THEMA: DREI MONATE LANG KREUZ UND QUER DURCH KENIA
07 Mai 2016 18:03 #430437
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  • Mzeekenya am 07 Mai 2016 18:03
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Hoi Elvira,
schön, dass du auch wieder im Forum "auftauchst" und mich sogar lobst... Darauf trinken wir irgend wann ein gutes Glas Wein (oder gar zwei?). Ich fliege am Mittwoch auch wieder nach Kenia, aber nur für 6 Wochen. Anfang Oktober gilts dann ernst. Ich räume meine Wohnung hier und siedle wieder nach Kenia über. Hat ja wirklich keinen Sinn zu warten, bis ich 90 bin. Jetzt kann ich immerhin meinen LandCruiser noch auf einer Teerstrasse geradeaus lenken (und habe eben den Dubelitest mit Bravour bestanden). Für Nicht-Schweizer: Autofahrer über 70 müssen alle zwei Jahre einen medizinischen Test über sich ergehen lassen, auf einem Bein hüpfen, einer geraden Linie entlang gehen, Zahlen auf einer Tafel lesen können, die Arme hochstrecken und die Hände im Handgelenk drehen (O-Ton Doc "geht's nicht ein bisschen schneller?" O-Ton Prüfling "natürlich, aber ich will nicht" - den Test habe ich trotzdem bestanden). Und ein Dubeli ist ein leicht Beschränkter (z.B. der Arzt).
Herzlichen Gruss
WILLI
Letzte Änderung: 07 Jun 2016 11:19 von Mzeekenya.
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07 Mai 2016 18:37 #430439
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Hoi Willi

ich weiss, ich bin ein bisschen abgetaucht. Ich logiere derzeit an Wochentagen in Nairobi, da ich dort an was arbeite und keine Lust habe, jeden Tag 3 - 4 Stunden im Matatu im Verkehrsstau zu sitzen. Mit dem kleinen Laptop, den ich mittrage, ist Forum fast unmoeglich, Facebook uebrigens auch. Zudem plumpse ich abends nur noch todmuede ins Bett.

Wenn Du also durch Nairobi kommst, sag hallo - ich bin im 680 Hotel zu finden. Du darfst den Wein gerne geniessen - ich bleibe bei bewaehrtem Wasser... ;) aber ein Treffen wuerde mich sehr freuen.

Ich verstehe Dich doch, dass es Dich nach Kenia zieht, obwohl die Veraenderungen stark sichtbar sind. Jeder werte sie, wie er moechte.

Viele Gruesse von zuhause
Elvira
Safaris in Ostafrika
Bush Trucker Tours
www.bushtrucker.ch
Elvira Wolfer

Zubucher- und individuelle Safaris
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07 Mai 2016 18:40 #430441
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  • Botswanadreams am 07 Mai 2016 18:40
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Autofahrer über 70 müssen alle zwei Jahre einen medizinischen Test über sich ergehen lassen, auf einem Bein hüpfen, einer geraden Linie entlang gehen, Zahlen auf einer Tafel lesen können, die Arme hochstrecken und die Hände im Handgelenk drehen

Lieber Willi

Da muss man in der Schweiz nicht erst 70 werden. Diese Prozedur durfte ich nun schon zweimal durchlaufen. Ende 2011 um meinen Schweizer Führerschein mit allen vorhandenen Klassen zu bekommen und nun nach fünf Jahren erneut, um sie nicht zu verlieren. Reine Geldschneiderei - 120 Franken oder so pro Auftritt.

Danke für die Fortsetzung Deiner interessanten Erzählungen gespickt mit erstklassigen Bildern - so bekommt man einen tollen Eindruck, was man in dieser abgelegenen Ecke der Welt erwarten darf. Viel zu bieten hat das "www" ja leider nicht.

Über Pater Florian und sein Wirken am Lake Turkana habe ich schon mal eine Doku gesehen, leider finde ich sie auf die Schnelle nicht als Ergänzung.

