13. Juni 2012
Der Weg vom Queen Elisabeth NP zum Ishasha-Teil beträgt nur 3 Stunden. Wir freuen uns auf eine kurze Fahrt, denn langsam geht uns das Gerüttel (und mir zusätzlich das Eingestaubt-Werden) gehörig auf den Keks.
Auf dem Weg fragt Willi ein entgegenkommendes Auto, wegen der kaputten Brücken und wir erfahren dass die Ishasa-Brücken noch hinüber sind. Das bedeutet einen „kleinen“ Umweg von 3 Stunden.
Blöd nur, dass Willi den Weg nicht kennt. Auch dass er keine Karten lesen kann. Wir fahren also wieder nach afrikanischer Roadmap (durchfragen). Wir passieren einen kleinen Ort, sehen einem Markt und mitten auf der Kreuzung bleibt Willi unschlüssig stehen. Ich denke, er ist unschlüssig. Doch auf einmal merke ich: hier fehlt was. Kein Geruckel – kein Geratter. Der Motor ist aus.
Wirklich blöde Idee hier zu parken!
Und wieso ist der Motor aus? Das macht Willi doch nie? Hinter uns hupt es. Laster, vollbeladen mit Menschen, wollen vorbei. Willi tut nichts. Es hupt wieder. Leute schauen in den Landi – wir schauen ratlos aus dem Landi. Willi? W I L L I! „Something wrong“ ist endlich die Antwort. Ich steige aus. Da erwacht unser Driver aus seiner Schockstarre! Flüchtiger Muzungu? Nein, er schreit die umherlaufenden Leute an, sie sollen schieben. Recht schnell sammelt sich eine Traube und wir schieben den Landi an die Seite. Immerhin hört die Huperei jetzt auf…
Als der Landi nun an der Seite steht, diskutieren Willi und die Leute wild miteinander. Diejenigen, die nicht diskutieren starren auf die zwei Muzungus. Offenbar sind wir hier recht abgelegen von allen Touri Durchfahrtsstraßen, so dass wir schnell zur Attraktion werden. Endlich kommt einer auf die Idee, die Motorhaube zu öffnen. Unsre Hoffnung schwindet, als nun alle ratlos in den Motor schaun und weiterdiskutieren…
Während die Fachwelt debattiert, schau ich mich ein bisschen um. Offenbar ist das hier der Transport-Umschlagplatz für Menschen. Ständig kommen Autos oder LKW vollbeladen an, einige steigen aus, einige steigen zu, andere warten. Eine Frau auf einer Ladefläche kuckt ständig interessiert zu mir rüber. Nach ein paar Minuten geh ich hin und unterhalte mich mit meiner „Freundin“. Sie bittet mich um eine Zigarette – kaum hat sie die Bitte ausgesprochen, fragt mich ein Junge von ca. 14 Jahren ob ich auch für ihn eine hätte. Das geht gar nicht!
Ich versuche Ihm zu erklären, dass er eindeutig zu jung fürs Rauchen sei. Auch meine „Freundin“ ist recht betreten und erklärt mir beschämt, sie habe Hunger und Rauchen würde helfen… Das geht erst gar nicht! Ich springe zum Landi (sie sind immer noch am Diskutieren) hole unsere letzte Packung Kekse raus und geb sie meiner „Freundin“. Alle schaun auf die Kekse… Also ab in den Laden, mit dem Finger auf alles Keks-Ähnliche gezeigt, gekauft und auf der Ladefläche verteilt. Irgendwann fährt das Auto los, wir werden mit viel Winken und besten Wünschen verabschiedet.
Aber wir bleiben nicht lang allein. Einer der anderen Wartenden hat einen kleinen Fotoapparat dabei und fotografiert uns. Ein anderer spricht mich an und fragt, ob ich nicht bei ihm bleiben will… Christoph schaut recht interessiert und bevor sich mein liebender Ehemann überlegen kann, wie viele Ziegen er wohl für (s)eine Zicke kriegen kann – schiebe ich ihn in den gegenüberliegenden Bottlestore.
