THEMA: comme les gagas - eine Reise mit KINDERN
23 Sep 2012 11:22 #255135
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  • MooseOnTheLoose am 23 Sep 2012 11:22
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mamba29 schrieb:
Wie habt ihr diese wirklich lange Flugzeit geschafft? Das sind ja mit 2x Umsteigen über 24 Stunden. Das finde ich als Erwachsene schon kritisch.

Viele Grüße
Susanne

Hallo Susanne,

wenn ich mich kurz einschalten darf...
Wir sind im Mai mit Air France über Paris in ca. 13 Stunden geflogen. Der Flug war leider nicht ganz billig, aber wir haben lieber etwas mehr bezahlt, als 2x umsteigen zu müssen und die doppelte Reisezeit zu haben, wie z.B. mit Air Mauritius. Es geht also durchaus auch in kürzerer Zeit.
Air Madagascar fliegt auch ab Paris für weniger Geld, leider waren das im Mai unmögliche Start- und Landezeiten. Deshalb haben wir Air France gewählt und ehrlich gesagt, war das mein bester Langstreckenflug nach Afrika bisher.
Liebe Grüße,

Moose.
Letzte Änderung: 23 Sep 2012 11:23 von MooseOnTheLoose.
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23 Sep 2012 17:22 #255192
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@ Reiseleiter: eine grundsätzliche Frage, mein Mann hat in seinem Bericht deinen Vornamen erwähnt und du kommst auch immer wieder mal mit deinem Namen vor - können wir das so lassen, oder sollen wir uns einen hübschen anderen Namen für dich ausdenken??

@ Susanne: Unsere Kinder sind 7,9 und fanst 12 Jahre alt. Auch wir sind mit der Air France geflogen. Genauer von Zürich nach Paris und dann in 10 Stunden nach Tana. Insbesondere bei unserer Kleinsten waren wir nicht sicher, ob sie/oder wir mit ihr, diese Stunden überstehen würden, insbesondere da es sich beim Hinflug um einen Tagesflug handelte. Aber wir wurden eines Besseren belehrt, Boardunterhaltung sei dank. Die Stunden vergingen wahrlich wie im Flug und wir drückten beide Augen zu, als dieselben unserer Kinder schon ganz viereckig waren.
Letzte Änderung: 23 Sep 2012 17:27 von lope.
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23 Sep 2012 19:01 #255209
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Jetzt gehts los, um unsere Privatsphäre ein klein wenig zu schützen, werde ich unsre Namen abkürzen. So heisst mein Mann LO, Ich PE, unsre Kinder JO, MA und DI

Die Berichte sind wie schon erwähnt von meinem Mann in der ICH-Form verfasst, ich habe meine Notizen dazu geliefert und dies und das daran verschlimmbessert.
ab und an werde ich wohl nach seinen Texten noch meinen Senf dazu geben.



unsere Reiseroute in einem Monat

Madagaskar ... interessant, lehrreich, abenteuerlich und spannend, ja, vielfältig, sogar eindrücklich. Doch war die Ferienreise mit unseren drei Kindern auch wirklich "schön"? ... ok ... es gab wunderbare Momente in der freien Natur, in den Regenwäldern, bei der Pirsch nach Lemuren und Chamäleons, die ich übrigens, meisst unter heimlichem Gelächter meiner Familienmitglieder, auch nicht unmittelbar vor meinem Riecher liegend ausmachen konnte. Es gab friedliche Augenblicke am weissen Sandstrand von Ifaty, wo wir uns eine Woche lang der Hektik des Alltags entziehen konnten...

Aber schön?! ...Ich weiss nicht..., zu gross sind die materiellen und finanziellen Unterschiede unserer Volksschichten, die gesundheitlichen und menschenrechtlichen Versorgungen. Wir haben grundsätzlich alles... sie haben einfach nichts und von dem noch zu wenig. Die Menschen in diesem Land sind so liebenswürdig, so lebensbejahend, so gastfreundlich und wissensbegierig... und wir weissen "Vasaha's".... Wir kommen hin, machen uns breit, schmeissen mit Geld um uns und beuten so gut's nur geht das Volk auf der Insel aus; wie einst die Kolonialmacht Frankreich, nur "anders". Auch wenn meine Familie versucht hat, dies nicht direkt zu tun und unsere Reisebegleiter immer darauf bedacht waren die Einheimischen zu berücksichtigen, so weiss dort doch jedes Kind, dass zwischen unseren Welten eine riesige Diskrepanz besteht und es ihnen dereinst vergönnt sein wird die übrige Welt, ja sogar ihr eigenes Land zu bereisen und kennenzulernen.

