8.Tag (Sa. 31.12.2016)
Selous Game Reserve
83km
An diesem Morgen sind wir richtig früh losgefahren, um zeitig mit dem Gamedrive beginnen zu können, nur um dann am Gate ausgebremst zu werden.
Man hat ein neues Bezahlsystem eingeführt, von dem ich trotz intensiver Vorbereitung auf die Reise noch nicht einmal eine Andeutung gehört hatte. Der Eintritt muss vorher auf einer Bank eingezahlt werden und am Gate muss dann nur noch der Überweisungsbeleg als Legitimation vorgelegt werden. Der Zug ist für uns natürlich abgefahren, denn die nächsten Banken befinden sich in Dar es Salam und werden aufgrund der Feiertage auch frühestens in 2 Tagen wieder öffnen. Glücklicherweise kennt man in Afrika so etwas wie eine strickte Zurückweisung nicht. Es wird wie immer ein großes Palaver veranstaltet, bei dem das Ziel ist, die Interessen aller Beteiligter zu berücksichtigen - Kathrin mitten drin. So wird viel diskutiert und telefoniert. Nach einer Stunde konnten die Ranger am Gate dann das OK ihrer Vorgesetzten verkünden, dass wir ausnahmsweise in Bar bezahlen dürfen. Bargeld hatten wir ausreichend und so wechselten stolze 800US$ für zwei Tage plus Camping den Besitzer. Das Selous Game Reserve ist einer der teuersten Parks in Tansania.
Endlich konnten wir auf Gamedrive starten. Erstes Ziel ist die vom Rufiji gespeiste Seenlandschaft, die schon kurz hinter dem Gate beginnt. Ein Traum, der ein wenig ans Okavango-Delta erinnert. An Tieren dominieren hier die Hippos. Die Seen quellen schier über vor den Tieren. Auch jeder Menge Krokodile liegen im Uferbereich.
Im und am Wasser finden sich darüber hinaus jede Menge Vögel.
Die Tiere an Land sind wie gehabt sehr scheu. Da hat sich in den letzten 4 Jahren nichts geändert. Hauptursache dürfte dass massive Wildererproblem sein. Es dominieren ganz klar die Giraffen. So viele von Ihnen trifft man sonst nirgends und Kathrin ist glücklich überall Ihre Lieblingstiere zu entdecken. Leider ergreifen sie sofort die Flucht, wenn man sich ihnen nähert.
Diese Giraffen konnten wir nur deshalb so nah fotografieren, weil sie zwischen Büschen, See und unserm Auto eingekeilt waren und keinen Fluchtweg mehr hatten.
Die Wilderei auf Elefanten soll im Selous GR besonders heftig sein. Wir sahen den ganzen Tag nur einen einzigen Elefanten aus der Ferne. Vor 4 Jahren haben wir noch zahlreiche große Herden beobachten können.
Gegen Mittag steuern wir die Campsite am Lake Tagalala an. Die Navigation im Park ist trotz T4A auf dem Navi nicht einfach, da es keine Landkarten vom Park gibt und auf T4A längst nicht alle Pisten erfasst sind. Fahrtechnisch waren die Ansprüche unproblematisch, da alles trocken war.
Auf der Campsite hat sich einiges gegenüber vor 4 Jahren verändert. Es wurde eine dritte Lapa errichtet und unter den Lapas stehen jetzt Tische und Bänke. Außerdem wurde ein Waschhaus errichtet. Es gibt im Waschhaus auch Wasser, jedoch war der Wassertank vollkommen veralgt, so dass das Wasser knallgrün war und man es noch nicht einmal zum duschen nutzen konnte. Man ist also weiterhin auf die Mitnahme ausreichender Wasservorräte angewiesen.
Außer uns war niemand auf der Campsite und wir konnten uns die schönste Lapa aussuchen. Durch die Büsche hindurch konnten wir den Lake Tagalala sehen, auf dessen Hochufer die Campsite liegt. Da wir ohne Frühstück gestartet sind, haben wir alle ordentlich Hunger. Danach ist Siesta angesagt. Bei der enormen Hitze sind wir dankbar für diesen schönen schattigen Platz.
Unser Gamedrive am Nachmittag führt uns an die Ufer des Lake Tagalala und zu den kleinen weiter südlich gelegenen Seen. Großwild sehen wir in dieser Region so gut wie gar nicht. Nur direkt an den Ufern ist etwas los.
Achtet mal darauf, was hier vor den Krokodilen im Wasser liegt. Ist mir auch erst auf dem Foto aufgefallen.
Zwischendurch machen wir einen Abstecher zu den westlich des Lake Tagalala gelegenen Hotsprings. Vom Parkplatz läuft man noch 100m durch dichten Busch und steht dann vor dieser kleinen grünen Oase inmitten der ansonsten verdorrten Landschaft. Während Hans & Hedda die Gelegenheit zum baden nutzen, können Kathrin und ich uns nicht dazu überwinden, bei den hohen Temperaturen ins heiße Wasser zu steigen.
Vogelliebhaber kommen im Selous Game Reserve wahrscheinlich eher auf Ihre Kosten, als andere Besucher, da die Vögel hier nicht scheuer sind als anderswo. So bin auch ich auf dem Gamedrive hauptsächlich beschäftigt Vögel zu fotografieren, auch wenn ich da mit den Profis hier im Forum nicht mithalten kann.
Zum Sundowner fahren wir ans Seeufer direkt unterhalb der Campsite, wo wir zusammen mit vielen lautstarken Hippos den Tag beenden. Leider müssen wir mit lauwarmen Bier anstoßen, da der Kühlschrank seine Arbeit inzwischen vollständig eingestellt hat.
Aufgrund des defekten Kühlschranks steht auch noch einiges an unangenehmen Arbeiten an, bevor ich mit der Zubereitung des Abendessens beginnen kann. Unsere gesamte Butter ist geschmolzen. Bevor sie sich vollständig im Kühlschrank verteilt, kann ich einen Großteil retten und in eine Frühstücksbox umfüllen. Eine ganz schön schmierige Angelegenheit.
Zum Abendessen mache ich dann einen Schweizer Wurstsalat. Eigentlich ganz lecker, aber mit kalten Zutaten aus dem Kühlschrank wäre es sicher noch viel leckerer gewesen.
Nach den Abendessen können wir immer wieder ein Genet beobachten, wie es um unsere Campsite schleicht. Zwischen unseren Füßen wuseln immer wieder große Tausendfüßler und kleine Walzenspinnen umher, so dass man gut aufpassen muss, wohin man tritt.
Schon lange vor Mitternacht liegen wir alle im Zelt. Sylvester findet dieses Jahr ohne uns statt.
Vom in allen Reiseführern genannten obligatorischen Ranger, den man als Askari für die Campsite braucht, war vor Ort nie die Rede. Wir waren auch die Nacht über ganz allein auf der Campsite.