Freu mich auf die Fortsetzung.

LG
Christa
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"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
Ernest Hemingway
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07 Mai 2016 19:08 #430443
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  • Mzeekenya am 07 Mai 2016 18:03
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Botswanadreams schrieb:
Freu mich auf die Fortsetzung.
Christa

Die Fortsetzung wird sehr kurz und zugleich das Ende dieses RB sein. Ich bin froh - trotz der durchweg guten und lieben Feedbacks.
Irgendwann werde ich dann noch über den Mount Elgon, den Mount Kenya und was sonst noch alles im Archiv schlummert, berichten.
Gruss WILLI
Letzte Änderung: 07 Jun 2016 11:21 von Mzeekenya.
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07 Mai 2016 19:13 #430444
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Hoi Elvira,
danke für die Nachricht.
Wenn ich am Freitag ankomme, geht's gleich in den Busch - raus aus Nairobi.
Möglicherweise gibt's eine Gelegenheit, bevor ich am 2.6. zurück fliege. Aber
sicher ist das nicht. Wohl eher ab Oktober, wenn ich wieder in Kenia wohne.
Natürlich bekomme ich all die negativen Entwicklungen mit. Aber es gibt
Gründe, wieso ich trotzdem wieder im Land leben will.
Schönen Abend und Gruss
WILLI
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08 Mai 2016 01:16 #430459
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Durch die Chalbi nach Marsabit und Isiolo, Schluss-Bericht







Wir blieben drei Tage lang in Illeret und unternahmen kürzere und längere Ausflüge in die Umgebung, blieben einmal im Sand stecken und liessen uns von der Sonne braten und grillen. Die Temperaturen blieben konstant in der Nähe von 40° C. Durch die Nähe zum Turkanasee, der gerade mal einen Steinwurf entfernt war, hatten wir eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, die gerade noch am Rande des Erträglichen war. Wer die Möglichkeit hat, die Jahreszeit für einen Besuch frei auszuwählen, sollte die Monate Juni bis August ins Auge fassen. Drei, vier Grad C tiefere Temperaturen steigern das Wohlbefinden aussergewöhnlich.
Wir hielten uns besonders gern am Ufer des Sees auf, denn hier war immer etwas los. Die Fischer kamen mit frischem Fang, junge Männer sassen Netze flickend im Sand und andere zimmerten an einem neuen Boot.

In diesen Nussschalen aus den Stämmen der Doumpalme wagen sich die Fischer auf den See hinaus - allerdings nur in Zeiten der Windstille.








Simon musste seinen Herdenhund-Instinkt zügeln und beschränkte sich darauf, mir genaue Instruktionen zu geben, wie und was ich zu fotografieren hätte. Einmal, an einem Abend kurz vor Sonnenuntergang, als wir daran waren, vom Bootsbauplatz in das Dorf zurück zu fahren, trampelte er allerdings gewaltig auf meinem von der Hitze leicht angeschlagene Nervenkostüm herum. "Fahr nicht da durch, da liegen Nägel herum", "Fahr nicht dort durch, weil es Tiefsand hat" (natürlich fuhr ich trotzdem "dort durch" und wir blieben prompt im Tiefsand stecken), "dort vorne ist der Weg blockiert - wir müssen einen Umweg fahren, Bapa".
"Dort vorne" stand ein Malerböckchen auf der Strasse... Himmelherrgottsakr... Ich stieg aus, schmiss das Böckchen vom Weg runter und setzte, Simon anfauchend, die Fahrt fort. "Ja", sagte mein Freund in aller Gemütsruhe, "so kann man's auch machen".
Wir fuhren nach Illeret zurück, ich gab Simon Geld für eine XXL-Portion Changaa (alkoholisches Getränk aus Getreide oder Hirse - billig und sehr wirkungsvoll) und wurde durch diese einfache Handlung die Nervensäge los. Als ich schon lange im LandCruiser im Bett lag, hörte ich Simon Massai-Kriegslieder "singend" ins Lager zurück kommen und bald darauf kehrte Ruhe ein.
Am dritten Tag beschlossen wir, nach North Horr zurück zu fahren, eine Nacht dort zu bleiben und anschliessend das 200 km entfernte Marsabit anzusteuern. Auf halber Strecke zog der Wagen plötzlich stark nach links und liess sich kaum noch lenken. Ich vermutete Tiefsand und stieg aus, um die Lage zu checken. Nix Tiefsand. Das rechte Vorderrad zeigt gerade aus, das linke in einem Winkel von etwa 45° in die Wüste hinaus. Bei der Kontrolle des Lenkgestänges stellte ich fest, dass sich der Spurstangenkopf von der Spurstange gelöst hatte und das Vorderrad dadurch "lenkungslos" war. Mit Simons Hilfe - er drängelte sich wie immer vor - konnte ich den Spurstangenkopf so fixieren, dass wir wenigstens die Fahrt fortsetzen konnten, auch wenn die Spur natürlich nicht mehr stimmte.