Sie leben am Strassenrand in ihren Stroh- oder Lehmhäuschen, am Feuerchen, von der Hand in den Mund. Geld sparen bringt nichts, denn "Übermorgen" ist dies schon nur noch die Hälfte wert und andere Währungen als ihren Ariari sind bloss schaumige Träume. Jeder, auch das kleine Kind muss mit anpacken: Wasser holen, oft 30 Kilometer weit, am selbst gebastelten Ständchen Früchte verkaufen, die Banane für 3 Rappen, Reis stampfen, oder Steine zerkleinern, von Hand, bis ein grosser Haufen Kies zum Verkauf bereitsteht, solange bis die Hände und Augen schmerzen. Wir brausen mit unserem 4WD an ihnen vorbei, da kommt ein kurzes engagiertes aber müdes Lächeln und weiter geht ihr Tagewerk. Sie leben am Strassenrand, oft den immensen schwefelhaltigen, russigen Emissionen des Verkehrs ausgesetzt. Im Wissen, das wenn dereinst das Leben zu Ende ist, eine wundervolle Erlösung ansteht: Sie werden in der schön verzierten Gruft der Siedlung bestattet. Alle fünf bis sieben Jahre würden sie ans Tageslicht zurückgeholt, um von den Nachkommen zu erfahren, was in der vergangenen, verpassten Zeit so alles geschehen ist. Man wird ihnen vorsingen und Geschichten erzählen, man wird sie in frische seidene Tücher wickeln, und niemand, bestimmt Garniemand wird dabei traurig sein...
Letzte Änderung: 04 Okt 2012 19:11 von lope.
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23 Sep 2012 19:56 #255213
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Liebe Lopejomadis,

dies scheint mir ein literarisches Meisterwerk mit viel Nachdenkenswertem zu werden - vielen Dank schonmal dafür! Häkchen für's Abo ist gesetzt!

LG Bele
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"Ich möcht ja schon lange mal nach Madagaskar, aber ich habe Kinder ...!"


Madagaskar, ein Tagebuch





10.07.12 Flug über Paris nach Antananarivo

Ein sachter, aber kontinuierlicher Druck baut sich in meiner Rückengegend auf, und wenn ich auch das Gefühl verspüre, die Geschwindigkeit sollte jetzt eigentlich ausreichen, so werde ich eines besseren belehrt und die Hightechbauten rund um den Pariser Flughafen Charles de Gaulle rasen immer schneller an unseren Fenstern vorbei. Erst jetzt hebt sich langsam die Spitze der mit rund 450 Personen voll besetzten Boing 777 "Air France" in die Höhe. Das Vibrieren der Räder unter unseren Sitzen verschwindet gänzlich und nun gibt es kein zurück. Die Maschine nimmt Kurs auf Antananarivo. Madagaskar wir kommen.

450 Pax'es, und fast alle haben sie ein Ziel: die einsamen Traumstrände von Nosy Ste. Marie, oder die Luxusbuchten von Nosy Be. Wer schon will denn ein armseliges, von Staats- und Wirtschaftskrisen durchgeschütteltes Land kennenlernen? Nur paar Wenige! Wer möchte denn sein Feriengeld den "wilden und unzivilisierten Piraten" im Süden Madagaskars opfern? ...noch immer liegt dieser süssliche Zitrusduft der Kabinenentkeimung in der Luft, jener Spraydosen, deren Inhalt das Personal so by the way in die Flugzeugumwelt entlässt und welcher sich danach in der Bauchgrube breitmacht. Ojeoje... auf was lassen wir uns da nur ein?!

Seine Internetseite ist seine Visitenkarte und die hat uns den Ärmel von Anfang an reingezogen. Klaus K.: "Ich möcht ja schon lange mal nach Madagaskar, aber ich habe Kinder..."! Genau dieser Slogan hat es uns angetan und uns nicht mehr losgelassen. Klaus ist unsere "dargebotene Hand", Mitorganisator und in der ersten Phase Wegbegleiter. Wir nennen ihn liebevoll Claude, passt irgendwie besser in diese Gegend. Ja, diesem Claude also haben wir mittlerweilen, nebst den happigen Flugkosten für 5 Personen, ein für uns kleineres Vermögen überwiesen. Unbekannterweise... gebürtiger Rumäne mit deutschen Wurzeln und mehrjährigem Frankreichaufenthalt!... ein mulmiges Gefühl macht sich in der Magengegend breit, ob er wohl einer jener "unzivilisierten Piraten" des Südens ist, ein neuzeitlicher Internetpirat...? Wir etwas gar leichtgläubige Vasaha’s (fremd aussehende)?

