Nenette schrieb:
Ich glaube nicht, dass ich jemals deinen Mut aufbringen würde, aber ich reise gern still und heimlich auf dem Gepäckträger mit
.
... da zitiere ich doch mal ein passendes Sprichwort der Malinke aus Guinea:
"Die Furcht vor der Gefahr ist schlimmer als die Gefahr selbst."
Das Reisen mit dem Fahrrad ist so unglaublich unkompliziert in Afrika. Ich war jetzt insgesamt etwa ein Jahr radelnd in Afrika unterwegs und irgendwie findet sich immer eine Lösung. Auf meiner allerersten Radtour als Schüler vom Rhein-Main-Gebiet nach Luxemburg habe ich schon etwas für alle weiteren Reisen gelernt: "Je genauer man plant, desto härter trifft einen der Zufall" (Autor unbekannt).
So, weiter gehts.
Steinkreise von Wassu
An einer Gabelung rätsele ich gerade über den richtigen Weg, als sich von einem nahegelegenen Schulgelände ein junger Mann auf dem Fahrrad nähert. Ich frage ihn, welcher Weg nach Wassu führt und er meint, ich könne mit ihm fahren; er wohne dort. Er ist Lehrer in der Schule und sein Fahrrad ist bemerkenswert. Es hat keinen Rücktritt und keine Bremsen. Er bremst, indem er einen seiner Füße von hinten auf das Vorderrad stellt. Dabei muss er aufpassen, dass seine Flip Flops nicht in hohem Bogen davonfliegen. Alle 20 Minuten halten wir an. Dann muss er mit der auf dem Gepäckträger festgeschnallten schweren Fußluftpumpe seinen Hinterreifen wieder aufpumpen. Unterwegs fragt er mich, wo ich übernachten wolle. Ich antworte ihm, dass ich mir noch eine Unterkunft suchen müsse. Daraufhin meint er, ich könne bei ihm und seiner Familie auf dem Compound schlafen. Er wohnt mit einem Bruder, seinen Eltern und dem Großvater in mehreren Hütten auf dem Compound, wo ich mein Zelt aufstellen darf. Um uns zu waschen, laufen wir einige hundert Meter durch Reisfelder zu einem kleinen Fluss. Auf meine Frage entgegnet er mir, dass es hier auch keine Krokodile gäbe.
Auf dem Compound spricht außer dem Lehrer niemand Englisch und so muss er immer zwischen Englisch und Mandinka übersetzen, damit mich seine Familie versteht und umgekehrt.
Da es hier aufgrund der idealen Brutbedingungen in den unter Wasser stehenden Reisfeldern vor Moskitos nur so wimmelt, kommt hier mein Mückenmittel zum Einsatz. Ich reibe mich ein und wecke die Neugier der Leute. Ich erkläre ihnen, dass es gegen Mückenstiche helfen soll und sie sind begeistert. Was es nicht alles gibt ...
Jetzt wollen sie es auch alle mal ausprobieren und die Flasche macht die Runde.
Auf dem Weg zur Schule macht der Lehrer am nächsten Morgen einen Umweg und begleitet mich zu den Steinkreisen von Wassu. Das ist so eine Art "Stonehenge in klein".
Begegnungen unterwegs. Hier wäre jetzt mein Tagebuch hilfreich, denn an diese beiden Begegnungen kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern. Ich weiß nur noch, dass einer der beiden Männer gut Deutsch sprach, weil er einige Zeit in Deutschland studierte. Er beschrieb mir seinen ersten Eindruck beim Landeanflug nach Deutschland. Er staunte über den vielen weißen Sand. Später staunte er dann über die Kälte und merkte, dass der Sand eigentlich Schnee war. Sowas kannte er natürlich nicht.
Straße im Süden
Bei Janjanbureh wechsle ich auf die Südseite des Gambia Rivers und fahre wieder nach Westen Richtung Küste. Die ca 300 km lange Asphaltstraße ist die mit deutlichem Abstand schlechteste Straße, die ich in Afrika bis heute gesehen habe. Die Schlaglöcher sind größer als das, was vom Asphalt übrig ist. Manchmal kann ich Slalom zwischen den Löchern fahren und manchmal nicht, weil das Stück Asphalt zwischen zwei Löchern gerade noch so breit ist wie mein Fahrradreifen. Die Löcher sind aber teilweise 30 cm tief. Die Autos fahren links und rechts der Straße. Gras und Gebüsch wächst hier längst nicht mehr. Manchmal ist es auch für mich besser, neben der Straße zu fahren.
Fortsetzung folgt ...