Nabuyole (Webuye) Falls
Da man nicht den ganzen Tag Familie besuchen kann, machen wir Ausflüge in die Umgebung. Die Nabuyole Falls liegen ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums in einer nur spärlich bewachsenen, felsigen Gegend. Ein Bodaboda bringt uns über eine ungeteerte Holperpiste bis in die Nähe der Wasserfälle. Vor allem während regenreicheren Jahreszeiten brodeln und schäumen die Gewässer des Nzoia Flusses über mehrere Stufen durch ein felsiges Flussbett hinab. Heute haben sie verhältnismäßig wenig Wasser, ist wohl gerade Trockenzeit.
Nabuyole Falls – Webuye
Zurück gehen wir zu Fuß. An den Rändern der Staubstraße sitzen kleine Gruppen Frauen und Kinder. Sie sind mit dem Zerkleinern von Steinen und Felsbrocken beschäftigt. Ihre Gesichter und Hände sind mit weißem Staub bedeckt, was ihnen ein gespenstisches Aussehn verleiht. Die Kinder winken und rufen „Mzunguuu“, während die Frauen mit ausdrucksloser Mine hinter uns her starren.
Plötzlich taucht im Dunst die Silhouette der einstigen Pan Paper Mills Fabrik auf. Angeblich soll dort bald wieder etwas produziert werden, von außen sieht sie jedenfalls wie ein gigantischer Schrotthaufen aus.
Webuye - Pan African Paper Mills
The Swinging Bridge (Mvunje)
Ebenfalls einen Besuch wert ist die Swinging Bridge oder Mvunje über den Nzoia-Fluß. Sie ist in Privatbesitz und wer sie überqueren möchte, muss 10 Shilling bezahlen. Man braucht etwas Gleichgewichtsgefühl und gute Nerven um die Brücke zu überqueren. Die Querhölzer sind trocken und knacken bei jedem Schritt.
The Swinging Bridge oder Mvunje über den Nzoia-Fluß - Webuye
Swinging Bridge
Kakamega-Regenwald (Kakamega Forest National Reserve)
Das Naturschutzgebiet Kakamega Forest liegt rund 40 km südlich von Webuye. Es ist der traurige Überrest eines einst breiten Regenwaldgürtels, der Zentralafrika von Westen nach Osten durchzog.
Aus Wikipedia:
„Um 1900 war der Wald noch 240.000 ha groß, davon sind heute nur noch 23.000 ha, also weniger als ein Zehntel, übrig. Ursachen sind menschliche Aktivitäten wie Gewinnung von Feuerholz und Weideflächen, Kultivierung des Bodens, radikale Abholzung oder die exzessive Sammlung von Medizinalpflanzen. 1985 wurden etwa 4400 ha im nördlichen Teil des Waldes als Naturschutzgebiet ausgewiesen.“
Trotz Schutzmaßnahmen und Verbote schrumpft der Wald weiter, wird aufgrund von illegalem Holzeinschlag jedes Jahr ein Stück kleiner. Trotzdem soll sich ein Besuch lohnen, beherbergt er doch eine einzigartige Vielfalt von seltenen Pflanzen, Tieren, Reptilien und Vögeln. Es soll auch die Schlangenreichste Gegend Kenias sein.
Am dritten Tag unseres Webuye-Aufenthaltes quetschen wir uns in ein Matatu nach Kakamega Ort. Die Straße ist zunächst gut ausgebaut, erst ca. 10 km vor Kakamega wird sie richtig schlecht. Erdstraße, Baustellen, Umleitungen. In Kakamega Ort erfahren wir, dass der Parkeingang nördlich liegt, wir sind also schon daran vorbeigefahren. Es gibt zwar noch einen Eingang im mittleren Teil des Forest, aber die Leute meinen, es sei besser das Gate im Norden zu nehmen. Ein Taxi bringt uns die 10 km wieder zurück.
