15. Juni 2012
Heute geht’s früh los, um in Ishasha, im Südwesten des QENP, die baumkletternden Löwen zu sehen! Betty von der Lodge begleitet uns. Sie war mal Rangerin im Park und scheint sich ganz gut auszukennen. Wir fahren zuerst den Northern Loop. Dieser hat weite Savannen und weniger Bäume, als der Südteil. Und hohes – nein, sehr hohes – Gras. Dagegen war das Gras in den anderen Parks, ein englischer Rasen…
Deshalb sehen wir nur ein paar Antilopenköpfe oder Hörner aus den Halmen rauslugen. Also Köpfe nach oben…
Wir sehen Geier.
Noch mehr Geier…
Wir sehen Affen… (Velvet Monkeys)
noch mehr Affen… (Black & White Colobus)
und Fledermäuse
Dann geht’s in den Nordteil, wo sich die Löwen aufhalten sollen. Wir umrunden gefühlt jeden Baum. Aber wir sehen – nichts. Also weder einen Löwen, noch sein potenzielles Futter. Gar nichts. Baumlandschaft ohne Tiere! Nach 3 Stunden Baumkarussell , geht’s zurück ins Camp.
Als wir uns entstauben wollen, erkennen wir den Nachteil der Dusche(das ist der Vorteil, wenn man eine Lodge mal tagsüber sieht
) Die Überdachung ist aus Plastik und so haben wir mittags Backofen-Temperaturen. Dafür ist die Dusche heiß… Immerhin haben wir einen Frosch im Waschbecken. Außer den Moskitos bleibt der auch das einzige Tier, was wir an diesem Tag noch sehen sollten.
Ntunkwe River Lodge
Mit Garküche für Touris
Rezeption/Restaurant
Der Evening Drive ist so langweilig, dass ich beim Tippen einschlafen würde…
Deutlich interessanter ist dafür der Abend. Wir unterhalten uns lange mit Betty. Sie erzählt uns viel von den Nationalparks und den umliegenden Communities. Bisher wurden wir ins allen Nationalparks darauf hingewiesen, dass 20% der Parkeinnahmen an die umliegenden Dörfer gehen – zu Bau von Schulen, Infrastruktur etc. Eigentlich eine coole Sache.
Betty erzählt nun: die 20% gehen an den District. Dieser verteilt die Gelder wohin auch immer – die Communities sehen in der Regel nichts davon. Da die Parks nicht eingezäunt sind, werden Ziegen gerissen, Felder von Baboons und Elefanten zerstört, so dass zum Teil eine 24h Bewachung des Ackerbaus betrieben werden muss. Gerissenes Vieh wird in der Regel nicht ersetzt (obwohl es dazu offenbar eine Abmachung zwischen Goverment und Communities gibt). Die Begründung lautet wohl, die Bauern wollten auf Staatskosten ihre Herden vergrößern. Die District-Verwaltung (oft meilenweit von den Parks entfernt) wisse nichts von jagenden Löwen…
Daher ist das Verhältnis der umliegenden Dörfer zu den Nationalparks nicht das allerbeste.
Für den Tierschutz wird in Uganda inzwischen einiges getan. Einige Wochen zuvor, wurde ein Krokodil, das am Lake Victoria in einer Woche 4 Menschen verspeist hat, in den Murchinson Falls NP umgesiedelt. Willi spricht den naheliegenden Gedanken aus:“What for? To eat the people at Murchinson Falls?“ Da immer wieder Menschen beim Wasserholen in den Flüssen von Krokodilen angefallen werden, stößt eine solche Aktion bei der Bevölkerung natürlich auf Unverständnis und Ablehnung.
Andererseits wird durch das recht hohe Bevölkerungswachstum in Uganda jeder freie cm des Landes kultiviert. Die Wälder werden abgeholzt, um Ackerbau zu betreiben. Die Parkgrenzen sind nicht klar definiert, so dass die Felder immer näher an die Nationalparks rücken - teilweise sogar in diese hinein. Die Menschen brauchen Platz – die Tiere ebenso. Ein Dilemma, das sicherlich nicht so einfach zu lösen sein wird.