24.Tag (Mo. 16.01.2017)
Serengeti National Park (Seronera Area)
93km
Für unsere Zeit in der Seronera Area haben wir uns zwei Ziele gesetzt. Zum einen wollen wir die großen Herden der Migration finden und zum anderen geht es auf die Pirsch nach Leoparden.
Die Migration verläuft im Moment nicht nach Plan. Eigentlich sollten die großen Herden jetzt schon im Gebiet rund um den Lake Ndutu sein. Dort ist allerdings noch nicht genug Regen gefallen und das Gras spriest noch nicht. Vielmehr kommt es in der gesamten südlichen Serengeti zu vereinzelten Regenschauern. Die Tiere sind verwirrt und ziehen kreuz und quer durch die südliche Serengeti auf der Suche nach Nahrung.
Bei Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg.
Heute ist unser Plan, die östlichen Bereiche der Seronera Area zu erkunden, d.h. die Gebiete am Seronera River, Wadamu River und den Massai Kopjes. Kaum verlassen wir die buschigen Regionen des zentralen Seronera Valley, sehen wir Massen an Gnus und Zebras über die weiten Ebenen verteilt. Die Tiere ziehen nicht in großen Gruppen, sondern sind mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt.
Wir umrunden die Massai Kopjes, aber hier sind nur wenige Tiere zu sehen. Dafür sind die Kopjes immer wieder ein herrlicher Blickfang in den flachen Grasebenen.
Wir hatten heute schon mehrfach Hyänen gesehen, aber die waren alle sehr scheu. Bei den Kopjes können wir dann eine junge Hyäne lange dabei beobachten, wie sie einen alten Gnubalg gegen aufdringliche Geier verteidigt. Das Teil ist nur noch das reine Leder und mit Sicherheit ohne jeden Nährwert. Es sieht mehr so aus, als würde die Hyäne um ihre Schmusedecke kämpfen.
So, der erste Teil unserer To Do Liste ist abgehakt. Jetzt wollen wir einen Leoparden suchen. Das ist nirgends so einfach, wie hier in der zentralen Serengeti. Zum einen hat es hier eine sehr starke Leopardenpopulation und zum anderen sind sie nirgends so einfach zu spotten wie hier. Durch die ebenfalls sehr starke Löwenpopulation in dem Gebiet ruhen die Leoparden hier fast ausschließlich auf Bäumen und wie alle Katzen ruhen Leoparden viel. Glücklicherweise gibt es in den großen Plains nicht sehr viele Bäume. Also heißt es die Bäume zu scannen. Bei den Baumkronen herrschen horizontale Linien vor, weshalb wir explizit auf vertikale Linien achten, denn dabei hat man gute Chancen, dass es sich um einen Leopardenschwanz handelt. Unsere Taktik funktioniert auch diesmal wieder sehr gut und wir werden noch vor der Mittagspause fündig. Ein sehr hübsches Tier liegt sehr fotogen auf den dicken Ästen. Ein Fahrweg führt direkt unter dem Baum hindurch, so dass sich sehr gute Fotopositionen finden lassen.
Hier kann man gut erkennen, worauf man beim scannen der Bäume achten muss.
Der Leopard selbst ist extrem cool, und ignoriert uns die erste halbe Stunde komplett.
Dann wird er langsam wach – sehr langsam.
Allerdings hält das nicht lange vor. Er schaut ein wenig in die Runde und schläft dann weiter. Die schöne Katze sieht so flauschig aus, dass ich am liebsten auf den Baum klettern würde, um ihn zu streicheln.
Inzwischen haben wir ordentlich Hunger. Es wird Zeit für die Mittagspause. In der Nähe der Massai Kopjes hatten wir eine geeignete Baumgruppe gesehen, die wir jetzt ansteuern, um in ihrem Schatten die Mittagszeit zu verbringen.
Je heißer es wird, umso mehr Fliegen kommen auf. Zum Glück keine TseTses, aber auch wenn sie nicht stechen, sind sie doch ziemlich nervig.
So sind wir froh weiterzufahren und die Fliegen hinter uns zu lassen.
An einer Furt des Seronera Rivers treffen wir auf eine sehr große Herde Gnus und Zebras, die hier ihren Durst stillen. Ich habe immer den Eindruck, je mehr der Tiere auf einem Fleck sind, umso panischer verhalten sie sich. Einzelne Gnus und Zebras machen dagegen immer einen recht entspannten Eindruck.
Jetzt am Nachmittag bilden sich rasend schnell Gewitterwolken und wir können ringsum viele kräftige Schauer beobachten. Ein Gewittersturm schiebt eine große Staubwolke vor sich her. Den kräftigsten Schauern entgehen wir, müssen aber trotzdem auf den vom Regen aufgeweichten Pisten fahren. Natürlich hatte ich noch in Erinnerung, dass es bei Regen in der Serengeti sehr glatt wird. Wie extrem glatt der nasse Black Cotton Soil wird hatte ich aber doch verdrängt. Nach Eisregen auf deutschen Straßen fährt es sich einfacher.
Am Nachmittag sehen wir auch zweimal Löwen. Bei ersten Mal sind es zwei Löwinnen auf der Wanderschaft. Wir fahren für längere Zeit in größerem Abstand hinter ihnen her. Bei Durchqueren eines Bachbettes springt plötzlich direkt vor der Nase einer der Löwinnen ein Rietbock aus dem Schilf. Er hatte sich dort versteckt gehalten bis die erste Löwin fast über ihn gestolpert ist. Die Löwinnen sind viel zu überrascht, um dem Rietbock nachzustellen und so kommt dieser ungeschoren davon.
Nach dem Regen finden für noch einen prächtigen Löwen mit seinen beiden Frauen. Nasse Katzen machen immer einen etwas kläglichen Eindruck. Das ist auch bei diesen Dreien der Fall.
Als wir kurz vor Sonnenuntergang zurück auf unsere Campsite kommen, reißt der Himmel schon wieder in weiten Teilen auf und wir erleben wieder vorm Zelt sitzend einen tollen Sundowner.