THEMA: Frischlinge, selbst geplant & gefahren - Camping
13 Jul 2024 14:17 #690311
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  • Nan@ am 13 Jul 2024 14:17
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Hallo Leute, wollte mich mit einem kurzen Reisebericht für die vielen Infos, die ich aus diesem Forum gezogen habe revanchieren.

Für Namibiaprofis gibts hier nichts neues, aber ich war auch für Erfahrungsberichte von anderen Neulingen / Ersttätern dankbar, weil ich doch mit der ganzen Planung zu Anfang unsicher bzw. aufgeregt war.

Wir waren zu 2. und das erste mal in Namibia (überhaupt auf der Südhalbkugel) und sind als Selbstfahrer mit einem Hillux mit Zelten und komplett selbst zusammengestellter Tour unterwegs gewesen. Unser Budget ließ leider keine Luxus-Lodgen zu. Wir haben uns aber immer mal wieder was gegönnt, insbesondere lekker Essen.
Vor allem beim Mietwagen haben wir lieber nicht gespart. So hat auch alles bestens funktioniert und wir waren total zufrieden. Auto, Campingausrüstung, Zelte, alles in top Zustand und sehr durchdacht. Gut war nur, dass wir uns nicht auf die Decken verlassen haben sondern auch noch leichte Schlafsäcke von zu Hause mit hatten. Einige Nächte campen um den Gefrierpunkt wären sonst vermutlich ungemütlich geworden.

Wir haten uns einige Projekte ausgesucht, die man mit einem Besuch / Übernachtung o.ä. als Tourist niederschwellig unterstützen kann. Außerdem wollten wir wo möglich auch lokale Strukturen buchen (community camps) und interessieren uns neben Tieren und spektakulären Landschaften auch für Pflanzen, Geschichte und Kultur.
Wir hatten einiges fest gebucht (Sesriem Camping, Unterkünfte in Windhoek und Lüderitz) einiges im persönlichen Kontakt halb fest ausgemacht (Boscia, EHRA, Omandumba) und einiges spontan vor Ort entschieden (Swakopmund, Koiimasis). Da wir gerade noch außerhalb der Hauptsaison unterwegs waren, haben wir das gewagt, da wir grundsätzlich anspruchsarm und flexibel sind.

Die einzigen größeren Probleme, die wir hatten, war 1. zum Frankfurter Flughafen zu kommen (Discover Flug) weil es eine Weichenstörung gab und sich die S-Bahnen 5 Bahnhöfe weit stauten. Und für mich die Bahnfahrt zurück nach Hause, weil dank Stellwerkstörung 2h Verspätung… in Namibia hat alles gut geklappt.
Anders als erwartet war eigentlich nur das Wetter. Der Namibische Winter war sehr freundlich zu uns. Die Thermo-Unterwäsche kam ungenutzt wieder mit nach Hause.
Klar fehlten Etosha und FRC und der ganze Norden, aber gerade bei unserer ersten Reise wollten wir uns nicht überladen, genug Zeit haben, auch Puffer für spontane Entscheidungen haben und vor allem nicht zu lange Fahrten (wegen nur 1 Führerschein) insgesamt sind wir sehr glücklich damit und vor allem lässt das Potential für weitere Reisen nach Namibia :)

