THEMA: Reisebericht Gambia - Senegal - Guinea-Bissau
03 Mai 2013 21:47 #287608
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  • BikeAfrica am 03 Mai 2013 21:47
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Hallo zusammen,

da mein Reisebericht über die Radtour in Sierra Leone einigermaßen gut ankam, habe ich endlich begonnen, meine Erlebnisse einer schon länger zurückliegenden Reise zusammenzufassen und niederzuschreiben. Die Tour fand bereits 2004 statt und führte mich durch Gambia, das südliche Senegal nach Guinea-Bissau und wieder zurück. Wie ich auf die Idee kam, diese Länder zu bereisen, weiß ich heute nicht mehr. Für den folgenden Reisebericht habe ich mein Tagebuch von damals gar nicht verwendet. Ich schreibe alles aus der Erinnerung. Wird trotzdem lang genug (oder sogar zu lange), auch wenn ich noch das ein oder andere Erlebnis vergesse oder weglasse ...


Hier zunächst noch ein paar Infos zur Region. Gambia ist von West nach Ost etwa 300 km lang, von Nord nach Süd nur ungefähr 30 km. Durch einen nach Westen fließenden Fluss ist das Land praktisch zweigeteilt. Bis auf das Stück Küste ist das Land komplett vom Senegal umschlossen. Was man so üblicherweise von Senegal kennt, ist der nördliche Teil. Der südliche Teil ist feuchter und fruchtbarer und wird Casamance genannt. Die Rebellenbewegung MFDC versucht seit Jahrzehnten, die Casamance vom Senegal abzusplitten und unabhängig zu machen. Dabei gibt es immer wieder mal Unruhen und Gefechte mit dem Militär. Ob ich da durchfahren kann, weiß ich vor Reisestart nicht und erfrage ich vor Ort. Deshalb habe ich auch vorab kein Visum für Guinea-Bissau beantragt, was noch weiter südlich liegt. Das Visum hoffe ich, im Konsulat in Ziguinchor, der Hauptstadt der Casamance, zu bekommen. Vielleicht gibts da dann auch 'ne Landkarte, so meine Idee.
In Guinea-Bissau war ein mehrjähriger Bürgerkrieg im Jahr 1998 beendet worden (in 2000 noch einmal kurz aufgeflammt). Die Rebellen der MFDC aus der Casamance ziehen sich immer wieder nach Guinea-Bissau zurück und haben den westlichen Grenzbereich vermint.

Interessant auf der Reise ist übrigens, dass die Amtssprache in Gambia Englisch, im Senegal Französisch und in Guinea-Bissau Portugiesisch ist. Gambia ist zu ca. 95% islamisch und der Senegal zum größten Teil ebenfalls. In Guinea-Bissau kommt noch ein guter Anteil Naturreligionen hinzu. Während meiner Reisezeit ist zufällig gerade Ramadan, was es besonders interessant macht. Ich wusste das vorher allerdings gar nicht ...
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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03 Mai 2013 21:48 #287609
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Nach dieser Vorab-Info fange ich einfach mal an - diesmal beginnt der Bericht schon vor der Reise ...

Wie immer lasse ich meinen Flug durch ein Reisebüro buchen. Sollen die sich um die Transportbestimmungen für das Fahrrad kümmern. Die Mitarbeiterin im Reisebüro sagt mir dann beim nächsten Besuch, dass der Transport auf der Strecke möglich ist. Es seien auch bereits vier andere Fahrräder angemeldet. Ungewöhnlich ...
Ich entdecke bei der Suche nach einer Unterkunft im Internet einen kleinen Campingplatz, der auch feste Hütten hat. Das passt gut, denn so kann ich nach der abendlichen Ankunft meinen Krempel einfach erstmal abstellen. Ich frage, ob sie mich vom Flughafen abholen können und dabei Platz für ein Fahrrad haben. Der Besitzer antwortet mir, dass er sowieso zum Flughafen fährt und auf dem Rückweg schon vier Fahrräder transportieren muss. Da würde meines schon auch noch reinpassen. Da radeln also noch andere in Gambia rum. Ich bin neugierig, was das wohl für Leute sind ...

Das Flugzeug landet unplanmäßig in Spanien, um nochmal aufzutanken. Das erzählt man zumindest den Fluggästen. Mit etwas Verspätung kommen wir in Banjul an. Der Flughafen hier wurde mit Unterstützung der NASA seinerzeit als transatlantischer Notlandeplatz für das Space Shuttle ausgebaut. Am Flughafen wartet bereits Joe von Camping Sukuta mit einem Kleinbus. Die Fahrräder werden in der abendlichen Dunkelheit aufs Dach verfrachtet. Auf dem Campingplatz sitzen die Neuankömmlinge mit Joe erst einmal bei einem Bier zusammen und lernen sich gegenseitig kennen. Die anderen vier Radler kennen sich nämlich auch noch nicht. Es ist eine geführte Reisegruppe aus Deutschland, bestehend aus einer Reiseleiterin, einer einzelnen Frau und einem Ehepaar. Sie werden entlang der Küste in die Casamance fahren und später wieder zurück.

