THEMA: Uganda, Ruanda, Kongo - Liebe auf den ersten Blick
14 Okt 2017 21:14 #492578
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  • adriana am 14 Okt 2017 21:14
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ftc2010 schrieb:
Oh mein Gott, was für ein Tag. :woohoo:
Jetzt können wir über den abgebrochenen Schlüßel lachen, aber damals war das wirklich nicht lustig! Und selbst jetzt sagen wir manchmal auch "Oh mein Gott, was für ein Tag!".

ftc2010 schrieb:
Obwohl ihr keinen Beleg hattet, hat euch Alpha Rental die 70 USD zurückgezahlt? Das finde ich sehr löblich. Vermutlich hätte man hier in Europa ein Vielfaches von diesem Preis gezahlt.
Während wir auf den Mechaniker warteten, hatte ich tatsächlich die Idee, so eine Art Quittung von ihm zu verlangen, einen Zettel mit der Summe, dem Datum uns seiner Unterschrift. Ich hatte auch mein Notizheft rausgeholt. Als der Mechaniker aber da war, habe ich die Quittung komplett vergessen. :-)
Der Autovermieter hat die Summe nicht kommentiert und als ich anfing zu erklären, wie es zu dieser doch für Afrika hohen Summe kam, hat er gesagt, dass er die Situation sehr gut kennt und ich mich nicht rechtfertigen muss.

ftc2010 schrieb:
Nicht alle Reservierungen sind nicht auffindbar ;) Aber wieso wollte man auch zwei Zimmer geben? Saht ihr so aus, als ob ihr euch vorher an die Gurgel gegangen seid?
Wir hatten überhaupt keinen Streit, ganz im Gegenteil, wir waren froh, diese Situation mit Glück doch gut gemeistert zu haben, aber ich denke, wir waren müde und den Stress des Tages stand uns im Gesicht, was für die Frau vom Hotel als "wir sind kein Paar" bedeutete. :-)

ftc2010 schrieb:
Wie hat das Essen mit den Fingern geklappt? Gab es hinterher Tücher zum säubern?
Vor und nach dem Essen kam jemand mit Waschschüssel, Seife und einer Kanne mit Warmwasser, sodass wir uns die Hände waschen konnten. Das Essen mit den Fingern war jedoch keine "fettige Schweinerei". Man benutzt kleine Stücke von so einer Art weichem Fladenbrot, mit denen man das Essen in den Mund schaufelt. Auf dem Foto sind das die kleinen Röllchen, genannt Injera. Der Kellner hat wirklich sehr geduldig mit uns geübt, bis wir das konnten. :-)

picco schrieb:
ftc2010 schrieb:
Den von dir erwähnten Film habe ich mir direkt auf dem Watchlist von a….n gesetzt.
Keine leichte Kost, aber es lohnt sich definitiv den zu schauen!!!
Und deswegen habe ich mich bis jetzt geweigert, diesen Film zu sehen. Matthias darf mir auch nicht die Details erzählen. Irgendwann, wenn ich einen mutigen Tag habe... :-)

Da wir bei dem Thema sind... Ich habe mich nicht getraut, die Einheimischen zu fragen, wie die Versöhnung konkret funktioniert. Können Menschen, die früher verfeindet waren, jetzt wieder einfach Freunde sein? Kann man seinem Nachbarn wieder vertrauen.
Picco, du warst ja mehrmals in Ruanda unterwegs und hattest auch einen Guide. Hat er sich dazu geäußert?
Ich habe gelesen, dass es neue Gesetze gibt, die einem verbieten, sich oder andere als Hutu/Tutsi zu bezeichnen, eben um diese Trennung nicht wieder in Erinnerung zu bringen. Aber was genau denken die Menschen??
Letzte Änderung: 14 Okt 2017 21:15 von adriana.
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16 Okt 2017 19:46 #492795
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Hallo Adriana,
wir waren damals sehr überrascht über die Aussagen einiger Menschen mit denen wir gesprochen haben wie problemlos das alles mittlerweile im Zusammenleben der Menschen geht.
Ein Guide der uns die Kirche in Ntamara gezeigt hat, haben wir gefragt ob er damals betroffen war und wie er damit heute umgeht. Er hat uns nur geantwortet das es heute keinen Unterschied mehr macht, es fühlen sich alle als Ruander. Das hat uns schon beeindruckt, wir hatten aber auch wirklich das Gefühl das sich das in den letzten Jahren zum positiven entwickelt hat,wir persönlich haben nie etwas negatives gehört.
Wir waren tief betroffen von der Geschichte des Genozids, sind aber auch sehr beeindruckt über den Umgang mit der Vergangenheit und sind immer wieder an den entsprechenden Orten bzw. Denkmälern von unheimlich freundlichen Menschen rumgeführt worden, wir hatten das Gefühl die Menschen freuen sich das wir uns als Muzungus für die Geschichte Ruandas interessiert haben.