13 Stunden dauert unsere gesamte Flugzeit ab Zürich. Und "man" hat sich Di neben mich setzten lassen. Di, die sich zu Hause keine 5 Minuten ruhig halten lässt, auf einem Langstreckenflug in die Ungewissheit. Trotz ruhiger Fluglage verdoppelt sich das flaue Gefühl in meinem Magen blitzartig.

Die Hälfte der Flugzeit ist mittlerweilen verstrichen, und Di? Von der hab ich noch keinen Pips vernommen. Eigentlich kaum ein Wunder, das Flugi ist mit einer Bordelektronik vom feinsten ausgerüstet: Kino und Game-Konsole direkt im Vordersitz eingebaut. Ich lass es mal gut sein und gönn ihr die Unterhaltung, es wird ja wohl für längere Zeit das letzte Mal sein, dass ihre Pupillen zu kleinen Rechtecken verkommen.

Es ist mitten in der Nacht, Kinder allesamt geflasht durch die Glotze, als sich die schweren Schleusentüren unseres Raumschiffes öffnen. Ein leicht schwefliger nach Dieselruss und Petroleum riechender Gestank steigt in unsere vertrockneten Nasen. Nein, da ist keine Gangway vorhanden, schlichte Treppen verzieren den Ausgang an der Boing. Treppen, die hinaus zu einem kleinen Flughafen führen. Mich lässt erahnen was nun um diese späte Stunde noch so alles auf uns zukommen würde. Wie soll eine solche Infrastruktur den Bauchinhalt eines Grossraumjets verarbeiten? Zum ersten Mal in unserer neuen Welt dürfen wir erfahren, dass Zeit nun mal wirklich eine untergeordnete Rolle im Lebensrhythmus der Malagasy spielt. Einfach nur nicht stressen und mit der Ruhe, sonst stehst du nämlich bei den Einreisebestimmungen und Abfertigungen wieder hinten an. Zum Glück befinden wir uns im vorderen Drittel der 450 köpfigen Schlange und können so bereits nach einer Stunde die "Wartehalle" verlassen.

Und da steht er, "Claude", ein Bär von einem Mann, (ok, Bärchen). Grinsend über beide Backen hat er uns die ganze Zeit aus der Ferne beobachtet. Es sei jeweils eine seiner schönsten Freizeitbeschäftigungen, auf dem Flughafen seine neuen Gäste ausfindig zu machen und sie auf Distanz zu beschnuppern. Die Erleichterung unsererseits ist schon besonders gross und uns bestimmt anzusehen. Gut zu wissen, dass es ihn in Wirklichkeit gibt und er nicht bloss zu einer virtuellen Seifenblase verkommt, wir insofern nicht über’s Ohr gehauen wurden.

Noch ein kurzes Gerangel um die "Liegeplätze" im Hotelzimmer, das uns im Dämmerlicht ziemlich muffelig vorkommt. Spielt nun aber wirklich keine Rolle, die Betten sind gemacht, die starken, festen Matratzen piekfein mit Leintüchern verpackt... jetzt einfach nur noch die Augen schliessen, die Ruhe geniessen und einschlafen. Wir haben's geschafft.

Übrigens: Von Di hab ich die ganze Flugzeit über nichts vernommen... was für ein sonderbarer Wandel unserer jüngsten Tochter?!

Letzte Änderung: 26 Okt 2012 15:36 von lope.
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25 Sep 2012 15:59 #255479
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lope schrieb:
@ Reiseleiter: eine grundsätzliche Frage, mein Mann hat in seinem Bericht deinen Vornamen erwähnt und du kommst auch immer wieder mal mit deinem Namen vor - können wir das so lassen, oder sollen wir uns einen hübschen anderen Namen für dich ausdenken??

Hallo Lope,

Das ist kein Problem für mich, auch wenn ich meistens nur die schönen Fotos von meinen ehemaligen Gästen und gegenwärtigen Freunden bewundere und alle Reiseberichte verschlinge wenn die Internetverbindungen es zulassen bleibe ich im Hintergrund.
Ich bin jedoch sicher das die meisten Fomis schon seit langem wissen das Klaus und Reiseleiter die gleiche Person ist und das ich auf Madagaskar lebe & arbeite.
Vielen Dank für euren Reisebericht, das Thema "Reisen mit Kindern" wir sicherlich noch andere interessieren.
L.G.Klaus
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