leicht durchgeschwitzt


Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir, über Kalacha fahrend, die Kleinstadt Marsabit, Hauptort des gleichnamigen Countys. Sie soll rund 30 000 Einwohner zählen und erlebt gerade eine ausserordentliche Bautätigkeit - vermutlich nicht zuletzt, weil seit kurzem die Strasse Isiolo - Marsabit - Moyale asphaltiert ist.
Marsabit town hat, wie Isiolo auch, das Flair einer Wildweststadt und ist ein Schmelztigel verschiedenster Ethnien. Ganz nah erhebt sich der Mount Marsabit, ein vulkanischer Inselberg, in eine stolze Höhe von 1700 m ü.M. (die Stadt selbst liegt auf ca. 400 m ü.M.). Anders als die Halbwüste und Wüste der Chalbi ist er von sehr dichtem, dschungelartigen Wald bewachsen. Der Berg ist ein eher selten besuchter Nationalpark, der Kenias gewaltigste Stosszahnträger, riesige Elefantenbullen, beherbergt. Der berühmteste von allen lebte in den 60er und 70er Jahren in den Bergwäldern und wurde "Ahmed" genannt. Wer sich für seine Geschichte interessiert, findet unter dem Link www.schenk-taxidermy...eine-geschichte.html interessante Details über Ahmed (der übrigens heute als lebensgrosse Figur beim National Museum of Kenya in Nairobi steht).

Ein intereressanter Besuch bei Henry Doomann
Durch die Spurstangen-Reparatur in der Wüste, kamen wir erst am Nachmittag in Marsabit an und beschlossen, eine Nacht hier zu verbringen. Ich wollte einen Schweizer besuchen, von dem ich schon viel gehört hatte: Henry Doomann, der 1978 durch die Immensee Mission nach Kenia gekommen war. 1985 heiratete er seine Suzanne, eine Gabrafrau. Das Ehepaar hat sieben Kinder, die zum Teil in Henrys verschiedenen Firmen mit arbeiten. Ich mochte Henry auf Anhieb und die Sympathie war offenbar gegenseitig, denn am frühen Abend kam er mit zwei Gläsern gekühltem Weisswein auf den Campsite und wir redeten bis lange nach Sonnenuntergang über Gott und die Welt.

Henry in seinem Wohnzimmer


Am Morgen werden den Angestellten ihre Aufgaben zugewiesen


Henry mit seinem Sohn Luca, der ihm einmal in der Firma nachfolgen soll


Henry mit seiner Suzanne, die er auch nach über 30 Jahren Ehe noch liebt. Gerade weil mein Leben sehr unstetig, ja oft chaotisch verlaufen ist, schätze ich beständige Menschen wie Henry und seine Frau.



