Hallo, auch ich habe eine Geschichte von 2013, weder lustig, kurios noch gefährlich - doch, letzteres schon, aber nicht für uns. Ich zitiere aus einem meiner Reiseberichte:
Auf Erindi gibt es für uns kein ungestörtes Abendessen, der große Dam zieht gerade nachts viele Tiere an, da muss man einfach immer wieder auf die Terrasse hinaustreten und schauen.
Elf Elefanten trotten hinunter zum Wasser, es sind jüngere Kühe und Jungtiere sowie ein Bulle in Musth. Plötzlich ein Raunen unter den Zuschauern: Jenseits des Dams, weit draußen, erscheint noch ein Elefant: Es ist eine Mutter mit ihrem gestern Nacht geborenen Baby! Sie bleibt am Rand des Buschsaumes stehen, das Kleine zwischen ihren Beinen. Zögerlich nähert sie sich, da tauchen zwei Schakale auf, schleichen vor ihr hin und her.
Die Mutter gibt ganz tiefe Laute von sich, die klingen, als würde sie sie in ihrem Bauch erzeugt. Sofort setzt sich die Herde in Bewegung, die Elefanten eilen zur Mutter hinauf, umstellen sie samt dem Baby schützend. Alle stehen so, dass sie in Richtung der Schakale schauen, sie haben die Ohren aufgestellt und wedeln nervös und drohend mit ihnen, bis die Schakale im Busch verschwinden.
Die Herde eskortiert nun Mutter und Kind zum Wasser, das Kleine dabei immer im Schutz des massigen Leibes der Mutter. Es ist noch nicht ganz sicher auf den Beinen. Jemand sagt, der Herde fehle eine ältere erfahrene Kuh als Anführerin, sonst hätte man niemals die Mutter mit dem Neugeborenen alleine im Busch zurück gelassen.
Die Mutter trinkt, wobei sie das Kleine säugt, inzwischen ist der Rest der Herde mit dem Saufen fertig und ein Elefant nach dem anderen steigt langsam wieder hinauf zur Dam-Krone, nur ein älteres Kalb bleibt noch unten bei der Mutter und dem Kleinen.
Das Baby bekommt vermutlich Langeweile, während die Mutter trinkt, es wird neugierig, lugt zwischen den mütterlichen Beinen hervor, torkelt mehr als es geht in Richtung des Wassers, rutscht aus und fällt hinein - ein Aufstöhnen von den Zuschauern auf der Terrasse!
Die Mutter stupst das Kleine mit dem Rüssel zurück aufs Ufer, aber es rutscht erneut aus und purzelt wieder ins Wasser. Diesmal ein kollektiver Aufschrei, denn alle wissen, dass es im Dam Krokodile gibt! Die Mutter ist wohl auch noch recht unerfahren, vielleicht ist es ihr erstes Junges. Sie wartet nun zunächst ab, ob das im Wasser strampelnde Baby von selbst ans Ufer findet. Schließlich setzt sie doch wieder ihren Rüssel ein, und nach einigen vergeblichen Stupsern ist es zum Glück geschafft. Nun dirigiert sie das Kleine zurück in Richtung der Herde, was natürlich bei dem noch unsicheren Gang des Babys nicht sehr rasch vonstatten geht.
Endlich erreichen Mutter und Kind die Herde, und alle Elefanten kehren gemächlich zurück in den Busch. Sie machen nicht den Eindruck, als hätte sie das Beinahe-Drama an der Wasserstelle sonderlich berührt, umso aufgeregter diskutieren wir Zuschauer das Ereignis. Es hätte angesichts der Unerfahrenheit der Mutter böse ausgehen können, wenn die Krokodile hungrig gewesen wären! Wir sind überglücklich über dieses so glimpflich abgelaufene Abenteuer, das das Baby an seinem ersten Lebenstag überstanden hat.