Am nächsten Tag radeln sie zum Eingewöhnen in Richtung Strand, laufen ein Stück dort entlang und kehren zwischendurch in eine Strandbar ein. Ich schließe mich ihnen an und bin anschließend froh, kein Reiseleiter zu sein. Ich frage mich manchmal, ob die Reiseleiterin denen morgens auch noch die Schuhe binden muss. Während die Truppe am nächsten Tag entlang der Küste gen Süden aufbricht, fahre ich nach Norden. In Banjul muss man mit der Fähre den Gambia River überqueren, der hier an der Mündung so breit ist, dass das andere Ufer nur zu erahnen ist. Am Fährterminal dann gleich die erste Herausforderung - der Fahrkartenkauf.

Vor dem Schalter für die Fahrkarten steht keine Schlange, sondern ein riesiger Pulk von Menschen drängt sich in Richtung Fahrkartenverkäufer. Mit dem Fahrrad habe ich hier keine Chance und ich schaue mich um. Eine Polizistin spricht mich an und sagt, sie passe auf mein Fahrrad auf. Ich versuche, auf einigermaßen höfliche Art zu einer Fahrkarte zu kommen, aber das ist in dem Gedränge unmöglich. Ok, wer hier mitspielen will, muss sich wohl an die Spielregeln halten. So drängle ich mich eben auch nach vorne. Hier gibt es keine Fensteröffnung, sondern eine Art waagrechte Schießscharte knapp unter Schulterhöhe, durch die die Leute das Geld reinreichen und ihre Fahrkarte bekommen. 20 Leute strecken da gleichzeitig ihre Arme rein, bekommen eine Fahrkarte zurück und ich kann bei den zusammengeknüllten und fremden Scheinen nicht erkennen, was es kostet. Es steht auch nirgendwo angeschrieben und ob das Fahrrad zusätzlich kostet, weiß ich auch nicht. Die Leute hier ordern ihre Fahrkarte auf Mandinka oder Wolof und ich verstehe kein Wort. Ich schiebe mich langsam vor die Öffnung und strecke beide Arme rein, um sie seitlich abzuspreizen und mich in voller Breite mit den Ellbogen in der "Schießscharte" zu verkeilen. Ich halte das für eine grandiose Strategie, wobei ich mit dieser Meinung ziemlich alleine dastehe. Auch ohne Mandinkakenntnisse kann ich den Unmut der Leute am Tonfall und der Lautstärke erkennen. Aber nur so kann ich nach dem Preis fragen und erklären, dass ich ein Fahrrad dabei habe und der Verkäufer auf der Innenseite kann mich nicht weiter ignorieren, weil keine anderen Arme mehr zu ihm durchkommen, an die er was verkaufen könnte. Mit einer Fahrkarte für mich und einer fürs Fahrrad komme ich zurück zur Polizistin, die mich fragt, was für eine Fahrkarte ich bekommen habe und ich zeige ihr beide. Sie nimmt wortlos eine, gibt sie einem der um eine Fahrkarte Kämpfenden, bekommt dafür das Geld und gibt es mir zurück. Sie meint, als Fußgänger mit Fahrrad reicht eine Fahrkarte und so ist es dann auch.

Auf der anderen Seite des Flusses geht es in Kürze weiter ... dann auch wieder mit ein paar Fotos ...

Gruß
Wolfgang
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04 Mai 2013 08:50 #287627
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Hallo Wolfgang,

Wie schön, dass Du wieder von einer Deiner Touren berichtest!
Ich bin gespannt, was Du erlebst und an was Du uns teilhaben lässt!

Gruß,
Nunanani
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04 Mai 2013 13:02 #287639
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Auf der Nordseite des Flusses fahre ich die Piste in Richtung Osten. Hier irgendwo liegt übrigens der Ort Juffureh, der Heimat von Kunta Kinte, der durch den verfilmten Roman "Roots" bekannt wurde. Ob es Kunta Kinte jemals gab, ist historisch jedoch nicht einwandfrei belegt.

Die Piste auf der Nordseite des Flusses wird übrigens lieber befahren als die Asphaltstraße auf der Südseite. Diese sei nämlich so schlecht, dass die Fahrt aufgrund der Schlaglöcher dort mehr als doppelt so lange dauern soll. Ich bin schon gespannt auf den Rückweg.

