20. Juni 2012
Mit kleinen Augen und bewaffnet nur mit einer Tasse Kaffee stehen wir am nächsten Morgen zum Morning Walk bereit. Es ist bewölkt, das Gras ist naß. Und wir haben keinen Bock. Von weitem hören wir schon Willis Motorheulen – noch ein paar Tage länger dieser Sound, und ich bring ihn dafür um. Nach wenigen km Fahrt, heißt es aussteigen. Lustlos tapsen wir und ein weiteres Touri Pärchen unserem Guide Andrew hinterher. Irgendwann treffen wir auf Impalas, die uns sogar gestatten, nah ran zu kommen.
Nach ein paar Topis, die sofort abhaun, sehen wir Waterbucks, die auch keine Lust auf uns haben. Das andere Paar trägt nicht wirklich zur Stimmung bei. Sie mault ständig rum und der Typ gleicht es durch hartnäckiges Schweigen wieder aus. Einzig Andrew gibt alles, um uns Miesepeter-Truppe aufzuheitern. In Ermangelung von weiteren Tieren sollen wir auf einen kleinen Berg wandern. Autsch – was fuer ein super Spaß für meine Gorilla-Tracking-Knochen...
Obwohl keiner meckert, liegt das Murren förmlich in der Luft. Oben angekommen, sehen wir das gleiche wie unten – nur eben von oben: Bäume und Gras.
Toll! Also wieder runter. Ein kleiner Elend, der sich wohl verlaufen hat – ist das Mörderhighlight des Walks (wie Du siehst, Birgitt, habt Ihr echt was verpasst
). Dann dürfen wir endlich zurück und Frühstücken.
Leckeres Frühstück, schöner Ausblick und die ersten Sonnenstrahlen, lassen unsere Laune wieder steigen. Bevor wir ein bisschen vor unserem Zelt chillen, frage ich Willi noch einmal, wann es zum Boattrip losgeht. Um 12.00. Wo starten wir? Vom Parkplatz. Bene….
Wir hängen gerade so gemütlich in Badeklamotten vor unserem Zelt ab, da kommt der Manager angerannt. „Where are you? Willi is waiting…“ Hä? Wir haben doch noch lässig Zeit? Nix da! Das Boot startet um 12.00! In genau 3,5 min sind wir angezogen, haben die Fotoapparate geschnappt und rennen zum Landi (Der Motor heult schon kräftig auf). Willi ist angepissed. Er heizt durch den Park wie ein Irrer. Im Vorbeisausen erkennen wir, dass nun auch die Tiere wach sind, die wir beim Morning Walk vermisst haben. Ich bin auch angefressen. Warum zur Hölle, frag ich x-mal nach???
Als wir 5 min nach 12.00 bei der Bootsanlegestelle sind, ist das Boot weg. Mist! Willi schimpft vor sich hin. Wahrscheinlich schimpft er mit uns. Aber so ganz offensichtlich traut er sich das dann wohl doch nicht. Zwischendurch bellt er, wir könnten auf das nächste Boot warten, wenn wir denn wollen. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, springen wir aus dem Auto und setzen uns in das kleine Restaurant am See. Wir müssen einfach raus aus der Karre, bevor wir Willi zerfleischen!
Das Restaurant ist sauber. Meinen Zorn kann ich wahlweise mit Essen oder Nile kompensieren. Da ich sacksauer bin, nehm ich beides. Nile und Stew mit Beef. Kaum bestellt, schubst mich Christoph: „Da, Dein Lunch wird grade geschlachtet“. Die Bedienung verschwindet mit einem Huhn in den Hinterhof und bevor ich entsetzt wegschauen kann, ist der Kopf schon ab... uaaaaahhhhhh. BEEF! Ich hatte BEEF bestellt! Ich will nicht das arme Huhn auffuttern… Too late. Mein mitfühlender Ehemann lacht sich halb tot. Als das Stew kommt frag ich vorsichtig nach dem Fleisch. „Beef, was denn sonst…“ Und das Huhn? „¬Ist für die Angestellten…. Wollt Ihr jetzt lieber Huhn??? “ Nein. NEIN! NAHEIN!