Viele Grüsse
Christian
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19 Okt 2017 14:27 #493183
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Hoi Adriana

Sorry, ich bin einige Tage unterwegs, kann aber auch nicht viel Anderes dazu beitragen als Christian schon getan hat.
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20 Okt 2017 21:35 #493322
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Hallo Adriana,

nachdem wir von unserem Uganda-Trip wieder zurück sind, hab ich jetzt die letzten Tage eures Reiseberichtes nachgelesen.
Ihr hattet ja ganz schön viel Abenteuer.
Bei meiner 4. Reise nach Uganda hatten wir auch diesesmal einiges an Abenteuer zu erleben.
Ich hoffe, dass ich Zeit für einen Reisebericht habe.
Die Vulkanbesteigung finde ich auch sehr reizvoll.

LG Uli
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21 Okt 2017 20:17 #493552
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chris p schrieb:
wir waren damals sehr überrascht über die Aussagen einiger Menschen mit denen wir gesprochen haben wie problemlos das alles mittlerweile im Zusammenleben der Menschen geht.
Das hoffe ich sehr. Eigentlich habe ich auch nie den Eindruck gehabt, die Leute in Ruanda wären verbittert oder sonst von irgendwelchen negativen Gefühlen geführt, aber ich hätte gern mit ihnen direkt darüber gesprochen. Aus Respekt vor deren Gefühlen habe ich mich nicht getraut.
Danke für deine Antwort!

picco schrieb:
Sorry, ich bin einige Tage unterwegs, kann aber auch nicht viel Anderes dazu beitragen als Christian schon getan hat.
Gut möglich, dass solche Ereignisse auch dazu führen, ein Volk zusammenzuschweißen.

Uli.S schrieb:
Bei meiner 4. Reise nach Uganda hatten wir auch diesesmal einiges an Abenteuer zu erleben.
Ich hoffe, dass ich Zeit für einen Reisebericht habe.
Welcome back!
Ich, wir alle hier, würden uns sehr über einen Reisebericht freuen! Ich weiß jetzt selbst, wieviel Arbeit es bedeutet, aber es macht auch eine große Freude!
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21 Okt 2017 20:20 #493554
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20. Tag
Donnerstag, 03. August 2017
Lake Bunyonyi (Uganda) - Birdnest Bunyonyi Resort


Heute verlassen wir Kigali und Ruanda, wir werden zurück nach Uganda fahren. Unser Ziel ist Lake Bunyonyi, wo wir 2 Tage in einer schönen Landschaft im Kalebas Camp entspannen möchten. Diese Unterkunft habe ich selbst im Internet ausgesucht, ein großer Fehler, wie man später sehen wird...

Der Autoverkehr in Kigali ist für mich einfach nur schrecklich! Motorräder von links und rechts, von hinten und vorne, Autos aller Art und Größen, lautes Gehupe, machtlose Polizisten, die an den Kreuzungen vergeblich versuchen, das Chaos zu regeln. Und alles im hohen Tempo, dem man sich anpassen muss. Über das iPad habe ich kein GPS Signal, also muss ich Matthias nur mit Hilfe des Navi, das zu dem Auto gehört, lotsen. Das Gerät geht aber immer wieder aus, entlang des Kabels muss ein Wackelkontakt sein. Wir verpassen ein paar mal die Ausfahrt und Matthias muss das Unmögliche meistern: wenden in diesem höllischen Verkehr. Er passt sich aber schnell an, schimpft und hupt wie die Einheimischen und sagt sogar, dass es Spaß macht. Lebe ich unwissend mit einem weißen Afrikaner zusammen??