Hier mal die Hauptverkehrsader des Landes auf der Nordseite des Flusses:


Es dauert nicht lange und ich komme an eine Polizeisperre. Man kontrolliert Ausweis und fragt umständlich nach allerlei Sachen und durchsucht ein bisschen. Mir ist klar, dass man ein wenig Schmiergeld von mir will. Ich tue so, als habe ich alle Zeit der Welt und nach einer Weile lassen sie mich so vorbei. Diese Erlebnisse habe ich nun fast jeden Tag, manchmal mehrfach. Die längste Polizeikontrolle dauert ca. 90 Minuten, aber ich zahle nirgendwo etwas. Mir scheint, die Polizisten warten hier seit Wochen oder Monaten auf ihr Gehalt und müssen sich selbst behelfen. Ich weiß allerdings nicht, ob es tatsächlich so ist. An manchen Polizeikontrollen fahre ich einfach vorbei, wenn die Polizisten unbewaffnet sind und kein Fahrzeug zur Verfügung steht.
Einmal findet man bei einer Kontrolle mein Pfefferspray, das ich vorsichtshalber gegen Hunde dabei habe. Man kassiert es ein, da es illegal sei und droht damit, dass ich ins Gefängnis müsse. Ein Polizist schreibt einen Bericht, was sehr interessant ist, da er von oben nach unten schreibt (ich glaube, die Wolof schreiben so). Anschließend dreht er das Blatt um 90 Grad und gibt es mir zu lesen. Astreine Schrift. Man erkennt nicht, dass es auf so eigenartige Weise geschrieben wurde. Seine Schmiergeldforderungen sind zunächst etwas "versteckt", aber da ich mich begriffsstutzig stelle, spricht er sie offen aus. Ich drohe damit, mich in der Hauptstadt über ihn zu beschweren. Könnte auch schiefgehen, funktioniert hier aber. Ich darf plötzlich gehen.


Am späten Nachmittag komme ich in eine größere Ortschaft und sehe ein Hospital mit Grünflächen zwischen den einzelnen Gebäuden. Ich frage nach, ob es eine Übernachtungsmöglichkeit im Dorf gibt oder ob ich irgendwo in der Umgebung einen sicheren Platz für mein Zelt finde. Man antwortet mir, ich solle mein Zelt doch einfach hier aufstellen. Während ich mein Zelt aufstelle, bauen die Krankenpfleger/innen Tische und Bänke auf. Als mein Zelt steht, will ich ins Dorf, um mir etwas zum Essen zu kaufen. Man fängt mich ab und bittet mich an einen Tisch. Es wird dunkel und nun darf während des Ramadan getrunken und gegessen werden. Ich bin eingeladen. Erst gibt es eine große Tasse Tee mit Milch und viel Zucker und dann wird ordentlich gespachtelt.

Als ich am nächsten Morgen mein Fahrrad startklar mache, kommt von nebenan ein Krankenpfleger aus seiner Wohnung und meint, er ginge jetzt zur Arbeit, aber ich könne seinen Wasseranschluss nutzen und solle anschließend einfach nur die Tür zuziehen. Die Menschen hier sind offenbar jedenfalls freundlicher drauf als die Polizei. Ich fülle meine Wasserflaschen auf. Das Wasser filtere ich zuvor lieber mal.
Als ich das Gelände des Hospitals verlasse, steht vor dem Eingang ein "Krankenwagen". Ein etwa Zwölfjähriger sitzt auf einem einachsigen Eselskarren. Wenn jemand krank ist und nicht mehr laufen kann, bringt er ihn ins Hospital. Leider möchte er nicht fotografiert werden.

Fortsetzung folgt ...
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04 Mai 2013 13:03 #287640
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Hallo Wolfgang,

auch ich bin wieder dabei und freue mich auf deine Schilderungen.

Liebe Grüße
Dagmar
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

Zu den Reiseberichten:
www.namibia-forum.ch...n-afrika.html#471572
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06 Mai 2013 19:51 #287756
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... Irgendwo auf der Strecke sitzen ein paar junge Männer unter einem Baum und sagen mir, ich solle eine Pause machen, da ich ziemlich erschöpft aussähe. Ich setze mich zu ihnen und sie bieten mir Erdnüsse an. Die wachsen hier wie blöde wild und sie ziehen immer mal wieder einen Büschel raus. Sie fragen mich nach Wasser und ich gebe ihnen welches. Sie öffnen mir dafür in affenartiger Geschwindigkeit die Nüsse. Bis ich selbst drei Nüsse geöffnet habe, streckt mir schon wieder jemand 'ne ganze Handvoll Kerne entgegen. Die Pause zur Abkühlung tut mir gut, die Nüsse auch und die Begegnung mit den netten Leuten erst recht. Ein Pickup hält. Sie steigen auf. Ich fahre weiter.

