THEMA: Leoparden hautnah (Tansania 2016/2017)
15 Feb 2017 15:12 #464215
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3.Tag (Montag 26.02.2016)
Mambo
20km Mountainbike & 5km zu Fuß

Bereits 2h vor Sonnenaufgang nervt der Muezzin. Am schlimmsten ist, dass er es nicht bei einem kurzen „Allahu akbar“ belässt, sondern über eine viertel Stunde ins Mikro brüllt.

Nach einem leckeren Frühstück begann einer der anstrengendsten Tage seit langen. Wie anstrengend, war mir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht klar. Schon im Vorfeld unserer Reise haben wir für heute eine halbtägige Montainbike-Tour und anschließend eine halbtägige Wanderung gebucht.

Bei der Topografie der Landschaft war von vornherein klar, dass die Mountainbike-Tour kein Zuckerschlecken wird. Es geht gleich von der Lodge steil hinunter ins Dorf und man hat danach die ganze Zeit im Hinterkopf, dass man sich hier ganz am Ende der Tour wieder hochkämpfen muss.



Im Hintergrund sieht man ganz oben auf den Hügel die Lodge.

Mit Gijs haben wir einen tollen Guide. Der Niederländer betreut viele Projekte der Lodge und hat vor allem zu den Kindern einen sehr guten Draht. So wundert es uns nicht, dass er auch hinter dem Projekt des Kinderzirkus steht. Nachdem wir das Dorf durchquert haben, fahren wir lange durch ein sehr fruchtbares Hochtal. Wir kommen gut voran, denn es geht die ganze Zeit leicht bergab.





Bald kommen wir zu einem Aussichtspunkt. Von hier kann man einen weiten Blick in die Ebene unter uns, aber auch auf die bewirtschafteten Hänge werfen. Hier wird jeder Fleck genutzt. Selbst an steilsten Hängen wird Gemüse gepflanzt. Terassenfeldbau ist dabei unbekannt.




Überall stehen kleine Gehöfte verteilt und es wimmelt nur so von Kindern, die uns zuwinken und laut „Muzungu“ schreien. Die Hälfte der Bevölkerung Tansanias ist unter 12 Jahren. Was diese Bevölkerungsentwicklung für die Zukunft des Landes bedeutet, mag man sich gar nicht ausmahlen. Es ist meiner Meinung nach eine der größten Zukunftsrisiken des Landes.

Nach dem Aussichtspunkt geht es dann erstmals bergauf, gleich so steil, dass ich teilweise Probleme habe dass Vorderrad am Boden zu halten und zum Schluss wie alle anderen das Rad schiebe.



Meine Kondition ist nicht die Beste. Es ist schon über 10Jahre her, dass ich das letzte Mal auf dem Fahrrad gesessen habe und ich bin ordentlich am schnaufen. Viel schlimmer ist aber mein Hinterteil. Auf dem schmalen Sportsattel kann ich schon nach zwei Dritteln der Tour nicht mehr sitzen und muss von da an entweder im stehen fahren oder schieben. Kathrin hat ganz andere Probleme. Da sie auch zu Hause regelmäßig Mountainbike fährt, hat sie konditionell keinerlei Probleme. Dafür verschaltet Sie sich an einer besonders steilen Stelle mit der ungewohnten Gangschaltung, erwischt einen zu hohen Gang und fällt stumpf um, wobei sie sich heftig das Knie aufschürft. Da heißt es für den Rest des Tages Zähne zusammenbeißen.

Den steilen Schlussanstieg zur Lodge versuche ich erst gar nicht zu fahren, sondern entscheide mich von Beginn an fürs schieben. Abschließend muss ich aber betonen, dass die Räder absolut top waren. An denen war nichts auszusetzen. Die persönlichen Unzulänglichkeiten ließen sich leider nicht auf das Material abwälzen.

Zurück auf der Lodge sind erst einmal 2 Stunden Pause angesagt, bevor die Wanderung losgeht. Ich hadere stark mit mir, die Wanderung ausfallen zu lassen, kann mich letztendlich aber doch aufraffen mitzugehen.

