mitglied19210 schrieb:
Wenn die deutschen Truppen die Herero auf Befehl von Trotha tatsächlich in die Wüste getrieben haben, damit die Herero da verrecken, dann wäre das aus meiner Sicht nach heutigen Maßstäben (versuchter) Genozid. Das andere Narrativ ist, dass die Herero von sich auch in die Omaheke geflüchtet sind und von Trotha das im Nachhinein zu einer militärisch-strategischen Glanzleistung seiner selbst umgedichtet hat. Dann kann das doch kein Genozid sein? Ich weiß aber nicht, welches Narrativ stimmt.
Hallo mitglied19210
Mir ging’s/geht‘s um die geschichtliche Einordnung und nicht um „Entschädigung“ unter welch immer Titel, weil das die Sicht verstellt. Mein Außeneindruck ist auch, dass da mit Kalkül ein Popanz gefüttert wird, weil kein ernstzunehmender Entscheidungsträger auf die ausgerufenen Beträge eingehen wird. Eigentlich ist das alles längst „gegessen“, es gibt das oder gar nichts. Persönlich finde ich es gut und angebracht, dass D das macht.
Mir persönlich ist die Frage der "Benamung" des Unrechts auch weniger wichtig als die Anerkennung als solches. Deswegen meine ich auch, dass
alleinige Konzentration auf die „militärischen“ Aspekte, Verträge mit GB udgl. zwar unerlässlich sind, aber keine alleinige Bewertung liefern kann.
Denn was macht es in Bezug auf das Endergebnis (mehr als die Hälfte der Hereros tot) und die völkerrechtliche Einordnung 100 Jahre danach aus, dass die „Schlacht am Waterberg“ eigentlich gar nicht stattgefunden hat und auch sonst nur kleine Gefechte waren? Ob die Todesursachen waren: Im Kampf gefallen oder auf der Flucht verdurstet oder verhungert oder in Gefangenschaft an Seuchen oder Hunger gestorben oder zu Tode geschuftet?
Die Frage, ob die auch dokumentarisch belegte Vernichtungsabsicht dem Zeitgeist entsprechend, also "rechtens" war, ist doch auch längst dadurch beantwortet, dass die deutsche Führung und Öffentlichkeit Trothas Kriegsführung und Maßnahmen schon damals verurteilte und aufhob. PS:17:50 ein Unrechtsbewusstsein seitens Deutschlands als manifest war.
Grüße
In diese Diskussion jetzt die Kriege der Antike udgl. einzubringen, halte ich angesichts der eigentlich noch recht jungen Kolonialgeschichte und unserer eigenen noch viel jüngeren, durch schwere Verbrechen belastete, Geschichte, für eine Ablenkung vom Wesentlichen und das war (sehr verkürzt), dass in Herrenmenschen und Untermenschen unterteilt wurde. Das sah dann beispielsweise so aus, dass Buschleute im südlichen Afrika als Wildschädlinge (vermin) eingestuft waren und bei Erlegen von hoheitlichem Wild erschossen werden durften. So war der von Manchen glorifizierte koloniale Zeitgeist. Das ist nur 150 Jahre her. Das gegenständliche Thema nur 100 Jahre und der wurde noch viel, viel schlimmer und hat auch "danach" nochmals Jahrzehnte nachgewirkt. Alle Älteren kennen einzelne Verfechter davon oder haben kennengelernt.
Es wurde besser, aber vergessen sollte man es nicht. Mit Verunglimpfung unserer Vorfahren hat das nichts zu tun. mM.