Am nächsten Morgen setzten wir unsere Rückreise fort, die ereignislos verlief - nicht zuletzt, weil es das mörderische Wellblech zwischen Mayale - Marsabit - Isiolo nicht mehr gibt. Man muss zwar noch einige wenige Umwege fahren, weil z.B. Brücken einen grösseren Bauaufwand brauchen. Aber sonst kann man spielend mit 90 oder gar 100 km/Std fahren.



Ich lerne meine zukünftige Braut kennen
Ich brachte Simon nach Isiolo, wo er einen Matatu nach Nanyuki und weiter nach Nyahururu und Narok nehmen konnte. Der Abschied war kurz, aber sehr gefühlsbetont.
Dann rief ich Salomon an, der mit seinen zwei Samburufrauen immer noch auf mein Kommen wartete. Wir verabredeten uns in Archer's Post und ich war gespannt, was mich erwarten würde. Strahlend kam Salomon mit einer blutjungen Samburu auf mich zu. "Das ist Jackelin," sagte Salomon, "sie wird dich in ihre Hütte mitnehmen und ihr werde viel Spass miteinander haben." Na, ich selbst bin ja auch nicht der Langsamste und fälle Entscheidungen nicht erst im nächsten Jahr. Aber so schnell wollte ich eigentlich keine Braut... Wir setzten uns in ein Restaurant und bestellten Softdrinks. Salomon redete wie ein Wasserfall, Jackelin schwieg eisern und ich vermutete, dass sie gar kein Englisch verstand. Ich noch Samburu lernen? Ich bitte euch - ich kann ja noch nicht einmal richtig Hochdeutsch. Nach einer Viertelstunde taute Jackelin auf und sprach ein durchaus verständliches Englisch. Ich fragte mich, ob sich da eine Verbindung zur "Weissen Massai" herstellen liess, z.B. "Der weisse Samburu"? Ob mir dann das ganze Brimborium mit Beschneidung und so bevorstand? Meine Begeisterung für die Samburu-Frauen schwand, je mehr ich über mein zukünftiges Schicksal nachdachte.
Ach ja, zu meiner Braut in spe noch kurz: sie war eine schlanke, hübsche Frau, die mich aus den Augenwinkel beobachtete, wenn sie dachte, ich schaue nur Salomon an. Wahrscheinlich zählte sie meine Falten im Gesicht und schloss daraus auf meinen Charakter. Wir verblieben so, dass wir den Kontakt aufrecht erhalten wollten, auch wenn ich bald für mehrere Monate in die Schweiz zurück kehrte.
Jackelin schien an einer Verbindung zu liegen, denn schon am Abend erhielt ich eine erste SMS mit der Bitte, ihr etwas Geld zu überweisen. Darauf hin schrieb ich ihr, dass wir ja noch nicht einmal eine gemeinsame Nacht verbracht hätten (ich schrieb es etwas direkter, aber ich will ja hier im Forum nicht als Wüstling gebrandmarkt werden), worauf sie zurück textete "soll ich nach Nanyuki kommen...?" Ich schütze Müdigkeit (nicht Migräne!) vor und begründete sie mit meinem fortgeschrittenen Alter. Darauf schrieb Jackelin zurück, ich könne ja das Geld trotzdem schicken und das mit der Nacht könnten wir auch später nachholen. So praktisch veranlagt sind die Samburu-Frauen.

Ja, das ist die Geschichte meiner viermonatigen Keniareise. Ein paar Splitter - Nguruman Escarpment, Mount Elgon und Mount Kenya -, werde ich nachliefern, wenn ich im Juni aus Kenia zurück bin.
Ich bedanke mich für euer Interesse und die Feedbacks. Ich habe euch richtig gern bekommen, obwohl ich keinen persönlich kenne - mit einer Ausnahme, aber die behalte ich für mich. Auf Wiederlesen in ein paar Wochen.
Herzlichst WILLI / Mzeekenya
Anhang:
Letzte Änderung: 07 Jun 2016 11:29 von Mzeekenya.
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