Der Eintritt kostet für mich (Non-Resident) 25 USD, für meine Frau (EA Citizen) 350 KSh und wenn man will, kann man sich einen Guide nehmen, was nochmal ca. 1200 KSh kostet.
Non-Residents werden kräftig geschröpft – nun ja, wenn’s dem Erhalt des letzten Stückchen Regenwaldes dient, will ich nicht meckern.
Wir nehmen einen Guide. Er führt uns auf einem leicht gangbaren Wanderweg durch den Wald. Eindrucksvoll sind die gigantischen Brettwurzelbäume und die von meterhohen Wurzeln eingewickelte Ficusbäume. Der Guide erzählt ein bisschen über die Pflanzen und ihre Bedeutung als traditionelle Heilmittel gegen Schlangenbisse und sogar Krebs. Schmetterlinge tanzen über den Waldweg, gelegentlich turnen Affen in den Baumwipfeln. Ein paar bissige Ameisen greifen mich an, als ich sie fotografieren möchte. Nach etwa drei Stunden endet unsere Tour beim Isiukhu Wasserfall. Ein schattiges Plätzchen am gleichnamigen Fluß, perfekt um sich von den Wander-Strapazen zu erholen.
Für Botaniker soll der Wald ein Traum sein, für uns war es eine interessante Wanderung durch einen noch weitgehend erhaltenen Primärdschungel. Außer ein paar Affen in den Baumgipfeln und den bissigen Ameisen sind uns allerdings keine Tiere begegnet, nicht einmal eine Schlange, und dies im schlangenreichsten Wald Kenias. Trotzdem hat sich der Besuch gelohnt.
Brettwurzelbäume
Manche Bäume sollen mehrere 100 Jahre alt sein
Isiukhu Wasserfall
Kleine Siedlung am Rande des Kakamega Forest
Als wir wieder an der Landstraße unweit des Gates stehen ist es später Nachmittag. Die Sonne steht schon recht tief und ich hoffe, dass wir bevor es dunkel wird, ein Matatu zurück nach Webuye erwischen. Am Straßenrand stehen einige Leute, die ebenfalls eine Mitfahrgelegenheit suchen. Die meisten Matatus sind schon total voll, wenn sie vorbeifahren und halten erst gar nicht an. Hält doch mal eines, springen aus allen Richtungen Leute herbei, um einen Platz zu bekommen. Wir tun das dann auch und schaffen es nach dem dritten oder vierten Versuch in ein Matatu reinzukommen. Es ist schon voll bis zum Anschlag, aber in Afrika geht immer noch ein bisschen voller. Alle rutschen etwas zusammen und ich quetsche mich auf ein halbes Holzbrettchen, welches in den Raum zwischen den Sitzreihen geklemmt wird. Dass ich überhaupt sitze ist Glück, denn etliche Fahrgäste kauern im Bereich der halboffenen Schiebetüre. Zeitweise zähle ich über zwanzig Personen plus zwei Babys im Matatu. Meine Frau sehe ich nicht mehr, erst kurz vor Webuye taucht sie, leicht zerknittert, aus dem hinteren Fahrzeugbereich wieder auf.
Letzter Tag in Webuye
Wie jeden Morgen kommen wir zum Frühstück ins Haus meiner Schwiegermutter. Es ist unser letzter Tag in Webuye, morgen werden wir nach Nairobi zurückfahren und von dort den Bus Richtung Kigali/Ruanda nehmen.
Ich bin fast mit dem Frühstück fertig, als Schwiegermutter erzählt, dass heute Morgen ein Dieb in Webuye erwischt worden war. Er konnte zunächst fliehen, wurde von Leuten verfolgt, die ihn schließlich am Eldoret-Malaba Highway stellten, ganz in der Nähe ihres Hauses. Bei dem was sie dann erzählt bleibt mir der letzte Bissen des Frühstücks im Halse stecken. Als der Mob den Dieb gefasst hatte, steckten sie ihn in einen Autoreifen und zündeten ihn an.