Am Rande der Stadt besichtigen wir das Kigali Genocide Memorial Centre. Es ist eine Art Museum mit einer großen Fülle an Informationen über den grausamen Völkermord der Hutu an den Tutsi im Jahre 1994 in Ruanda. Es wird in Bildern, Texten und Videos versucht zu erklären, wie es dazu gekommen ist, wie dieser Hass entstanden ist, wie die brutalen Morde angefangen haben, wie die ganze Weltgemeinschaft tatenlos zugesehen hat und wie der Frieden wiederhergestellt werden konnte. Die Informationen sind sehr interessant, aber machen einen auch traurig. Leider haben wir nicht genug Zeit, um alles zu sehen, denn uns steht heute noch der Grenzübergang von Ruanda nach Uganda bevor und, nicht vergessen, wir haben kein Visum mehr!

Kigali Genocide Memorial Centre:


Kurz vor Mittag verlassen wir Kigali in Richtung Norden. Die asphaltierte Straße ist in einem sehr guten Zustand und wir sehen unterwegs Reisfelder, dann Tee- und Bananenplantagen. Serpentinenartig fahren wir über unzählige Hügel, die man schon als Berge bezeichnen kann. Und immer wieder bewundern wir die Sauberkeit, die überall zu sehen ist.

Gegen 13 Uhr sind wir an dem Grenzübergang Gatuna. Wir haben schon viele Grenzübergänge gesehen, aber dieser hier... Oh je! Es gibt keine Straße mehr, man fährt auf einer staubigen, löchrigen Piste ohne eine wirkliche Straßenabgrenzung. Dutzende LKWs stehen überall herum, andere "fahren" (genauer gesagt versuchen zu fahren) kreuz und quer, Einheimische laufen zwischen den Autos herum und bieten Währung zum Tausch an, kleine Hütten/Läden stehen überall. Und wir mitten drin! Matthias muss sich Millimeter genau zwischen den großen LKWs durchschlängeln und ich achte darauf, wo denn in diesem Chaos das Immigration Office sein könnte. Endlich gefunden! Wir halten an, steigen aus und erledigen relativ schnell die Ausreise aus Ruanda. Der Beamte will von mir irgendwelche Papiere für das Auto, aber ich weiß ganz genau, welche Papiere nötig sind und halte dagegen. Irgendwann gibt er nach und wir dürfen weiter fahren. Wir steigen ein und fahren los... nein, wir fahren nicht los! Schon vergessen? Das Auto startet nicht, wenn der Motor zu heiß ist. Wir müssen in diesem Verkehrschaos eine Viertel Stunde warten, bis der Motor abgekühlt ist und wir weiter fahren können. Also legen wir uns ein dickes Fell an und ignorieren die Rufe der anderen Autofahrer. :-( Nach circa 200 Meter steht links das Immigration Office für Uganda. Wir stellen den Motor ab (es geht nicht anders!) und gehen hin. In der Hütte hat sich eine Schlange gebildet und wir stellen uns an. Gleich danach kommen immer mehr Einheimische, die sich nach vorne drängeln. Jetzt ist die Hütte voll und es gibt keine Ordnung mehr. Der Beamte ist ein Ordnungs-Freak, er verlässt seinen Schalter, kommt in den Wartebereich und macht Ordnung. Er schubst die drängelnden Einheimischen raus und macht ihnen deutlich, dass er eine einzige Reihe von jeweils einer Person sehen will! Auch mich faucht er an, weil ich nicht hinter sondern neben Matthias stehe. Da unser East Africa Tourist Visa bei dem Grenzübergang in die DR Kongo annuliert wurde und wir nicht wissen, was jetzt passiern wird, bleiben wir ruhig, bloß den Beamten nicht ärgern!

