20. Juni 2012
The day after… das Handy reißt uns um 7.00 aus dem Koma. Willi hatte uns auferlegt, um 8.00 Uhr loszufahren. Warum eigentlich? Denn lt. Reiseveranstalter sind es nur 2 Stunden bis zum Lake Mburu (okay realistisch dürften es 4 Stunden sein). So ganz verstanden hatten wir es am Abend zuvor nicht… allerdings waren wir auch bedüdelt von einem Cocktail aus geilen Erlebnissen und Nile Special. Da kann man ja schon mal die eine oder andere unbedachte Zusage machen….
Beim Aufstehen lerne ich meinen Körper neu kennen: ich habe Schmerzen in Körperteilen, von denen ich nicht mal wußte, dass sie existieren. Christoph strahlt dafür über beide Backen: „ich spür gar nichts!“ Toll!!! Nach dem Spruch sinkt meine Laune weit unter den Gefrierpunkt.
Nachdem ich mich den sausteilen und elend staubigen Weg zum Auto hochgeflucht habe, sind wir um zehn nach acht am Landi. Willi hat schon den Motor dreimal aufheulen lassen (was bedeutet: „Beeilt euch ihr Penner!“)
In nur 10 Min. steil bergauf ist man schon beim Auto
„Willi, warum müssen wir eigentlich so früh los?“
„Grummel grummel… Kisoro….grummelgrummel…car…grummel…clean…Dust…grummel…15 minutes…coffee… grummel grummel“
Hä???
Inzwischen wissen wir: Willis Englisch-Kenntnisse steigen und schwinden je nach Nachricht. Das hätte uns sofort mißtrauisch machen sollen, aber den Landi innen vom Staub zu befreien, kann ja nichts Dramatisches sein.
In Kisoro angeruckelt, hält Willi vor dem abgefuckten Motel. Hä? „You wait – I clean the car“. No way! Das olle Motel kennen wir ja von der Kupplungspanne schon zur Genüge… Wir wollen ins Café. „There is no“. Doch! Unfassbar – aber offenbar kennen wir uns inzwischen besser in Kisoro aus, als unser Fahrer. Total angefressen lädt er uns vor der gewünschten Location ab und verspricht in 20 min wieder da zu sein.
Wir warten. 20 min vergehen. Wir warten. 40 min vergehen. Wir warten. 1 Stunde vergeht. Wir warten. 1,5 Stunden vergehen. Kein Willi! Es ist ja nicht so, dass er uns das Erste Mal abhanden gekommen wäre….
Vielleicht sollten wir mal jemanden anrufen? NUR WEN???? Den Gedanken an unseren deutschen oder ugandischen Reiseabzocker verwerfen wir schnell wieder. Nach knapp 2 Stunden taucht Willi endlich auf. Das Auto sei jetzt sauber. Willi ist zwar nicht mehr pissed - aber wir umso mehr!!! Morgens Hektik – damit wir anschließend 2 Stunden blöd rumsitzen, finden wir alles andere als spaßig! Das wiederum ist Willi scheißegal. Denn ob wir fröhlich oder angefressen im Landi schmoren…. Who cares??
Good-bye Kisoro und Virunga -Blick
Es ist 11.00 Uhr als wir Kisoro verlassen. Um die verlorene Zeit aufzuholen, schleicht Willi die Teerstraße entlang. Wie langsam, wissen wir ohne Tacho nicht. Aber eindeutig ist, dass wir niemanden überholen – dafür überholen uns sämtliche auch noch so schrottige PKW, Laster und sogar vollbeladene Mopeds...
Bevor auch noch die Fußgänger an uns vorbei sausen, fragt Christoph: „Willi, why are you driving so slow???“ Nach mehreren Versuchen zu leugnen, gibt er zu, das Auto zu schonen. Denn wir haben den Landi ja schon mehrfach kaputt gemacht (…….) Was jetzt kommt, bedarf keiner näheren Beschreibung. Ob Christoph lauter ist oder ich – keine Ahnung. Das Ergebnis: Willi ist pissed – findet aber das Gaspedal wieder.
Bei der nächsten Baustelle wendet Willi seine bewährte Anti-Staub-Methode an (Fenster auf – Staub Circulation- Staub entweicht). Das (vorhersehbare!) Ergebnis: Den Beat mit dem Car Wash hätte er sich grad in die Haare schmieren können….
Mit unserer täglichen Ration Staub versehen, laufen wir in Mbarara ein. Einer recht großen und turbulenten Stadt. Willi hält an einem Motel. Nee!! Neeeeeee!!!! Oh doch! Willi muss tanken und Mobile Money holen. Das sind Geldüberweisungen übers Mobiltelefon, an kleinen – für europäische Augen völlig unseriös wirkenden – Buden. Offenbar funktioniert das aber ganz gut. Dauert eben nur immer ein bisschen. Wir haben die Wahl im Landi zu sitzen (seit Stunden tun wir eh nichts anderes) oder uns bei einer Coke im stinklangweiligen Motel zu vergnügen. Da die Alternativen „doof“ oder „ätzend“ heißen, wählen wir „doof“ und warten im Motel.
Nach einer knappen Stunde kann‘s weiter gehen. Grrrr…. Wir sind total angefressen! Aber wir wissen auch: who cares??? Um ca 17.00 Uhr erreichen wir - immer noch dampfend – das Lake Mburo Luxury Tended Camp. Wir haben also für eine 4-Stunden Strecke satte 8 Stunden gebraucht!
„Water for 2 people!“
Die Dusche
Dafür ist das Camp sehr geil! Das Haupthaus ist offen und sehr schön eingerichtet. Die Zelte haben einen traumhaften Blick über den Park. Warmes Wasser zum Duschen wird gebracht (klappt wieder super) und es gibt sogar statt Katzenklo eine Wassertoilette. Das Essen ist okay – aber ich will in den nächsten 100 Jahren keine Gurkensuppe mehr sehen (die haben wir fast in jeder Lodge bekommen). Und morgen wollen wir ausruhen! Denken wir. Denn Willi eröffnet uns, dass um 6 Uhr der Morning Walk startet und nachmittags ist Bootsfahren angesagt.
Ich schwör‘s: Nächstes Jahr fahr ich nach Mallorca!!!