So sah unsere Reise am Ende aus:
Tage vor Ort: 23 – gefahrene km ~3000

Übernachtflug ab Frankfurt
1 Übernachtung Windhoek
Apartment in der Innenstadt, ankommen, Besorgungen, Auto abholen
4 Nächte auf Boscia
1 Tag verlängert wegen aus D mitgebrachter Erkältung, Erholung, Game Drives, Spaziergänge, Nature Walk, Tierbeobachtungen, bestes Essen der Reise, viele Tiersichtungen.
Unterstütztes Projekt: Omomas Care Center
1 Nacht Quivertree Forest Camp
Köcherbäume und Klippschlieferkolonie im Abendlicht, Giants Playground am Morgen.
3 Nächte Lüderitz (Apartment)
Ausflug Bogenfels (toll), Kolmanskop, Besuch Gedenkstein Konzentrationslager Shark Island, Stadtrundgang
1 Nacht Koiismasis Camping
Schöne Strecke über Aus (Kriegsgefangenenlager) Garub, Tirasberge. Hier hatten wir Pech und die vielen Farmen auf der Strecke waren gerade in Ferien oder haben die Beherbergung aufgegeben. Deshalb rel. spontan Koiismasis, wunderschöner Ort, Tiere, Felsen, Bergbesteigung mit Guide, Tierbeobachtungen. Merken: Nicht auf veraltete Homepages verlassen sondern vorher anrufen.
1 Nacht Betta Camping
überraschend nett, sehr sauber, schöne Anlage und eine private Sundownerterasse an jedem Stellplatz
3 Nächte Sesriem NWR Camp
das übliche, Canyon, Elim Düne, Hidden Vlei, Dead Vlei, Sossousvlei, mit den Bar Angestellten EM geguckt. Da wir länger als die meisten blieben, kamen wir gut in Kontakt mit den Leuten, spannende Einblicke in Arbeitsleben Namibias
2 Nächte Swakopmund (municipal Restcamp)
Stadtrundgänge, Kolonialgeschichte (Friedhof, Genozid Gedenkstein, Museum) Küste, Wracks, Flamingos
2 Nächte EHRA Base Camp
Projekt: Elefant Human Relation Aid, Tiersichtung, Projektvorstellung, Abendessen mit Volunteers, Elefantenpirsch, traumhaftes Camp (schlicht, Komposttoiletten, Öko)
1 Nacht Spitzkoppe
Wandern, Felszeichnungen, Sundowner, guter Guide bei „Bushman’s Paradise“
2 Nächte Omandumba
Tiere, Landschaft, Sonnenuntergang, Living Museum San (selbstverwaltet) spektakulärer Sternenhimmel, hätte auch 1 Tag mehr sein dürfen.
1 Nacht Penduka
bei Windhoek, Projekt Unterstützung / Empowerment von Frauen und Mädchen, Kunsthandwerk, EM Viertelfinale mit den Locals gucken ;) Tolles Essen, unbedingte Empfehlung! Restaurant für alle offen.
1 Nacht Windhoek
Standrundgang, Unabhängigkeitsmuseum, Kolonialgeschichte, Mitbringsel besorgen, Auto abgeben

Abschied in Penduka
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13 Jul 2024 14:44 #690312
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  • Hanne am 13 Jul 2024 14:44
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hallo Nan@,
fahre sehr gerne mit auf eurer Tour - klasse , dass Ihr alles selbst geplant habt - und wie ich rauslese auch nicht enttäuscht wurdet. Bin gespannt auf die Eindrücke, Erlebnisse, die großzügige unterschiedlichen Landschaftsabschnitte usw. auch ob Ihr Euch das alles so vorgestellt habt und Namibia wieder in eine Planung aufgenommen wird.
Ein sonniges Wochenende wünscht Hanne
8 x Südafrika,1x Zimbabwe, 22x Namibia, 4x Botswana, 1x Lesotho, 1 x Swasiland
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13 Jul 2024 14:49 #690313
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Hier als erstes mehr zu unserer vorletzten Station, Omandumba (nur, weil ich da schon einige Fotos gesichtet habe ;)


Omandumba wurde uns von einem Bekannten empfohlen, insbesondere, weil das Living Museum der San selbstverwaltet und sehr interessant sein sollte und uns die Landschaft als "SO stellt ihr euch Afrika vor" schmackhaft gemacht wurde ;)

Als wir ankamen, waren wir schon etwas "reisemüde" nach 3 Wochen Camping, dem ganzen Sand und überhaupt... am Ende unseres Aufenthalts waren wir richtig traurig, daß wir los mussten.

Die Campsite: ein Traum! Phantastischer Ausblick auf die Ebene, jede Menge Tiersichtungen und der Sternenhimmel... unbeschreiblich schön!