Als wir dran sind, ist er wieder gut gelaunt, scherzt mit Matthias und klatscht einfach einen Einreisestempel in den Pass. Der Nächste! Wir müssen nichts zahlen, das alte Visum wird wortlos anerkannt. Möglicherweise ist das Visum bei einem Grenzübergang innerhalb der 3 ostafrikanischen Länder wieder gültig, was ich aber nicht glauben kann, denn ein annuliertes Visum bleibt ein annuliertes Visum! Oder der Beamte hat einfach nicht bemerkt, dass unser Visum annuliert war, obwohl das "USED" in großen Buchstagen da stand. Wir werden es nie erfahren, denn wir haben selbstverständlich nicht nachgehakt! :-)
Also nochmal: Afrika ist voller Überraschungen!

Reisfeld:


Gute Straßen in Ruanda:


Gute Straßen in Ruanda:


Hügel, Hügel, viele Hügel in Ruanda:


Hügel, Hügel, viele Hügel in Ruanda:


Teeplantagen in Ruanda:


Teeplantagen in Ruanda:


Bis zu der nächsten Unterkunft ist es nicht mehr weit und nach weniger als einer Stunde erreichen wir das Kalebas Camp am Lake Bunyonyi. Die Landschaft ist wunderschön, man blickt direkt auf den See und das Camp ist klein, so wie wir es mögen. Wir steigen aus und ein junger Mann kommt auf uns zu. Wir grüßen uns und stellen uns mit Namen vor. Er heißt Ronaldo. Welche Funktion Ronaldo hier hat, sagt er nicht und überhaupt sagt er gar nichts mehr und geht. Vergeblich suchen wir eine Rezeption. Dann sehen wir ein junges Mädchen, das auf uns zu kommt und auch nett grüßt. Aber sie sagt auch nicht viel und kichert nur. Es muss hier doch jemand sein, der für die Anmeldung zuständig ist! Wir sagen dem Mädchen, dass wir eine Reservierung für 2 Tage haben. Boooom! Bei diesem Stichwort hört das Gekichere auf. Eine Reservierung? Sie ist schon verwundert und ruft Ronaldo, der genau so verwundert ist. Die Beiden sind überfordert, wissen nicht, was jetzt zu tun ist. Wie wir später erfahren, sind die beiden die einzigen Mitarbeiter hier, also sehr wohl für Reservierungen, Anmeldungen, Essen, einfach alles zuständig. Ronaldo fragt, ob wir schon bezahlt haben. Ja, es ist schon für 2 Nächte bezahlt. Die beiden haben immer noch keinen Plan. Dann fragt uns das Mädchen, welches Zimmer wir haben. Ähmmm, wir dachten, sie sagt uns das. Sie weiß es aber nicht. Ich hole jetzt meine Unterlagen raus und zeige den Beiden die Reservierung. Da steht "Kalebas Camp - Cabin". Die Beiden schauen sich an, reden kurz miteinander in ihrer Sprache, dann sagt das Mädchen, dass sie uns unser Zimmer zeigt. Endlich! Über hohe Treppen führt sie uns zu einem schmalen Gebäude, wo die Zimmer sich befinden. Vor jedem Zimmer ist eine kleine Terrasse mit Sitzmöglichkeit. Wir haben das erste Zimmer und es ist auch das einzige Zimmer mit einem halben Seeblick. Alle anderen Zimmer haben als Sicht ein altes, kaputtes Gebäude, das auseinander fällt. Ich bin der Meinung, das Gebäude ist abrissbereit, Matthias aber meint, es wird erst gebaut.

