THEMA: Schlüsselanhänger nicht annehmen
07 Jan 2010 20:06 #125449
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  • Ulli am 07 Jan 2010 20:06
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Ich denke, ob man mit Fahrrad, Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Viel entscheidender ist, ob und wie man auf die Menschen zugeht.

Wir sind schon oft beschenkt oder auch zum Essen eingeladen worden. Oder uns wurde angeboten vor der Hütte von Einheimischen zu übernachten - ohne dafür etwas zu fordern... Allerdings lassen wir es uns dann auch meistens nicht nehmen unseren Potje etwas zu verlängern und die Familie zum Essen einzuladen.

Manchmal hält der Kontakt sogar länger und wir bekommen hier zu Hause Post von Menschen, für die Umschlag, Briefpapier und Briefmarke eine echte Investition darstellt.

Und wir sind mit einem Auto unterwegs das etwas größer ist als die durchschnittlichen Mietwagen...

Wie sagte Woma so schön: wie man in den Wald hinein ruft...

Gruß

Ulli
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07 Jan 2010 21:24 #125461
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  • Lotusblume am 07 Jan 2010 21:24
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...so ruft der Wald zürück.

Genau, dass denken wir auch.

Ein gesundes und glückliches Jahr 2010!
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07 Jan 2010 21:44 #125462
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  • Crazy Zebra am 07 Jan 2010 21:44
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Hallo Bike :)

ich weiss das der Vergleich nicht 1:1 auf Afrika zu übertragen ist und die Kultur doch sagen wir einmal etwas anders gelagert ist.

Aus meiner Asienzeit sind mir ähnliche schöne Erfahrungen zu Teil geworden und
ein Beispiel möchte ich hervorheben.

Auf einer Überlandreise lernten wir an einem Küstenort Fischer kennen,
alles was sie besassen waren ein paar Fetzen Stoff, anderes konnte man dies nicht mehr nennen was sie am Leibe trugen. Wir redeten auf englisch so gut es ging und teilten ein amerikanisches Süssgetränk. Da wir als Weisse auffielen
war im Handumdrehen das ganze Dorf anwesend so um die 50-60 Personen.
Es war wirklich spontan und sehr schön.

Nach einer Weile wurden wir zu einer Hütte am Strand gelots wo es nach gebratenem Fisch, Gemüse und nach herrlichen Gewürzen roch.
Nach einem Begrüssungsdrunk durften wir mit der Dorfgemeinschaft gemeinsam ein wunderbares Mahl verzerren und vermutlich hat jeder im Dorf etwas dazu beigetragen.

Diese Leute waren «bettelarm» aber sie würden es gegenüber einem Gast nie Zeigen oder eine Gegenleistung annehmen, so ist ihre Kultur. Hier wäre es eine grosse Beleidigung gewesen für die einfach aber wunderbare Mahlzeit bezahlen zu wollen.

Da mir dieser Kulturkreis nich unbekannt war wusste ich das man ein Gastgeschenk überreichen darf, dieses wird dann nicht wie hier sofort und vor dem Gast geöffnet sondern diskret zur Seite gelegt, man möchte den Gast nicht in Verlegenheit bringen auch für den Fall das er sich ein teures Gastgeschenk nicht leisten kann.

Wir schlugen ein paar Geldscheine in ein Palmenlatt und umwickelten es mit Kokusfasern, der Betrag reichte wohl um eine grössere Familie mehr als einen Tag satt zu machen, aber so konnten wir «reichen Touristen» das Gesicht bewahren und die Einladung annehmen von diesen wirklich armen Menschen, und diese Fischer konnten auch ihr Gesicht bewahren in dem sie ihre Gastfreundschaft uns zukommen lassen konnten ohne andern Tags zu hungern.

Ich denke das dies auch bei armen Menschen in Afrika in ähnlicher Form auch kein Fehler ist sich erkenntlich zu zeigen.

Dies ist der Hintergrund weshalb ich von der armen Bevölkerung in Afrika wohl
kein Geschenk annehmen würde wenn ich sie und ihre Situation nicht kenne.

Anders wäre es bei Jakob Zuma, da würde ich Austern und Champagner schlemmen :woohoo:

Gruss Kurt
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07 Jan 2010 22:12 #125464
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  • BikeAfrica am 07 Jan 2010 22:12
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Crazy Zebra schrieb:
Ich denke das dies auch bei armen Menschen in Afrika in ähnlicher Form auch kein Fehler ist sich erkenntlich zu zeigen.

... je nach Situation stimme ich zu oder nicht.

Wenn ich hierzulande ein Pannenfahrzeug sehe und den Fahrer zum nächsten Dorf mitnehme oder sein Auto abschleppe, dann erwarte ich auch nicht, dass er mir hinterher Geld in die Hand drückt. Manche tuns aber.

In Afrika ist das genauso. Es gibt Leute, die eine Gegenleistung ablehnen und solche, die das erwarten. Das spürt man aber in der Regel auch (manchmal vielleicht zu spät).

Ich habe manchmal ein Gastgeschenk greifbar, wenn es vorher eine Möglichkeit gab, etwas Tee o.ä. zu kaufen. Wenn ich tagelang in der Pampa unterwegs war, nichts mehr zu essen habe und seit Stunden daran denke, aus dem nächsten Bach zu trinken, dann ist eben auch kein Gastgeschenk an Bord. Ein Fahrrad ist halt kein 4x4, in dem man einige Hundert kg Gepäck mitnehmen kann. Das wissen die Einheimischen aber auch, die selbst mit dem Rad fahren.

Es gibt Momente, da sollte man sich revanchieren. Es gibt aber auch Momente, da kann man es nicht und würde einem Einheimischen vor den Kopf stoßen, wenn man nur deswegen seine Einladung nicht annimmt. Das ist mir auch schon passiert, als ich einfach nur müde war und schlafen wollte. Total enttäuscht und bedröppelt ist der vermeindliche Gastgeber zurück geschlichen und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich eine Einladung nicht angenommen hatte. Jede Situation ist einfach anders ...

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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