Auf der Farm selbst gibt es jede Menge Tiere, die Giraffen waren fast zutraulich und diverse Antilopen, Vögel und Kleintiere konnten wir erspähen.



Eine Fuchsmanguste:



Ein großer Schwarm Rosenpapageien (Lovebirds) wohnte direkt bei unserer Campsite. Das Geschnatter hörte aber pünktlich mit Sonnenuntergang auf:



Die Landschaft ist wunderschön und vom Sundowner Aussichtspunkt kann man bis zur Spitzkoppe sehen





Der Bushwalk mit den San war wirklich beeindruckend, sehr informativ und unsere beiden Guides wirklich sehr angenehme Menschen. Wir wurden ausdrücklich ermuntert, Fragen zu stellen, Fotografieren sei willkommen (ich bin da extrem zurückhaltend, was das Fotografieren von Menschen angeht).
Die San, die in früheren Zeiten die Felszeichnungen hinterlassen haben, wurden in dieser Gegend schon vor einigen Jahrhunderten von zuwandernden Bantuvölkern Richtung Kalahari verdrängt.
Das Living Museum ist für die San eine gute Möglichkeit, neben ihrer Subsistenzwirtschaft und kleinst-Landwirtschaft Geld zu verdienen. Damit können z.B. Solarmodule aber auch Schuluniformen bezahlt werden. Die Betreibenden Gruppen wechseln sich im 3 Monatsrythmus ab. So bekommen alle die Möglichkeit, etwas einzunehmen. Charmant fand ich den Quittungsblock, den unser Guide am Ende der Tour aus der Springbockledermappe zückte. Es muss ja alles seine Ordnung haben :)
Schön fand ich die zweisprachige Führunge Englisch / San



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13 Jul 2024 15:01 #690314
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  • Reisemaus am 13 Jul 2024 15:01
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Whow, das nenne ich mal eine außergewöhnliche Tour mit interessanten Stationen.
Bin gespannt auf Deinen Bericht.
Viele Grüße
Doro
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13 Jul 2024 15:52 #690316
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Ein bißchen was zur Planung, vielleicht ist das für andere Neulinge ja ganz interessant.

Wir haben erst mal ein paar Eckdaten abgesteckt um uns der Reiseplanung anzunähern.
- ich vertrage Hitze nicht gut --> Reisezeit Herbst / Winter
- wir lieben Wüste und karge Landschaften --> Namib und Sossousvlei gesetzt
- wir mögen größtmögliche Freiheit, selbstbestimmtheit --> Selbstfahrer
- unser Budget ist begrenzt --> Camping

Als erstes habe ich die Flüge gebucht. das war ziemlich genau 1/2 Jahr vor Abreise
Als zweites den Mietwagen 4 Monate vor Abreise, das würde ich heute früher angehen, so haben wir keinen "budget" Preis mehr ergattert.
Mit diesen Parametern haben wir dann angefangen unseren kompletten erweiterten Bekanntenkreis nach Tips anzufragen und waren erstaunt, wer schon alles in Namibia war :)
Als beste örtliche Tips kamen dabei Boscia und Omandumba raus, dazu viele generelle Tips zu Verhalten und Gegebenheiten vor Ort.
Desweiteren habe ich dieses Forum und 1-2 Facebook Gruppen zum recherchieren genutzt, so kamen an Projekten EHRA, Penduka und das Genocide Museum in Swakopmund dazu. Der Rhino Trust lag leider knapp außerhalb unserer Reichweite, da wären wir auch gerne hin.
Als die Eckpunkte der Route feststanden habe ich über Booking die Unterkünfte in Windhoek, Lüderitz (da hieß es Campen sei im Winter zu krass, windig, kalt) und die NWR Sesriem Campsite fest gebucht. Und bei den anderen grob unsere Absicht angemeldet vorbei zu kommen. Weil noch gerade so vor der Hauptsaison, meinten alle, sie vermerken uns und wir sollen uns einfach kurz vorher noch mal melden, wann genau wir für wie lange kommen.

