meiner Erinnerung meldet sich irgendetwas, dass ich gelesen hatte, dass wir sie für Botswana dabei haben sollten, und ich das eigentlich vor gehabt hatte! Mist! Über Schokokuchen backen, ChickenCurry kochen und Auto packen völlig ausgeblendet! Ich sehe uns schon zurück auf die Fähre laufen, und den ganzen Traum von Botswana mit den Wassern des Zambezi davon schwimmen….
Volker überbrückt diese Zeit mit Gefasel wie „But they all have their own passports“, was natürlich null Argument ist, und sie sagt nur emotionslos: „But it is a requirement!“. Da bin ich wieder ganz bei mir, und setzte meine afrikanisch dumme Unschuldsmiene auf, immer mit der nötigen Dosis bedauernder Unterwürfigkeit: „Oh, I’m so sorry! They are in Blantyre”. Sie erneut ohne sonderliche Regung: „But it is a requirement…“ Ich nochmal, äußerlich völlig gelassen und ohne meine Angst zu zeigen
: “I got all the information I could, and we didn’t know about this. I’m very sorry. But I will for sure remember for next time!! I will NOT forget them next time!” Und während ich noch rede, stempelt sie schon wortlos einen Pass nach dem anderen ab…... Gerettet!