Das Zimmer ist mehr als spartanisch. Ein Bett und basta. Kein Tisch, kein Stuhl, kein Platz. Hinten rechts führt eine Tür aus Brettern zum Bad. Ich will hin, aber ich finde keinen Griff und frage nochmal, ob das wirklich das Bad ist. Ja, ist es. Wie öffne ich die Tür? Sie zeigt mit den Händen, dass man greifen und öffnen soll. Matthias hilft mir, krallt sich die Finger in den unteren Bereich der Tür und öffnet sie. Als erstes sehe ich eine Wasserpfütze neben der "Toilette". Das restliche Bad beschreibe ich lieber nicht... Das Mädchen will eigentlich schon gehen. Klar, wir wissen jetzt, wo unser Zimmer ist. Ich halte sie auf und frage nach Warmwasser. Schock! Ja, ich will wissen, ob wir hier Warmwasser haben. Jetzt?? fragt das Mädchen. Nein, nicht jetzt sofort, aber heute Abend und überhaupt. Heute Abend?? Ja, heute Abend. Sie sagt nur leise "ok". Mir ist klar, hier werden wir kein Warmwasser haben. Aber warum sagt man uns das nicht deutlich? Jetzt ist das Mädchen weg und wir sind still. Um uns Mut zu machen, bewundern wir unsere Terrasse, wir können den See ein bißchen sehen. Ach, lass uns doch einen Drink nehmen. Wir gehen runter, zum "Bar-Restaurant". Das ist ein überdachter Platz mit 3 bescheidenen Tischen und ein paar Stühlen, die meisten kaputt. Da steht jetzt Ronaldo. Wir fragen, ob wir hier heute Abend essen können. Ja, er bringt uns die Menükarte, wir müssen frühzeitig bestellen. Das kennen wir, ist ok. Ich schaue gar nicht auf die Karte und frage ihn, ob wir einfach gegrilltes Hähnchen mit irgendeiner Beilage bestellen können. Nein, können wir nicht, nur das, was auf der Karte steht. Von der ganzen, großen Karte zeigt er uns 3 Gerichte, nur die können wir bestellen. Sonst nichts. Keine Suppe, keinen Salat, nur diese 3 Gerichte. Die sind alle etwas mit Hähnchen. Wir entscheiden uns für Hähnchen mit Kartoffeln. Matthias fragt, ob er Reis dazu haben kann, denn unter den 3 Gerichten steht "Beilage Ihrer Wahl: Reis, Kartoffeln, Chapati". Nein, wiederholt Ronaldo laut und deutlich, wir können NUR eins dieser 3 Gerichte haben, so wie sie da stehen. Ok, dann Hähnchen mit Kartoffeln wie auf der Karte steht. Aber wie soll ich das bitte verstehen, wenn nicht mal die Beilage geändert werden kann?? Ein Fertiggericht?? Oben am Nyiragongo Kraterrand, am Ende der Welt, konnte der Koch uns eine leckere Mahlzeit aus frischem Gemüse zubereiten und hier, 20 Minuten von der nächsten Stadt entfernt, nicht??

Jetzt wollen wir einen Drink. Ja, ich weiß, wir sind anspruchsvoll. :-D Wir fragen Ronaldo nach "Gin and Tonic", aber das versteht er nicht. Wir wollen 2 Gin und 2 Tonic Water. Ja, hat er. Er kommt mit einer intakten, nicht geöffneten, großen Flasche Gin zu uns, also 1 L. Wir wollen 2 Gläser Gin, nicht eine ganze Flasche. Das geht nicht, sagt Ronaldo, wir müssen die ganze Flasche kaufen. Mir reicht es! Ich frage ihn, ob er wirklich glaubt, dass jemand hier eine ganze, große Flasche kaufen wird. Ronaldo ist es egal, er zuckt mit den Schultern und geht zurück in den Bereich, den er bestimmt "Bar" nennt. Wir haben gestern in Kigali kleine Fläschchen mit Waragi, ugandischem Bananengin, als Geschenke gekauft, also könnten wir uns selbst den Drink mixen. Hat er Tonic Water? Ja, hat er, aber nur 2 kleine Flaschen. Und 2 Gläser bitte. Auf einer Tischecke stehen so circa 7-8 Gläser, das ist das ganze Inventar. Er gibt uns 2 unterschiedlich aussehende Gläser, denn es gibt wirklich keine 2 gleiche Gläser! Memo an mich: "die Gläser vor dem Gebrauch reinigen!". Wir nehmen die Gläser und die Flaschen mit Tonic Water und gehen auf unsere Luxus-Terrasse. Wir stellen fest, dass nebenan ein Häuschen mit Toiletten und Duschen ist, d.h. andere Zimmer haben kein Bad. Vorteil wir!