Wir erstehen zwei Coke. Das ging leicht. Schwierig wird die Verhandlung um den Öffner. Eigentlich ja nur um die Nutzung desselben. Der Besitzer will den Öffner nicht aus der Hand geben – offenbar traut er uns (Weißen) nicht.
Nach erfolgreicher Flaschenöffner-Verhandlung setzten wir uns auf die Stufen des Bottlestores in den Schatten. Offenbar haben wir uns als vertrauenswürdig erwiesen, denn der Besitzer bringt uns zwei Plastikstühle und macht eine einladende Geste. Versorgt mit Schatten und Getränk, schauen wir dem Treiben in dem Dorf zu.
Was nun mit dem Auto ist wissen wir noch nicht. Willi ist auskunftsfreudig wie immer „something wrong“. Das wissen wir schon!
Aber zum Glück funktioniert die Gerüchteküche. Der Bottlestorebesitzer weiß von einem Kunden dass die Kupplung hinüber ist, von einem anderen, dass ein Ersatzteil besorgt werden muss und er weiß sogar, dass irgendwer auf einem Moped irgendwohin gefahren ist, um das Ersatzteil zu besorgen. Anscheinend gab es irgendwo das Ersatzteil aber nicht. Dann ist irgendwem anderes eingefallen, man könne aus irgendeinem Auto das entsprechende Teil ausbauen und in dem Landi einbauen.
Kompliziert? Fanden wir auch – die Message ist: es geht was. Ob’s klappt weiß keiner.
Nach zwei Stunden Warten meint der Bottlestore-Besitzer, wir könnten auch bei Ihm schlafen, wenn es heute nicht mehr weiterginge. Wir denken erleichtert an unsere Innenschlafsäcke und Decken – und sind bereit – im Notfall – auf das Angebot zurückkommen.
Irgendwann wird uns langweilig und wir erkunden unser neues Urlaubsdomizil Bwambara (in der Hoffnung, dass es doch noch weitergehen möge). Die Leute hier sind überaus freundlich. Sie erklären uns was sie grade machen (Kaffebohnen trocknen, Petroleum verkaufen, Bohnen wiegen), und halten uns wahrscheinlich für die letzten Hinterwäldler, weil wir ganz offensichtlich die banalsten Dinge nicht kennen.
Petroleum für Lampen – Mann haben wir lange gerätselt was da wohl verkauft wird…
Kaffee!
Auf dem Markt gehen wir ein bisschen Shoppen (Flipflops umgerechnet 1 Euro und zwei gegrillte Bananen für insgesamt 8 Cent). Eine ganze Zeit werden lang werden wir von Kindern neugierig verfolgt.
Tatsächlich kommt uns irgendwann Willi mit seiner gewohnt spaßfreien Art entgegen und verkündet, dass es weitergeht. Zwei der Kinder begleiten uns noch bis zum Landi und schauen uns mit großen Augen an. Kekse hab ich keine mehr, aber die zwei gegrillten Bananen…. Wir werden schon nicht verhungern. Good-Bye Bwambara und danke für die Gastfreundschaft!!!
Nach einer halben Ewigkeit und einigem Durchfragen erreichen wir die Ntumkwe River Lodge in Ishasha. Es wird langsam dunkel. Aber aufs Thema „Lodge im Dunkeln“ sind wir ja schon spezialisiert.
Hungrig, verschwitzt, verstaubt und zerstochen wollen wir uns unter die Dusche werfen, die entpuppt sich aber als schwaches Rinnsal. Doch die braune Brühe am Beckenboden zeugt davon, dass immerhin ein Teil von Ugandas Straßen hier bleibt. Das Abendessen ist ziemlich gut – allerdings sind wir auch ziemlich hungrig, so dass es uns eventuell ein bisschen an Objektivität mangelt….