Der See sieht ganz nett aus – aber nicht wirklich spannend. Nach dem supertollen Morning Walk sind wir etwas unentschlossen… Als das Boot anlegt, spuckt es eine Gruppe Deutscher Passagiere aus. 10 Personen – das Boot hat 10 Plätze. Aha!
Auf uns kommt ein deutsches Paar zugesteuert. Ebenso lustlos - wie skurril. Komplett weiße Klamotten mit Bügelfalten! Der Typ sieht aus als würde er den Golfplatz suchen, die Frau wie aus einem Square Dance-Prospekt entsprungen. Aber wir haben keine Wahl: „Wie war denn der Trip?“ Die beiden starren leicht angewidert auf unsere verstaubten Cargohosen, murmeln was von Krokodilen und Hippos. Dann erfahren wir noch, das Boot sei schon um halb 12 abgelegt, weil es mit der Reisegruppe voll war. Na dann hatten wir eh keine Chance… Mr Golf und Ms Square Dance machen sich aus dem Staub (wahrscheinlich aus Angst, wir könnten sie einsauen
) und verschwinden mit den acht anderen in ihren klimatisierten Minibus. Und wir sind sicher, trotz Willi (!) dass unsere Art des Urlaubs definitiv die bessere Wahl ist….okay…die Air Con macht uns schon ein bisschen neidisch….
Die Hippos und Krokos wollen wir aber sehen. Wir hatten ja noch nicht genug… und entscheiden uns fürs Bootsfahren. Richtige Wahl! Wir sehen kleine Krokodile, natürlich die gewünschten Hippos, Büffel, Woodland, Pied und Malachit Kingfisher, jede Menge Fish Eagles. Der Guide ist ganz aufgeregt, als er ein häßliches Entlein entdeckt (im wahrsten Sinn des Wortes). Der Namevergessen–Vogel sei super selten und wir könnten uns alle glücklich sein, den zu sehen. Wir sind glücklich.
Der seltene Namevergessen
Zum Glück das einzig „Spinnenartige“ was wir sehen!
Auch weil wir viel über das ungandische Leben erfahren. Viele Männer haben mehrere Ehefrauen. Aber das sei heutzutage eine Kostenfrage. Denn die sind teuer. Wer nun spontan an Schuhe und Handtaschen denkt, liegt falsch! Jede Frau bekommt eine eigene Küche und ein eigenes Schlafzimmer. Und das muss Mann erst mal bezahlen können. Ich frage ihn, wie die Polygamie denn mit der christlichen Religion zu vereinbaren sei, nach der immerhin 85% der Ugander leben. Was eine bescheuerte Frage: David und Salomon hätten ja einige Ehefrauen gehabt und da waeren 2 oder mehr Gattinnen doch noch sehr bescheiden! Christoph fällt dabei sofort ein, dass wir ja im christlichen Abendland leben… und er ja dann vielleicht auch….. Noch ein Wort und ich schmeiß ihn ganz unchristlich in den Laka Mburo. Amen!
Nach zwei Stunden ist der Bootstrip vorbei. Leider sind wir die einzigen, die Trinkgeld geben – echt schäbig, denn der Guide war wirklich gut. Anschließend riskiere ich noch einen Blick in den kleinen Souvenirshop. Die Lady spricht ganz leise, denn in dem Minishop liegt ihr kleiner Sohn schlafend auf dem Boden. Isaak ist echt sweet und die Lady ganz bezaubernd. Also erstehe ich den Uganda–Flaschenöffner (jeder der in Uganda war, weiß, was ich meine) Einfaches Prinzip (Holz und Nagel), funktioniert großartig … und ich muss mich nicht mehr mit Christophs Fußball Flaschenöffner plagen, der bei jeder Nutzung die Hymne seiner Lieblingsmannschafft plärrt
Welch ein erfolgreicher Tag!