Das wichtigste elektronische Gerät auf Reisen ist für mich mein E-Reader. Entsprechend groß war mein Entsetzen, als er keinen Mucks von sich gab, als ich in der Pause ein wenig lesen wollte. Ich hatte den E-Reader im Auto hinter der Windschutzscheibe liegen lassen und ich vermute, dass er sich dadurch überhitzt hatte. Ich konnte ihn zunächst nicht in der Hand halten, so heiß war das Gerät. Erst als er sich abgekühlt hatte und nach vielen Resets konnte ich ihn wieder zum Leben erwecken. Der Urlaub war gerettet.

Wir werden wieder von Gijs begleitet, der aber noch 3 Jungs aus dem Dorf angeheuert hat, die jetzt in den Ferien Zeit haben, sich gut auskennen und die Tätigkeit als Guide erlernen wollen. Gijs kümmert sich darum, ihnen näher zu bringen, worauf es Touristen bei einem guten Guide ankommt.

Von der Strecke her ist die Wanderung nicht weit, aber es geht zunächst 500 Höhenmeter runter und die wollen später auch wieder bergauf bewältigt werden.




Ziel der Wanderung ist ein großer Felsüberhang auf halber Höhe zwischen der Ebene und den Bergen. Hier gibt es auch einige Kultstätten, die aber für fremde tabu sind. Auch wenn die Bewohner alle Christen oder Moslems sind, haben die alten Kulte trotzdem überdauert.



Sind wir bergab noch den Haupt-Fußweg von Mambo in die Ebene gegangen, so geht es jetzt fast weglos und sehr steil wieder bergauf. In einem kleinen Hain scheuchen wir dabei eine Eule auf, die leider gleich davon fliegt.




Ich schnaufe mal wieder wie eine Dampflock wogegen Kathrin mit Ihrer super Kondition keinerlei Problem hat. Für irgendetwas muss Ihr tägliches Joggen ja gut sein. Dafür kämpft sie mit dem weglosen Gelände, was mir überhaupt nichts ausmacht. So hat jeder seine Stärken und Schwächen, wodurch wir unterm Strich gleichermaßen gut bzw. schlecht vorankommen.

Auf dem letzten Stück der Wanderung nutzen die Jungs noch die Gelegenheit und schneiden nebenbei Grünfutter für die Haustiere, die hier jeder besitzt. Nach getaner Arbeit machen sie es sich dann auf der Dorfwiese gemütlich




Ich bin völlig fertig und froh, dass ich mich die nächsten Tage kaum bewegen muss.

Nach dem wieder sehr leckeren Abendessen konnten wir noch einem sehr interessanten Vortrag von Herman beiwohnen. Er referierte sehr kurzweilig und informativ über die aktuelle Situation in Tansania, die Arbeit der NGO’s im Land und die Projekte der Lodge. Dabei zeigte sich, dass aufgrund des neuen Präsidenten eine positive Aufbruchsstimmung im Land herrscht, gleichzeitig aber ein Berg von Problemen zu bewältigen ist. Auf den Vortrag folgten interessante Gespräche für den Rest des Abends.
Letzte Änderung: 15 Feb 2017 15:32 von Topobär.
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15 Feb 2017 16:46 #464229
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Hoi Thomas!

Kaum aus Kenya zurück hau ich mich natürlich auch noch ins Auto rein (Bike lass ich mal weg... ;) ) und reise mit zu den Leo's!
Es darf weitergehen...hü!!! ;) :evil: :laugh:
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21 Feb 2017 15:48 #465071
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4.Tag (Di. 27.02.2017)
Mambo – Ushongo Beach
242km


Wir verlassen Mambo, um über Lushoto die Usambara Mountains zu verlassen. Vorher gibt es aber noch ein Abschiedsfoto. Das macht Herman von allen seinen Gästen.

Die Strecke nach Lushoto ist etwas besser als vor 4 Jahren. Die sehr abenteuerlichen Holzbrücken wurden durch solide Betonkonstruktionen ersetzt. Ab Lushoto geht es dann über Asphalt aus den Bergen hinaus in die heiße Ebene. Der Klimaunterschied ist schon heftig.