Ich überlege mir, warum ich damals diese Unterkunft ausgewählt habe. Da stand, dass die Unterbringung in schönen Zelten auf Stelzen ist, so ähnlich wie wir in Ishasha hatten. Wo sind die Zelte auf Stelzen?? Wir gehen auf der Anlage ein bisschen herum und entdecken tatsächlich 2 Konstruktionen auf Stelzen. Oben sind einfache Bodenzelte aufgespannt, voller Löcher und Staub. Es sieht alles verlassen und schon lange nicht mehr benutzt aus. Ich will mir das Zelt genauer ansehen, aber die Holztreppe ist kaputt und echt lebensgefährlich. Aber ich will das Zelt sehen! Mit großer Vorsicht klettern wir nach oben und sehen uns das kaputte Zelt an. Drin ist eine kaputte Matratze, voller Löcher und Dreck. Das müssen früher die Zelte für die Gäste gewesen sein. Warum reist man diese Ruinen nicht ab?

Wir gehen zurück auf unsere Terrasse, es ist schon 17 Uhr und wir haben Hunger, das Essen ist aber erst für 18 Uhr vorbestellt. Da zeigt mir Matthias plötzlich auf der anderen Seite des Wassers ein großes, schönes Gebäude. Ob das ein Hotel ist? Es sieht schon sehr groß aus, aber gucken kostet nichts. Wir lassen unsere Drinks auf der Terrasse und steigen in den Wagen. Plötzlich springt Ronaldo vor unseren Wagen!
Wohin wollt ihr??
Wir wollen uns die Gegend ein bisschen ansehen.
Ihr habt aber Essen für 18 Uhr bestellt.
Ja, wir kommen gleich zurück.
Um wieviel Uhr kommt ihr zurück?
Wissen wir nicht genau.
Und wohin fahrt ihr?
Wissen wir nicht genau.
Fahrt ihr nach links oder nach rechts?
(Was soll das denn??)
Diese Fragen stellt er tatsächlich und mir wird diese Unterkunft immer unsympathischer.

Wir fahren zum großen, schönen Gebäude und stellen fest, es ist das Birdsnest Hotel. Der Empfang ist so warmherzig, so wie wir bisher Uganda kennen. Die Anlage ist gar nichts sooo groß, nur 15 Zimmer, sehr schön, sehr sauber und sehr gepflegt, das Restaurant hat auch in dem Reiseführer einen guten Ruf. Hier gefällt uns alles sehr gut! Die nette Dame von der Rezeption sagt, es ist ausgebucht, aber die Honeymoon Suite ist frei, sie zeigt sie uns. Was soll ich sagen, die Suite ist riesengroß, mit Wohn- und Schlafbereich, mit großem Bad aus Natursteinen, mit einer riesigen Terrasse herum, aus dem Bett blickt man durch die Glastüren direkt auf den See. Und die Suite hat einen separaten Eingang, weg vom Hotel. Können wir uns das leisten? Die Dame macht uns ein faires Angebot, aber ich weiß, dass man noch mehr machen kann. Ich sage ihr, dass die ganze Anlage super schön ist, aber wir können uns das nicht leisten und nenne ihr einen anderen Preis, den ich mit Matthias vorher abgesprochen hatte. Sie sagt, sie muss ihren Boss anrufen. Wir gehen zurück zur Rezeption und sie telefoniert kurz mit dem Boss. Sie sagt uns, dass der Boss einverstanden ist, aber nur wenn wir Cash in USD zahlen, nicht mit Kreditkarte. Deal!

