THEMA: Reisebericht Gambia - Senegal - Guinea-Bissau
08 Mai 2013 07:37 #287860
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  • picco am 08 Mai 2013 07:37
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Hoi Wolfgang

Danke für den bisher und wohl auch weiters interessanten Bericht und die 'Wau'-Fotos!!!
Weiter so!
BikeAfrica schrieb:
...ich habe gesehen, dass die Leute dort im "Augenblick" leben. Sie haben Spaß trotz ihrer Lebenssituation und ihrer Armut und machen sich keine Sorgen um die Zukunft.
...
Glücklicher sind die Menschen in Afrika.
Genau das hab ich trotz deutlich weniger Kontakte zur 'normalen' Bevölkerung auch sehr bald bemerkt...wir könnten viel von diesen Menschen lernen!!!
Letzte Änderung: 08 Mai 2013 07:37 von picco.
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08 Mai 2013 18:52 #287921
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  • Nenette am 08 Mai 2013 18:52
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Hallo Wolfgang,
wie schön, dass du einen Reisebericht schreibst! Und noch dazu einen Hochinteressanten!
Ich glaube nicht, dass ich jemals deinen Mut aufbringen würde, aber ich reise gern still und heimlich auf dem Gepäckträger mit ;) .
Und jetzt schwatze ich mal nicht lange rum, sondern warte geduldig auf die Fortsetzung :) .
Viele Grüße,
Nenette
Il n'y a pas un atome de cette poussière que je n'aime infiniment.
Es gibt kein Atom in diesem Staub, das ich nicht unendlich liebe. (Elizabeth Riollet über Voi/Tsavo)

Botswana 2010: nenette-f.over-blog....egorie-11610665.html
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08 Mai 2013 20:15 #287928
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Nenette schrieb:
Ich glaube nicht, dass ich jemals deinen Mut aufbringen würde, aber ich reise gern still und heimlich auf dem Gepäckträger mit ;) .
... da zitiere ich doch mal ein passendes Sprichwort der Malinke aus Guinea:
"Die Furcht vor der Gefahr ist schlimmer als die Gefahr selbst."

Das Reisen mit dem Fahrrad ist so unglaublich unkompliziert in Afrika. Ich war jetzt insgesamt etwa ein Jahr radelnd in Afrika unterwegs und irgendwie findet sich immer eine Lösung. Auf meiner allerersten Radtour als Schüler vom Rhein-Main-Gebiet nach Luxemburg habe ich schon etwas für alle weiteren Reisen gelernt: "Je genauer man plant, desto härter trifft einen der Zufall" (Autor unbekannt).


So, weiter gehts.


Steinkreise von Wassu

An einer Gabelung rätsele ich gerade über den richtigen Weg, als sich von einem nahegelegenen Schulgelände ein junger Mann auf dem Fahrrad nähert. Ich frage ihn, welcher Weg nach Wassu führt und er meint, ich könne mit ihm fahren; er wohne dort. Er ist Lehrer in der Schule und sein Fahrrad ist bemerkenswert. Es hat keinen Rücktritt und keine Bremsen. Er bremst, indem er einen seiner Füße von hinten auf das Vorderrad stellt. Dabei muss er aufpassen, dass seine Flip Flops nicht in hohem Bogen davonfliegen. Alle 20 Minuten halten wir an. Dann muss er mit der auf dem Gepäckträger festgeschnallten schweren Fußluftpumpe seinen Hinterreifen wieder aufpumpen. Unterwegs fragt er mich, wo ich übernachten wolle. Ich antworte ihm, dass ich mir noch eine Unterkunft suchen müsse. Daraufhin meint er, ich könne bei ihm und seiner Familie auf dem Compound schlafen. Er wohnt mit einem Bruder, seinen Eltern und dem Großvater in mehreren Hütten auf dem Compound, wo ich mein Zelt aufstellen darf. Um uns zu waschen, laufen wir einige hundert Meter durch Reisfelder zu einem kleinen Fluss. Auf meine Frage entgegnet er mir, dass es hier auch keine Krokodile gäbe.
Auf dem Compound spricht außer dem Lehrer niemand Englisch und so muss er immer zwischen Englisch und Mandinka übersetzen, damit mich seine Familie versteht und umgekehrt.
Da es hier aufgrund der idealen Brutbedingungen in den unter Wasser stehenden Reisfeldern vor Moskitos nur so wimmelt, kommt hier mein Mückenmittel zum Einsatz. Ich reibe mich ein und wecke die Neugier der Leute. Ich erkläre ihnen, dass es gegen Mückenstiche helfen soll und sie sind begeistert. Was es nicht alles gibt ...
Jetzt wollen sie es auch alle mal ausprobieren und die Flasche macht die Runde.
Auf dem Weg zur Schule macht der Lehrer am nächsten Morgen einen Umweg und begleitet mich zu den Steinkreisen von Wassu. Das ist so eine Art "Stonehenge in klein".


Begegnungen unterwegs. Hier wäre jetzt mein Tagebuch hilfreich, denn an diese beiden Begegnungen kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern. Ich weiß nur noch, dass einer der beiden Männer gut Deutsch sprach, weil er einige Zeit in Deutschland studierte. Er beschrieb mir seinen ersten Eindruck beim Landeanflug nach Deutschland. Er staunte über den vielen weißen Sand. Später staunte er dann über die Kälte und merkte, dass der Sand eigentlich Schnee war. Sowas kannte er natürlich nicht.