Auf einer großen Raststätte machen wir Pause. Die unterscheidet sich nicht großartig von den Raststätten in Europa. Hier findet mach auch nur die wohlhabenden Reisenden. Matatus sucht man vergebens. Dafür halten hier die großen Überlandbusse. Einer hubt als ich direkt daneben stehe; :evil: solch eine laute Hupe habe ich noch nie gehört. Das ist schon Körperverletzung und wäre in dieser Lautstärke in Europa sicher nicht erlaubt.

Überall blühen die Flammenbäume. Leuchtende Farbtupfer in einer ansonsten ausgedörrten Landschaft.



Die Fähre über den Pangani River will gerade ablegen, wartet dann aber noch, bis auch wir an Bord sind.




Ich muss feststellen, dass die Arretierung des Scheibenwischers sehr schwach ist. Bei Wellblech, oder Speed-Riffeln schaltet er sich häufig von selbst an. Je nach Situation kann das mehr als nur nervig sein.

Gegen 15:00Uhr erreichen wir das Beach Crab Resort, für mich der Inbegriff eines Südseeparadieses.




Den Campingbereich haben wir komplett für uns allein, so dass wir uns die schönsten Plätze aussuchen können. Im Schatten unter Bäumen, mit Blick auf dass nur wenige Meter entfernte Meer.




Es gibt ein neues Waschhaus und das Leitungswasser ist nicht mehr so salzig, da ein neues Bohrloch weiter im Landesinneren in Betrieb genommen wurde.

Schnell baue ich das Zelt auf und springe dann gleich ins Meer. Das Wasser selbst stellt keinerlei Abkühlung dar. Die stellt sich erst beim Verlassen des Wassers durch die Verdunstungskühle ein.

Danach mache ich noch einen kleinen Strandspaziergang. Ein bisschen Bewegung tut gerade an den langen Fahrtagen besonders gut.




Ich nehme mir dabei auch die Zeit, auf Fotopirsch nach den scheuen namensgebenden Strandkrabben zu gehen. Sowie man nur in ihre nähe kommt verschwinden sie in Ihren Löchern. Ich lege mich direkt neben ein Loch, in dem eine der flüchtenden Krabben verschwunden ist und dann heißt es Geduld zu haben. Ich werde aber belohnt und bekomme die Krabbe formatfüllend vor die Linse



Da ich bei dem Spaziergang auch an der Bar vorbei komme, gönne ich mir erst einmal ein Kaltgetränk. Damit kann unser Kühlschrank nämlich nicht dienen, was bei den hier herrschenden Temperaturen ziemlich ärgerlich ist.

Zum Abendessen gehen wir ins Restaurant. Es gibt ein sehr leckeres Fisch-Curry. Die Portionen sind so großzügig, dass hinterher noch nicht einmal mehr ein Absacker reinpasst. Trotzdem sitzen wir noch lange vorm Zelt. Jetzt sich die Temperaturen angenehm, denn es weht eine leichte Brise vom Meer.
Letzte Änderung: 21 Feb 2017 16:05 von Topobär.
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21 Feb 2017 15:51 #465073
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Hoi Topo
Topobär schrieb:
in Arbeit
:blink: Fängst Du jetzt auch noch damit an mich mit 'in Arbeit' zu begrüssen? :S :pinch: :angry:
Mach mal vorwärts! ;) :P B)
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21 Feb 2017 16:09 #465075
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Was heißt hier, "fängst Du jetzt auch an"? Ich mache das schon solange ich Reiseberichte schreibe. Die Leser sollen je einen schönen und fertigen Bericht lesen. Vom ersten Hochladen, dem Einfügen aller Fotos und dem Korrekturlesen dauert es dann immer noch ein wenig.

Übe Dich in Geduld und denk immer dran: Vorfreude ist die schönste Freude. ;)
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21 Feb 2017 18:54 #465096
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Topobär schrieb:
Übe Dich in Geduld und denk immer dran: Vorfreude ist die schönste Freude. ;)
Du verlangst viel von einem alten Mann! ;)
Der Titel heisst immerhin 'Leoparden hautnah (Tansania 2016/2017)'....da grenzt Deine Forderung schon an Folter!!! ;) B) :laugh:
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