Ich war sehr positiv überrascht von der Freundlichkeit und Flexibilität unserer Gastgeber*innen. Teilweise haben wir dann schon eine Anzahlung überwiesen ohne festes Datum auszumachen.

Wir hatten das Glück, daß unser Flug mit Discover unproblematisch und pünktlich war. Im Vorfeld hatte ich gehört, daß öfter mal gecancelt und verschoben wird, deshalb hatten wir einen Puffertag in Windhoek eingeplant. Da auch unklar war, wie gut ich (als Fahrerin) den Flug überstehen würde, wollte ich auch nicht direkt am Tag der Ankunft mit dem Mietwagen und dem ungewohnten Linksverkehr los.
Die Unterkunft war ein Neubau Apartment in der Innenstadt. Viel größer und schicker als erwartet und die freundliche Vermieterin hat uns auch ein "super early check in" ermöglicht, weil wir schon gegen 10°° vor Ort waren. Am Flughafen hatte auch alles gut geklappt, kein Stau bei der Einreise oder beim Sim Kartenkauf.

Aussicht auf den Sonnenuntergang:


Unsere erste Annhäherung an Windhoek ist hmmm etwas bedrückend.
Kaum aus der Tür getreten, stürzen sich sehr hartnäckige bettelnde Halbwüchsige auf uns. Ich kenne (drogensüchtige) Bettler zur Genüge aus Berlin aber da uns alles noch Fremd ist, wir auch verunsichtert sind, wie wir reagieren sollen, was angemessen ist, fühlen wir uns nicht sehr wohl und kehren von unserem ersten Einkauf der wichtigsten Dinge etwas ernüchtert zurück ins Apartment.

Uns war klar, daß Namibia ein Land mit großer Armut ist und daß wir als weiße Reisende prinzipiell erst mal als REICH gelten (auch wenn es sich hierzulande nicht so anfühlt) aber es ist etwas anderes, sich theoretisch damit auseinander zu setzen oder wirklich vor Ort damit konfrontiert zu werden.
Der freundliche und hilfsbereite Security unseres Quartiers erklärt uns, daß die Jungs eher im Auftrag größerer Strukturen unterwegs sind, wir ihnen nicht helfen, wenn wir ihnen Geld geben, trotzdem, es ist hart, auch junge Himbafrauen mit Kleinkind auf dem Rücken freundlich aber bestimmt abzuweisen fällt uns nicht leicht. Das Thema wird uns auf der Reise öfter einholen. Wir trösten uns mit den Projekten, die wir unterwegs ein bißchen unterstützen können.

Beim Stadtbummel kommen wir auch am Craft Centre in den alten Brauerei vorbei und die Straßenbemalung tröstet mich etwas. In Berlin habe ich einmal die Performance einer Namibischen Drag Queen Gruppe gesehen, tolle Leute. 1 Woche später wird das Anti-Homosexualitäts Gesetz gekippt werden.



Das Craft Centre gefällt uns gut und wir beschließen, am Ende der Reise hier einige Mitbringsel zu kaufen.

Aufgrund der vielen Warnungen vor nächtlichen Stadtbummeln gehen wir früh schlafen, der Flug steckt uns ja auch noch in den Knochen und sind gespannt auf den nächsten Tag, an dem nur das Abholen des Mietwagens, der große Einkauf und die Fahrt nach Boscia auf dem Programm stehen.
Letzte Änderung: 13 Jul 2024 15:56 von Nan@. Begründung: satz machte so keinen Sinn ;)
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Hallo Nan@
Danke für den Teisebericht. Da lese ich bis nächsten Samstag gerne mit. Dann gehen wir auf unsere 45-tägige Reise.
lG brisen
SA: 2013 mit Tristan da Cunha und St. Helena, 2014, 2015, 2018, 2022
2024_Südnamibia und Nordwest SA im Südfrühling (gebucht)
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