Straße im Süden

Bei Janjanbureh wechsle ich auf die Südseite des Gambia Rivers und fahre wieder nach Westen Richtung Küste. Die ca 300 km lange Asphaltstraße ist die mit deutlichem Abstand schlechteste Straße, die ich in Afrika bis heute gesehen habe. Die Schlaglöcher sind größer als das, was vom Asphalt übrig ist. Manchmal kann ich Slalom zwischen den Löchern fahren und manchmal nicht, weil das Stück Asphalt zwischen zwei Löchern gerade noch so breit ist wie mein Fahrradreifen. Die Löcher sind aber teilweise 30 cm tief. Die Autos fahren links und rechts der Straße. Gras und Gebüsch wächst hier längst nicht mehr. Manchmal ist es auch für mich besser, neben der Straße zu fahren.

Fortsetzung folgt ...
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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08 Mai 2013 21:46 #287937
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picco schrieb:
BikeAfrica schrieb:
...ich habe gesehen, dass die Leute dort im "Augenblick" leben. Sie haben Spaß trotz ihrer Lebenssituation und ihrer Armut und machen sich keine Sorgen um die Zukunft.
...
Glücklicher sind die Menschen in Afrika.
Genau das hab ich trotz deutlich weniger Kontakte zur 'normalen' Bevölkerung auch sehr bald bemerkt...wir könnten viel von diesen Menschen lernen!!!

... ganz besonders von diesem hier:
Ich war 2003 in Kenya. Dort erzählte mir der Nachtwächter eines Campingplatzes, dass die Regierung die Schulgebühren abgeschafft hätte (oder abschaffen wolle - weiß ich nicht mehr genau).
2004 passierte dann die folgende Geschichte:
www.spiegel.de/schul...klasse-a-578376.html
www.spiegel.de/schul...asse-a-578376-2.html
www.spiegel.de/schul...geraet-a-323920.html
www.spiegel.de/schul...torben-a-643212.html

Hat nichts mit dem Reisebericht zu tun und deshalb bitte auch keine Kommtentare dazu in diesem Thread (ggf. bitte neuen aufmachen), aber ich finde, das sollte man einfach mal gelesen haben, wenn man die Probleme Afrikas auch nur ansatzweise begreifen möchte.

Gruß
Wolfgang
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Letzte Änderung: 08 Mai 2013 21:47 von BikeAfrica.
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10 Mai 2013 21:28 #288078
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Casamance

Ich fahre in Richtung Casamance und frage unterwegs einen Polizisten, wie die Sicherheitslage aufgrund der Aktivitäten der MFDC dort gerade ist. An der Grenze frage ich ebenfalls nach. Beide Male erzählt man mir, dass es derzeit ruhig ist und ich passiere die Grenze auf dem Weg nach Süden, um die Hauptstadt Ziguinchor zu erreichen. Gelegentlich gibt es kleine Militärcamps entlang der Straße, aber die Leute wirken völlig entspannt. Da die MFDC bei ihren Aktionen zudem darauf achtet, dass keine unbeteiligten Touristen in Mitleidenschaft gezogen werden, scheint mir eine Fahrt durch die Casamance unproblematisch. Ohne größere Geschichten nun einfach mal ein paar Fotos von Eindrücken und Begegnungen unterwegs. Von Ziguinchor dann wieder mehr Text ...

Mit Sand gefüllte Sardinenbüchsen sind das vermutlich einzige Spielzeug dieser Kinder. Und sie sind stolz darauf ...




Wegweiser in einer Kleinstadt


Ein aus flachgeklopften Fässern gebauter Schuppen


In einer kleinen Kaschemme mache ich kurze Mittagspause. Während mein Fahrrad gelangweilt an der Tür steht, stille ich meinen Wissensdurst und probiere das erste Bier des Senegals. Davor hält ein Bus und ich beobachte das geschäftige Treiben einiger Händler, die mit ihren Waren an den Bus gelaufen kommen und sie durchs Fenster verkaufen.


Anschließend fotografiere ich noch einige Kinder, die sich meist sehr darüber freuen. Dieser Junge hier ist besonders stolz, das Hauptmotiv zu sein. Er verkauft grünen Tee, der hier und in Gambia traditionell immer in einer kleinen Kanne aufgebrüht wird. Dann wird ein Teeglas aufgefüllt und aus zunehmender Höhe in ein zweites gegossen. Das wird mehrere Male wiederholt, wobei der Tee etwas zu schäumen beginnt. Nach einigen Durchgängen sind beide Gläser einigermaßen voll. ;-)








Dieses Foto erinnert mich immer an die Daltons ... ;-)


Dieses Foto hat eine missglückte Idee als Grundlage. Damit ich die Kinder nicht von oben fotografiere, gehe ich in die Hocke. Die Kinder machen es mir umgehend nach und sorgen dafür, dass die Perspektive praktisch unverändert bleibt. ;-)


Am Wochenende gehts weiter ...
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10 Mai 2013 22:11 #288083
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Servus Wolfgang,

super Bild von den Daltons ;)

Im Ernst, Du schreibst so spannend und lieferst uns Tolle Bilder und noch dazu Hintergrundinformationen, Artikel und Einblicke in eine fremde Welt. Danke Dir dafür. Ich finde es gant toll, dass Du Dir die ganze Mühe hast.

Schreib schnell weiter... :P

Grüße,
Nunanani
Südafrika, Botswana, Namibia, Zimbabwe, Mosambik,...
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