THEMA: Simbabwe...aktuelle, prekäre Situation
23 Jan 2019 09:48 #546002
  • Dreamliner
  • Dreamliners Avatar
  • Beiträge: 90
  • Dank erhalten: 195
  • Dreamliner am 23 Jan 2019 09:48
  • Dreamliners Avatar
Der neue Finanzminister von Simbabwe Ncube will innerhalb von maximal 12 Monaten wieder eine eigene Währung einführen. Eine der Hauptvoraussetzungen dafür sei, das fiskalische Disziplin herrsche und die Ausgaben des Staates beschnitten werden. Dies ist laut Ncube nun gesichert.

Glaubwürdig erscheint das nicht. Es hieß bislang immer, das 95% des Staatsbudgets für die Kosten der Staatsbediensteten drauf gehen - im wesentlichen deren Gehälter. Weder gab es Massenentlassungen noch massive Gehaltssenkungen bei den Staatsbediensteten. Wie können die Staatsausgaben nun beschnitten sein, wenn der einzige wesentliche Ausgabeposten nicht angefasst wurde? Lässt man das außen vor, so fordern fast alle Staatsbediensteten gerade sehr große Gehaltserhöhungen, weil die meisten Preise um 50-100% gestiegen sind und sie mit den Zollars auf ihren Konten nicht mehr über die Runden kommen. Wie Ncube diese berechtigten Forderungen über die nächsten 12 Monate abwehren will, um erneute kräftige Ausgabesteigerungen des Staates zu verhindern, wüsste man auch gern.

Daneben sind für die Einführung einer eigenen Währung erhebliche Devisenreserven erforderlich, sonst ist die Währung vom Start weg wertlos, weil mit nichts unterfüttert. Wie er diese Reserven anhäufen will, wo doch nicht mal genug Devisen zur Deckung dringend benötigter Importe da sind, bleibt unklar. Und die Lage könnte sich weiter verschlimmern. Von den großen Reedereien, die alles Mögliche um die Welt shippern, weigern sich bereits einige, Lieferungen von/für Simbabwe zu befördern, weil sie nicht bezahlt werden und es ausstehende Millionenbeträge gibt. Ebenso drohen die Goldminen in Simbabwe zu kollabieren. Die Lieferanten, die denen die Bohrer, Sprengstoff und andere notwendige Materialien liefern, werden seit 2-3 Monaten nicht bezahlt und wollen nicht mehr liefern. Bedeutet für Simbabwe noch weniger Exporte und noch weniger Devisen.

SADC (Vorsitz hat aktuell der namibische Präsident Geingob) und AU halten angesichts der Krise schön die Klappe und sind einmal mehr dysfunktional. Gleichzeitig redet man sich im südlichen Afrika immer ein, dass man die Dinge alle allein viel besser regeln kann und internationale Institutionen nicht braucht.

D.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, speed66, Logi, Maputo
23 Jan 2019 09:58 #546004
  • travelNAMIBIA
  • travelNAMIBIAs Avatar
  • Beiträge: 30524
  • Dank erhalten: 28390
  • travelNAMIBIA am 23 Jan 2019 09:58
  • travelNAMIBIAs Avatar
Der neue Finanzminister von Simbabwe Ncube will innerhalb von maximal 12 Monaten wieder eine eigene Währung einführen.
haben sie ja eigentlich mit den Bond Notes schon gemacht... klappt ja hervorragend ;-)

Viele Grüße
Christian
Vom 27. April bis 23. Mai 2024 nicht im Forum aktiv!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, Logi, Dreamliner
23 Jan 2019 19:24 #546061
  • loser
  • losers Avatar
  • loser am 23 Jan 2019 19:24
  • losers Avatar
Abgesehen vom ambitionierten Zeitplan werden sich kaum Banknotenpapierlieferanten und Banknotendruckereien finden lassen, die Zimbabwe, angesichts seiner bekannten Zahlungsmoral, auf Pump beliefern werden. Und auch wegen der fehlenden Unterfütterung der neuen Währung (DL) ist das also auch nicht realistisch. Es gibt eben leider kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Die nötige Kapitalisierung müsste dem Land GESCHENKT werden, weil es nie in der Lage sein wird, das in regelkonformen Zeiträumen zurückzuzahlen. Das könnten nur Saaten machen und das ist -ohne Regimewechsel- also auch nicht realistisch.
Das Geld dafür wäre aber schon vorhanden. Die Milliarden, die die fat cats in den letzten Jahrzehnten angehäuft haben, liegen ja größtenteils im Ausland, in Cash, Immobilien, Finanzanlagen. Experten wissen sicher auch wo, die Banken sowieso. Wäre schön, wenn man das den Bürgern Zimbabwes „unbürokratisch“ zurückgeben könnte. Seit Mobutu weiß man aber leider, dass das illusionär ist, die französischen Immobilienmakler müssen eben auch leben. Allerdings ging bei Marcos schon Einiges und ein Blick nach Italien zeigt, was (bei der Austrocknung der Mafien) möglich wäre, wenn man nur wollte.
Werner
PS. Und wenn man die neue Währung „auf billig“ macht, werden die Besitzer von Kopierern bald die neuen Milliardäre sein, aber leider nur in Zollars…..und nur bis das Papier und der Toner ausgehen.
Letzte Änderung: 23 Jan 2019 20:27 von loser.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
24 Jan 2019 08:24 #546098
  • Maputo
  • Maputos Avatar
  • Beiträge: 828
  • Dank erhalten: 1309
  • Maputo am 24 Jan 2019 08:24
  • Maputos Avatar
Für mich ist ZIM verloren. Ich kann mir beim Besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Land je wieder auf die Beine kommen soll.

