Tomcat schrieb:
mitglied19210 schrieb:
Omikron zirkuliert in Südafrika vermutlich schon ein paar Wochen. Südafrika hat in den ersten 3 Novemberwochen offenbar lediglich noch 2-4 Sequenzierungen am Tag durchgeführt. Also praktisch gar nicht mehr sequenziert (Quelle: Network for Genomic Surveillance in South Africa mit Stand 1. Dezember 2021). Hätten die mehr sequenziert, hätten die die Variante wahrscheinlich schon früher gefunden (soviel nochmals zu Top-Wissenschaft in Südafrika ...).
Aha, für dich hängt die Qualität der Wissenschaft also mit der Quantität zusammen, dann sind wir ja bei der deutschen Küche angekommen.
Selten etwas so Dummes zum Thema Corona gelesen, aber jeder blamiert sich so gut, wie er kann. Natürlich bemisst sich die Qualität von Wissenschaft auch daran, welche Kapazitäten sie hat. Du hast doch suggeriert, dass das Virus wohl in einem anderen Land entstanden ist und lediglich deshalb in Südafrika entdeckt wurde, weil man da angeblich so überlegen in Sachen Virenforschung ist. Zitat Tomcat 28.11.2021
Die Virensequenzierung ist hier Alltag. Daher ist es keine grosse Überraschung dass eine neue Variante zuerst in Südafrika entdeckt wird. Und was macht der dumpfe Journalismus daraus? Breaking News... "Neue Corona Variante aus Südafrika". Diese "neue" Variante wurde mittlerweile auch in Neuseeland, Australien, Frankreich, Dänemark, Belgien, Indien, Indonesien und auf den Philippinen nachgewiesen. Stündlich kommen neue Länder dazu, die jetzt auch Sequenzieren. Aber im Kopf der Leute hat sich jetzt Südafrika eingebrannt. Die Presse-Politik Panikmaschinerie läuft auch Hochtouren.
Wenn man bei 60 Millionen Einwohnern 2-4 Sequenzierungen am Tag macht, ist die Sequenzierung sicher nicht "Alltag" und die Chance nicht groß, eine mutierte Variante frühzeitig zu finden. Und weil das Virus laut Tomcat eigentlich ganz woanders entstand und die Variante nur in Südafrika gefunden wurde, weil die Virenbekämpfung da so überlegen ist, hat Südafrika heute eine 5stellige Zahl an Omikron-Fällen am Tag und der Rest der Welt eine Handvoll - klingt plausibel. Zu Spitzenzeiten hat Südafrika übrigens um die 150 Sequenzierungen am Tag geschafft. Auch nicht viel.
Auch bei Omikron ist es so, dass es einige Tage dauert, bis jemand, der sich selbst infiziert hat, ansteckend ist. Bis man dann den nächsten Angesteckten positiv testen kann, er also eine entsprechend hohe Virenlast hat, vergehen dann noch mal Tage. Das Virus muss im Körper des Infizierten erst mal Zellen befallen, sich replizieren usw. Das passiert nicht in Sekunden sondern in Tagen. Wenn dann 1-2 Tage nach Entdeckung der Virenvariante die (offiziellen) Fallzahlen explodieren, ist das ein Beweis, dass die Virusvariante schon deutlich länger kursiert. Südafrika hat nicht genug getestet und sequenziert. Ich weil dabei gar nicht ausschließen, dass das hier ähnlich passieren könnte. Wenn man eine Zeit lang eine sehr niedrige Inzidenz hat und alles unter Kontrolle scheint, wird man ggf. nachlässiger. Südafrika ist auch nicht "schuld", wenn da eine neue Variante entsteht.
Tomcat schrieb:
Die Situation ist grotesk. Bei der letzten grossen Corona Winterwelle 2020 war die Impfquote bei Null und die Immunisierung der Bevölkerung tief. Die Spitäler haben sich gefüllt. Jetzt reden wir von einer Immunisierung (Geimpfte und Genesene mit Zertifikat) von über 80% (Schweiz) , in den Risikogruppen von über 90%. In der kleinen Restgruppe der "Impfverweigerer" sind viele Jugendliche und Kinder, die in der Regel die Spitäler nicht belasten, aber wir sehen den gleiche Katzenjammer wie vor einem Jahr...Komisch.
Du unterschlägst den "kleinen" Unterschied, dass wir es im letzten Winter mit dem Virus-Wildtyp und Alpha zu tun hatten und jetzt mit der deutlich ansteckenderen Delta-Variante. Würde noch der Virus-Wildtyp kursieren, wäre die Sache mit der aktuellen Impfquote höchstwahrscheinlich im Griff. Da Delta ansteckender ist, braucht es eine höhere Quote an Immunisierten, die wir eben nicht haben.
Tomcat schrieb:
Wie weiter? Mit Corona muss die Welt leben lernen und die Impfung alleine schein nicht das gelbe vom Ei. Vielleicht sollte neben dem Ausbau der Spitalkapazitäten auch einmal vermehrt in der Erforschung einer wirksamen Behandlung investiert werden, hier hört man wenig, aber damit lässt sich natürlich nicht soviel Geld verdienen...
Hier stimmen wir zumindest teilweise überein. Auf Dauer können wir nicht alle paar Monate angesichts einer neuen Variante mehr oder weniger Lockdown verhängen. Es wird intensiv an der Behandlung geforscht und es gibt da auch Fortschritte. Die Medikamente Molnupiravir, Lagevrio, Paxlovid haben in einigen Ländern schon Notfallzulassungen oder stehen kurz vor der (Notfall-)Zulassung. Wie auch bei der Impfstoffbeschaffung ist Deutschland bei der Bestellung dieser Medikamente wieder mal hinten dran und wir werden sie wohl später als z.B. die USA oder Großbritannien zur Verfügung haben.
Grüße, Torsten