Es gibt Momente, in denen ich denke, ich kann nicht mehr. Wenn dann ein Fußgänger entgegenkommt, den Daumen nach oben zeigt und "Yes" ruft oder ein Auto hupend entgegen kommt und alle drei Beifahrer sich bis zur Hüfte aus dem Fenster schwingen und mich anfeuern, dann ist plötzlich wieder Kraft in den Beinen und der Hintern schmerzt auch nicht mehr. Das kann man wohl nur nachvollziehen, wenn man es mal erlebt hat.

Irgendwo kommt mir ein Auto mit vier jungen Männern entgegen. Sie stoppen kurz und fragen, ob alles ok ist und wohin ich wolle. Am Nachmittag überholen sie mich auf ihrem Rückweg in Farafenni und halten an. Sie fragen mich, wo ich übernachten wolle. Es würde ja schließlich bald dunkel. Ich antworte ihnen, dass es bestimmt eine Übernachtungsmöglichkeit gäbe und sie sagen, die wäre viel zu teuer. Ich könne auch bei ihnen kostenlos auf dem Compound übernachten und das wäre ganz in der Nähe. Ich solle ihnen einfach hinterher fahren. Sie fahren entsprechend langsam, damit ich ihnen auf den sandigen Pisten folgen kann. Dort angekommen sehe ich eine Großfamilie. Vom einjährigen Kind bis zur bestimmenden Großmutter ist hier alles vertreten. Islam hin oder her - hier ist die Großmutter als Frau der Chef). Sie bieten mir einen Raum an und dafür würde extra jemand umziehen. Ich bedanke mich und baue nach kurzem Gespräch mein Zelt auf. Mein Fahrrad kommt jedoch sicherheitshalber in einen verschlossenen Raum.

Inzwischen wird es dunkel und zum Sonnenuntergang gibt es wieder Tee mit Milch und viel Zucker. Danach gibts etwas zum Essen. es gibt eine große Schale, aus der ich mit den anderen Männern esse. Statt Besteck gibt es hier Brot. Damit klappt man um die Sachen in der Schüssel herum. Das Brot ist somit gleichzeitig Besteck und Nahrungsmittel. An der Stelle wird es aber extrem schwierig für Linkshänder. Die linke Hand wird hier üblicherweise anstelle des Klopapiers verwendet. Zum Essen wird die rechte Hand verwendet. Wer hier als Linkshänder seine gewohnte linke Hand in das gemeinsame Essen führt, macht sich keine Freunde.

Die Frauen und Kinder sitzen ein Stück entfernt und essen ebenfalls aus einer gemeinsamen Schüssel. Am Abend sitze ich bis spät in die Nacht mit den Männern bei grünem Tee zusammen. Es werden immer zwei Gläser aufgebrüht. Eines davon bekomme als Gast fast immer ich, das andere wechselt reihum. Einige hier rauchen Weed oder Dagga, oder wie das Zeug hier genannt wird. Offizielle Mindeststrafe im Falle des Erwischtwerdens sind fünf Jahre Gefängnis. In der Praxis wechseln dann wohl einfach ein paar Scheine in die Taschen der Uniformierten.

Die Familie bittet mich, noch einen Tag zu bleiben und das mache ich dann auch. Am nächsten Morgen koche ich mir Wasser und die etwas älteren Kinder spielen abseits Fussball. Die so ca. 3-5 jährigen stehen vorsichtig ein paar Meter entfernt, aber der Kleinste von ihnen, vielleicht 1,5 Jahre alt, kommt völlig ohne Scheu zu mir und setzt sich neugierig direkt neben mich. Als ich meine Tasse auspacke, läuft er los und lässt sich von einer der Frauen eine Tasse geben. Dann kommt er wieder zu mir und ich mache uns beiden einen Kakao. Zum Essen habe ich gerade nichts Anderes als etwas trockenes Brot vom Vortag, aber das ist dem Dreikäsehoch egal. Er sitzt zufrieden mit seinem Kakao neben mir und mampft etwas von dem Brot in sich hinein. Einige der Frauen beobachten das Ganze amüsiert aus einiger Entfernung.

Am Vormittag begleiten mich drei junge Männer auf den Markt. später laufe ich ein wenig durch die Kleinstadt und zur Dämmerung sitze ich wieder mit den Männern beim Essen. Heute gibt es Nudeln, die ich im "Supermarkt" gekauft habe. Außerdem habe ich etwas Tee mitgebracht. Wir sitzen später auch anschließend wieder stundenlang beisammen. Ohne Tee geht es hier nicht ...

Hauptstraße in Farafenni:




Auf dem täglichen Markt von Farafenni gibt es auch Markenartikel bekannter Sportfabrikanten. ;-)


Und hier noch ein paar Fotos vom Wochenmarkt außerhalb der Stadt.








Fortsetzung folgt ...
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