Die aktuellen immensen Probleme sind ja hier zur Genüge beschrieben, ZIM ist im Moment ein Pulverfass, dass jederzeit explodieren kann.

Auch wenn China oder weiss ich wer Milliarden investiert, was dann? Die reissen sich wahrscheinlich die Rohstoffe unter den Nagel, bringen ihre eigenen Leute und Maschinen mit, bauen ein paar neue Strassen, machen sich die Regierung gefügig und der normale Bürger fristet weiterhin ein menschenunwürdiges Dasein ganz unten.

Zimbabwe ist durch und durch von Korruption unterhöhlt. Da hocken immer noch die Günstlinge von Mugabe, bis in die tiefsten Positionen. Dort aufzuräumen ist schlicht unmöglich.

Auch wenn es wirtschaftliche wieder einmal aufwärts gehen sollten, was ich mir nur schwer vorstellen kann, gibt es im Land keine gut ausgebildeten Fachkräfte mehr. Die haben das Land schon lange verlassen und arbeiten in gut bezahlten Jobs in Südafrika, wo sie gern gesehene Angestellte sind.

Es ist wirklich hoffnungslos, und die Leute -vor allem die nächste Generation- kann einem bedingungslos leid tun. Keine Perspektive....

lg Maputo
Letzte Änderung: 24 Jan 2019 08:25 von Maputo.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Logi, loser, Dreamliner
24 Jan 2019 08:57 #546099
  • travelNAMIBIA
  • travelNAMIBIAs Avatar
  • Beiträge: 30524
  • Dank erhalten: 28390
  • travelNAMIBIA am 23 Jan 2019 09:58
  • travelNAMIBIAs Avatar
Die haben das Land schon lange verlassen und arbeiten in gut bezahlten Jobs in Südafrika, wo sie gern gesehene Angestellte sind.
oder auch in schlecht bezahlten Jobs. Gefühlt jeder zweiter "Uber"-Fahrer in SA ist Simbabwer, ein Großteil der Putzfrauen kommen aus Simbabwe, unser Maler in Windhoek ist aus Simbabwe (und war vorher Hochschullehrer)... aber alles eben noch besser als IN Simbabwe.

Zweite Runde wurde scheinbar eingeläutet: "Zimbabwe faces a new wave of unrest as the group representing government workers announced on Wednesday that civil servants across the country will go on strike [on Friday] after salary negotiations failed." (www.news24.com/Afric...er-salaries-20190123)

Viele Grüße
Christian
Vom 27. April bis 23. Mai 2024 nicht im Forum aktiv!
Letzte Änderung: 24 Jan 2019 08:57 von travelNAMIBIA.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Logi, loser, Dreamliner
24 Jan 2019 10:45 #546111
  • Dreamliner
  • Dreamliners Avatar
  • Beiträge: 90
  • Dank erhalten: 195
  • Dreamliner am 23 Jan 2019 09:48
  • Dreamliners Avatar
Maputo schrieb:
Für mich ist ZIM verloren. Ich kann mir beim Besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Land je wieder auf die Beine kommen soll.

Im Moment ist die Lage wirklich hoffnungslos. Es gibt aktuell keine Chance, da raus zu kommen, sondern das Land ist in einer Art Todesspirale, wo sich die negativen Effekte gegenseitig immer weiter verstärken. Gleichwohl halte ich Szenarien für möglich, in denen es wieder aufwärts geht. Stark aufwärts.

Die Wirtschaft in Simbabwe ist auf 30-40% dessen geschrumpft, was im Jahr 2000 da war. Rechnet man nur ein für Entwicklungsländer moderates Wachstum ein, dann ist die Wirtschaft aktuell bei etwa 10-15% dessen, was bei halbwegs normaler Entwicklung da sein sollte. Weil das Niveau so erbärmlich niedrig ist, ist es umso einfacher, massives Wachstumspotential zu entfesseln. Wenn man 1.000kg Mais pro Hektar erntet und die erfolgreichsten Landwirte auf mehr als 20.000kg Mais je Hektar kommen, dann ist es relativ einfach, 100, 200 oder 500% Zuwachs zu erzielen. Selbst mit 500% Wirtschaftszuwachs wäre Simbabwe kein reiches Land, aber es würde sich zumindest mal an das Niveau von Namibia heran arbeiten.

Es braucht eine große Injektion an Liquidität aus dem Ausland. Ohne diese geht gar nichts. Unter Mnangagwa und einer Zanu-PF-Regierung wird es die höchstwahrscheinlich nicht geben. China, Russland, USA, EU, Südafrika, IWF und Weltbank wollen aktuell alle kein Geld geben. Grundvoraussetzung für eine Chance auf Verbesserung, ist deshalb der Sturz oder die Abwahl von Mnangagwa und Zanu-PF. Je früher, desto besser. Schwer zu beurteilen, ob das friedlich möglich ist und ob Oppositionschef Chamisa kompetenter und weniger korrupt ist. Vielleicht reicht es auch für eine Regierung der nationalen Einheit. Der alten Garde traut im Ausland niemand etwas zu und der will niemand ein paar Milliarden anvertrauen.

Im britischen House of Lords (der oberen Parlamentskammer) ließ angesichts der Krise in Simbabwe letzte Woche ein Lord anfragen, ob schon eine Re-Kolonialisierung Simbabwes erwogen wurde. :silly: Ich glaube andere Probleme haben die in Britannien auch gerade nicht

D.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, Maputo, mika1606, loser