14.07.12 Ambositra
Wieder einmal müssen PE und ich unserem Jungen unter Beweis stellen, wer denn von uns noch immer die Nase vorne hat, die Kräfteverhältnisse ins richtige Licht rücken, den kleinen Nasehoch in den Senkel stellen. JO möchte nämlich auf dem hotelnahen Basketballfeld ein Match gegen uns "Sportsflaschen" durchführen. Nach einer anfänglich, sportlich korrekt reglementierten Startphase, müssen wir Erwachsenen etwas die Regeln zu unseren Gunsten gestalten. Wir wollen uns ja nicht die Lunge aus dem Körper pusten und sprinten in der Sonne schadet eh der Gesundheit. Plötzlich ist alles erlaubt, was das Spiel nach unserem Geschmack entscheidet und besonders den Lachmuskeln gut tut. So findet sich JO des öfteren als Spielball in unseren Händen und Armen, ohne dass er auch nur einen Hauch einer Chance hat sich im "Basketballspiel" zu halten. Er muss schliesslich froh sein, dass er selbst nicht durch den Korb gequetscht wird.
Heute steht uns eine Fahretappe bevor. Die Reise führt uns von Antsirabe über Ambositra nach Ambalandingana, wo uns eine "etwas andere", spezielle Unterkunft erwarten soll. Nach einer kurvenreichen Fahrt durch das Herzen des Hochlandes treffen wir ziemlich durchgeschüttelt in Ambositra, der Hauptstadt des Holzhandwerkes ein.
Hier werden aus ...zig verschiedenen Holzarten exakte, mikrometergenaue Intarsienbilder, -truhen oder -möbel hergestellt. Die Mittel zur Herstellung solcher ineinander verschmelzenden Holzsujets sind doch sehr bescheiden. Da muss ein Grafitstift und eine grosse, von Hand betriebene Laubsäge genügen. Die Sägeblättchen werden aus Altmetallstreifen, welche mit einer Zange und einem Hammer bearbeitet werden, selbst gebastelt und verzahnt. Holz aber, so erscheint es mir auf jeden Fall, haben die Schreiner in Hülle und Fülle zur Verfügung. Die einzelnen Bilder werden nicht wie bei uns, aus hauchdünnen Furnieren geschnitten, nein, für die Herstellung einer Intarsie werden gleich ganze Holzplatten verwendet, ob es sich dabei um Rosenholz oder Teak handelt, spielt nicht so ne Rolle; .....anderseits verwendet man diese Edelhölzer ja auch zum befeuern von Kochstellen und Ziegelöfen!
Zebuhornveredler
Auch wenn mir selbst an dieser Kunst nicht viel liegen mag, so muss ich doch gestehen, dass auch diesen Handwerkern, gleich wie den Zebuhornveredlern, den Bonbon-Zuckerbäckern und dem Coladosen-Blechauto und -Fahrad Bastler von Antsirabe, nicht so schnell eine westliche Maschine was vormacht. Kaum auszudenken was all jene Künstler mit einer gut ausgerüsteten Werkstatt zutage bringen würden...
Zuckerzältli-Hersteller
"Hey... die schürfen ja nach Gold!".... Auf der Fahrt über Stock und Stein, auf einer unwegsamen Piste, etwas ab der Hauptstrasse, entdecken wir zwei junge Mädchen im knietiefen Reisfeld. Aber sie graben weder die Erde um, noch stecken sie die Setzlinge ins Feld, nein sie kreisen mit grossen Schalen und sieben das sandige Wasser nach Nuggets durch. Sofort hält Claude den Cruiser an und fragt uns spontan: "Wollt ihr zusehen?" Klar wollen wir uns das ansehen, was für eine Frage. Wir verlassen den Wagen und kraxeln quer über die Dämme zu den Wasserkanälen.
"Und?.. Habt ihr schon etwas gefunden?"... "Sicher haben wir das!" entgegnen die beiden Malagasy auf die Frage von Claude. "Seht nur her!" Noch einmal legt das Mädchen ein gut behütetes, staubiges Korn in die mit Wasser gefüllte Schale und schwingt diese gekonnt in ihren Händen bis der Schmutz und der Sand über den Rand entschwindet. Zurück bleibt ein glitzerndes, leuchtendes Goldscheibchen, das uns mit viel Stolz und einem Lächeln im Gesicht präsentiert wird. "Toll gemacht!" jubeln wir alle... Wir sehen den beiden bei ihrer Arbeit noch etwas zu und besteigen dann schliesslich, fast ein bischen im Goldrausch, wieder das Auto. Für was doch so Reisfelder alles hinhalten müssen.
Sous le soleil de mada
Claude hat für unsere drei Kinder noch einen speziellen Trumpf auf Lager. "Möchtet ihr mal freiluft - surfing geniessen? Dann ab, aufs Autodach!" ...und wie die drei das wollen! Straks klettern sie alle auf den Dach-Gepäckträger und halten sich, auf dem Bauch liegend an der Frontstange fest. ...Und jetzt geht’s richtig ab! Durch Löcher und Gräben, über Wuzeln und Steine und immer wieder vernehmen wir ein fröhliches Gelächter und Gequitsche von der Decke des Landcruisers. "Haltet euch ja gut fest! und geniesst dieses openair-feeling!" Und wie sie geniessen, ganze 12 Kilometer weit führt uns die Piste bis an einen kleinen waldigen Hügel, mitten in der einzigartigen Landschaft des Hochlandes. "Endstation! Alles absteigen!"... Hier steht unsere nächste Unterkunft: "Sous le soleil de mada"... Kleine Holzhäuschen nach dem Baustil des Zafimaniry-Volkes, mitten in einem Eukalyptuswald gelegen. Was für eine Szene, von da oben sieht man weit über die tiefer gelegene Ebene, mit all ihren Bauernhöfen und den Reisfeldern. Das lädt zum wandern ein!
Das Abendessen wird in einer art zentralen Hütte serviert. Alle Gäste sitzen, wie in einem "Table-hotel" üblich, an einem langen Tisch und erhalten dasselbe Essen... Kein mühsames aussuchen, kein entweder oder... es gibt, was es gibt! Selbstverständlich auch für die kleinen Gäste... Wieder einmal staunen wir Löcher, wie auf einfachsten Feuerstellen ein einzigartiges Dreigangmenü kreiert wird. Die Köchinnen des Anwesens geniessen unsere uneingeschränkte Hochachtung.
Weitere Eindrücke aus Ambositra
Die Dorfjugend vor der Metzgerei
Markt
Entweder "kind" kauft...
...oder "frau" verkauft nicht.