Wir fahren zurück und wollen auschecken. Nach dem letzten Wortgefecht ist mir Ronaldo sehr unheimlich und Matthias bekommt die unangenehme Aufgabe, ihn über unserer Abreise zu informieren. Wie auf der Flucht schleppe ich unser Gepäck auf den Treppen zum Wagen, während Matthias den Ronaldo sucht. Der ist nicht zu finden und ein junger Mann, der auf den kaputten Stühlen neben einem kaputten Billardtisch im Pavillon liegt, sagt nur, dass Ronaldo später zurück kommt. Diese Antwort gibt er uns im Liegen, bewegt nur kurz eine Hand. Auf der Suche nach Ronaldo stellt Matthias fest, dass die kaputten Zelte, die wir für verlassen und lebensgefährlich fanden, bewohnt sind!! Da werden tatsächlich Gäste untergebracht! Weg von hier so schnell wie möglich!

Auf dem Hof treffe ich eine Frau, die mich nett grüßt. Ich nehme an, sie ist eine Angestellte und frage sie, wo Ronaldo, der Manager ist. Sie sagt, Ronaldo ist nicht der Manager, aber sie holt ihn. Sie geht zu dem jungen Mann im Pavillon und plötzlich weiß er, wo Ronaldo ist, er ruft ihn einfach und der taucht endlich auf. Ich überlasse das Reden Matthias. Matthias fängt gerade an, als die Frau sich einmischt und sagt, wir sollten das bitte mit ihr besprechen. Sie hat hier das Sagen!

Und dann sagt Matthias folgendes: Ich arbeite in meiner Heimat hart für mein Geld und das hier ist mein Urlaub. Ich bin bereit, viel zu zahlen, aber ich möchte mich in meinem Urlaub entspannen. Das hier ist kein schöner Platz um zu entspannen! Ihr glaubt, Muzungus haben einen Haufen Geld, aber das ist nicht wahr. Auch Muzungus achten auf ihr Geld. Das hier ist kein schöner Platz zum Entspannen! Schau dich mal um, was siehst du? Ist das ein schöner Platz?
Matthias zeigt der Managerin spontan das, was direkt vor uns ist: ein zerrissener, kaputter Billardtisch, ein paar schmutzige, kaputte Plastikstühle, überall Unordnung.

Sie hört aufmerksam zu, es ist ihr sichtbar peinlich, während Ronaldo weg guckt. Sie entschuldigt sich und sagt, dass es ihr sehr leid tut. Wir zahlen noch unsere Tonic Water, sagen aber, dass wir das bestellte und nicht gegessene Essen nicht bezahlen werden. Die 2 Übernachtungen sind schon bezahlt, das Geld bekommen wir nicht mehr zurück, wir wollen nur noch weg. Sie entschuldigt sich nochmal.

Wir fahren zum Birdsnest Hotel und vergessen die Enttäuschung bei einem schönen, leckeren Dinner auf der Terrasse mit Blick auf Lake Bunyonyi.

Es ist einfach so, dass wir wirklich auf jeder Reise sehr schöne Unterkünfte haben, bis auf eine! Diese Eine ist dann so schlimm, dass wir unabhängig davon, ob schon bezahlt oder nicht, nur noch weg wollen! Auf dieser Reise war diese eine Unterkunft das Kalebas Camp am Lake Bunyonyi. Douglas hatte uns hier eine andere Unterkunft vorgeschlagen, aber ich wollte das Kalebas Camp. :-(
Eins möchte ich noch betonen: wir sind nicht anspruchsvoll, können auch im Zelt oder in einer Hütte gut schlafen, ABER:
1. Es soll unsere Entscheidung sein, in einer bescheidenen Unterkunft zu nächtigen. Im Internet stand etwas ganz Anderes, als das, was wir hier gefunden haben.
2. Die bescheidene Unterkunft soll einen fairen Preis haben! Kalebas Camp hat den Preis einer normalen Mittel-Klasse Unterkunft gehabt und das ist es definitiv nicht!

Fahrt zum Lake Bunyonyi in Uganda:


Birdnest Bunyonyi Resort:


Birdnest Bunyonyi Resort:


Blick auf Lake Bunyonyi vom Birdnest Bunyonyi Resort:
Letzte Änderung: 21 Okt 2017 20:38 von adriana.
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