Erta Ale:
Da ich in den letzten 3 Tagen in Äthiopien einfach keine Lust zum Fotografieren habe, kann ich Euch leider kaum Bilder von der lavageprägten Landschaft zeigen. Um ein wenig Eindruck von dem dortigen Ablauf zu geben, gibt es dafür ziemlich viel Text.
Fahrzeit Aba Ala - Basiscamp Erta Ale 5h (inklusive Pause), am nächsten Tag Erta Ale - Afderasee 3h, Weiterfahrt nach Semera ca 3h.
Zur Mittagszeit erreichen wir das Dorf des für den Erta Ale „zuständigen Clanchefs“. Als wir die Gemeindehütte betreten, wird gerade eine Versammlung abgehalten. Alle wuseln um den Chef herum. Nach der Sitzung zieht sich der Boss bequemere Kleidung an und beginnt Khat zu kauen, nicht ohne vorher die Qualität zu überprüfen und neues zu bestellen. Mit ihm zusammen darf der Älteste Khat konsumieren. Während unseres Lunch erzählt Nati einige Geschichten. Einmal war er mit einer japanischen Gruppe unterwegs, da zu der Zeit wenig Touristen kamen, wurde neu eine Videokameragebühr erhoben und zwar 5.000Birr für eine Kamera (zu unserer Zeit wären das 150€ gewesen) Der Tourist meinte, dann würde er die Videokamera nicht benutzen. Ganz falscher Ansatz, jetzt sollte die Mitnahme 5.000 Birr kosten. Auf das Argument, die Kamera würde im Auto bleiben, hieß es „dann müsse man jemanden bezahlen, der das Auto bewacht“ für, ja Ihr wisst es, 5.000 Birr. 2 Stunden später waren sie noch immer nicht weiter gekommen. Es war klar, für was auch immer, keiner würde weiterfahren ohne die Zahlung der zusätzlichen Gebühr. Nati brannte die Zeit unter den Nägeln. Der Clanchef hatte alle Zeit der Welt! Nati erzählte weiter, mit diesem Afar lege sich nicht einmal mehr die Regierung an. Wo sind wir hier gelandet?
Wir erleben weder größere noch kleinere Räubergeschichten dort. Als wir ins Auto steigen, zeigt unser kleines Thermometer 48C im Schatten an. Ich beschließe es ist defekt….. Die Autotemperaturanzeige sagt 45 Grad-ist doch schon viel besser. Off-road (die Chinesen bauen munter parallel eine Asphaltstraße) erst über viel Sand, dann über Vulkangestein mit viel Holterdiepolter gelangen wir zum „Basiscamp“.
Wie üblich sieht es auf Fotos immer völlig harmlos aus. (Foto wurde auf dem Rückweg aufgenommen)
Da wollen wir hinauf.
Gegen halb sechs laufen wir los. Eine Stunde können wir ohne Taschenlampe den Weg erkennen, dann bin ich froh über unsere Taschenlampe, denn unser Afar und unser Kamelführer haben zusammen nur eine einzige Funzel. Vor uns ist ein italienisches Pärchen aufgebrochen. Ihr Guide erzählt uns später, sie hätten zwei Stunden am Kraterrand ausgeharrt, aber leider den Lavasee nicht gesehen. Die meisten werden lang nach uns starten und eine japanische Reisegruppe, die in Dallol neben uns gecampt hat, wird erst um 4 Uhr morgens den Kraterrand erreichen.
Seit Anfang 2018 verbirgt sich der Lavasee leider meistens bis häufig unter dichten Dampfschwaden. Trotzdem bereuen wir den Ausflug nicht. Bei Dämmerung loszulaufen und bei Dunkelheit nach 3:15h oben am Kraterrand anzukommen ist mal etwas anderes. Der Sternenhimmel war grandios.
Etwa eine Stunde laufen wir am Kraterrand entlang. Wir sehen leider nichts außer rotem Qualm. Ab und zu hören wir die Lava. Wir übernachten in einer zugigen Steinhütte am Vulkankrater. Den Pfirsichnektar, den uns Samri in letzter Minuten gegeben hat, schmeckt uns da oben köstlich. Obwohl wir viel getrunken haben, fühlen wir uns ausgetrocknet. In der Nacht kühlt es stark ab und es windet. So ziehen wir alles an, was wir an Kleidung dabei haben, zum Glück auch winddichte Jacken. Ich wache mehrfach auf und jedes Mal sehe ich nach, ob der Vulkan vielleicht doch weniger raucht. Leider nicht und auch am Morgen haben wir nicht das Glück. Im wunderschönen Morgenlicht können wir die tolle Vulkanlandschaft sehen und haben es im Gegensatz zum Afar gar nicht eilig hinunter zu kommen.
Wieder am Basiscamp bekommen wir ein letztes von Samri zubereitetes Frühstück. Ich liebe Ihre Pfannkuchen, die wir mit einer äthiopischen Nutella verputzen. Sehr lecker.